Stellen Sie sich vor, Ihr Leben ist bedroht. In Ihrem Körper tickt eine Zeitbombe, doch Sie sind ahnungslos. Ein einziger Arztbesuch könnte das ändern und Ihre Gesundheit erhalten. Aber Sie gehen nicht hin. Viele Menschen in Deutschland verhalten sich genau so. Sie ignorieren die freiwilligen Krebsvorsorgeuntersuchungen oder schieben sie auf die lange Bank. „Nur 42 Prozent nehmen regelmäßig Früherkennungstermine in Anspruch“, sagt Ursula Will vom Nationalen Krebspräventionszentrum in Heidelberg, das soeben eine repräsentative Umfrage zum Vorsorgeverhalten der Menschen in Deutschland abgeschlossen hat. 30 Prozent ignorieren die Vorsorge komplett, die restlichen nutzen die Angebote nur sporadisch. Die Gründe sind vielfältig – von A wie Angst bis Z wie Zeitmangel. Haltbar sind sie alle nicht. Hier erfahren Sie, wie Sie künftig besser für sich sorgen und welche Untersuchungen für Sie persönlich wichtig sind.
Angst vor dem Resultat
„Viele Menschen gehen aus Furcht vor dem Ergebnis nicht zur Krebsvorsorge“, weiß Ursula Will, Leiterin der Präventionsambulanz am Nationalen Krebspräventionszentrum. Die Angst ist verständlich – aber alles andere als ein guter Ratgeber. Wird Krebs rechtzeitig erkannt, ist er in vielen Fällen heilbar. Mehr als die Hälfte aller Betroffenen kann heute mit dauerhafter Heilung rechnen. In der Regel gilt: Je früher eine Therapie einsetzt, desto größer ist die Chance, die Krankheit zu besiegen. Etwa bei Brustkrebs: „Werden Tumoren in der Brust früh entdeckt, solange sie noch weniger als zehn Millimeter Durchmesser haben, liegen die Heilungschancen bei über 90 Prozent“, sagt Will.
Besonders wirkungsvoll sind Früherkennungsuntersuchungen bei Darm- und Gebärmutterhalskrebs. „Hier spüren Ärztinnen und Ärzte beim Screening häufig Vorstufen auf und können diese entfernen, bevor Krebs überhaupt entsteht“, betont die Expertin für Krebsprävention. Dann lässt sich eine Erkrankung durch das Screening sogar verhindern.
Gebärmutterhalskrebs
Krebsvorstufen, die bei der Früherkennungsuntersuchung entdeckt werden, können in einem Eingriff entfernt werden, bevor sie zu Tumoren werden.
Das bringt es: Seit Einführung des Screenings ist die jährliche Zahl der Neuerkrankungen um 60 bis 70 Prozent zurückgegangen. Bevor es ein Früherkennungsangebot gab, war das Zervixkarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen – heute rangiert es nur noch auf Platz zwölf.
Darauf haben Sie Anspruch: Zusätzlich zur jährlichen gynäkologischen Untersuchung können Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren einmal im Jahr einen sogenannten PAP-Abstrich erhalten. Dabei werden Zellen vom Gebärmutterhals (Zervix) abgestrichen und mikroskopisch auf Veränderungen untersucht. Frauen ab 35 haben alle drei Jahre Anspruch auf einen Abstrich, der zusätzlich auf humane Papillomviren (HPV) untersucht wird – die Hauptverursacher von Gebärmutterhalskrebs.
Das ist wichtig: Auch Frauen, die gegen HPV geimpft sind, sollten die Früherkennungsuntersu- chung in der gynäkologischen Praxis wahrnehmen.
Das sagt der Experte: „Beim Gebärmutterhalskrebs haben wir eine besondere Ausgangssituation: Wir können ohne großen Eingriff quasi direkt auf den Gebärmutterhals schauen und bei regelmäßiger Teilnahme am Screening Tumoren meist schon früh oder sogar als Vorstufen identifizieren“, sagt Annette Hasenburg, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit der Universität Mainz. Diese Vorstufen lassen sich entfernen, bevor Krebs überhaupt entsteht. „Zudem verfügen wir über eine Schutzimpfung gegen die häufigste Ursache für Gebärmutterhalskrebs. Das sind Chancen, die jede Frau für sich nutzen sollte.“
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Ich doch nicht!
