Zusammenfassung
- Symptome: Panikattacken betreffen die Psyche, aber auch den Körper – typisch sind Ängste, Beklemmungsgefühle, Herzrasen, Schweißausbrüche, Atemnot
- Erste Hilfe und Behandlungen: Atemübungen, in Papiertüte atmen bei Hyperventilation, Muskeln entspannen, Ablenken; langfristig Psychotherapie, meist kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Medikamente, Sport, Selbsthilfe
- Ursachen: Liegen oft in der Kinderheit, aber auch Stress, emotionale Belastungen, negative Denkmuster, Ängste, Phobien
- Diagnose: Körperliche Erkrankungen als Ursachen ausschließen, z.B. mit körperlicher Untersuchung, Blutuntersuchung oder bildgebenden Verfahren (z.B. CT), spezifische Fragebögen
- Dauer: Panikattacken können unterschiedlich lang sein, Symptome verstärken in den ersten zehn Minunten, klingen dann wieder ab
- Vorbeugen –Tipps gegen Angst: z.B. durch Entspannung, Drogenverzicht, Sport/Bewegung, Veränderung negativer Denkmuster
- Definition: intensive Angstanfälle, die oft plötzlich und wie „ein Blitz aus heiterem Himmel“ entstehen – bei wiederholten Panikattacken liegt eine Panikstörung vor
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Panikattacken: Symptome sind oft sehr beängstigend
Panikattacken sind für Betroffene in der Regel sehr beängstigend, aber auch das Umfeld leidet oft bei den Angstanfällen mit. Nicht nur die Psyche der Betroffenen zeigt während der Panikattacke Symptome, sondern der gesamte Körper gerät in einen Ausnahmezustand. An folgenden Anzeichen können Sie Panikattacken erkennen:
- Psyche: Typisch für eine Panikattacke sind ein starkes Beklemmungsgefühl und massive Angst. Manche erleben während einer Panikattacke eine Depersonalisierung: das Gefühl, von sich abgelöst zu sein und neben sich zu stehen. Auch eine Derealisierung ist möglich. Dann erscheinen Gegenstände oder die Umgebung unwirklich („wie durch ein Milchglas“). Viele haben Angst, „verrückt“ zu werden oder oder sogar Todesangst.
- Herz: Der Körper schüttet vermehrt das Stresshormon Adrenalin aus. Dies bewirkt, dass sich die Blutgefäße verengen – so steigt bei Panikattacken der Blutdruck , das Herz schlägt schneller und Herzrasen kann auftreten.
- Lunge: Durch die Anspannung zieht sich die Brustmuskulatur zusammen und die Atmung wird flacher. Panikattacken sind oft mit Atemnot verbunden. Viele atmen sehr schnell ein und aus (sie hyperventilieren oder hecheln) und haben Angst, zu ersticken. Außerdem können Schmerzen im Brustbereich auftreten. Manche Menschen denken daher, sie hätten einen Herzinfarkt.
- Schwitzen und Blässe: Manche Betroffene schwitzen, erleben einen Kälteschauer („es läuft ihnen kalt über den Rücken“), zittern und erblassen. Auch ein trockener Mund ist möglich.
- Nerven: Es können Kribbelgefühle in den Armen oder Beinen sowie ein Eindruck der Gefühllosigkeit (man fühlt sich wie betäubt) einsetzen.
- Verdauung: Bei Panikattacken können ein flaues Gefühl im Magen, Übelkeit und Brechreiz entstehen.
- Schwindel- und Ohnmachtsgefühle: Betroffenen wird oft schwindelig und sie haben das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden und umzukipppen.
In den ersten zehn Minuten nehmen bei Panikattcken die Symptome deutlich an Stärke zu. Danach klingen sie langsam wieder ab. In der Regel dauert eine Panikattacke nicht länger als eine halbe Stunde. Viel länger könnte der Körper diesen Ausnahmezustand auch nicht aufrechterhalten.
Panikattacken loswerden – Erste Hilfe und Behandlungen
Bei einer Angsterkrankung gibt es laut Psychologen vier Komponenten, die eine zentrale Rolle spielen: die angstmachenden Gedanken, die angstmachenden Gefühle, die körperlichen Symptome und das angstaufrechterhaltende Verhalten.
