Was ist Tollwut?
Tollwut ist eine Infektionskrankheit, die durch Tiere übertragen wird und das zentrale Nervensystem von Menschen schädigt. Ein anderer Name für die Tollwut ist Rabies. Die Verursacher der gefährlichen Erkrankung sind Lyssaviren. Dazu zählt das klassische Tollwut-Virus – das Rabiesvirus. Tollwut ist in vielen Teilen der Welt verbreitet. Hauptsächlich ist sie in Indien, China, Südostasien, Afrika und Ländern Mittel- und Südamerikas zu finden. Meist übertragen Tiere das Tollwut-Virus durch Bisse oder Kratzer auf den Menschen. Eine Ansteckung ist auch möglich, wenn Sie mit infiziertem Speichel in Kontakt kommen, etwa über offene Wunden oder die Schleimhäute.
Deutschland gilt als tollwutfrei
Eine Infektion mit dem Tollwut-Virus verläuft tödlich. Weltweit sterben jedes Jahr mindestens 59.000 Menschen an der Erkrankung, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Deutschland und viele andere Länder Europas gelten mittlerweile offiziell als „tollwutfrei“: Seit 2006 ist hierzulande kein Fall mehr bei Wild- oder Haustieren registriert worden. Lange Zeit war besonders die Übertragung des Virus durch den Rotfuchs gefürchtet. Heute scheint die Tollwut vor allem unter Fledermäusen verbreitet zu sein.
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Die Tollwut-Impfung – wer braucht sie?
Das Risiko, sich in Deutschland mit Tollwut zu infizieren, gilt heutzutage als sehr gering. Selbst Tierärzte, Jäger, Wald- und Forstarbeiter, die lange Zeit als gefährdet galten, müssten sich nur dann impfen lassen, wenn die Wildtier-Tollwut in ihrer Region erneut auftreten würde. In Deutschland sind zwei Impfstoffe gegen Tollwut zugelassen.
Tollwut-Impfung: wer und wie oft?
Die Tollwut-Impfung ist nur für Personen ausdrücklich empfohlen, die regelmäßig mit Fledermäusen Kontakt haben. Zudem sollten sich Labormitarbeiter, die beruflich mit den Viren in Berührung kommen könnten, gegen Tollwut impfen lassen.
Impfen lassen sollten Sie sich auch, wenn Sie in Länder reisen, in denen Tollwut endemisch vorkommt, also unter Tieren sehr verbreitet ist. In diesen Regionen besteht eine erhöhte Infektionsgefahr, weshalb Reisenden eine Impfung empfohlen wird. Wer eine Reise plant, sollte sich einige Monate vorher von einem Reisemediziner oder in einem Tropeninstitut beraten lassen.
Auf die Frage nach dem Impfschutz für Touristen liefert das angepeilte Reiseziel ein klares „Ja oder Nein“ als Antwort. Als Risikogebiete für die Tollwut gelten:
- Asien
- Afrika
- Mittelamerika
- Südamerika
Folgende Empfehlungen gelten für Tollwut-Impfung:
- Seit April 2018 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO nur noch zwei Impfungen (in die Muskulatur) gegen Tollwut in einem Abstand von mindestens sieben Tagen.
- Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts rät Ärzten dagegen, nach den Fachinformationen der Impfstoff-Hersteller zu impfen: Drei Impfungen an den Tagen 0, 7, 21 (oder 28). Für Ärzte in Deutschland sind diese Herstellerangaben maßgebend.
- Eine Auffrischung der Tollwut-Impfung ist laut WHO nur nach einem Biss notwendig. Die Impfstoff-Hersteller raten jedoch zu einer erneuten Impfung nach fünf Jahren.
- Erleidet ein Nicht-Geimpfter eine Bissverletzung und besteht der Verdacht, dass das Tier Tollwut hatte, gilt: Der Betroffene sollte die Wunde gründlich mit Wasser und Seife reinigen, möglichst mit Alkohol oder Jod desinfizieren und sich dann schnellstmöglich nachimpfen lassen.
Tollwut-Symptome erkennen
Tollwut beim Menschen verläuft in drei Stadien. Die ersten Anzeichen in der Anfangsphase der Tollwut sind meist uncharakteristisch und können auch bei anderen Krankheiten auftreten:
- Kopfschmerzen
- Appetitlosigkeit
- manchmal Fieber
- Brennen, Jucken und Schmerzen der Bisswunde
Dann schließt sich die zweite Phase (neurologische Phase) an, die sich in zwei Formen äußern kann. Sie sind mit unterschiedlichen Symptomen verbunden und betreffen verschiedene Bereiche des Nervensystem: das Gehirn (enzephalitisch) sowie die Rückenmarksnerven und peripheren Nerven, die den gesamten Körper durchziehen.
