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Burnout

Burnout oder Depression? Welche Symptome das Burnout-Syndrom hat und wie Ärzte es behandeln.

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Inhaltsverzeichnis
Was bei Burnout zu tun ist, das hängt vom individuellen Fall ab.

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Burnout: Symptome

Unter Burnout verstehen Mediziner ein Syndrom, welches durch chronischen beruflichen Stress, der nicht erfolgreich bewältigt werden kann, entsteht. Seit Anfang 2022 gibt es einen eigenen ICD-11 Code für das Burnout-Syndrom (QD85). Oft wird Burnout als ein „ausgebrannt sein“ beschrieben – als ein leerer Akku, der wieder aufgeladen werden muss. Die Burnout-Symptome beim Mann scheinen sich von Burnout-Anzeichen  bei Frauen nicht zu unterscheiden. Zu den ersten Anzeichen von Burnout gehören beispielsweise Erschöpfung, Energiemangel, Schwächegefühle oder Schlafprobleme. Langeweile, Konzentrationsschwierigkeiten, Gleichgültigkeit, Verbitterung oder  Verlust von Empathie nennen Ärzte als mögliche psychische Symptome. Zudem können körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Atembeschwerden oder Übelkeit als Anzeichen eines Burnouts auftreten. Eine Art Vorstufe bei Burnout gibt es nicht wirklich, denn die Erkrankung entsteht meist schleichend. Die Symptome verschlimmern sich ohne Gegenmaßnahmen oft mit der Zeit, bis irgendwann kein „normaler“ Alltag mehr möglich ist und die Leistungsfähigkeit und psychische Gesundheit der Betroffenen stark beeinträchtigt ist.

Insgesamt wurden in zahlreichen Studien über hundert verschiedene Symptome beschrieben, die mit Burnout einhergehen können. Die Erkrankung kann bei jedem Menschen zu anderen Symptomen führen. Das hat zur Folge, dass ein Burnout nicht immer sofort erkannt wird.

Es gibt drei wesentliche Symptom-Bereiche des Burnout-Syndroms:

  • Erschöpfung: Menschen, die unter Burnout leiden, sind ausgelaugt, erschöpft, es mangelt an Energie. Betroffene sind überfordert, müde, niedergeschlagen und haben auch körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magen- oder Rückenprobleme.
  • Entfremdung: Die Arbeit belastet und frustriert. Zynismus, emotionale Distanz und Abstumpfung gegenüber dem Beruf und den Kollegen treten auf.
  • Verringerte Leistungsfähigkeit: Unkonzentriertheit und Lustlosigkeit führen zu schlechteren Leistungen bei der jeweiligen Tätigkeit.

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Burnout-Behandlung: Was tun?

Was bei Burnout zu tun ist, das hängt vom jeweiligen Fall ab. Burnout kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Um die Symptome eines Burnout-Syndroms zu behandeln, müssen Ärzte deswegen nach den individuellen Umständen schauen und abschätzen, welche Therapie die größte Hilfe bringt. Es gibt kein spezielles Medikament, mit dem Ärzte Burnout heilen können. Die wichtigste Empfehlung ist, den Stress runterzufahren, indem man sich beispielsweise für einige Wochen krankschreiben und ambulant oder in einer Klinik behandeln lässt.

Auch wenn es noch keine verbindlichen Therapieempfehlungen für die Burnout-Behandlung durch Fachleute gibt, so sind folgende Ansätze in der Regel als hilfreich einzuschätzen:

  • Psychotherapie (z. B. kognitive Verhaltenstherapie)
  • Kommunikationstrainings, die helfen sollen, zielführend mit Vorgesetzten und Kollegen zu sprechen
  • Stressbewältigungsmethoden (z. B. Achtsamkeitsübungen, Autogenes Training und Online-Coachings, die eine Burnout-Behandlung teilweise von zu Hause ermöglichen.) Mit diesen Methoden ist es möglich, anders als vorher mit Stress umzugehen und einem erneuten Burnout vorzubeugen.
  • Kunst-/Musik-Therapie kann dabei helfen, Stress abzubauen und sich, auf etwas anderes als die Arbeit zu konzentrieren
  • Regelmäßige Bewegung am besten draußen an der frischen Luft hilft Körper und Geist durchzuatmen und sich zu erholen.