Bei einer Panikattacke helfen zunächst einige bewährte „SOS-Methoden“ gegen die akuten körperlichen und psychischen Symptome. Die Panikattacken behandeln können Sie gut mit Hilfe einer Psychotherapie. Eine häufig angewendete Methode ist die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Sie setzt an den angstauslösenden Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen an. Auch Medikamente (Pharmakotherapie) können bei Panikattacken helfen. Manchmal ist auch eine Kombination aus KVT und Medikamenten hilfreich. Und: Wirkt die eine Behandlung nicht, ist die jeweils andere Therapieform eine Alternative.
Sofort- und Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einer Panikattacke
- Eine Atemübung machen: Wenn die Angst hochkommt, atmen Sie mehrmals intensiv ein- und aus: erst durch die Nase tief einatmen (dabei kann man sich vorstellen, die Luft bis in den Bauch zu saugen) und langsam (in drei kurzen Stößen) durch den Mund wieder ausatmen. Wichtig ist es, sich nur auf die tiefe Atmung zu konzentrieren und diese Übung solange durchzuführen, bis die Panik abklingt und Sie sich besser fühlen.
- Erste Hilfe bei Hyperventilation: Wer hypenventiliert, sollte sich sofort eine Papiertüte (keine Plastiktüte, hier droht Erstickungsgefahr!) oder ein Taschentuch vor Nase und Mund halten und darin ein- und ausatmen. Denn durch das schnelle Hecheln bei einer Hyperventilation wird dem Blut viel Kohlendioxid (CO2) entzogen, wodurch das Atemzentrum Probleme mit der automatischen Atmung bekommt. In der ausgeatmeten Luft befindet sich eine höhere Kohlendioxidmenge. So lässt das mehrmalige Einatmen dieser „gesammelten“ Luft in der Papiertüte den Kohlendioxidgehalt im Blut rasch wieder ansteigen. Dadurch wird dann das Atemzentrum wieder normal aktiviert.
- Die Muskeln entspannen: Anspannung fördert die Entstehung von Panikattaccken und verstärkt sie zudem. Am häufigsten sind die Schultern, der Nacken, die Gesichtsmuskulatur, die Hände und das Gesäß angespannt. Wer diese Anspannung bemerkt, konzentriert sich am besten auf jeden einzelnen Körperteil und versucht, diesen zu lockern.
- Gedanken auf etwas anderes richten: Bei einem aufsteigenden Angstgefühl sollten Sie nicht hektisch auf jede kleinste Körperreaktion achten, sondern sich gedanklich ablenken. Wenn Sie Ihre Konzentration auf etwas völlig anderes richten, wenden Sie den Blick weg von der Panik und nehmen ihr dadurch Energie. Sehen Sie sich zum Beispiel ein Bild im Raum im Detail an: Was ist darauf zu sehen? Welche Farben hat es? Was gefällt Ihnen daran? Diese Maßnahme stammt aus der Verhaltenstherapie und lenkt Sie von der Panikattacke ab.
Panikattacken behandeln durch kognitive Verhaltenstherapie
Wenn Sie Ihre Panikattacken loswerden möchten, hat sich die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als besonders wirksam erwiesen. Das Grundprinzip dieser Therapie ist: Jeder Mensch kann erlerntes Denken und Verhalten auch wieder verlernen. Dazu gehört auch der Umgang mit der Angst.
Während der kognitiven Verhaltenstherapie machen Sie sich Ihre Denkmuster und Verhaltensweisen rational bewusst. Dann üben Sie gemeinsam mit ihrem Therapeuten, beides so zu verändern, dass Sie mit bestimmten Situationen konstruktiver umgehen können. Dies betrifft sowohl die Symptome der Panikattacke als auch die Faktoren, die sie auslösen.
Am Anfang der Therapie gegen Panikattacken erklärt Ihnen der Therapeut, was genau bei einer Panikattacke im Körper geschieht und dass sie nicht gefährlich ist. Allein dieses Wissen vermindert bei vielen Betroffenen schon die Angst.
Eine der größten Befürchtungen bei einer Panikattacke ist es, ohnmächtig zu werden und umzukippen. Durch die Psychotherapie wird Ihnen klar, dass das Schwindel- und Beklemmungsgefühl keine körperliche Ursachen hat, sondern „nur“ durch die Angst entsteht. Je häufiger Sie sich dies bei einem Angstanfall vergegenwärtigen, desto weniger werden Sie das Gefühl haben, gleich umfallen. Vielen hilft es auch, sich über die körperlichen Symptome eines Herzinfarkts oder einer Erstickung genau zu informieren. Dann wissen sie zukünftig kraft Ihres Verstandes, dass Sie beides gerade nicht erleiden.
