Karpaltunnelsyndrom: Was ist das?
Beim Karpaltunnelsyndrom (KTS, auch: Carpaltunnelsyndrom, CTS) klemmt sich ein Nerv am Handgelenk ein, der sogenannte Mittelnerv. Dieser verläuft durch den Karpaltunnel, eine Art Röhre im Bereich der Handwurzel. Der Mittelnerv ist dafür zuständig, dass wir mit den Fingern tasten und greifen können.
Schwillt das Gewebe rund um den Karpaltunnel an, hat der Mittelnerv keinen Platz mehr und löst typische Symptome aus: Betroffene haben das Gefühl, dass ihnen die Hand einschläft und dass sie taub wird. Die passiert bei gesunden Menschen ab und zu und geht schnell wieder vorbei. Bei einem Karpaltunnelsyndrom schläft die Hand immer wieder ein. Patienten haben häufig Schmerzen und Gefühlsstörungen.
Das Karpaltunnelsyndrom trifft meist Menschen im Alter von 40 bis 70 Jahren. Frauen erkranken etwas häufiger als Männer. Das Syndrom kann an einer Hand oder an beiden Händen auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene ein Karpaltunnelsyndrom beidseitig bekommen, liegt bei 20 bis 50 Prozent.
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Karpaltunnelsyndrom: Ursachen
Experten können zwar sagen, dass ein Karpaltunnelsyndrom entsteht, weil der Mittelnerv im Handgelenk zu wenig Platz hat. Sie wissen aber nicht, warum das Gewebe rund um den Karpaltunnel anschwillt und die typischen Schmerzen auslöst, die mitunter bis in den Ellbogen ausstrahlen können. Mediziner diskutieren die folgenden Ursachen:
- Veranlagung: Da häufig mehrere Mitglieder einer Familie an einem Karpaltunnelsyndrom leiden, ist es wahrscheinlich, dass die Erkrankung erblich bedingt ist. Betroffene kommen mit einem verengten Karpaltunnel zur Welt.
- Hormone: Verändern sich die Hormone des Körpers, wie zum Beispiel während einer Schwangerschaft oder bei Schilddrüsenerkrankungen, kann das dazu führen, dass Gewebe in der Hand anschwillt.
- Vorerkrankungen: Bestimmte Krankheitsbilder wie beispielsweise Rheuma, Diabetes, Verletzungen des Handgelenks oder Entzündungen der Sehnenscheiden können ein Karpaltunnelsyndrom begünstigen.
- Belastung: Menschen, die ihr Handgelenk extrem beugen oder strecken müssen, etwa bei der Arbeit mit einem Presslufthammer, Montagearbeiten oder dauerhafter Computerarbeit, haben häufig stärkere Symptome.
Karpaltunnelsyndrom: Symptome
Es gibt folgende Anzeichen für ein Karpaltunnelsyndrom:
- Taubheitsgefühl und Kribbeln – Gefühl, dass die Hand einschläft. Betroffen sind meist Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger.
- Schmerzen in der Hand, die in den Arm, und in Einzelfällen auch bis zur Schulter ausstrahlen können.
- Bei schwerwiegenden Karpaltunnelsyndromen, die nicht behandelt werden, kann über längere Zeit ein Muskelschwund am Daumenballen entstehen. Patienten haben Probleme, Gegenstände zu greifen.
Beschwerden treten hauptsächlich nachts und am Morgen auf. Das liegt daran, dass Menschen im Schlaf häufig die Hand abknicken. Tagsüber können Symptome Radfahren, Autofahren oder Telefonieren auslösen. Schütteln die Betroffenen die Hand aus, lassen die Symptome meist nach.
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Karpaltunnelsyndrom: Diagnose
Wem immer wieder schmerzhaft die Hand einschläft, sollte zum Arzt gehen. Dieser führt mehrere Tests durch. Er prüft zunächst, wie beweglich und empfindlich Finger und Handgelenk sind.
Ärzte untersuchen das Handgelenk in der Regel zudem mit einer Elektroneurographie. Dabei messen sie die Geschwindigkeit, mit der Nerven einen Reiz weiterleiten. Liegt die Geschwindigkeit unter einem bestimmten Grenzwert, arbeitet der Nerv verzögert und es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Karpaltunnelsyndrom.
Zusätzlich kann eine Neurosonographie (Ultraschall) sinnvoll sein. Auf dem Ultraschallbild kann der Arzt den Nerv und die genaue Lage der Engstelle im Karpaltunnel sehen. Das erleichtert die Entscheidung für die richtige Therapie.Karpaltunnelsyndrom: Therapie
Hat der Betroffene leichte bis mittelstarke Beschwerden, können konservative Mittel die Schmerzen lindern. Treten starke Symptome über einen längeren Zeitraum auf, ist die Operation die Behandlung der Wahl.
