Was ist Binge Eating?
Sie haben das Gefühl, die Kontrolle über ihren Esskonsum zu verlieren.
Sie schlingen sehr große Mengen an Nahrungsmitteln innerhalb kurzer Zeit – meist weniger Stunden - in sich hinein.
Hunger und Genuss spielen dabei keine Rolle, auch das Sättigungsgefühl fehlt. Binge Eater sind daher oft übergewichtig oder adipös, also fettleibig. Der Umkehrschluss gilt jedoch nicht: Nicht jeder Übergewichtige oder Adipöse leidet unter Binge Eating. Charakteristisch ist auch, dass sie alleine essen und anderen diese Essanfälle verheimlichen – selbst engsten Freunden oder der Familie.Anders als bei der Magersucht oder Bulimie ergreifen Menschen mit Binge Eating auch keine Gegenmaßnahmen, um der unausweichlichen Gewichtszunahme entgegenzusteuern: Sie hungern oder erbrechen nicht und treiben auch keinen exzessiven Sport, um die aufgenommenen Kalorien wieder zu verbrennen.
Binge Eating: Definition und Häufigkeit
Der englische Begriff „binge“ bedeutet „Gelage“. Binge Eating ist also „exzessives, übermäßiges Essen“. Laut Definition bedeutet Binge Eating auch Esssucht, Binge Eating Störung oder englisch Binge Eating Disorder. Die gebräuchliche Abkürzung ist BES.
Binge Eating ist eine der häufigsten Essstörungen. Frauen betrifft sie deutlich öfters als Männer. Es gibt keine genauen Zahlen dazu. Aber Ärzte schätzen, dass ungefähr 1,6 Prozent der Frauen und 0,8 Prozent der Männer darunter leiden. Manche gehen auch von höheren Zahlen von bis zu drei Prozent aus. Im Vergleich zu anderen Essstörungen ist beim Binge Eating der Anteil der Männer keineswegs verschwindend gering.
Die meisten erkranken als Erwachsene ungefähr im dritten Lebensjahrzehnt daran. Aber auch Kinder können schon unter Essanfällen leiden. Auch etwa 1,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen entwickeln eine Binge Eating Disorder. Im Schnitt beginnt die Esssucht mit 12, 6 Jahren. Das volle Krankheitsbild ist bei ihnen jedoch selten. Mit zunehmendem Lebensalter steigt dann die Häufigkeit der Binge Eating Störung.
Besonders oft betroffen sind Menschen, die sich wegen Übergewicht oder Adipositas in Behandlung begeben. Von 100 übergewichtigen Menschen, die ihr Gewicht reduzieren wollen und aus diesem Grund eine Arztpraxis aufsuchen, haben 15 bis 30 eine Binge Eating Störung.
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Binge Eating: Symptome sind regelmäßige Essattacken
Die wichtigsten Symptome bei Binge Eating sind regelmäßige, wiederholte Essattacken oder umgangssprachlich ausgedrückt: Fressattacken. Diese sind so gekennzeichnet:
- Betroffene nehmen innerhalb kurzer Zeit, zum Beispiel zwei Stunden, wahllos Unmengen von Nahrungsmitteln zu sich. Diese Mengen an konsumiertem Essen sind viel größer, als ein Mensch normalerweise verzehren würde. Manche nehmen bis zu 4.500 Kilokalorien auf einen Schlag auf.
- Binge Eater verlieren meist die Kontrolle über das Essen. Sie können nicht mehr aufhören und haben keinen Überblick mehr darüber, was und wie viel sie essen.
Binge Eating liegt vor, wenn diese Fressattacken in einem Zeitraum von sechs Monaten an mindestens zwei Tagen pro Woche auftreten.
Dazu kommen beim Binge Eating noch mindestens drei der folgenden Symptome:
- Betroffene essen hastiger und schneller als normalerweise – sie verschlingen das Essen regelrecht. Meist greifen Binge Eater bei einer Essattacke zu Nahrungsmitteln, die sie sich sonst verbieten.
- Sie essen, obwohl das Hungergefühl fehlt.
- Sie hören erst mit dem Essen auf, wenn ein unangenehmes Völlegefühl einsetzt. Manchmal essen Erkrankte über mehrere Stunden unkontrolliert. Danach können sie nicht mehr sagen, wann der Anfall eigentlich begonnen und wieder aufgehört hat.
