Was ist eine Sehnenscheidenentzündung?
Die Sehnenscheidenentzündung ist eine Erkrankung, deren Ursache meist eine Überlastung ist. Oft sind monotone, wiederholte Bewegungen am Computer oder beim Sport die Auslöser. Manchmal stecken jedoch auch Krankheiten dahinter. Die Sehnenscheidenentzündung kann sehr schmerzhaft werden und die Beweglichkeit des betroffenen Körperteils erheblich einschränken.
Die Sehnenscheiden umhüllen die Sehnen an jenen Stellen, die starken Beanspruchungen ausgesetzt sind. Sie bestehen aus Bindegewebe und sind mit Flüssigkeit gefüllt. Auf diese Weise schützen sie die Sehnen, die wiederum die Knochen und Muskeln miteinander verbinden. Bei staker Belastung entzündet sich die Sehnenscheide und schwillt an, manchmal auch die Sehne selbst. Medizinisch heißt die Sehnenscheidenentzündung auch Tendovaginitis.
Werbung
In vielen Fällen betrifft die Sehnenscheidenentzündung die Hand, das Handgelenk, den Arm (Computerarbeit!) oder den Fuß. Sie müssen im Alltag, Beruf oder beim Sport besonderen Belastungen standhalten. Prinzipiell kann die Entzündung jedoch an allen Sehnen des Körpers und den Gelenken entstehen.
An folgenden Körperteilen kommt die Sehnenscheidenentzündung gehäuft vor:
- Hand, Handgelenk, Daumen und Finger
- Arm
- Schulter
- Hüfte, Knie
- Bein, Schienbein, Fuß,
Mediziner unterscheiden eine akute Entzündung der Sehnenscheide, bei der die Beschwerden wieder abklingen. Die chronische Sehnenscheidenentzündung bedeutet, dass die Symptome dauerhaft bestehen bleiben oder immer wiederkehren. Meist verdickt und verfestigt sich das Gewebe bei der chronischen Form.
Sehnenscheidenentzündung: Symptome sind meist Schmerzen
Eine Sehnenscheidenentzündung beginnt in vielen Fällen schleichend und äußert sich durch die typischen Symptome einer Entzündung. Dazu gehören:
- Schmerzen an den betroffenen Stellen, besonders bei Bewegung; später können die Schmerzen auch in Ruhe auftreten, etwa nachts. Viele empfinden die Schmerzen als ziehend.
- Die entzündeten Bereiche röten sich, schwellen an und fühlen sich überwärmt an
- Auf Druck reagieren die Körperstellen empfindlich
- Die Beweglichkeit des betroffenen Körperteils ist eingeschränkt
- Verklebt die Sehnenscheide, reibt und knirscht es im Gelenk
Werbung
Sehnenscheidenentzündung: Ursachen sind meist starke Belastungen
Die Ursachen einer Sehnenscheidenentzündung sind meist Überlastungen in Beruf, in der Freizeit oder beim Sport. Viele Menschen führen im Alltag eintönige, wiederholte, ungewohnte und falsche Bewegungen aus, welche die Sehnenscheiden und Sehnen reizen können. Je länger die Überlastung und Fehlbelastung andauern, desto ausgeprägter kann die Sehnenscheidenentzündung werden.
Einige Beispiele für häufige Ursachen der Sehnenscheidenentzündung:
- Arbeit am Computer: Wer einen Bürojob hat oder privat den PC, das Notebook, Tablet oder Smartphone ausgiebig nutzt, führt die immer gleichen Bewegungsabläufe aus: Er tippt zum Beispiel auf der Tastastur oder klickt mit der Maus. Dies kann zur Sehnenscheidenenzündung führen. Meistens sind hier noch weitere Faktoren am Werk: eine falsche Körperhaltung sowie ein Arbeitsplatz, der nicht ergonomisch ausgestattet ist. Das gilt besonders für den Schreibtisch, Bürostuhl, die Tastatur und die Computermaus. Die wiederholten und einseitige Bewegungsmuster strapazieren die Hand, das Handgelenk, den Arm und die Schulter.