Darüber hinaus geht es in der kognitven Verhaltenstherapie auch um die Auslöser der Panik. Wer zum Beispiel in stressigen Arbeitsphasen eine Panikattacke bekommt, kann sich fragen, ob das eigene Leistungspensum nicht zu hoch ist, er sich vielleicht zu stark über berufliche Erfolge definiert und wie er im Alltag mehr entspannen kann.
Tritt die Angst hingegen in Situationen auf, in denen Sie sich in einer größeren Menschenansammlung (Restaurant, Supermarkt, Zug etc.) befinden, können Sie sich fragen, warum es gerade dort passiert? Sie sind eventuell zu perfektionistisch und befürchten, sich vor anderen zu blamieren? Dann ist der Perfektionismus und/oder eine Sozialphobie womöglich das Thema der Panikattacken-Therapie.
Es geht übrigens nicht darum, nie wieder Angst zu spüren. Das würde auch nicht funktionieren, denn sie ist eines der zentralen Gefühle des Menschen. Die Angst hilft uns nämlich bei echten Gefahren. Wir fliehen zum Beispiel schnell bei einem Feuer oder wechseln bei einem wütend bellenden Hund sofort die Straßenseite. Die kognitive Verhaltenstherapie hilft Ihnen vielmehr, Möglichkeiten zu finden, um die Angst zu reduzieren und gelassener mit ihr umzugehen. So können zum Beispiel Menschen mit einer Agoraphobie einen Tisch in der Nähe der Restauranttür wählen oder im Kino außen am Gang sitzen. Wenn ihre Angst dadurch geringer wird, hilft ihnen das bereits.
Eines sollten Menschen mit Panikattacken jedoch auf keinen Fall tun: die Orte oder Situationen meiden, welche die Angstgefühle auslösen! Denn dieses Vermeidungsverhahlten hält die Angst aufrecht und verstärkt sie oft anstatt sie einzudämmen. Wer zum Beispiel anfangs „nur“ jenen Supermarkt meidet, in dem er einen Angstanfall bekommen hat, macht eventuell bald um weitere Läden einen Bogen, um bloß nie wieder so etwas Furchtbares zu erleben. Irgendwann ist vielleicht das Einkaufen überhaupt nicht mehr möglich. Dann muss dies ein anderes Familienmitglied übernehmen oder ein Lieferant bringt die Lebensmittel. Doch selbst dadurch verschwindet die Furcht nicht, sondern kann in anderen Situationen auftreten, etwa in überfüllten Bahnhofshallen, im Bus oder im Konzert. In schweren Fällen verlassen Angstpatienten ihr Zuhause überhaupt nicht mehr.
Wenn die kognitive Verhaltenstherapie keine ausreichende Wirkung zeigt, können Medikamente eine Option gegen die Panikattacken sein. Auch die psychodynamische Psychotherapie kann eine Alternative zur KVT sein, wenn sie nicht die gewünschten Effekte zeigt. Sie leitet sich von der Psychoanalyse ab, die das Erleben und Verhalten als Zusammenwirken von bewussten und unbewussten Prozessen betrachtet.
In Deutschland gibt es oft lange Wartezeiten auf eine Psychotherapieplatz. Die KVT-basierte Internetintervention ist eine Möglichkeit zur Selbsthilfe (Bücher, Audiomaterial), um die Zeit bis zum Therapiebeginn zu überbrücken. Sie kann auch ein therapiebegleitende Maßnahme sein, bei der Sie Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. Als alleinige Therapiemethode ist die KVT per Internet aber nicht geeignet.
Panikattacken behandeln mittels Expositionstherapie
Menschen mit Panikattacken müssen lernen, nicht vor der Angst davonzulaufen oder gegen sie anzukämpfen (auch das kann sie verschlimmern), sondern sich ihr zu stellen. Dies ist das Grundprinzip der Expositionstherapie oder Konfrontationstherapie. Manche Experten bezeichnen sie als die wichtigste Methode, um Panikattacken langfristig erfolgreich zu meistern.
Sie suchen mit Ihrem Therapeuten gezielt einen Ort oder eine Situation auf, die schon einmal einen Panikanfall bei Ihnen ausgelöst hat. Entscheidend ist, dass Ihr Therapeut dabei ist. So können Sie keine Strategie anwenden, um Ihre Furcht zu lindern, etwa ein Beruhigungsmittel einnehmen. Und Sie entwickeln das Gefühl, dass Sie im Notfall sofort Hilfe bekommen – Sie setzen sich sozusagen geschützt der Angst aus.