Burnout: Medikamente

Sollte sich im Verlauf der Diagnose-Stellung herausstellen, dass ein Betroffener anstelle von oder zusätzlich zum Burnout an einer Depression leidet, dann können neben der Psychotherapie bestimmte Medikamente helfen, die beispielsweise der Psychiater oder Neurologe bei entsprechender Diagnose verschreibt. Dazu gehören Psychopharmaka wie Antidepressiva. Diese Mittel haben mitunter starke Nebenwirkungen, daher sollten Nutzen und Risiko hier genau abgewogen werden. Zudem ist zu beachten, dass diese Medikamente häufig erst nach einigen Wochen wirken und in der Regel nicht von heute auf morgen abgesetzt werden können.

Um Symptomen wie Schlafstörungen entgegenzuwirken, kann der Therapeut vorübergehend Schlafmittel verschreiben. Es ist wichtig, zunächst zur Ruhe zu kommen, wozu ausreichend Schlaf entscheidend beiträgt.

Pflanzliche Mittel

Zur Anwendung pflanzlicher Mittel bei Burnout beziehungsweise stressbedingten Symptomen wird zwar viel geforscht, aber eine generelle Empfehlung wird dazu noch nicht ausgesprochen. Als Hausmittel geschätzt ist die beruhigende Wirkung von Baldrian. Zum Beispiel als Tee vor dem Schlafengehen eingenommen kann er Menschen mit Schlafproblemen und Unruhezuständen helfen. Auch die (Zitronen-) Melisse ist bekannt für ihre beruhigende und schlaffördernde Wirkung. Zudem kann sie gegen Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen eingesetzt werden.

Pflanzliche Wirkstoffe können ebenfalls Nebenwirkungen haben. In seltenen Fällen kann Baldrian zu Übelkeit und Bauchkrämpfen führen, allerdings verschwinden die Beschwerden innerhalb kurzer Zeit von selbst. Bei Melisse sind bisher keine Nebenwirkungen bekannt. Sprechen Sie den Gebrauch pflanzlicher Arzneien mit ihrem Arzt ab, da Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten auftreten können.

Burnout: Selbsthilfe

Ganz grundsätzlich gibt es ein paar Ratschläge, mit denen sich einige Menschen selbst bei den ersten Burnout-Anzeichen helfen können. Sie können unterstützen, wenn sich Betroffene überfordert oder gestresst fühlen.

Burnout-Selbsthilfe-Tipps:

  • Für Entlastung sorgen, Pausen einlegen, ausreichend Freizeit nehmen und diese gestalten.
  • Gesunde Lebensführung: Auf Ernährung achten, ausreichend bewegen, genügend schlafen.
  • Entspannungstechniken einüben.
  • Sich über persönliche Ansprüche an Beruf und Karriere klar werden und diese gegebenenfalls neu anpassen.

Burnout: Psychotherapie

Personen mit Burnout-Syndrom brauchen fachkundige und individuell angepasste Hilfe, je nachdem wie weit ihre Symptome fortgeschritten sind. Beim Auftreten der ersten Symptome kann eine längere Ruhepause, etwa durch eine Kur, oder ein beruflicher Wechsel, hilfreich sein. Bei einem fortgeschrittenen Burnout mit stark ausgeprägten körperlichen und psychischen Symptomen ist oft eine Psychotherapie sinnvoll, um Lebensgewohnheiten und die eigene Selbsteinschätzung zu überarbeiten.

Speziell Verhaltenstherapie-Ansätze haben sich als effektiv erwiesen. Sie beinhalten unter anderem die Verringerung der Arbeitslast und die Steigerung von Freizeitaktivitäten, feste Zeiteinteilungen für aktive und passive Erholungsphasen sowie das Erlernen von Entspannungsmethoden. Um mit Aggressionen, Frustration und selbstschädigendem Verhalten wie übermäßigem Kaffee-, Alkohol- oder Nikotinkonsum umzugehen, entwickeln Therapeuten spezielle Verhaltenspläne zusammen mit der betroffenen Person.

Zur Vermeidung eines Rückfalls dient eine persönliche Checkliste mit Warnzeichen und geeigneten Verhaltensweisen, welche dann vom Betroffenen angewandt werden können. Besonders wichtig ist hierbei die sinnvolle Gestaltung der Freizeit. Darüber hinaus ist eine gesunde Lebensweise Ziel der Therapie.

Zusätzlich können physische Behandlungen wie Massagen und Gymnastik von Nutzen sein. Die sogenannte Psychohygiene kann helfen, Stress besser zu bewältigen und umfasst tägliche seelische Pflegemaßnahmen wie das Sortieren von Gedanken und Gefühlen.