- Musikinstrument spielen: Wer stundenlang am Klavier, auf der Trompete, Posaune oder einem Streichinstrument Tonleitern oder Musikstücke übt, ist ebenfalls anfällig für Sehnenscheidenentzündungen. Finger, Handgelenke und Unterarme sind besonders in Gefahr.
- Sportarten, die mit langem Gehen oder Laufen verbunden sind: Wer weite Strecken zurücklegt, untrainiert ist oder das falsche beziehungweise neues Schuhwerk anzieht, riskiert eine Sehnenscheidenentzündung am Fuß oder Unterschenkel. Bei Tennisspielern leiden dagegen Hand, Arm und Schultern.
- Tätigkeiten in der Freizeit, zum Beispiel Gartenarbeit (Hecke schneiden, Unkraut zupfen) oder Putzen
- Manche Krankheiten begünstigen die Sehnenscheidenentzündung. Dazu gehören die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew (Versteifung der Wirbelsäule) oder Gicht.
- Auch während Schwangerschaft und Stillzeit sind manchmal die Sehnen und Sehnenscheiden gereizt.
- Infektion durch Bakterien, Viren und andere Keime spielen bei der Sehnenscheidenentzündung meist keine Rolle.
Sportverletzungen verhindern und erste Hilfe (Podcast – Folge #35)
Zu Gast im Podcast:
Prof. Dr. Sebastian Siebenlist, Leiter der Sportorthopädie am Klinikum rechts der Isar an der Technischen Hochschule in MünchenSportverletzungen sind vermeidbar – 80 Prozent (!) bräuchte es nicht. Wenn wir nur richtig trainieren. Wie das geht, klären wir mit Prof. Sebastian Siebenlist, dem Leiter der Sportorthopädie am Klinikum rechts der Isar an der Technischen Hochschule in München.
Und wenn beim Training doch mal etwas passiert? Wir erklären, was im Falle einer Verletzung zu tun ist und stellen modernste Behandlungsmethoden vor.
Sehnenscheidenentzündung: Diagnose oft anhand der Symptome
Der erste Ansprechpartner bei einer Sehnenscheidenentzündung ist Ihr Hausarzt. Ratsam ist ein Arztbesuch unter anderem, wenn Sie häufig und lange am Computer sitzen und Schmerzen im Handgelenk, Arm oder der Schulter verspüren. Auch Sportler, die im Fuß oder Bein Schmerzen verspüren, sollten einen Arzt aufsuchen. Manchmal ist auch ein Besuch bei einem Spezialisten ratsam, etwa einem Orthopäden oder Sportarzt.
Der Arzt erfragt in einem Patientengespräch zunächst Ihre Krankengeschichte (Anamnese). Folgende Fragen sind zum Beispiel wichtig:
- Welche Symptome haben Sie genau (z.B. Schmerzen, Rötungen, Schwellungen)?
- Wo sind die Beschwerden genau lokalisiert?
- Seit wann bestehen die Beschwerden und wie ausgeprägt sind sie?
- Zu welcher Tageszeit treten die Beschwerden auf? Tagsüber, nachts?
- Gibt es Situationen, in denen sich die Symptome bessern, zum Beispiel in Ruhe?
- Verstärken sich die Beschwerden bei bestimmten Tätigkeiten?
- Welchen Beruf üben Sie aus? Büro- und Computerarbeit, handwerkliche Tätigkeit etc.
- Gibt es Aktivitäten in Ihrem Alltag, die Sie ungewöhnlich belasten? Sport, PC-Spiele, Gartenarbeit
Diese und andere Fragen helfen dem Arzt bei der Einschätzung, worum es sich handeln könnte.
Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung begutachtet und tastet der Arzt zudem das betroffene Körperteil ab. Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und Druckempfindlichkeit sind meist leicht festzustellen. Meist kann der Arzt die Diagnose „Sehnenscheidenentzündung“ schnell stellen.
Selten ist die Diagnose weiterhin unklar. Dann folgen weitere Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren. Sie sollen Licht in die Knochen, Muskeln, Bänder, Sehnen und Sehenscheiden bringen. Beispiele sind eine Röntgenaufnahme oder Ultraschalluntersuchung.Beim Verdacht auf eine bakterielle Infektion oder rheumatische Erkrankung als Ursache der Sehnenscheindenentzündung kann eine Blutuntersuchung hilfreich sein.