Sie können zum Beispiel gemeinsam mit Ihrem Therapeuten in einem Fahrstuhl fahren oder sich im Besucherstrom eines großen Kaufhauses aufhalten. Die dabei aufsteigende Angst sollten Sie zulassen und aushalten lernen. Sie nehmen dadurch wahr, dass das Angstgefühl zwar unangenehm ist, aber nach einigen Minuten wieder nachlässt und keine gefährlichen Folgen hat. Je häufiger Sie diese bewusste Erfahrung macht, desto mehr setzt ein Gewöhnungseffekt ein - und der Angstlevel sinkt. Zudem können Sie anschließend kontrollierter mit Ihrer Furcht umgehen. Im Idealfall treten Panikattacken irgendwann gar nicht mehr auf.
Patienten mit einer spezifischen Phobie (z.B. Höhen-, Flug- oder Spinnenphobie) haben oft Panikattacken. Hier kann die Kombiniation aus einer KVT und Expositionstherapie helfen. Wenn eine Exposition im „lebenden“ Raum nicht verfügbar oder möglich ist, kann die Virtuelle-Realität-Expositionstherapie eine Alternative sein. Bei Menschen mit einer Panikstörung/Agoraphobie gibt es jedoch (noch) keine ausreichenden Belege für die Wirksamkeit. Daher raten Fachleute in diesem Fall vom Einsatz der „Virual Reality Technik“ ab.
Panikattacken und Medikamente
Gegen Panikattacken gibt es auch Medikamente. Sie können die Angstgefühle und Intensität der Panikanfälle reduzieren. Medikamente kommen jedoch meist nicht als alleinige Therapie zum Einsatz, sondern in Kombination mit einer Verhaltenstherapie.
Folgende Medikamente können bei Panikattacken/Agoraphobie helfen:
- SSRIs: Meist setzen Ärzte Arzneien aus der Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) ein. Beispiele für Wirkstoffe sind Citalopram, Escitalopram, Paroxetin oder Sertralin.
- SNRIs: Eine weitere Möglichkeit sind Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI). Beispiel: der Wirkstoff Venlafaxin.
- Trizyklische Antidepressiva, z.B. der Wirkstoff Clomipramin, wenn SSRIs oder SNRIs nicht wirksam waren oder ein Patient es nicht verträgt.
Sport und Selbsthilfe bei Panikattacken
Bei einer Panikstörung/Agoraphobie ist Sport als ergänzende Maßnahme zu anderen Therapien empfohlen. Gut geeignet sind Ausdauersportarten wie Radfahren, Wandern, Joggen oder Schwimmen. Auch Selbsthilfe- und Angehörigengruppen können eine gute Unterstützung sein. Dort gibt es Menschen, die an der gleichen Erkrankung leiden wie Sie selbst, sowie Spezialisten, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.Panikattacken: Ursachen sind vielfältig
Es gibt verschiedenste Auslöser für Panikattacken. Meist kommen sie bei Menschen vor, die zu Ängstlichkeit und negativen Denkmustern neigen. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass Panikattacken in bis zu 50 Prozent der Fälle erblich bedingt sind. In den Familien von Betroffene treten Angsterkrankungen oft gehäuft auf. Dazu kommen meist weitere Faktoren.
Panikattacken: Ursachen liegen oft in der Kindheit
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit Panikattacken in ihrer Kindheit oft traumatische Erfahrungen gemacht haben. Dazu gehören zum Beispiel:
- gravierende emotionale Vernachlässigung
- Missbrauchserfahrungen
- schwere Erkrankung
- der Tod eines nahe stehenden Menschen
- Gewalt oder Sucht in der Familie
Schon früh haben die Betroffenen durch diese Traumata gelernt, „auf der Hut zu sein“. Oft fällt es ihnen schwer, anderen zu vertrauen und sie neigen zur Ängstlichkeit.
Panikattacken durch Stress und emotionale Belastungen
Der erste Angstanfall tritt vermeintlich wie „aus heiterem Himmel“ auf. Betroffene denken daher oft, die Panikattacken passierten ohne Grund. Doch bei genauem Nachfragen eines Therapeuten stellt sich dann heraus, dass der Betroffene in den Wochen oder Tagen vor dem Panikanfall eine belastende Stressphase hatte. Er hat zum Beispiel über einen längeren Zeitraum sehr viel gearbeitet, Konflikte in der Partnerschaft erlebt oder musste sich regelmäßig um die Pflege eines Angehörigen kümmern. Aber auch eine (vermeintlich) positive Begebenheit wie ein neuer Job oder eine Hochzeit können Auslöser von Panikattacken sein.