„Manche nehmen sich schlicht nicht die Zeit für einen Untersuchungstermin“, sagt Ursula Will. „Und ein nicht unerheblicher Teil der Befragten schätzt das eigene Risiko, an Krebs zu erkranken, als viel zu gering ein.“ Tatsache ist: Jedes Jahr erhalten rund 500.000 Menschen in Deutschland eine Krebsdiagnose. Mehr als zwei von fünf Frauen (43 Prozent) und etwa jeder zweite Mann (51 Prozent) sind im Laufe ihres Lebens von einem Tumor betroffen. Grundsätzlich ist also niemand vor einer Krebserkrankung gefeit. Statistisch treten fast alle Krebsarten bei älteren Menschen sehr viel häufiger auf als bei jüngeren.
So ist Prostatakrebs bei Männern unter 50 Jahren selten: Unter 1.000 Männern im Alter von 35 Jahren muss nur einer vor seinem 45. Geburtstag mit einer Erkrankung rechnen. Dagegen werden bei 75-Jährigen im nächsten Lebensjahrzehnt 70 von 1.000 voraussichtlich einen Tumor in der Vorsteherdrüse entwickeln. Das Risiko für diese Krebserkrankung steigt bereits ab 45 an. Neuere Studiendaten belegen, dass sich der häufig diskutierte PSA-Wert, also das Niveau des Prostata-spezifischen Antigens im Blut, in dieser Altersgruppe als Marker eignet. Mit ihm lässt sich das individuelle Risiko bestimmen – als Grundlage für eine gezieltere Früherkennung.
Prostatakrebs
Wird Prostatakrebs erkannt, solange er noch lokal begrenzt ist, sind die Heilungschancen gut. Um ein geeignetes Screening ringen Fachleute jedoch seit Jahren.
Das bringt es: Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Jährlich erkranken rund 65.820 Männer daran. Früh erkannt, solange er auf die Prostata begrenzt ist und noch langsam wächst, ist er meist heilbar.
Darauf haben Sie Anspruch: Männer ab 45 Jahren können einmal jährlich an der Vorsorge teilnehmen. Sie umfasst ein Arztgespräch, eine Untersuchung der Geschlechtsorgane und Lymphknoten in der Leiste und ein Abtasten der Prostata vom Enddarm aus.
Das ist wichtig: Die Tastuntersuchung gilt als unzuverlässig. Ertasten lassen sich in der Regel nur Tumoren, die bereits fortgeschritten sind. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie empfiehlt daher Männern ab 45 Jahren, einen PSA-Test durchführen zu lassen. Dieser muss zur Früherkennung jedoch selbst bezahlt werden ( 25 bis 35 Euro).
Das sagt der Experte: „Was viele nicht wissen: Der PSA-Wert ist bei Männern zwischen 45 und 50 Jahren am aussagekräftigsten“, erklärt Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf und Abteilungsleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „Wir können damit eine Vorhersage treffen, wie groß das individuelle Risiko ist, in den nächsten 25 Jahren an Prostatakrebs zu erkranken. Anhand des Wertes sprechen wir Empfehlungen aus, ob das PSA-Screening in fünf oder bereits in zwei Jahren wiederholt werden sollte oder ob unmittelbarer Handlungsbedarf – etwa eine MRT-Untersuchung – besteht. Damit können wir vielen Männern eine Biopsie ersparen.“
Auch beim Darmkrebs ist mehr als die Hälfte der Betroffenen 70 Jahre und älter; nur etwa zehn Prozent der Erkrankungen treten vor dem 55. Lebensjahr auf. Ab 50 Jahren bei Männern und 55 Jahren bei Frauen gehen Fachleute von einem steigenden Risiko aus. Ab diesem Alter wird deshalb die kostenlose Vorsorge angeboten. „Die Altersempfehlungen für Früherkennungsuntersuchungen basieren auf wissenschaftlichen Daten und einer daraus abgeleiteten statistischen Wahrscheinlichkeit, in einem bestimmten Lebensalter an einer Krebsart zu erkranken“, erklärt Will.
Darmkrebs-Screening
Bei der Darmspiegelung (Koloskopie) wird der gesamte Dickdarm auf Tumoren und Polypen untersucht. Krebsvorstufen können direkt bei der Untersuchung entfernt werden.
Das bringt es: Das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, reduziert sich um 70 Prozent; die Gefahr, daran zu erkranken, sinkt um etwa 60 Prozent, so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Darauf haben Sie Anspruch: Koloskopie beim niedergelassenen Gastroenterologen oder in der Klinik. Für gesetzlich versicherte Männer ab 50, Frauen ab 55. Bei unauffälligem Ergebnis Wiederholung nach zehn Jahren. Alternativ: kostenloser Stuhltest. Zwischen 50 und 54 Jahren jährlich, ab dem 55. Geburtstag alle zwei Jahre.