Burnout-Behandlung: Zahlt die Krankenkasse?

Je nach Burnout-Behandlung kann es sein, dass die Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt. Die Krankenkassen müssen zum Beispiel psychotherapeutische Maßnahmen bezahlen, weil damit psychische und psychosomatische Krankheiten behandelt werden. Die Kosten bestimmter Coachings übernehmen sie aber nicht unbedingt. Informieren Sie sich bei ihrer Krankenkasse über individuelle Möglichkeiten der Burnout-Behandlung.

Burnout: Klinik und Arzt finden

Bei Beschwerden, die auf ein Burnout hinweisen, ist es möglich, sich zunächst an den Hausarzt zu wenden. Er berät betroffene Personen dazu, welcher Arzt oder Psychotherapeut die weitere Behandlung übernehmen kann.

Sollte der Psychiater oder Psychotherapeut Betroffenen eine Psychotherapie zur Behandlung von Burnout verschreiben, können Patienten diese ambulant oder auch je nach Umständen stationär durchführen. Dazu gibt es spezielle Kliniken, die eine Burnout-Kur oder Burnout-Reha anbieten. In den Kliniken leiten Experten meist viele verschiedene Therapieformen an. So kann jeder herausfinden, was ihm am besten hilft.

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Burnout: Krankschreibung

Auch wenn Burnout laut der in 2022 aktualisierten internationalen Klassifikation keine eigenständige Krankheit ist, sondern unter „Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen“ gelistet ist, können Ärzte Betroffene für eine gewisse Dauer bei Burnout krankschreiben. Zunächst wird sich ein Erkrankter in der Regel an den Hausarzt wenden, der ihn meist für ein paar Tage krankschreibt. Damit ist es bei Burnout aber in der Regel nicht getan.

Brauchen Betroffene eine längere Krankschreibung, überweist der Hausarzt sie meistens an einen Psychiater. Der Facharzt darf krankschreiben, ein Psychotherapeut dürfte das hingegen nicht. Weil eine solche Krankschreibung dann meist mehrere Wochen umfasst, fragen sich viele Arbeitnehmer, was bei einer Krankschreibung wegen Burnout erlaubt ist und wie lange die Auszeit dauern sollte.

Zunächst einmal müssen Arbeitnehmer ihrem Arbeitgeber nicht mitteilen, warum ein Arzt sie krankgeschrieben hat. Nach sechs Wochen Krankschreibung wird bei gesetzlich Versicherten die Lohnfortzahlung durch das Krankengeld abgelöst. Privat versicherte Personen erhalten, sofern mit der Krankenversicherung vertraglich vereinbart, ab dem 43. Tag ein Krankentagegeld. Einige Betroffene sind nach ein paar Wochen Erholung und Therapie wieder fit. Andere suchen sich einen neuen Job, weil sie gelernt haben, dass sie bei einer Rückkehr an den alten Arbeitsplatz auch mit neu erlernten Stress-Bewältigungsstrategien nicht glücklich werden.

Burnout-Definition: Was ist ein Burnout?

Der Begriff Burnout ist nicht so jung, wie er vielleicht scheinen mag: Schon 1974 prägte ihn der US-amerikanische Psychotherapeut Herbert Freudenberger. Er konzentrierte sich mit seiner Forschung auf die starke Belastung bei Berufen im Gesundheits- und Pflegebereich – heute kann Burnout bei scheinbar jeder Tätigkeit auftreten, von der Managerin bis zum Hausmann sind alle vertreten.

Obwohl Burnout also schon längere Zeit Gegenstand der Forschung ist, gibt es keine klare Definition des Begriffs. Was die Bedeutung von Burnout genau ist, lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Folgt man den verbreiteten internationalen Klassifikationssystemen der WHO, der sogenannten ICD-11, in dem alle verschiedenen Krankheiten sortiert, definiert und mit einem bestimmten Code versehen werden, ist Burnout keine eigenständige Krankheit.

Im DSM-5, dem Diagnose-Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, taucht „Burnout“ nicht als eigenständige Diagnose auf. Im Klassifikationssystem von Krankheiten der WHO wird Burnout unter „Problematik in Verbindung mit Berufstätigkeit oder Arbeitslosigkeit“ gelistet. Es gibt auch keine fixen Kriterien, an denen sich Psychiater oder Psychotherapeuten orientieren könnten, wenn sie eine Diagnose stellen möchten.

