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Lymphozyten

Lymphozyten sind für ein intaktes Immunsystem lebenswichtig. Erhöhte oder zu niedrige Werte können viele Ursachen haben. Wichtig ist, sie zu kennen.

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Inhaltsverzeichnis
3D Illustration von Lymphozyten umgeben von roten Blutkörperchen

© Dr Microbe / iStockphoto

Zusammenfassung:

  • Definition: Eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Sie bekämpfen Krankheitserreger wie Keime, Bakterien und Viren sowie veränderte körpereigene Zellen. Im Knochenmark und in der Thymusdrüse reifen sie heran und gelangen über den Blut- und Lymphstrom in den ganzen Körper.
  • Normalwerte: Die Lymphozyten-Werte werden anhand eines Differentialblutbildes oder Blutausstrichs überprüft. Der Abgleich erfolgt über Referenzdaten
  • Zu niedrige Lymphozyten-Werte – Folgen: Es kommt vermehrt zu Infektionen durch Bakterien, Viren & Co., weil dem Organismus Antikörper fehlen.
  • Zu niedrige Lymphozyten-Werte – Ursachen: HIV und Unterernährung sind die häufigsten Ursachen. Auch andere Virusinfektionen, Stress, Fasten, körperliche Belastung oder bestimmte Medikamente können Auslöser sein
  • Lymphozyten erhöht? Der Körper reagiert mit einer erhöhten Produktion von Abwehrzellen, somit steigt die Anzahl der Lymphozyten, Ursachen für erhöhte Werte: Akute oder chronische Virusinfektionen, einige Krebsarten oder chronisch-entzündliche Krankheiten

Was sind Lymphozyten?

Lymphozyten gehören - wie Granulozyten und Monozyten - zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Im Blut machen sie aber nur einen geringen Teil aus.  Die meisten Lymphozyten-Zellen befinden sich in den lymphatischen Organen wie der Thymusdrüse, Milz oder in den Mandeln und Lymphknoten. Außerdem kommen sie in der Lymphe vor, einer wässrigen Flüssigkeit in den Lymphgefäßen, die sich wiederum wie ein fein verzweigtes Netzwerk durch den ganzen Körper hindurchziehen.

Die Funktion der Lymphozyten besteht darin, Krankheitserreger wie Bakterien und Viren sowie veränderte körpereigene Zellen zu erkennen und gezielt zu beseitigen. Außerdem sorgen sie dafür, dass der Körper sich an Erreger, mit denen er schon in Kontakt war, „erinnert“. Lymphozyten sind demnach unerlässlich für ein funktionierendes Immunsystem.

Man unterscheidet drei Arten von Lymphozyten:

  • B-Zellen (B-Lymphozyten), ca. 15 Prozent Anteil der Lymphozyten
  • T-Zellen (T-Lymphozyten), ca. 75 Prozent Anteil der Lymphozyten
  • Natürliche Killerzellen (NK), ca. 10 Prozent Anteil der Lymphozyten

Alle drei Untergruppen von Lymphozyten entstehen im Knochenmark. Je nachdem, an welchem Ort die Lymphozyten endgültig reifen, kategorisiert man diese in B-Zellen und T-Zellen: B-Lymphozyten reifen im Knochenmark schon zu funktionstüchtigen Abwehrzellen heran, während sich die T-Lymphozyten in der Thymusdrüse, einem kleinen Organ im Brustbereich, vollständig entwickeln. Die B-Zellen und die natürlichen Killerzellen wandern vom Knochenmark direkt ins Blut und Körpergewebe. Die T-Zellen gelangen dagegen vom Thymus über den Blut- und Lymphstrom in alle Regionen des Körpers.

Die Aufgabe der Lymphozyten

Alle Typen von Lymphozyten sind wie Teamplayer, die sich gegenseitig unterstützen. Jede Zellgruppe übernimmt dabei ihre eigenen Aufgaben:

  • B-Lymphozyten: Sie produzieren Antikörper, kleine Eiweißmoleküle, die sich an Krankheitserreger heften und sie so als Feinde erkennbar machen.
  • T-Lymphozyten: Sie steuern das gesamte Immunsystem, indem sie mit anderen Zellen in Verbindung stehen, verschiedene Botenstoffe aussenden und Bestandteile der Abwehr aktivieren, beispielsweise B-Zellen. T-Zellen sorgen zudem dafür, dass sich der Körper an Erreger, die er schon mal bekämpft hat, erinnert. Einige T-Lymphozyten entwickeln sich zu Gedächtniszellen. Diese können mehrere Jahre im Körper überleben. Begegnen Gedächtniszellen erneut einem Antigen (ein Stoff, den der Körper als fremd einstuft und Antikörper dagegen bildet), erkennen sie es sofort und kurbeln die Antikörper-Produktion an. Diese spezifische Immunreaktion ist der Grund, warum Menschen nur einmal an einer Infektion wie Windpocken, Masern oder Röteln erkranken.
  • Natürliche Killerzellen: Sie vernichten Krebszellen und Körperzellen, die von Viren befallen sind. Dafür schütten sie so genannte Zytotoxine, also Zellgifte, aus.