Karpaltunnelsyndrom: Behandeln ohne OP
Der Arzt wird zunächst eine Schiene empfehlen, die der Patient nachts trägt. So kann das Handgelenk im Schlaf nicht abknicken. Viele Patienten schlafen mit der Schiene beschwerdefrei durch.
Tagsüber nutzen Betroffene häufig eine Bandage. Diese schont den Nerv und erlaubt es gleichzeitig, die Hand zu bewegen. Ob Tapen bei einem Karpaltunnelsyndrom hilft, ist hingegen nicht belegt.
Außerdem gibt der Arzt häufig Kortison – in Form von Tabletten oder als Spritze direkt in das Handgelenk. Der Wirkstoff kann die Symptome vorübergehend abklingen lassen. Kortison hilft allerdings nicht langfristig gegen das Karpaltunnelsyndrom.
Bei stärkeren Schmerzen rät der Arzt häufig zusätzlich zu Schmerzmittel oder Salben. Teilweise empfehlen Apotheker auch Vitamin B6, welches den Nerv stärken soll. Studien zeigen allerdings, dass das Vitamin die Symptome nicht bessert.
Manche Patienten nutzen Physiotherapie und machen bestimmte Übungen, um ihre Beschwerden zu lindern. Ob diese wirklich bei einem Karpaltunnelsyndrom helfen, konnten Studien bisher nicht belegen. Auch der Nutzen von Homöopathie ist nicht nachgewiesen. Gleiches gilt für Akupunktur, Ultraschall-, Laser- und Magnetfeldtherapie bei Karpaltunnelsyndrom.Karpaltunnelsyndrom: OP
Helfen die konventionellen Behandlungen auch nach mehreren Monaten nicht und hat der Patient starke Beschwerden, kommt eine Operation infrage. Bei dem Eingriff durchtrennt der Chirurg das Karpalband im Handgelenk. Dadurch hat der Mittelnerv mehr Platz und wird entlastet. Der Chirurg führt die Operation in der Regel ambulant durch. Das heißt, eine Übernachtung im Krankenhaus ist nicht notwendig.
Wie schnell ein Patient nach dem Eingriff beschwerdefrei wird, hängt davon ab, wie stark das Karpaltunnelsyndrom bereits fortgeschritten war. Bei den meisten Betroffenen klingen die Symptome nach einigen Tagen ab. Bei anderen dauert es einige Wochen bis Monate. Es hilft, die Finger nach der OP gezielt zu bewegen. Auf eine Schiene sollten Patienten nach dem Eingriff verzichten.
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Karpaltunnelsyndrom: Verlauf
Wie lange Betroffene krank sind, ist sehr unterschiedlich. Bei einigen klingen die Symptome nach einigen Monaten ab, ohne Behandlung. Andere haben wiederkehrende Beschwerden. Bei einem schwerwiegenden Verlauf bauen sich die Muskeln im Daumenballen ab. Dann kann es sein, dass die Patienten dauerhaft Probleme damit haben, Dinge wie etwa einen Schlüssel oder ein Glas zu greifen.
Karpaltunnelsyndrom: Welcher Arzt?
Verspüren Sie ein Kribbeln oder Schmerzen in der Hand, ist zunächst der Hausarzt der richtige Ansprechpartner. Dieser wird Sie sorgfältig untersuchen und mögliche andere Ursachen wie Verletzungen des Handgelenks oder Rheuma ausschließen.
Erhärtet sich der Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom, wird Sie Ihr Hausarzt an einen Neurologen überweisen. Dieser führt weitere Untersuchungen durch. Er wird etwa die Nervenleitgeschwindigkeit der Hand messen (siehe Abschnitt "Karpaltunnelsyndrom: Diagnose"). Steht eine Operation an, wird Ihnen der Hausarzt einen Neurochirurgen empfehlen.
Karpaltunnelsyndrom: Vorbeugen
Da es keine klare Ursache für das Krankheitsbild gibt, können Betroffene einem (erneuten) Karpaltunnelsyndrom nicht vorbeugen. Sie können aber darauf achten, ihre Handgelenke nicht zu überlasten. Außerdem kann es helfen, bei der Arbeit mit dem PC eine Tastaturauflage zu verwenden.
Quellen
- S3-Letlinie: Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms (Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie, et al.); Stand: Juni 2016
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie: www.dgnc.de; Abruf: 06.05.2019
- Online-Informationen Praxisklinik Orthopädie und Chirurgie München West: www.chirurgie-orthopaedie.de; Abruf: 06.05.2019