- Die meisten verheimlichen ihre Fressattacken aus Scham – sie essen alleine und unbeobachtet. Auch erzählen sie danach niemandem etwas davon.
- Auf die Essattacken folgen Ekel vor sich selbst, Niedergeschlagenheit, Deprimiertheit und Schuldgefühle.
- Die meisten leiden psychisch sehr unter ihrem ungezügelten Essverhalten, das sich ihrer Kontrolle entzieht. Der Leidensdruck ist hoch.
Menschen mit einer Binge Eating Störung versuchen nicht, die während der Fressattacke aufgenommenen Kalorien zu kompensieren und so ihr Gewicht zu regulieren: Sie erbrechen oder hungern anschließend nicht, nehmen keine Abführmittel ein und treiben keinen übermäßigen Sport. Dies ist ein Unterschied zur Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Magersucht.
Auch zwischen den Essattacken schwankt das Essverhalten bei Menschen mit Binge Eating. Manche kontrollieren die Nahrungsaufnahme mit Hilfe von Diäten, während sich andere auch zwischen den Essepisoden „überessen“. Ein zu hohes Körpergewicht ist meist die Folge. Diese Symptome ziehen Ärzte auch zur Diagnose des Binge Eating heran.
Binge Eating: Therapie der Wahl ist meist
Suchen Sie immer einen Arzt auf, wenn Sie vermuten, an einer Essstörung wie der Esssucht zu leiden. Wenn Sie das Binge Eating rechtzeitig behandeln lassen, stehen die Chance gut, dass sich die Symptome bessern oder sich das Binge Eating sogar heilen lässt.
Die Therapie der Esssucht können sie in der Regel ambulant durchführen. In schweren Fällen und bei körperlichen und psychischen Begleiterkrankungen ist eine auch stationäre Binge Eating-Therapie in einer spezialisierten Klinik ratsam.
Ziele der Behandlung sind:
- Auslöser für die Essattacken identifizieren und vermeiden
- Binge Eating stoppen – die Anzahl der Essanfälle reduzieren
- Psychische Probleme bessern, zum Beispiel Selbstwertgefühl, Scham, Deprimiertheit
- Begleiterkrankungen behandeln, zum Beispiel Depressionen oder Ängste
- Gesundes, regelmäßiges Essverhalten aufbauen und in den Alltag implementieren
- Übergewicht und Adipositas behandeln – Gewicht reduzieren
- Strategien erarbeiten, um Rückfällen vorzubeugen, Wissen über die Erkrankung vermitteln – die Nachsorge ist daher sehr wichtig
Esssucht: Therapien im Überblick
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit denen sich die Esssucht bekämpfen lässt.
Die wichtigsten sind:
- Psychotherapie: Am wirksamsten haben sich die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die Interpersonelle Psychotherapie (IPT) gezeigt. Sie senken die Anzahl der Essanfälle. Die KVT geht davon aus, dass Betroffene ungünstige Verhaltensmuster beim Essen erlernt haben – und sie somit auch wieder verlernen können. Die IPT setzt am zwischenmenschlichen Gefüge und den Beziehungen mit anderen an. Betroffene lernen, wie sie Konflikte besser lösen und Sicherheit im sozialen Miteinander gewinnen. Viele haben durch KT oder IPT die Chance, völlig frei von Essattacken zu sein und können das Binge Eating überwinden.
- Strukturierte Selbsthilfeprogramme: Arbeitsmaterialien mit Informationen und therapeutischen Schritten zur Überwindung der Essanfälle. Die Selbsthilfeprogramme sind meist an den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie ausgerichtet. Dann zeigen sie die größten Effekte.
- Medikamente: Ärzte setzen manchmal beim Binge Eating auch Medikamente ein. Dazu gehören zum Beispiel Antidepressiva der zweiten Generation (z.B. Fluoxetin), zentralnervös wirkende Stimulantien (z.B. Lisdexamfetamin) oder Antikonvulsiva (z.B. Topiramat). Medikamente reduzieren die Essanfälle meist nur kurzfristig und sind der Psychotherapie unterlegen. In Deutschland ist derzeit kein Medikament speziell zur Therapie von Binge Eating zugelassen. Und: Alle Medikamente haben einige Nebenwirkungen.