In der ICD-11 von 2022 erhält Burnout eine gewichtigere Bedeutung und wird erstmals mit einem eigenen Code (QD85) gelistet. Ein Syndrom, das durch „chronischen Stress am Arbeitsplatz“ entsteht, der „nicht erfolgreich“ gehandhabt werde. Als eigenständige Krankheit mit einer stellbaren Diagnose steht es dann aber immer noch nicht im Klassifikationssystem. Stattdessen steht es in der Kategorie „Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen oder zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen“. Diese Kategorie beinhaltet keine spezifischen Krankheiten, sondern Gründe, sich medizinische Hilfe zu suchen.

Als das Gegenteil von Burnout wird hin und wieder „Boreout“ genannt. Im Gegensatz zu einer Überforderung am Arbeitsplatz, soll „Boreout“ durch berufliche Unterforderung gekennzeichnet sein und zu Langeweile führen. Ein wissenschaftliches Konzept ist „Boreout“ nicht.

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Burnout: Verlauf und Phasen

Der Verlauf von Burnout wird vielfach in Stufen beschrieben. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sich zu Beginn der Burnout-Forschung in den späten 1970er und 1980er Jahren viele Wissenschaftler verschiedene Stufen-Modelle erdachten. Dem Verlauf von Burnout wollten sie eine Struktur geben, allerdings unterscheiden sich die Modelle untereinander teils erheblich.

Grundsätzlich klingen die Stufen-Modelle zwar plausibel, wissenschaftlich belegt sind sie allerdings nicht. Auch als Burnout-Spirale wird der Verlauf von Burnout öfter beschrieben. Diese Modelle bezeichnete die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) 2012 in einem Positionspapier als „gänzlich unvereinbar“ mit internationalen Diagnosekriterien.

Trotzdem entsteht ein Burnout nicht von heute auf morgen und zu den ersten, noch geringen Beschwerden, können mit der Zeit stärkere Symptome hinzukommen. Die Entwicklung eines Burnouts beginnt häufig mit einem übersteigerten Bedürfnis, sich zu beweisen, das oft aus einem Mangel an Wertschätzung resultiert. Mit der Zeit vernachlässigen Betroffene ihre eigenen Bedürfnisse und sozialen Kontakte, während sie sich immer mehr in die Arbeit vertiefen, ohne Rücksicht auf persönliche Grenzen. Diese Negativspirale führt zu einer Verdrängung von Gefühlen und sozialem Rückzug, begleitet von Fehlleistungen und Verleugnung der aufgetretenen Probleme. Schließlich kann dies in einen Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit münden, wobei die Person sich zunehmend passiv und entfremdet fühlt.

Im weiteren Verlauf kommen bei einigen Menschen Mutlosigkeit, Angst und ein starkes Erschöpfungsgefühl hinzu. Das führt manchmal bis zu einer Depression, teilweise mit Selbstmordgedanken. Es kommt vor, dass Betroffene einen körperlichen und psychischen Zusammenbruch erleiden und völlig hilflos sind. In diesem Fall ist sofortige ärztliche Hilfe nötig.

Burnout: Ursachen

Burnout ist ein komplexes Phänomen, für das es nicht die eine Ursache gibt. Burnout steht in der Regel im beruflichen Kontext. Dieser kann aber weit definiert werden. Es kann Menschen in nahezu jedem Beruf treffen, etwa Ärzte, Manager, Pfleger oder Lehrer.

Es muss sich dabei nicht mal um eine klassische Erwerbstätigkeit handeln, Burnout kann auch im Kontext anderer Arbeit entstehen. Etwa bei Hausfrauen und -männern oder bei einer Mutter oder einem Vater. Auch im Studium kann Burnout auftreten.

Gemeinsam scheinen alle potenziell Burnout-auslösenden Situationen zu haben, dass sie für Betroffene nicht oder nur unter hoher Anstrengung zu bewältigen sind. Stressoren wie Leistungsdruck, Kündigungsangst oder ein zu hoher Stellenwert von beruflichem Erfolg oder Einkommen zermürben auf Dauer. Dazu kommt immer auch eine persönliche Komponente, denn verschiedene Menschen vertragen Stress unterschiedlich gut.