Wie werden Lymphozyten untersucht?

Um die Menge und Beschaffenheit der einzelnen Lymphozytenarten im Blut zu überprüfen, reicht kein normales Blutbild, denn es gibt nur die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen wieder. Hierfür ist ein sogenanntes Differentialblutbild oder auch großes Blutbild (kleines Blutbild plus Differentialblutbild) notwendig und eventuell ein Blutausstrich. Dabei wird ein Tropfen Blut des Patienten auf ein Glasplättchen oder Ähnliches aufgetragen, ausgestrichen, getrocknet und bei Bedarf eingefärbt. Die Methode dient dazu, die Blutzellen voneinander zu unterscheiden. Auch ihr Aussehen lässt sich untersuchen, um mögliche Veränderungen der Form oder Größe erkennen zu können.

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Wann ein großes Blutbild, um Lymphozyten zu überprüfen?

Ratsam ist dies, wenn ein Patient an wiederkehrenden, schweren und ungewöhnlichen Infektionen durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten leidet. Ist die Zahl der Lymphozyten erniedrigt oder erhöht, kann das bei der Diagnose von Krankheiten helfen. Um eine ernste Ursache ausschließen zu können, können Ärzte eine mikroskopische Blutuntersuchung (Blutausstrich) durchführen lassen. Dabei lässt es sich feststellen, ob die Lymphozyten im Blut durch die Infektion aktiviert oder deaktiviert wurden und ob sie in Form und Entwicklungsstatus verändert sind. Dies kommt zum Beispiel bei bestimmten Formen von Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs (Lymphomen) vor. Gegebenenfalls folgen danach noch Bluttests auf spezielle Viren oder es werden Proben aus dem Knochenmark und den Lymphknoten entnommen.

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Lymphozyten: Normalwerte

Mit einem kleinen Blutbild können Ärzte die Gesamtzahl der Leukozyten ermitteln. Ob die Werte von der Norm abweichen, beurteilen Mediziner anhand von Referenzwerten. Der Normwert bei Erwachsenen liegt zwischen 4.000 und 10.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut. Die Obergrenze ist bei Männern und Frauen gleich und liegt bei 10.500 Leukozyten pro Mikroliter Blut. Ist die Ober- oder Untergrenze nach der Analyse über- oder unterschritten, können Ärzte die Leukozyten mithilfe eines Differentialblutbildes in ihre Unterformen aufschlüsseln.

Die Werte-Tabelle für Leukozyten:

Leukozyten-Anzahl für Frauen und Männer

Untergrenze 3.800 pro Mikroliter Blut
Obergrenze 10.500 pro Mikroliter Blut
Normwert für Erwachsene 4.000 – 10.000 pro Mikroliter Blut

 

Der Normwert für Lymphozyten liegt bei einem Anteil von 25 bis 33 Prozent der gesamten Leukozytenzahl. Das macht eine absolute Lymphozyten-Anzahl von ca. 1.000 bis 3.000 Zellen pro Mikroliter Blut aus. Geht der Lymphozyten-Wert darüber hinaus, sprechen Mediziner von einer Lymphozytose. Ist die Zahl geringer als 1.000, handelt es sich um einen Mangel an Lymphozyten, auch Lymphopenie genannt.

Aber: Eine zu niedrige Lymphozytenzahl muss nicht zwingend einen erkennbaren Mangel an den gesamten weißen Blutkörperchen bedeuten. Daher ist eine genaue Analyse des Blutes in seine einzelnen Bestandteile so entscheidend.

Wichtig: Weichen Ihre Ergebnisse von den genannten Normwerten ab, lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Einzelne Labordaten sind meistens nicht aussagekräftig, sondern immer in Zusammenhang mit anderen Werten, dem zeitlichen Verlauf oder Vorerkrankungen zu beurteilen. Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem behandelnden Arzt und bitten Sie ihn um eine Erklärung Ihrer Untersuchung.

Lymphozyten zu niedrig?

Sind zu wenig Lymphozyten im Blut vorhanden als der Referenzwert vorgibt, bezeichnen Ärzte das als Lymphopenie. Eine leichte Lymphopenie wird häufig zufällig entdeckt, wenn ein Großes Blutbild erstellt wird. Denn oft spüren Patienten bei einer schwach ausgeprägten Lymphopenie keine Symptome. Anders ist es bei einem erheblichen Mangel an Lymphozyten: Die Betroffenen können:

  • vergrößerte oder verkleinerte Lymphknoten,
  • kleine Mandeln,
  • eine vergrößerte Milz,
  • Fieber etc. haben.

