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Thrombozyten

Thrombozyten sind für die Blutgerinnung wichtig. Wenn die Anzahl der Thrombozyten erhöht oder zu niedrig ist, kann dies auf eine Erkrankung hinweisen.

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Inhaltsverzeichnis
Die Aufnahme des Raster-Elktronenmikroskop zeigt Erythrozyten (rot), welche durch bereits aktivierte Thrombozyten (weiß) in einem fädigen Netz zusammenlagern

© Science Photo Library/ Eye of Science

Zusammenfassung:

  • Was sind Thrombozyten? Sie werden auch Blutplättchen genannt und sind die kleinsten Zellen des Blutes.  Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung und Wundheilung.
  • Normwerte: Lassen sich im Rahmen eines kleinen Blutbildes ermitteln, die Werte hängen vom Alter ab und unterscheiden sich bei Erwachsenen, Kindern, Jugendlichen und Babys
  • Thrombozyten erhöht? Es gibt verschiedene Ursachen, z.B. Infektion oder Eisenmangel
  • Thrombozyten zu niedrig? Ursachen reichen von Nährstoffmangel über Infekte bis hin zu schweren Erkrankungen wie einer Leukämie

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Was sind Thrombozyten?

Thrombozyten (auch Blutplättchen genannt) sind die kleinsten Zellen des Blutes und haben eine wesentliche Aufgabe: Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung und somit auch bei der Wundheilung. Die Bedeutung der Begriffe „Thrombozyten“ und „Blutplättchen“ lässt sich aus den altgriechischen Wörtern „Thrombos“ (Klumpen) und „Zytos“ (Zelle, Hülle) ableiten. 

Das Aussehen von Thrombozyten lässt sich ungefähr so beschreiben: Es sind dünne, flache Scheiben, die aufgrund ihrer geringen Größe (1 bis 4 Mikrometer) in die kleinsten Blutgefäße (Kapillare) gelangen und dort ihre Funktion ausüben können.

An einem Beispiel lässt sich anschaulich erklären, wie der Prozess der Blutgerinnung abläuft:

  • Wenn sich ein Mensch beim Gemüse schnipseln in den Finger schneidet und dabei ein Blutgefäß verletzt wird, entsteht dort schnell eine Blutung.
  • Das geschädigte Gewebe sendet daraufhin sofort Signale an die Blutplättchen, die zur Wunde strömen und sich an das umliegende Gewebe anheften.
  • Zahlreiche weitere Blutplättchen lagern sich ebenfalls an diesen Thrombozyten ab – so dichten sie die verletzte Stelle ab und stoppen die Blutung.
  • Außerdem geben Thrombozyten gerinnungsfördernde Substanzen ins Blut ab. So sorgt das Fibrin - ein Eiweiß, das wie ein Klebstoff wirkt - dafür, dass sich Blutzellen zu einem Pfropfen verflechten und den Verschluss der Wunde stabilisieren. 
Da Blutplättchen die Bildung eines Gerinnsels (Thrombus) auslösen können, spielen sie auch bei der Entstehung von Gefäßverschlüssen eine Rolle. Sie können zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

Wie alle Blutzellen werden auch die Thrombozyten im Knochenmark gebildet. Die durchschnittliche Lebensdauer der Blutplättchen liegt bei fünf bis zwölf Tagen. Sie werden hauptsächlich in der Milz abgebaut, aber auch in der Leber und Lunge.

Thrombozyten: Normwert(e)

Um die Thrombozytenanzahl festzustellen, reicht in der Regel ein kleines Blutbild. Den Thrombozyten-Wert bestimmt ein Arzt zum Beispiel in den folgenden Fällen:

  • vor oder nach einer Operation
  • bei einer Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten
  • bei Patienten, die eine Thrombose erlitten haben
  • bei Patienten, die eine auffällige Blutung aufweisen, etwa ein häufiges Nasenbluten
  • bei einer Routine-Blutuntersuchung


Bei Thrombozyten gelten folgende Normalwerte (auch Referenzwerte genannt):

  • Erwachsene: 150.000 bis 400.000/μl (Zellen/pro Mikroliter)
  • Kinder/Jugendliche (7 bis 17 Jahre): 200 bis 400/nl (Achtung: pro Nanoliter!)
  • Kinder (bis 6 Jahre): 150 bis 350/nl
  • Baby (erstes Lebensjahr): 100 bis 250/nl

Die Thrombozyten-Werte können allerdings von Labor zu Labor etwas unterschiedlich ausfallen. So liegt bei einem Labor die Obergrenze der Thrombozytenanzahl bei 450.000/µl (Mikroliter wird mit μl abgekürzt), für ein anderes Labor ist dieser Wert bereits deutlich erhöht.