Werbung
Wie lässt sich eine Sehnenscheidenentzündung behandeln?
Eine Sehnenscheidenentzündung sollten Sie immer behandeln lassen. Sie können auch selbst einiges gegen die Entzündung tun. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie chronisch wird – und das erschwert wiederum die Therapie. Es gibt zwei verschiedene Prinzipien bei der Behandlung – ohne Operation (konservativ) und mit einer Op. Zunächst versuchen Ärzte immer, die Sehnenscheidenentzündung ohne chirurgischen Eingriff zu behandeln.
Sehnenscheidenentzündung ohne OP behandeln
- Am wichtigsten ist es, das betroffene Gelenk zu schonen und ruhigzustellen. So kann die Entzündung abklingen und das Gelenk erholt sich wieder. Es gibt besondere Hilfsmittel fürs Ruhigstellen, zum Beispiel eine feste Bandage, Binde, orthopädische Schiene oder einen Gips.
- Medikamente, die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Es gibt sie als Salbe oder Creme, mit der Sie die betroffene Körperstellen einreiben. Die Präparate enthalten oft Wirkstoffe aus der Gruppe der Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), etwa Ibuprofen oder Diclofenac. NSAR gibt es auch als Tabletten. In geringer Dosierung bekommen Sie die Schmerzmittel rezeptfrei in der Apotheke oder im Internetversandhandel.
- Physiotherapie mit Übungen zum Dehnen und Bewegen fördern die Beweglichkeit des Gelenkapparates; sanfte Massagen lindern die Schmerzen.
- Einige Therapeuten setzen die Akupunktur oder Elektrotherapie ein. Dabei lindert elektrischer Strom die Schmerzen.
- Länger anhaltende Beschwerden bei einer Sehnenscheidenentzündung behandeln Ärzte manchmal mit anderen Medikamenten: Sie injizieren Kortikosteroide („Cortison“ oder „Kortison“) in die entzündete Stelle. Kortison gilt als äußerst wirksame „Entzündungsbremse“. Auch das Betäubungsmittel Lidocain als Spritze kann helfen.
Das Tapen der betroffenen Körperpartie mit einem Tapeverband hilft eventuell, wenn die Sehnenscheidenentzündung auskuriert ist und sie wieder neue Belastungen stemmen müssen – beim Sport oder im Job und Alltag. Das Tapen soll das betroffene Körperteil stützen und entlasten. Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirksamkeit jedoch nicht.
Sehnenscheidenentzündung: Wann ist eine OP nötig?
Erst wenn sämtliche konservativen Maßnahmen bei einer Sehnenscheidenentzündung nicht helfen oder keinen ausreichenden Erfolg bringen, ist die Op eine Möglichkeit. Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs enfernen Ärzte das entzündete Gewebe oder schneiden es ein. So schaffen sie wieder mehr Platz für die Sehne und entlasten sie. Meist ist die Op ambulant möglich. Das heißt, Sie können noch am gleichen Tag wieder nach Hause gehen. Eine Operation ist immer mit Risiken verbunden, zum Beispiel Infektionen, Störungen der Wundheilung, Gefühlsstörungen und Narbenbildung. Wägen Sie deshalb gemeinsam mit Ihrem Arzt immer gut das Für und Wider gegeneinander ab.
Sehnenscheidenentzündung: Hausmittel gegen Schmerzen
Es gibt einige Hausmittel gegen Sehnenscheidenentzündung. Ihre Wirksamkeit beruht auf langjährigem Erfahrungswissen. Dass Hausmittel tatsächlich wirken, ist wissenschaftlich jedoch nicht in Studien nachgewiesen.
- Kälte lindert akute Entzündungen und die Schmerzen: Kühlen Sie also die schmerzende Stelle, zum Beispiel mit feucht-kühlen Umschlägen oder einer Eispackung. Aber Achtung: Legen Sie das Eis niemals direkt auf die Haut, sonst drohen Erfrierungen. Platzieren Sie ein dünnes Handtuch dazwischen.