Meist haben Betroffene zudem Warnsignale wie innere Unruhe, Herzklopfen und Schlafprobleme ignoriert. Durch die permanente innere Anspannung reicht dann meist ein banaler Grund, etwa die Fahrt in einem überfüllten Bus, um eine Panikattacke auszulösen.
Panikattacken durch negative Denkmuster
Viele Menschen mit Panikattacken neigen zu negativen Denkmustern, die Stress und Angstgefühle fördern. Beispiele für solche Denkweisen sind:
- Denken im Schwarz-Weiß-Prinzip - ein Mensch ist gut oder schlecht.
- Große Empfindsamkeit und die Neigung, jede Kritik persönlich zu nehmen, zum Beispiel: „Die Kollegin hat mir vorhin gesagt, dass ich in der Büroküche auch mal das herumstehende Geschirr in die Spülmaschine einräumen könnte, bestimmt hält sie mich für eine faule Person und erzählt das nun überall herum.“
- Immer vom Schlimmsten ausgehen: „Ich habe stechende Kopfschmerzen, oh Gott, das ist bestimmt ein Hirntumor!“ oder „Der Chef hat mich heute Morgen nicht gegrüßt, wahrscheinlich will er mir kündigen, dann bin ich bald arbeitslos und kann die Miete nicht mehr bezahlen“
- Perfektionismus: „Ich muss immer 150 Prozent bei der Arbeit geben, sonst wird es nicht optimal!“ oder: „Ich darf keine Fehler machen, das verzeihe ich mir nicht!“
Ängste fördern Panikattacken
Sehr ängstliche Menschen neigen auch eher zu Panikattacken. Manche entwickeln sogar eine Angststörung. Das bedeutet, dass sie in vielen Situationen eine übersteigerte Angst empfinden. Dies kommt zum Beispiel bei Menschen vor, die eine schwere Herzerkrankung oder eine Krebserkrankung überlebt haben. Sie entwickeln oft eine große Angst, erneut zu erkranken. Bemerken sie dann Symptome, die eventuell auf einen Rückfall hinweisen, können sie Panik bekommen.Phobien als Auslöser einer Panikattacke
Grundsätzlich kann auch jede Phobie - eine spezielle Form der Angststörung - Panikattacken auslösen. Üblicherweise entsteht sie bei dem Kernauslöser der Phobie. Wer etwa Angst vor Spritzen hat, kann panisch werden, wenn ihm ein Medikament injiziert werden soll. Wer Höhenangst hat, kann Schwindelgefühle, Atemnot und Herzrasen bekommen, wenn er eine Brücke überqueren soll, unter der einer tiefer Abgrund liegt.
In etwa zwei Drittel der Fälle sind Panikattacken mit einer Agoraphobie verbunden. Sie wird auch „Platzangst“ genannt. Genauer gesagt ist es die Angst vor Orten, die man nicht schnell und problemlos, sondern nur unter größerem Aufsehen wieder verlassen kann. Außerdem sind es Orte, an denen man nicht sofort medizinische Hilfe bekommen würde, sollte es notwendig sein. Manche befürchten auch, dass alle anderen sie anschauen würden, wenn ein Arzt zu ihnen eilen würde.
Zu den Orten, die eine Agoraphobie auslösen können, zählen beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel (Flüge, Zug- und Busfahrten), Bahnhofshallen oder Flughäfen, Kinos, Konzerträume, Museen, Restaurants, Cafés, Kantinen, Supermärkte und Kaufhäuser.
Aber auch Orte, die weit abgelegen sind (etwa eine Berghütte) und/oder im Ausland liegen, können starke Angst auslösen. Betroffene haben beispielsweise die Furcht, keinen Arzt zu finden oder sich im Notfall sprachlich nicht gut verständigen zu können. Nicht selten erleben Menschen ihre erste Panikattacke, wenn sie alleine verreisen.