Beachten Sie außerdem, dass ein abweichender Thrombozyten-Wert nicht automatisch eine Erkrankung bedeuten muss. Auch der Menstruationszyklus, Stress oder selbst tageszeitliche Schwankungen können die Blutwerte beeinflussen. Im Zweifelsfall wird der Arzt das Ergebnis mit einer erneuten Blutanalyse überprüfen lassen.
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Thrombozyten erhöht: Ursachen

Ist die Anzahl der Thrombozyten zu hoch, bezeichnen Ärzte dies als Thrombozytose. Die Ursachen für zu hohe Werte der Blutplättchen sind vielfältig. Sie reichen von einem Eisenmangel bis zu einer Infektion oder einer sehr schweren Erkrankung, wie der folgende Überblick zeigt.

Mögliche Ursachen, wenn die Thrombozyten zu hoch sind:

  • Akute Infektion, zum Beispiel Magen-Darm-Infekt, Lungenentzündung
  • Chronisch-entzündliche Erkrankungen, zum Beispiel rheumatoide Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa), Sarkoidose (eine Erkrankung, bei der sich kleine Gewebeknötchen in Organen ablagern können) oder Tuberkulose
  • Gefäßentzündungen, zum Beispiel Kawasaki-Syndrom
  • Bestimmte Formen der Blutarmut, etwa aufgrund einer Sichelzellkrankheit (die roten Blutkörperchen sind verformt)
  • Myeloproliferative Neoplasien: Eine Gruppe von seltenen Bluterkrankungen wie die Essentielle Thrombozythämie oder Polycythämia vera
  • Tumore, zum Beispiel Lungenkrebs
  • Operative Entfernung der Milz (Splenektomie)
  • Bestimmte Medikamente, etwa Glukokortikoide, Erythropoetin (ein Hormon, das die Bildung von roten Blutkörperchen fördert)
  • Ein (ausgeprägter) Eisenmangel

Auch nach einer Operation oder einem Unfall (zum Beispiel Sportunfall) kann die Anzahl der Thrombozyten erhöht sein. Studien zeigen zudem, dass durch intensive körperliche Belastung oder durch Stress ebenfalls eine gesteigerte Aktivität der Blutplättchen entstehen kann. Das bedeutet, dass dann vermehrt Blutplättchen gebildet werden oder eine höhere Menge bestimmter Substanzen wie etwa der Plättchenfaktor PF-4 ausgeschüttet wird, der Entzündungsreaktionen, aber auch die Blutgerinnung fördert.

Wenn die Thrombozyten-Anzahl nur leicht erhöht ist, treten in der Regel keine Symptome auf. Ist sie hingegen deutlich zu hoch, kann der Betroffene an Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen (Tinnitus), Sehproblemen, Nasen- oder Zahnfleischbluten leiden. Es besteht zudem ein erhöhtes Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels. 

Thrombozyten zu niedrig: Ursachen

Ist der Thrombozyten-Wert zu niedrig (also unter 150.000 Zellen pro Mikroliter), sprechen Ärzte von einer Thrombozytopenie. Sind zu wenig Thrombozyten im Blut vorhanden, kann dies daran liegen, dass das das Knochenmark nicht ausreichend Blutplättchen bildet oder zu viele Thrombozyten zerstört werden.

Die Ursache, wenn die Thrombozyten zu niedrig sind, kann verschieden sein. Ein Grund kann ein Nährstoffmangel sein, aber auch eine Erkrankung kommt in Frage, zum Beispiel einen Infekt oder Leukämie).