All diese Anzeichen weisen auf ernsthafte Erkrankungen hin, die die erniedrigten Lymphozyten verursacht haben.

Lymphopenie: Was passiert im Körper?

Welche Auswirkungen erniedrigte Lymphozyten haben können, hängt davon ab, welcher Zelltyp betroffen ist.

  • Ein Mangel an B-Lymphozyten kann dazu führen, dass der Körper zu wenig Antikörper bildet. Die Folge: Es kommt vermehrt zu bakteriellen Infektionen.
  • Menschen mit wenig T-Lymphozyten oder natürlichen Killerzellen infizieren sich häufiger mit Viren, Pilzen oder Parasiten. Ein starker Mangel an Lymphozyten kann zu unkontrollierbaren Infektionen führen und sogar lebensbedrohlich werden.

Was ist die Ursache für zu niedrige Lymphozyten?

Eine Lymphopenie kann akut oder chronisch verlaufen. Bei der akuten Form tritt die verminderte Menge an Lymphozyten als Begleiterscheinung bestimmter Krankheiten auf und klingt dann wieder ab. Beim chronischen Verlauf bleibt sie über längere Zeit bestehen. Die Ursache ist dann eine langandauernde, mitunter chronische Erkrankung wie zum Beispiel HIV.

Die häufigsten Auslöser einer Lymphopenie sind HIV und Unterernährung. Auch andere Virusinfektionen wie Masern, Hepatitis, Grippe oder Covid-19 können die Ursache sein.

Verringerte Lymphozytenzahlen halten nur vorübergehend an, zum Beispiel:

  • beim Fasten,
  • bei starker körperlicher Belastung,
  • bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B.  Kortison) oder einer Chemotherapie und/oder Strahlentherapie bei Krebs.

Hinter einer chronisch verlaufenden Lymphopenie stecken meistens schwerwiegende Erkrankungen wie Leukämie, Lymphome oder rheumatoide Arthritis. Auch bei dauerhaftem Stress kann es zu niedrigen Lymphozyten kommen, weil die Immunzellen sich weniger vermehren und gleichzeitig inaktiver sind. Das schwächt das gesamte Immunsystem.

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Lymphozyten erhöht?

Wenn die Lymphozyten zu hoch sind, heißt das in der Medizin Lymphozytose. Diese löst bei den Betroffenen in der Regel keine Beschwerden aus. Die Symptome ergeben sich eher aus der Infektion oder Krankheit, die sie verursacht hat.

Die häufigste Ursache für erhöhte Lymphozyten ist – wie bei zu niedrigen Werten – eine akute oder chronische Virusinfektion. Dazu gehören beispielsweise Pfeiffersches Drüsenfieber, Röteln oder Keuchhusten. Manche bakteriellen Infekte (zum Beispiel Tuberkulose), spezielle Krebsarten oder die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können die Anzahl der Lymphozyten ebenfalls in die Höhe treiben.

Wenn die Ursache noch unklar ist, können ein Differentialblutbild und eventuell ein Blutausstrich weiterhelfen. So kann der Arzt die einzelnen Typen der Lymphozyten (T-Zellen, B-Zellen, natürliche Killerzellen) genau bestimmen, die im Blut überpräsent sind. Denn: Als Reaktion auf Infektionen oder Krankheiten verlangt der Körper mehr Abwehrzellen. Die Lymphozyten-Produktion steigt im Knochenmark sowie in den lymphatischen Organen an. Die Zellen gelangen ins Blut und sind dort messbar. Es können entweder alle drei Arten von Lymphozyten erhöht sein oder nur eine Zellgruppe der Lymphozyten.

Quellen
  • I care Anatomie Physiologie; Georg Thieme Verlag; 2. Auflage 2020; S. 310 ff.
  • Online-Informationen Charité Universitätsmedizin Berlin Cam­pus Vir­chow-Kli­ni­kum Kli­nik f. Päd­ia­trie m. S. On­ko­lo­gie und Hä­ma­to­lo­gie: www.kinderblutkrankheiten.de; Abruf: 17.01.2023
  • Online-Informationen Stiftung Leukämie: www.kompetenznetz-leukaemie.de; Abruf: 17.01.2023
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 17.01.2023
  • Online-Informationen Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de; Abruf: 18.01.2023
  • Online-Informationen Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatolgie e.V.: www.gpoh.de; Abruf: 17.01.2023
  • Online-Informationen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 18.01.2023
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