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Panikattacken: Diagnose beim Arzt
Wer eine Panikattacke erlebt hat, sollte danach immer zuerst seinen Hausarzt aufsuchen, um sich körperlich untersuchen zu lassen. Denn panikartige Gefühle können auch bei einer gravierenden körperlichen Erkrankung auftreten. Hierzu zählen zum Beispiel:
- Lungenkrankheiten, z.B. Asthma bronchiale, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – sie sind oft mit Luftnot verbunden
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z.B. Herzenge (Angina pectoris), Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Ohnmachtsanfälle
- Hormonelle Störungen, z.B. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Porphyrie (Blutkrankheit), Insulinom (ein Tumor der Bauchspeicheldrüse, der zu massiver Unterzuckerun führt)
- Neurologische Erkrankungen, z.B. Epilepsie, Migräne, Multiple Sklerose
Ärzte führen mit ihren Patienten zudem immer ein ausführliches Gespräch zur Krankheitsgeschichte (Anamnese). Mithilfe eines standardisierten Fragebogens, zum Beispiel der Hamilton-Angst-Skala, stellen sie detaillierte Fragen zu den Angstsymptomen. Außerdem versuchen sie Faktoren zu identifizieren, welche die Attacke(n) auslösen. Bei einer Panikstörung/Agoraphobie sind zum Beispiel folgende Fragen interessant:
- Haben Sie plötzliche Zustände, bei denen Sie in Angst und Schrecken versetzt werden, und bei denen Sie unter Symptomen wie Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Luftnot, oder sogar Todesangst leiden?
- Haben Sie zum Beispiel in Menschenmengen, engen Räumen oder öffentlichen Verkehrsmitteln Angst oder Beklemmungsgefühle?
- Vermeiden Sie solche Situationen aus Angst?
Die Diagnose Panikattacke lässt sich in der Regel aus der Zusammenschau aller Untersuchungsergebnisse stellen. Es müssen mehrere schwere Angstanfälle innerhalb eines begrenzten Zeitraums auftreten, etwa binnen eines Monat. Charakteristisch sind die heftigen körperlichen Reaktionen bei einer Panikattacke, zum Beispiel Zittern, Herzrasen und Schweißausbrüche. Meist beginnen Panikattacken unverhofft, ohne dass eine tatsächliche Gefahr vorhanden wäre.
Panikattacken: Dauer kann unterschiedlich lang sein
Die Dauer einer Panikattacke ist individuell verschieden. Auch können einzelne Panikattacken bei einem Mensch unterschiedlich lang andauern. In den ersten zehn Minuten verstärken sich die Symptome bei einer Panikattacke immer weiter. Danach klingt sie langsam wieder ab. In der Regel beträgt die Dauer von Panikattacken nicht länger als 30 Minuten. Viel länger könnte der Körper diesen Ausnahmezustand auch nicht aufrechterhalten.
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Panikattacken vorbeugen – Tipps gegen die Angst
Panikattacken vorbeugen können Sie nicht generell. Aber es gibt Maßnahmen, welche die Anspannung und Angstgefühle lindern und somit das Risiko für eine Panikattacke reduzieren:
- Entspannung: Sorgen Sie für eine regelmäßig Entspannung des Körpers, etwa durch Sport, Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Meditation. Entspannung kann Panikattacken vermeiden helfen.
- Negative Denkmuster verändern: Hierbei kann eine kognitive Verhaltenstherapie sehr hilfreich sein.
- Drogenverzicht: Bestimmte Substanzen wie Nikotin, Alkohol und Koffein können eine Panikattacke verstärken. Verzichten Sie möglichst auf Zigaretten und Alkohol und trinken Sie Kaffee nur in Maßen.
- Für guten Schlaf sorgen: Gehen Sie zudem abends immer ungefähr zur gleichen Zeit ins Bett und schlafen Sie ausreichend.
- Bewegung und Sport: Regelmäßiger Sport kann die Angstgefühle lindern, weil körperliche Aktivität Stress abbaut und die Muskelanspannung reduziert.
- Das Leben mehr mit Humor nehmen: Der größte Feind der Angst ist der Humor. Wer lacht, fürchtet sich weniger. Manche Therapeuten raten deshalb, die Panikattacken als skurrile Zeitgenossen zu sehen. Wenn Sie den typischen Paniksymptomen nachspüren, können Sie sich sagen: „Ach, Du bist es schon wieder, Panik! Nee, heute habe ich keine Lust auf Dich, ich habe etwas Besseres vor!"