Burnout ist also ein komplexes Zusammenspiel von Anforderungen, die aus einem Arbeitskontext stammen, und der Person, an die diese Anforderungen gestellt werden. Eine Reihe von Untersuchungen hat sich der Frage gewidmet, ob es gewisse Punkte gibt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass jemand ein Burnout erlebt. Dabei konnten folgende vier Punkte identifiziert werden:

  • Perfektionistische Einstellungen
  • Geringe Kompetenzerwartung gegenüber sich selbst
  • Ein sehr ausgeprägtes Harmoniebedürfnis
  • Eine externale Kontrollüberzeugung (beschreibt die Annahme, man selbst könne eigentlich nur so handeln, wie andere das von einem verlangen)

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Burnout: Diagnose

Es gibt keine klaren Kriterien, an denen Psychiater oder Psychotherapeuten Burnout diagnostizieren könnten. Zwar gibt es durchaus zahlreiche Burnout-Tests, Selbsttests oder Fragebögen, die das vorgeben. Doch wo es keine klare Definition und keine klaren Kriterien gibt, da kann auch ein Test nicht klar erkennen, ob ein Burnout vorliegt.

Der gängigste Fragebogen zu Burnout ist das „Maslach-Burnout-Inventory“, kurz MBI. Er enthält 22 Fragen, die die drei Kategorien Erschöpfung, Depersonalisation und Leistungszufriedenheit abdecken. Wissenschaftlich validiert ist der Fragebogen jedoch nicht und auch seine Erfinderin, die US-amerikanische Psychologin Christina Maslach, betont, man solle ihn nicht zur Diagnose nutzen.

Auch Online-Fragebögen und Internet-Selbsttests sind dementsprechend nicht geeignet, um herauszufinden, ob man selbst Burnout hat. Wer sich unsicher ist, ob er Burnout hat, sollte zum Arzt gehen. Dieser kann andere Krankheiten ausschließen, zum Beispiel eine Depression (ohne Burnout).

Burnout: Folgen

Burnout stammt zwar aus dem Arbeitskontext, weitet sich aber mitunter auch auf andere Lebensbereiche Betroffener aus. Symptome wie Erschöpfung, Energiemangel, Niedergeschlagenheit, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Probleme beschränken sich nicht nur auf das Büro, sondern können auch andere Lebensbereiche belasten, etwa die Freizeitaktivitäten, die sozialen Kontakte und auch die Beziehungen zu Partnern oder der Familie.

Ein Burnout kann eine Vielzahl an negativen Auswirkungen haben, sowohl somatisch (körperlich) als auch psychisch. Darunter fallen:

  • Körperliche Erschöpfung: Ständige Müdigkeit, Schlafprobleme und ein allgemeines Gefühl der Erschöpfung.
  • Gesundheitliche Probleme: Erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Magen-Darm-Probleme.
  • Depressive Symptome: Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Hoffnungslosigkeit können auftreten.
  • Angstzustände: Zunehmende Ängste, auch in Situationen, die früher als unproblematisch empfunden wurden.
  • Verminderte Leistungsfähigkeit: Abnahme der Qualität der Arbeit durch Konzentrationsprobleme, auch in Bereichen, die früher leichtfielen.
  • Suchtverhalten: Zuflucht in Alkohol, Medikamente oder andere Substanzen als Form der Selbstmedikation.
  • Berufliche Konsequenzen: Bis hin zu Arbeitsunfähigkeit und Kündigung aufgrund verminderter Leistung und erhöhter Fehlzeiten.
  • Beziehungsprobleme: Verschlechterung von familiären und partnerschaftlichen Beziehungen.

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Burnout-Prävention

Burnout-Prävention ist wichtig. Vorbeugen gegenüber Burnout unterscheidet sich meist nicht sehr von der eigentlichen Therapie. Zur Prophylaxe bei Burnout wird empfohlen, seinen Umgang mit arbeitsbezogenem Stress zu analysieren und gegebenenfalls mittels der einen oder anderen Strategie zu optimieren.

Um Burnout vorzubeugen, kann es etwa hilfreich sein, sich regelmäßig zu entspannen. Längere Erholungsphasen wie Urlaube aber auch ausreichend Pausen während der Arbeit können helfen. Man sollte zudem stets die eigenen Ziele kennen und darüber reflektieren, ob diese realistisch sind. Arbeitende sollten stets die Work-Life-Balance im Blick behalten.