- Gewichtsreduktion: konservativ (Ernährung, Bewegung, Essverhalten), medikamentös (z.B. Sibutramin, Fenfluramin) oder chirurgisch (z.B. Magenbypass, Schlauchmagen, Magenband)
Manchmal kombinieren Ärzte auch mehrere Therapien miteinander, um das Binge Eating zu behandeln. Allerdings scheint die Psychotherapie die besten Wirkungen zu erzielen.
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Binge Eating: Hilfe suchen bei Profis
Rat, Informationen und Hilfe beim Binge Eating bieten zum Beispiel auch folgende Anlaufstellen:
- ANAD e.V.: https://www.anad.de/essstoerungen/informationen/
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA): https://www.bzga-essstoerungen.de/ mit Infotelefon
- Therapienetz Essstörung: https://www.therapienetz-essstoerung.de/startseite/
Binge Eating: Ursachen sind noch unklar
Die Ursachen des Binge Eatings sind noch nicht genau aufgeklärt. Mediziner vermuten aber, dass mehrere Faktoren an der Entstehung, Auslösung und Aufrechterhaltung der psychischen Störung beteiligt sind - „die eine“ Ursache gibt es beim Binge Eating wahrscheinlich nicht. Forscher haben jedoch einige Risikofaktoren für die Entstehung dieser Essstörung identifiziert. Dazu gehören zum Beispiel:
- Genetische Faktoren: Binge Eating tritt in einigen Familien gehäuft auf. Dies legt den Verdacht nahe, dass auch erbliche Faktoren als Ursachen beteiligt sind.
- Botenstoffe im Gehirn: Neuere Studien deuten darauf hin, der Botenstoffwechsel im Gehirn verändert ist. Wichtige Mitspieler bei den Essattacken scheinen der Neurotransmitter Dopamin und andere Botenstoffe zu sein.
- Probleme im Bereich der ausführenden Funktionen im Gehirn, die das Entscheidungsverhalten, die Impulskontrolle und Handlungsplanung betreffen. In bestimmten Gehirnregionen sind die Funktionen verändert. Ein ursächlicher Zusammenhang mit der Binge Eating Disorder ist aber nicht ausreichend belegt.
- Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) in der Kindheit.
- Psychosoziale Faktoren, zum Beispiel kritische Lebensereignisse wie Trennung der Eltern oder Todesfälle, aber auch Vernachlässigung, Stress in der Schule, Depressivität oder Schüchternheit.
- Faktoren, die für eine Essstörung spezifisch sind: gezügeltes Essverhalten (die Nahrungsaufnahme wird begrenzt – je länger, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines Essanfalls), emotionales Essen (zur Beruhigung, Stressabbau etc.), riskantes Essverhalten bei den Eltern (sie sind Vorbilder), Sorge um das Körpergewicht, negatives Körperbild, Unzufriedenheit mit der Figur, ausgeprägtes Schlankheitsideal, Überbewertung von Figur und Gewicht und häufige Kritik daran.
- geringes Selbstwertgefühl.
- Sexuelle und körperliche Missbrauchserfahrungen: Menschen mit Binge Eating berichten häufiger davon.
Daneben haben Forscher einige auslösende Faktoren für das Binge Eating gefunden. Dazu gehören beispielsweise Belastungen, die dem ersten Auftreten vorausgehen: Sorgen um die Figur und das Gewicht oder große Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Diese Personen haben ein erhöhtes Risiko, eine Essstörung wie das Binge Eating zu entwickeln.
Außerdem gibt es einige Faktoren, die die Essattacken aufrechterhalten und unmittelbar auslösen können. Dazu gehören zum Beispiel:
- Negative Stimmung – Essen schwächt die schlechte Stimmung ab und Betroffene fühlen sich anschließend zunächst besser
- Hohe Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln: Studien wiesen nach, dass übergewichtige Binge Eater deutlich mehr aßen, wenn größere Mengen an Lebensmitteln verfügbar waren.
- Essanfälle werden wahrscheinlicher, weil Menschen mit Binge Eating Disorder ein Entscheidungsverhalten favorisieren, das mit Belohnungen verknüpft ist. Sie neigen zu impulsivem Verhalten und haben Schwierigkeiten, wirksame und gezielte Strategien zur Problemlösung zu entwickeln.