Das ist wichtig: Bei einem familiären Darmkrebsrisiko (siehe unten) kann eine humangenetische Untersuchung in einem qualifizierten Zentrum sinnvoll sein. Sie klärt ab, ob Sie Risikomutationen tragen und ein intensiveres Früherkennungsprogramm benötigen.
Das sagt der Experte: „Die immunologischen Stuhltests sind heute sehr sensitiv und spezifisch“, erklärt Till Wehrmann, Facharzt für Gastroenterologie an der DKD Helios Klinik Wiesbaden. „Dennoch würde ich die Darmspiegelung vorziehen, weil wir nicht nur mehr sehen, sondern auch unterschei den können, ob es sich um eine gutartige Veränderung, eine Krebsvorstufe oder bereits um Krebs handelt.“ Vor der Koloskopie selbst müsse niemand Angst haben. Dank Anästhesie verschlafen die meisten die Untersuchung. „Unangenehm ist nur noch das Abführen zur Vorbereitung, doch die Abführmittel sind heute viel verträglicher und erfordern deutlich geringere Trinkmengen als früher“, so Wehrmann. Wer dennoch den Stuhltest bevorzugt, sollte ihn laut Wehrmann jährlich durchführen lassen. Bei positivem Stuhltest ist innerhalb von vier Wochen eine Koloskopie erforderlich.
Genetisch bedingter Darmkrebs
Anzeichen für ein erhöhtes familiäres Risiko
Ist in Ihrer Familie ...
... ein enger Verwandter an Darmkrebs erkrankt?
... eine Person unter 60 Jahren an Darmkrebs erkrankt?
...bei mindestens zwei Personen eine Darmkrebserkrankung aufgetreten?
... eine Person außer an Darmkrebs auch noch an einem anderen Krebs erkrankt?
Haben Sie eine oder mehrere Fragen als zutreffend angekreuzt, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Schritte für die Abklärung Ihres Risikos erforderlich sind. Mehr Infos unter www.felix-burda-stiftung.de
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Familiär vorbelastet?
Kommt eine bestimmte Krebsart in einer Familie gehäuft vor und zum Teil bereits in jungen Jahren, so kann dies ein Hiweis auf eine genetische Vorbelastung in der Familie sein. „Das heißt, dass in der Familie bestimmte Genvarianten auftreten, die das Risiko für diese Krebserkrankung erhöhen“, sagt Will. So erkranken etwa 70 von 100 Frauen mit einer Mutation im BCRA1- oder BCRA2-Gen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs – bei Frauen ohne genetische Vorbelastung sind es etwa 13 von 100.
Zudem trifft der Krebs die Betroffenen mit BCRA-Mutation meist 20 Jahre früher. Veränderungen in diesem Gen stehen zudem im Zusammenhang mit weiteren familiär gehäuften Krebserkrankungen, etwa der Eierstöcke oder der Prostata. Auch beim Darmkrebs kennt man heute eine ganze Reihe von Mutationen und Genvarianten, die das Erkrankungsrisiko bereits in jungen Jahren deutlich erhöhen. „Besteht der Verdacht auf familiären Krebs, kann eine humangenetische Beratung sinnvoll sein“, sagt Will. „Bestätigt er sich, kann Früherkennung bereits in jüngeren Jahren oder kürzeren Zeitintervallen angezeigt sein.“
Mammografie-Screening
Die spezielle Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust kann Tumoren früh erkennen und so die Heilungschancen erhöhen. Oft ermöglicht das eine mildere Therapie.
Das bringt es: Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Etwa jede achte ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Von 1.000 Screening-Teilnehmerinnen überleben zwei bis sechs dank früher Diagnose. Insgesamt erhalten 30 von 1.000 Frauen zunächst einen auffälligen Befund. Von ihnen dürfen 24 nach weiteren Untersuchungen aufatmen, weil sich der Verdacht nicht bestätigt.
Darauf haben Sie Anspruch: Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bekommen alle zwei Jahre eine Einladung zur Mam- mografie mit einem Terminvorschlag im zuständigen Screening-Zentrum. Seit Juli 2024 ist die Vorsorge auch Frauen von 70 bis 75 Jahren zugänglich, allersdings ohne Einladung. Die Terminvereinbarung in einem wohnortnahen Zentrum ist auf eigene Initiative möglich. Kontaktdaten: mammo-programm.de.