Weitere Tipps zur Vorbeugung von Burnout sind:

  • Selbstfürsorge: Regelmäßige Pausen, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung sind essenziell.
  • Soziale Unterstützung: Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte und sprechen Sie offen über Stress und Belastungen.
  • Regelmäßige Bewegung: Sport ist ein effektives Mittel gegen Stress und fördert das Wohlbefinden.
  • Entspannungstechniken: Erlernen Sie Methoden wie Meditation, Achtsamkeit oder progressive Muskelentspannung.
  • Delegation: Übernehmen Sie nicht alle Aufgaben selbst, sondern verteilen Sie Verantwortlichkeiten.
  • Grenzen setzen: Lernen Sie, Nein zu sagen, wenn Sie merken, dass die Belastung zu groß wird.
  • Selbstbeobachtung: Achten Sie auf Warnsignale Ihres Körpers und Ihrer Psyche und handeln Sie frühzeitig.
  • Wertschätzung: Achten Sie auf positive Erfahrungen und Erfolge, anstatt sich nur auf Fehler und Mängel zu konzentrieren.
  • Flexible Arbeitsmodelle: Wenn möglich, nutzen Sie flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice, um den Stress zu minimieren.

Jede dieser Maßnahmen kann einzeln oder in Kombination dazu beitragen, das Risiko eines Burnouts zu minimieren.

Merken Angehörige, dass es jemandem, der ihnen nahesteht, zunehmend schlechter geht und er ständig erschöpft  und permanent unzufrieden ist, können sie unterstützen. Etwa, indem sie zu Ausflügen animieren oder gemeinsame Hobbys pflegen. Verschlimmert sich die Situation, können sie auch dahingehend unterstützen, dass sich Betroffene ärztliche Hilfe suchen.

Tipps: Was hilft bei Alltagsstress? (Podcast Folge #3)

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Burnout oder Depression?

Einer der Unterschiede zwischen Burnout und einer Depression: Depression ist eine anerkannte Krankheit, Burnout beschreibt ein Syndrom, welches nicht offiziell als eigenständige Erkrankung definiert wird. Außerdem wird Burnout ausschließlich im Zusammenhang mit Stress bei der Arbeit beschrieben. Dennoch wird beides häufig in einem Atemzug genannt. Das liegt daran, dass sich einige Burnout-Symptome auch bei einer Depression finden. Etwa eine verringerte Leistungsfähigkeit, Niedergeschlagenheit oder starke Erschöpfung.

Der Unterschied ist jedoch, dass es bei Burnout Betroffenen oft schon hilft, die Stress auslösende Situation zu meiden – meistens ist das der Beruf. Bei einer Depression funktioniert das nicht so einfach. Sie ist allumfassender und betrifft, im Gegensatz zu Burnout, nicht nur den beruflichen Kontext.

Ein Beispiel: Burnout-Betroffenen hilft es meistens schon, wenn sie einige Wochen krankgeschrieben sind und sich ausruhen. Dabei empfehlen Ärzte oft viel Schlaf. An Depression erkrankten Patienten raten Ärzte eher das Gegenteil, nämlich Aktivität. Ein Ziel der Therapie ist es, depressive Personen aus dem Bett herauszuholen.

Gefährlich ist es allerdings, wenn Menschen fälschlicherweise auf eine Burnout-Diagnose hin behandelt werden, obwohl diese eigentlich an einer Depression leiden. Dass kann dazu führen, dass die Depression nicht richtig behandelt wird und sich verschlimmert. Deswegen sollten sich Personen, die bei sich selbst Burnout vermuten, nicht auf ihre eigene Diagnosefähigkeit verlassen, sondern zum Arzt gehen.

Ein großer Unterschied zwischen den Symptomen von Depression und Burnout ist, dass sich die negativen Gedanken bei einer Depression nicht nur auf berufliche Aspekte konzentrieren. Auch wenn ein mangelndes Selbstwertgefühl, Hoffnungslosigkeit oder gar Suizidgedanken hinzukommen, spricht das eventuell eher für eine Depression.

Quellen
  • Korczak D et al.: Differentialdiagnostik des Burnout-Syndroms; GMS Health Technology Assessment; 2010; DOI: 10.3205/hta000087L
  • Korczak D et al.: Therapie des Burnout-Syndroms; GMS Health Technology Assessment; 2010; DOI: 10.3205/hta000103L
  • Online-Informationen Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 05.09.2023
  • Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V.: www.psychenet.de; Abruf: 05.09.2023
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 05.09.2023  
  • Online-Informationen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): www.bfarm.de; Abruf: 05.09.2023 
  • Online-Informationen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 05.09.2023
  • Online-Informationen Pro Psychotherapie e.V.: www.therapie.de; Abruf: 05.09.2023
  • Online-Informationen Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU): www.nabu.de; Abruf: 05.09.2023
  • Pressemeldung Stiftung Gesundheitswissen: Besser schlafen mit Baldrian: Wie gut helfen pflanzliche Schlafmittel?; 22.11.2022
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