- Umweltfaktoren: psychische Belastungen, zum Beispiel Konflikte mit anderen Menschen oder ständige Kritik an der eigenen Figur und dem Gewicht
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Binge Eating: Diagnose und Test auf Essstörungen
Wenn Ihr Essverhalten Ihnen Sorgen bereitet, suchen Sie möglichst umgehend einen Arzt auf. Anhand eines Selbsttests können Sie sich vorab einen Eindruck verschaffen, ob Ihr Essverhalten normal ist oder ob Sie womöglich an einer Essstörung wie dem Binge Eating leiden. Einen Test auf Essstörungen finden Sie zum Beispiel hier: https://www.anad.de/essstoerungen/selbsttest/.
Allgemein gilt: Wenn Sie eine Essstörung rechtzeitig behandeln lassen, sind die Aussichten umso höher, dass die Therapie auch erfolgreich ist. Ein erster Ansprechpartner ist Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin.
Wichtig ist es immer, das Binge Eating von anderen Formen von Essstörungen abzugrenzen. Auch müssen Ärzte psychische Erkrankungen wie eine Depression, bipolare Störung sowie Persönlichkeitsstörungen (Borderline) ausschließen. Denn auch hier treten ein gesteigerter Appetit, eine vermehrte Nahrungsaufnahme, impulsives Verhalten bis hin zu Essanfällen mit Kontrollverlust auf.Allgemein gilt: Wenn Sie eine Essstörung rechtzeitig behandeln lassen, sind die Aussichten umso höher, dass die Therapie auch erfolgreich ist. Ein erster Ansprechpartner ist Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin.
Wichtig ist es immer, das Binge Eating von anderen Formen von Essstörungen abzugrenzen. Auch müssen Ärzte psychische Erkrankungen wie eine Depression, bipolare Störung sowie Persönlichkeitsstörungen (Borderline) ausschließen. Denn auch hier treten ein gesteigerter Appetit, eine vermehrte Nahrungsaufnahme, impulsives Verhalten bis hin zu Essanfällen mit Kontrollverlust auf.
Binge Eating-Diagnose: Das fragt der Arzt
Im Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) stellen Ärzte zunächst einige Fragen, zum Beispiel:
- Wie viel wiegen Sie? Waren Sie als Kind übergewichtig oder adipös?
- Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Figur? Müssen Sie sich aufgrund Ihres Gewichts häufiger Kritik anhören?
- Seit wann haben Sie Essanfälle und wie oft pro Woche?
- Wie lange dauert eine Essattacke ungefähr?
- Haben Sie bei den Essattacken das Gefühl des Kontrollverlustes oder können Sie das Essen stoppen?
- Wie fühlen Sie sich währenddessen und danach?
- Versuchen Sie, die aufgenommenen Kalorien nach dem Essanfall wieder loszuwerden? Durch Sport, Abführmittel, Erbrechen, Fasten?
Binge Eating: Weitere Untersuchungen und Tests zur Diagnose
Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei der Ihr Arzt unter anderem das Körpergewicht, den Body-Mass-Index und die Fettverteilung des Körpers bestimmt. Die Blutwerte zeigen, wie gut die Organe allgemein funktionieren.
Binge Eating ist ein eigenständiges Krankheitsbild, das in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) hinterlegt ist. Um die Diagnose Binge Eating zu stellen, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
- Wiederkehrende Essanfälle, begleitet von einem Gefühl des Kontrollverlustes
- Die Essanfälle müssen mit mindestens drei von fünf Verhaltensmerkmalen verbunden sein: schneller als sonst essen, unangenehmes Völlegefühl, viel essen ohne hungrig zu sein, aus Scham allein essen, Ekel, Schuldgefühle oder Niedergeschlagenheit nach einem Essanfall
- Leidensdruck aufgrund der Essanfälle
- Häufigkeit der Essanfälle: mindestens zweimal wöchentlich in sechs Monaten.
- Auf die Essanfälle folgen keine Gegenmaßnahmen (Sport, Diät) und die Essattacken treten nicht ausschließlich im Zusammenhang mit Bulimie oder Magersucht auf.
Der Schweregrad der Binge Eating Störung hängt von der Häufigkeit der Essattacken ab.
Beim Verdacht auf diese Form der Essstörung, ist ein Besuch bei einem Psychotherapeuten oder Psychiater ratsam. Es gibt verschiedene psychologische Fragebögen und Interviews, die als Binge Eating-Test dienen, und mit denen eine Einordnung möglich ist.
Binge Eating: Verlauf ist günstig - mit Behandlung
Das Binge Eating ist eine Essstörung, die Ärzte behandeln müssen. Wichtig ist professionelle Hilfe, um die Esssucht langfristig und dauerhaft in den Griff zu bekommen. Alleine schaffen es die meisten nicht, ihre Essattacken zu überwinden.