Das ist wichtig: Zusätzlich erfolgt bei Frauen ab 30 eine Tastuntersuchung im Rahmen der jährlichen Vorsorge in der gynäkologischen Praxis. Frauen sollten außerdem selbst regelmäßig ihre Brust abtasten (siehe Kasten unten).
Das sagt die Expertin: „Dank Früherkennung und individueller Behandlungsmethoden können wir heute etwa 80 Prozent aller Frauen mit der Diagnose Brustkrebs heilen“, erklärt Nadia Harbeck, Leiterin des Brustzentrums am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Am besten sind die Heilungschancen bei früh erkannten Tumoren. „Dann haben wir die Möglichkeit, sehr schonend zu operieren und Medikamente deutlich geringer zu dosieren“, so Harbeck. „Bei manchen Frauen mit einem sogenannten hormonabhängigen Brustkrebs können wir sogar ganz auf die Chemotherapie verzichten.“
Angst vor der Röntgenstrahlung bei der Mammografie müsse niemand haben. „Die Strahlenbelastung ist heute äußerst gering“, versichert die Ärztin.
Brust abtasten
So wird’s gemacht:
Einmal im Monat, idealerweise eine Woche nach Beginn der Regel, die Brust auf Veränderungen untersuchen
❶ Betrachten Sie Ihre nackte Brust im Spiegel von allen Seiten. Heben Sie dabei einmal die Arme.
❷ Tasten Sie die Brust mit der flachen Hand vom äußeren Rand spiralförmig bis zur Mitte der Brustwarze ab. Drücken Sie dabei Ihre Finger leicht in das Gewebe, so als würden Sie Klaviertasten drücken. Fahren Sie mit der gleichen Technik die Bereiche Richtung Schlüsselbein sowie Achseln ab.
❸ Drücken Sie die Brustwarze leicht zusammen, um zu sehen, ob Flüssigkeit herauskommt.
❹ Wiederholen Sie das Abtasten im Liegen.
Gehen Sie zum Arzt, wenn Sie Knoten ertasten. Sie fühlen sich fest an und lassen sich nicht verschieben. Auch Absonderungen aus der Brust, ein veränderter Größenunterschied, ein abweichendes Verhalten der Brüste beim Heben der Arme sowie Rötungen und Entzündungen der Haut sollte man abklären lassen. Mehr Infos unter www.krebshilfe.de
Wirklich nützlich?
Sinnvoll ist Früherkennung dann, wenn eine frühe Diagnose zur Heilung oder zu einer längeren Überlebenszeit führt. Wer lediglich länger mit dem Wissen um seine Krankheit lebt, hat nichts gewonnen. Bevor neue Screening-Programme eingeführt oder bestehende erweitert werden, prüft zunächst das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln die Vor- und Nachteile. „Nur wenn wir uns aufgrund der Datenlage sicher sind, dass die Vorteile eines Screenings gegenüber den möglichen Nachteilen überwiegen, sprechen wir eine Empfehlung für die Einführung aus“, betont Stefan Sauerland. Der Medizinprofessor leitet am IQWiG das Ressort „nichtmedikamentöse Verfahren“, zu denen unter anderem die Methoden zur Diagnostik von Erkrankungen sowie die Früherkennungs-Screenings zählen.
So hat er jetzt mit seinem Team die Sinnhaftigkeit eines Lungenkrebs-Screenings für starke Raucher geprüft. Wer 20 Jahre lang täglich mindestens eine Packung Zigaretten oder zehn Jahre lang mindestens zwei Packungen pro Tag geraucht hat und 50 bis 75 Jahre alt ist, könnte künftig von einer Untersuchung mit niedrig dosierter Computertomografie profitieren. „Laut Studien könnte so in der Risikogruppe einer von fünf Todesfällen durch Lungenkrebs verhindert werden“, so Sauerland.
Für weniger starke Raucher sei das Screening dagegen nicht geeignet. „Neben der Strahlenbelastung besteht auch die Gefahr, dass kleine, meist harmlose Auffälligkeiten entdeckt werden, die unnötige belastende Folgeuntersuchungen nach sich ziehen.“ Am Ende entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) auf Basis der IQWiG-Empfehlung, ob eine Früherkennungsuntersuchung zur Kassenleistung wird oder nicht. Die Entscheidung über das Lungenkrebs-Screening fällt spätestens Ende 2025.