- Wärme hilft als Therapie eher, wenn die Sehnenscheidenentzündung chronisch ist. Die Wärme zuführen können Sie auf verschiedenen Wegen: Pflaster, Salbe, Creme, Gel oder heiße Bäder. Probieren Sie aus, ob Wärme oder Kälte angehmer ist.
- Quarkwickel wirken ebenfalls kühlend – bestreichen Sie ein Handtuch ungefähr fingerdick mit Quark und wickeln Sie es um das schmerzende Körperteil
- Feucht-kalte Umschläge mit Essigwasser oder Heilerde
- Pferdesalbe gilt als bewährtes Hausmittel bei Entzündungen von Sehnen, Bändern und Muskeln; erhältlich ist sie als Gel in Drogerien, Apotheken und im Internetversandhandel
Sehnenscheidenentzündung: Dauer hängt von der richtigen Behandlung ab
Eine Sehnenscheidenentzündung heilt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder aus. Wichtig ist es allerdings, sie frühzeitig zu behandeln – sonst kann sie chronisch werden. Bei der Dauer der Sehnenscheidenentzündung spielen Ruhigstellen und Schonung eine wesentliche Rolle. Denn wer das betroffene Körperteil bewegt und belastet wie zuvor, riskiert eine weitere Reizung der Sehnenscheide.
So dauert die Sehnenscheidenentzündung im Fuß länger, wenn Sie zum Beispiel weiterhin viel umher laufen oder Sport treiben. Das Gleiche gilt für eine Sehnenscheidenentzündung in der Hand. Wenn Sie trotz Schmerzen weiter viele Stunde am Computer arbeiten, verlängert sich die Dauer der Sehnenscheidenentzündung. Achten Sie also unbedingt darauf, das betroffene Körperteil ausreichend lange „lahmzulegen“ und ruhigzustellen.
Werbung
Sehnenscheidenentzündung vorbeugen – so geht’s!
Der beste Schutz vor einer Sehnenscheidenentzündung ist es, dauerhafte Fehlbelastungen und Überlastungen zu vermeiden. Das bezieht sich auf Ihren Beruf, Alltag und Ihre sportlichen Aktivitäten. Einige Beispiele, wie Sie einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen können:
- Richten Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch ein: Für Bildschirmarbeitsplätze gibt es heute ergonomische, höhenverstellbare Stühle und Tische sowie Tastaturen, Mäuse, Handballenauflagen oder Fußstützen. Achten Sie darauf, dass Ihr Stuhl und Schreibtisch die richtige Höhe haben und gut positioniert sind.
- Machen Sie öfters Pausen zwischendurch und bewegen Sie sich. Dehnübungen lockern und entspannen die Muskeln. Auch ein Spaziergang an der frischen Luft sorgt für Auflockerung.
- Erlernen Sie ganz allgemein Übungen, welche die Beweglichkeit fördern. Sportvereine und Volkshochschulen bieten verschiedenste sanfte Bewegungstrainings an. Beispiel sind Yoga, Pilates, Tai Chi oder Qigong.
- Falls Sie eine Sportart intensiv betreiben, zum Beispiel Tennis oder Joggen: Lassen Sie sich von einem erfahrenen Sporttrainer zeigen, wie Sie die Bewegungsabläufe technisch richtig ausführen. So vermeiden Sie Fehlbelastungen, Überlastungen und Reizungen - und können damit Sehnenscheidenentzündungen vorbeugen.
Quellen
- Lippert, Herbert: Lehrbuch Anatomie; Urban & Fischer (Elsevier); 8. Auflage 2017
- Nachschlagewerk: Pschyrembel - Klinisches Wörterbuch; De Gruyter; 267. Auflage 2017
- Wenzel, Petra: Hausapotheke - Wirksame Hilfe aus Naturheilkunde und Schulmedizin; GU-Verlag, 3. Auflage 2007
- Wegner, Uwe: Sportverletzungen - Symptome, Ursachen, Therapie; Schlütersche, 2. Auflage 2002
- Wülker, Nikolaus: Orthopädie und Unfallchirurgie; Thieme Verlag, 3. Auflage 2015