Folgende Ursachen können für zu niedrige Thrombozyten-Werte verantwortlich sein:

  • Starke Blutung
  • Infektion, zum Beispiel mit dem Hepatitis C-Virus, HIV, Epstein-Barr-Virus (häufiger Auslöser von Pfeifferschem Drüsenfieber), Malaria-Erreger
  • Bestimmte rheumatische Erkrankungen wie Lupus erythematodes sowie einige Rheuma-Medikamente (Antirheumatika)
  • Blutvergiftung (Sepsis): der Körper reagiert auf eine Infektion mit einer körperweiten Entzündungsreaktion, wodurch sich der Blutfluss verändert und das Blut schneller gerinnt.
  • Das Immunsystem hält gesunde Blutplättchen fälschlicherweise für krank und greift sie an. Man spricht von einer Autoimmunerkrankung. Ein Beispiel ist die Immunthrombozytopenie (ITP).
  • Knochenmarkserkrankung, zum Beispiel Myelodysplastisches Syndrom (Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen zu wenig funktionsfähige Blutzellen gebildet werden), Aplastische Anämie (eine Erkrankung, bei der die Zellen des Knochenmarks beschädigt sind und zu wenig Blutzellen produzieren) oder Metastasen im Knochenmark aufgrund einer Krebserkrankung
  • Blutkrebs, zum Beispiel akute myeloische Leukämie (eine bösartige Erkrankung, bei der unreife Vorstufen (myeloische Zellen) der roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen und Blutplättchen entarten und sich unkontrolliert vermehren)
  • Knochenmarksschädigung, etwa durch ionisierende Strahlung
  • Bestimmte Medikamente, zum Beispiel Heparin zur Vorbeugung und Behandlung von Blutgerinnseln, einige Antibiotika zur Bekämpfung bakterieller Infektionen oder Chemotherapeutika zur Behandlung einer Krebserkrankung
  • Vergrößerte Milz/Überfunktion der Milz, zum Beispiel bei Leberzirrhose
  • Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP): Eine seltene Erkrankung, bei der vermehrt Blutgerinnsel entstehen. Weil für diese übermäßige Bildung schneller Blutplättchen  verbraucht  als nachgebildet werden, entsteht ein stark verringerter Thrombozyten-Wert
  • Angeborene Erkrankungen wie das Wiscott-Aldrich-Syndrom (eine Immundefektkrankheit)
  • Mangel an Vitamin B 12 oder Folsäure
  • Während einer Schwangerschaft kann sich das Blutbild verändern und der Thrombozyten-Wert zu niedrig sein. Bei einer komplikationslosen Schwangerschaft ist das aber in der Regel ungefährlich.

Zu niedrige Thrombozyten-Werte können – je nach Ausmaß - einige Folgen nach sich ziehen:

  • Sind die Thrombozyten-Werte etwas zu niedrig (unter 100.000 bis 50.000 Zellen pro Mikroliter), können bei Verletzungen längere Blutungen auftreten.
  • Fällt die Anzahl der Thrombozyten unter 50.000, können spontane Blutungen aus der Nase, vermehrt „blaue Flecken“ (Blutergüsse) und kleine, punktförmige Einblutungen (Petechien) auftreten. Petechien zeigen sich zum Beispiel in den Beinen, am Rücken oder in den Schleimhäuten (gut sichtbar am Gaumen).
  • Sinkt die Anzahl gar unter 25.000 ab, können gefährliche Spontanblutungen auftreten. In diesem Fall (Ärzte sprechen hier von einer schweren Thrombozytopenie) kann auch eine Blutplättchentransfusion notwendig sein.
Manche Betroffene geben bei den Symptomen auch Müdigkeit an. Diese stammt allerdings nicht von der niedrigen Thrombozyten-Anzahl, sondern wird in der Regel durch eine zugrundeliegende Erkrankung (etwa Leukämie) oder Behandlung (zum Beispiel Chemotherapie) verursacht.
Quellen
FOCUS-Gesundheit – Klinikliste 2025

© FOCUS-Gesundheit

Klinikliste 2025

FOCUS-Gesundheit 04/2024
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