Panikattacken sind laut Definition sehr intensive Angstanfälle, die oft plötzlich und wie „ein Blitz aus heiterem Himmel“ entstehen. Betroffenen überfällt dabei ein extremes Unbehagen und sie erleben massive Angst, die verschiede körperliche Symptome auslöst. Die Häufigkeit der Angstattacken ist individuell verschieden. Einige Menschen haben 20 Angstanfälle im Monat, während manche sie sogar mehrmals am Tag erleben. Bei anderen kommen Angstattacken dagegen nur wenige Male im Jahr oder nur einmal im Leben vor.
Panikstörung – das steckt dahinter
Fachleute sprechen von einer Panikstörung, wenn mehrere Panikattacken im Monat auftreten, dieser Zustand schon längere Zeit anhält und das Alltagsleben des Betroffenen deutlich beeinträchtigt ist. Bei Menschen mit einer Panikstörung hat sich eine fatale Dynamik in Gang gesetzt. Sie beobachten ihren Körper und jede kleinste Auffälligkeit genau. Ein Schwitzen, schnelleres Herzklopfen oder Kurzatmigkeit deuten sie sofort als beginnende neue Panikattacke, obwohl dies oft nicht den Tatsachen entspricht. So entsteht eine Angst vor der Angst. Psychologen nennen sie Erwartungsangst oder Phobophobie. Diese fördert einen erneuten Panikanfall.
Etwa zwei bis vier Prozent der Bevölkerung leiden an einer Panikstörung. Meist tritt sie zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Sie kann aber auch schon in der Kindheit oder in späteren Lebensjahren vorkommen. Frauen sind ungefähr doppelt so oft betroffen wie Männer.
Panikattacken bei Kindern
Kinder haben in einigen Altersphasen typische Ängste, etwa die Angst vor Dunkelheit, vor Fantasiewesen wie Monstern oder davor, dass den Eltern etwas Schlimmes passiert. Manche Kinder sind zudem ängstlicher als andere und neigen eher zu Furcht und zu Panikattacken.
Auch die Eltern spielen eine zentrale Rolle dabei, ob Kinder eine Angsterkrankung entwickeln. Wenn Mutter oder Vater häufig einen sorgenvollen Gesichtsausdruck aufsetzen, ängstlich reagieren oder selbst an Panikanattacken leiden, wird dem Nachwuchs ein angstvolles Verhalten vorgelebt und er kann es übernehmen.
In diesem Fall sollten Eltern mit einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sprechen und sich beraten lassen, ob und welche Therapie bei dem Kind sinnvoll ist. Unbehandelt kann die Angsterkrankung chronisch werden und sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Das betroffene Kind kann sich aus Angst zunehmend zurückziehen, Probleme mit Freundschaften bekommen und seine schulischen Leistungen können sich verschlechtern. Außerdem haben Kinder mit Panikattacken ein deutlich höheres Risiko für weitere psychische Probleme wie eine Depression oder Suchterkrankung.Hat sich die Angsterkrankung bei einem Kind durch Probleme in der Familie entwickelt, beziehen Ärzte die Eltern immer in die Therapie mit ein. Solche Schwierigkeiten in der Familie können sein:
- Die Eltern streiten sich oft.
- Vater und Mutter leben in Trennung – manchmal ist diese noch nicht ausgesprochen, liegt jedoch spürbar in der Luft.
- Eltern haben sehr hohe Erwartungen an ihnen Nachwuchs, zum Beispiel in Bezug auf schulische, sportliche oder künstlerische Leistungen.
Panikattacken nachts sind keine Seltenheit
Bei fast der Hälfte der Menschen mit einer Panikstörung treten die Panikattacken auch beim Einschlafen oder nachts im Schlaf auf. Warum dies passiert, können sich Experten bislang nicht erklären. Denn Panikanfälle entstehen nicht im Zusammenhang mit Träumen (Albträumen). Wissenschaftler vermuten Folgendes: Der Betroffene hat sich durch die tagsüber erlebten Angstattacken darauf konditioniert, auf bestimmte körperliche Symptome wie einen schnellen Herzschlag mit der Zeit automatisch panisch zu reagieren.
Lavendelkissen gegen nächtliche Panikattacken
Panikattacken im Dunkeln sind oft intensiver. Düfte, Licht oder Atmung helfen Patienten Kontrolle zurückzugewinnen.
Prof. Kneginja Richter, Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums Nürnberg Nord, Leiterin der Schlafambulanz der Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg.Prof. Richter erforscht, wie sich Schlaf und Chronobiologie, also die innere Uhr des Menschen, auf psychische Erkrankungen auswirken. Außerdem verhilft sie Menschen online zu einem besseren Schlaf und leitet die Online Schlafberatung an der Technischen Hochschule Nürnberg.