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Dem Krebs ins Handwerk pfuschen
Wie hoch Ihr eigenes Krebsrisiko ist, können Sie ein Stück weit selbst beeinflussen. Zu den effektivsten Maßnahmen zählen Impfungen: Eine HPV-Impfung wirkt gegen Gebärmutterhalskrebs, die Hepatitis-B-Impfung senkt das Risiko für Leberkrebs.
HPV-Impfung
So profitieren Männer und Frauen:
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 6.250 Frauen und circa 1.600 Männer an Karzinomen, die auf HPV-Infektionen zurückzuführen sind. Diese treten im Bereich der Zervix, Vagina, Vulva bzw. des Penis sowie im Bereich von Anus und Oropharynx (mittlerer Rachen) auf. Am häufigsten ist das Zervixkarzinom mit jährlich ca. 4.600 neuen Erkrankungen. Pro Jahr versterben ca. 1.500 bis 1.600 Frauen daran.
Empfohlen ist die HPV-Impfung von der STIKO für Mädchen und Jungen ab neun Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen.
Auch ein gesunder Lebensstil beugt vor. Wichtige Regel: Weg mit dem Glimmstängel! Rauchen ist für 25 bis 30 Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich, bei Lungenkrebstoten sogar für bis zu 90 Prozent.
Achten Sie außerdem auf ein gesundes Körpergewicht – Adipositas gilt als Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten. Wer körperlich aktiv ist, reduziert das Krebsrisiko. Besonders gut belegt ist dies für Dickdarmkrebs, Gebärmutterkörperkrebs und Brustkrebs nach den Wechseljahren. Bewegen Sie sich mindestens 150 Minuten pro Woche moderat oder mindestens 75 Minuten intensiv.
Zwar gibt es keine Anti-Krebs-Diät, doch eine ausgewogene Ernährung mit vorwiegend frischer und ballaststoffreicher Kost kann präventiv wirken. Mäßigung ist angesagt bei Wurst, Fleisch und Salz, zuckerhaltigen Getränken sowie Alkohol. Schon der tägliche Konsum von 0,3 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein fördert Darm-, Brust-, Leber- und Speiseröhrenkrebs. Hauptrisikofaktor für Hautkrebs sind Sonnenbrände. Schützen Sie deshalb Ihre Haut vor starker UV-Strahlung und verzichten Sie auf das Solarium.
FOCUS-Gesundheit 01/2025
Dieser Artikel ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in der Ausgabe Reha & Prävention 2025. Weitere Themen: Das Risiko für Folgeerkrankungen von Diabetes lässt sich deutlich reduzieren. Wie viel Vitamin D ist genug? Ein Experte klärt auf. Und vieles mehr.
Hautkrebs
Im frühen Stadium ist Hautkrebs fast immer heilbar. Beim Screening werden verdächtige Stellen biopsiert oder ganz entfernt und anschließend untersucht.
Das bringt es: Pro Jahr erkranken in Deutschland 250.000 Menschen an Hautkrebs – darunter etwa 220.000 an hellem Hautkrebs und etwa 23.000 am gefürchteten malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs. Dank früher Diagnose wird heute ein Großteil der Betroffenen geheilt.
Darauf haben Sie Anspruch: Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren können alle zwei Jahre am Screening teilnehmen. Die Untersuchung findet entweder in der Hausarztpraxis oder in der dermatologischen Praxis statt. Dabei scannen Arzt oder Ärztin den gesamten Körper nach Auffälligkeiten, die auf Hautkrebs hindeuten – darunter der besonders gefährliche schwarze Hautkrebs. Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten auch öfter oder bereits bei jüngeren Versicherten.
ABCDE-Regel:
Die sogenannte ABCDE-Regel gibt eine Orientierung für die Selbstuntersuchung.
Kurz: alles, was sich optisch von den übrigen Pigmentflecken deutlich unterscheidet („hässliches Entlein“). Besondere Vorsicht ist zudem geboten bei allen neu auftretenden Hautveränderungen, insbesondere wenn sie sich knotig (erbsen- oder kirschkernförmig) nach außen wölben.
„Rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen wären durch geeignete Präventionsmaßnahmen vermeidbar“, sagt Ursula Will. „Und sogar 50 bis 70 Prozent der krebsbedingten Todesfälle ließen sich durch das Zusammenspiel von Prävention und Früherkennung verhindern.“