Binge Eating: Verlauf ohne Behandlung
Ohne Behandlung nimmt das Binge Eating in vielen Fällen einen chronischen Verlauf und bleibt dann dauerhaft bestehen. Allerdings leiden nicht alle Betroffene permanent unter dem Binge Eating. Viele haben über Monate hinweg keine Symptome und Essattacken. Dann folgen darauf Phasen, in denen das Binge Eating wieder auftritt und die Symptome sehr stark ausgeprägt sind.
Studien haben gezeigt, dass ohne Behandlung ein Großteil (64 Prozent) der Personen mit Binge Eating nach einem Jahr noch alle oder fast alle Diagnosekriterien erfüllt. Nur bei den wenigsten lässt sich keine Essstörung mehr nachweisen. Auch die Rückfallgefahr scheint beim Binge Eating ohne Behandlung relativ hoch zu sein – allerdings fehlen noch aussagekräftige Studien und Daten dazu.
Allgemein lässt sich sagen: Wer lange Zeit unter der Essstörung leidet, plant seine Essanfälle schließlich genau: Er kauft vorab große Mengen geeigneter Nahrungsmittel ein, lagert sie und sorgt schließlich dafür, dass während eines Essanfalls niemand anwesend ist.
Binge Eating: Verlauf mit Behandlung
Wer seine Essstörung behandeln lässt, beeinflusst auch den Verlauf des Binge Eatings positiv. Viele Patienten profitieren besonders von einer Psychotherapie wie der Kognitiven Verhaltenstherapie.
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Binge Eating: Folgen können gravierend
Das Binge Eating kann einige Folgen nach sich ziehen – psychische, körperliche, finanzielle und gesellschaftliche. Die wichtigsten sind:
- Müdigkeit, innere Unruhe, Nervosität, Atemprobleme
- Übergewicht und Fettleibigkeit: Die regelmäßigen Fressattacken machen langfristig dick. So ist die Mehrheit der Binge Eater übergewichtig oder fettleibig – und das hat wiederum Folgen für den Körper: Das Risiko für viele Erkrankungen steigt, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Krankheiten (Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall), Störungen des Fettstoffwechsels (Cholesterin), die Zuckerkrankheit Diabetes oder Gelenkprobleme (Gicht, Arthrose). Auch die Seele leidet unter dem zu hohen Körpergewicht. Viele werden ausgegrenzt, gehänselt und gemobbt.
- Viele Menschen mit Binge Eating Disorder haben begleitend psychische Probleme wie eine Depression, Angststörung oder Bipolare Störung. Auch Substanzmissbrauch (z.B. Alkohol, Drogen, Medikamente), Phobien, die Posttraumatische Belastungsstörung oder Persönlichkeitsstörungen sind möglich. Bei ungefähr 70 Prozent der Binge Eater lässt sich begleitend mindestens eine psychische Störung feststellen. Und die Essstörung kann diese wiederum verstärken. Auch den Verlauf der Essstörung können seelische Problem negativ beeinflussen.
- Soziale Isolation: Betroffenen ziehen sich oft in die eigenen vier Wände zurück und vernachlässigen ihre sozialen Kontakte, Hobbys und Interessen.
- Der Geldbeutel leidet: Die Essanfälle können Betroffene auch in finanzielle Schwierigkeiten bringen, denn sie müssen regelmäßig große Nahrungsmengen einkaufen.
- Es gibt Hinweise darauf, dass Binge Eater ein erhöhtes Suizidrisiko haben - in schlimmen Fällen kann das Binge Eating also auch mit dem Tod enden. Das Sterberisiko ist etwa so hoch wie bei einer Magersucht. Im Vergleich zur gesunden Bevölkerung liegt es um den Faktor 1,5 höher. Das Risiko für einen Suizid steigt, wenn noch andere psychische Krankheiten dazukommen.
Quellen
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Essstörungen (Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)); Stand: 06.12.2011
- Online-Informationen Bundes Fachverband Essstörungen (BFE): www.bundesfachverbandessstoerungen.de; Abruf: 02.09.2019
- Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.bzga-essstoerungen.de; Abruf: 02.09.2019
- Online-Informationen Bundesministerium für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 02.09.2019
- Online-Informationen Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 03.09.2019