Das liegt am Botenstoff Melatonin. Er wird ausgeschüttet, sobald es dunkel wird und sorgt eigentlich dafür, dass wir müde werden. Aber er macht uns auch depressiver. Wir bewerten Situationen und Entscheidungen nachts oft pessimistischer als tagsüber – und nehmen Panikattacken intensiver wahr.
Nein. Wer öfter an nächtlichen Panikattacken leidet, insbesondere wenn diese nur nachts auftreten, sollte zunächst unbedingt organische Ursachen von einem Mediziner ausschließen lassen. Der Hausarzt kann ein EKG aufzeichnen, die Schilddrüsenwerte checken oder eine Schlafstörung ausschließen. Die Schlafapnoe etwa kann ein körperlicher Auslöser für das Aufschrecken aus dem Schlaf sein. Bei dieser Störung kommt es zu nächtlichen Atemaussetzern. Das Gehirn wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und schaltet in den Alarmmodus. Man wacht mit einem intensiven Angstgefühl auf. Gibt es keine organische Ursache und bleiben die Panikattacken beständig, ist eine Psychotherapie ratsam.
Dazu muss man erst einmal etwas über die Ursachen von Panikattacken verstehen: Das sympathische Nervensystem kümmert sich etwa um eine schnelle Reaktionsfähigkeit in Notfallsituationen. Bei Panikattacken ist es jedoch überaktiv und versetzt uns unnötig in Aufruhr – körperliche Symptome wie schnelles Herzklopfen treten auf. Um die Überaktivität wieder einzudämmen, können Entspannungsübungen vor dem Einschlafen helfen – zum Beispiel Meditation, Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Yoga. Jeder kann die für ihn oder sie passende Technik finden und täglich üben.
Auch sollte man vor dem zu Bett gehen nur noch positive Eindrücke sammeln. Keine aufreibenden Nachrichten gucken, sondern lieber einen beruhigenden Podcast hören oder ein schönes Buch lesen. Hilfreich ist auch, einen Duftträger wie ein Lavendelkissen mit guten Erinnerungen zu verknüpfen. Einfach jeden Abend daran riechen und an die ausgewählte Situation denken. Irgendwann verbindet das Gehirn automatisch den Duft mit der Erinnerung. Einmal schnuppern reicht dann aus, um mit angenehmen Gedanken einzuschlafen.
Ich empfehle meinen Patienten, das Licht auszulassen, um müde zu bleiben und nicht auf die Uhr zu schauen. Wer das Bedürfnis verspürt, sich zu bewegen, sollte das tun. Einfach aufstehen und durch die Wohnung laufen. Das hilft, die körperliche Anspannung abzubauen. Wichtig ist auch die Atmung wieder zu normalisieren. Bei einer Panikattacke hyperventiliert man. Die Sauerstoffkonzentration im Blut verändert sich dadurch und es wird einem schwarz vor Augen. Dann sollten Sie ausschließlich durch die Nase ein und durch den Mund ausatmen – und zwar über den Bauch, nicht die Brust.
Und es beruhigt zu wissen: Wer eine nächtliche Panikattacke einmal bewältigt hat, gewinnt Kontrolle. Das hilft bei einer nächsten, gelassener zu bleiben – die Angst fällt weniger stark aus. Wem es nicht gelingt, die Angstattacken in der Nacht in den Griff zu bekommen, sollte sich an einen Psychotherapeuten oder Hausarzt wenden. Sie können eine Behandlung einleiten und wenn notwendig Medikamente verschreiben.
Interview: Janina Schrupp
Quellen
- S3-Leitlinie: Behandlung von Angststörungen (Bandelow B et al.); Stand: April 2021
- Myers D G: Lehrbuch Psychologie; Springer Science Verlag; 3. Auflage 2014
- Hemmings J et al.: Psychologie im Alltag; Dorling Kindersley Verlag; 1. Auflage 2018
- Illy D: Ratgeber Angsterkrankungen; Urban & Fischer Verlag; 1. Auflage 2015
- Online-Informationen Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz. Was sind Angsterkrankungen bzw. Angststörungen?: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 01.06.2022
- Online-Informationen Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz. Agoraphobie kann Bewegungsfreiheit zunehmend einschränken: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 01.06.2022
- Online-Informationen DocCheck: https://flexikon.doccheck.com; Abruf: 01.06.2022