- Enzephalitische Tollwut: Hier fallen wichtige Funktionen des Gehirns aus. Erkennen lässt sich dies, weil Betroffenen eine ausgeprägte Angst vor Wasser haben. Schon wenn sie Wasser sehen oder hören, entwickeln sie ernomen Ängste. Manche haben auch plötzlich Angst vor Zugluft. Die Patienten sind unruhig, bekommen Krämpfe in der Schlundmuskulatur, Schluckstörungen und einen ausgeprägten Speichelfluss. Die Krämpfe können sich auf andere Muskeln ausbreiten. Zudem schwankt der Gemütszustand zwischen Aggression und Depression hin und her.
- Paralytische Tollwut: Dabei enstehen Veränderungen an den Nerven des Rückenmarks und den peripheren Nerven, die in den Körper ziehen. Symptome sind Missempfindungen, Taubheitsgefühle, Muskelschwäche und Lähmungen, die unter anderem zu Schluckstörungen und einer gelähmten Atemmuskulatur führen.
Die dritte Phase der Tollwut ist das Koma. Patienten sterben innerhalb weniger Tage, meist infolge einer gelähmten Atem- oder Herzmuskulatur.
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Tollwut: Übertragung durch Säugetiere
Die Übertragung der Tollwut geschieht am häufigsten durch den Biss eines infizierten Tieres. Das Tollwut-Virus kommt bei Hunden, Füchsen, Fledermäusen, Katzen und vielen anderen Tieren vor. Es vermehrt sich in einem infizierten Tier zunächst im zentralen Nervensystem. Dann verbreiten sich die Erreger im gesamten Körper und finden sich schließlich im Speichel des Tieres wieder. Anstecken können sich Menschen nicht nur über einen Tierbiss, sondern auch über Hautverletzungen (Wunden, Kratzer) oder durch den direkten Kontakt von infektiösem Speichel mit der Schleimhaut.
Daneben ist eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch möglich. So gab es in der Vergangenheit einige Fälle, bei denen das Tollwut-Virus im Rahmen einer Organtransplantation übertragen wurde.
Tollwut: Inkubationszeit liegt bei einigen Wochen
Die Inkubationszeit bei Tollwut beträgt drei bis acht Wochen. Das ist die Zeitspanne zwischen der Ansteckung mit dem Tollwut-Virus und dem Ausbruch der Erkrankung. In Einzelfällen ist die Inkubatioszeit deutlich kürzer (selten unter neun Tagen) oder erheblich länger. Sogar ein oder mehrere Jahre nach einem Biss kann die Tollwut theoretisch noch ausbrechen. Wie viel Zeit bis zum Auftreten der ersten Symptome vergeht, hängt auch von dem Ort des Bisses ab. Die Inkubationszeit bei Tollwut ist kürzer, wenn der Biss in der Nähe des zentralen Nervensystems stattgefunden hat.
Tollwut: Behandlung nur der Symptome
Eine wirksame Tollwut-Therapie gibt es nicht. Ärzte können nur die Symtome behandeln, am besten in möglichst ruhiger Umgebung. Als hilfreich hat sich der Einsatz von Beruhigungsmitteln (Sedativa) erwiesen. Meist ist eine Behandlung der Tollwut auf der Intensivstation nötig, um die Symptome in den Griff zu bekommen.
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Tollwut: Verlauf ist meist tödlich
Die Tollwut endet fast ausnahmslos tödlich. Ist das Virus einmal in den Körper gelangt, wandert es entlang der Nervenbahnen ins Rückenmark und von dort ins Gehirn. Hier vermehrt es sich und breitet sich weiter im Körper aus.
Wenn das Virus das Gehirn noch nicht befallen hat, haben Ungeimpfte eine Überlebenschance: Bei Verdacht auf eine Tollwut-Infektion nach einem Tierbiss sollten sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen und sich nachimpfen lassen. Bei der aktiven Impfung injizieren Ärzte abgetötete Virusbestandteile, um das Immunsystem zu aktivieren – es bildet dann Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das Tollwut-Virus. Zudem verabreicht der Arzt fertige Antikörper (Tollwut-Immunglobuline), die das Tollwut-Virus direkt attackieren (passive Immunisierung).
Tollwut-Überlebende gibt es kaum. In manchen Fällen hatten Ärzte mit dem sogenannten Milwaukee-Protokoll Erfolg: Sie versetzten Patienten mit Tollwut einige Tage lang in ein tiefes Koma.
Quellen
- Online-Informationen Robert Koch Institut: www.rki.de; Abruf 06.04.2020
- Online-Informationen Weltgesundheitsorganisation (WHO) EU: www.who-rabies-bulletin.org; Abruf 06.04.2020
- Online-Informationen Weltgesundheitsorganisation (WHO): https://www.who.int; Abruf 06.04.2020
- Online-Informationen Auswärtiges Amt: www.auswaertiges-amt.de; Abruf 06.04.2020
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: www.dtg.org; Abruf 06.04.2020