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Morbus Crohn

An welchen Symptomen Sie Morbus Crohn erkennen, wie die optimale Behandlung aussieht und was bei der Ernährung zu beachten ist.

Geprüft von Sophie Sonnenberger, Medizinredakteurin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2020-11-12T00:00:00+01:00 2020-11-12T00:00:00+01:00

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Inhaltsverzeichnis
Eine Frau hält sich am Bauch wegen Schmerzen

© Shutterstock

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn zählt zusammen mit Colitis Ulcerosa zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Es handelt sich bei der Erkrankung um eine dauerhafte, also chronische Darmentzündung, die meist in Schüben verläuft. Bei Erkrankten kann sich die Schleimhaut des gesamten Verdauungstraktes vom Mund bis zum After entzünden.

Besonders häufig ist jedoch der Dünndarm betroffen. Die Darmerkrankung ist nicht ansteckend. Heilbar ist sie nicht, doch mittlerweile lassen sich die Symptome der Entzündung im Darm gut behandeln. Warum Morbus Crohn entsteht, ist nicht ganz geklärt.

Die Darmerkrankung verläuft bei allen Patienten unterschiedlich – mal nur mit milden Symptomen, mal schwer. In Deutschland sind 120 bis 200 von 100.000 Menschen an Morbus Crohn erkrankt. Die meisten, die neu erkranken, sind zwischen 20 und 30 Jahre alt.

Unterschied zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Die schützende Schleimhaut ist beschädigt. Krankheitskeime dringen ein, das Immunsystem reagiert mit Entzündungen. Diese Entzündungen verbreiten sich bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa unterschiedlich.

Graphische Darstellung von Morbus Crohn. Die Erkrankung kann sich vom Mund bis zum After erstrecken. Die Entzündungsherde treten vereinzelt auf

© FOCUS-GESUNDHEIT

Morbus Crohn: Die Erkrankung kann sich vom Mund bis zum After erstrecken. Die Entzündungsherde treten vereinzelt auf

Graphische Darstellung von Colitis ulcerosa: Die Entzündung betrifft hauptsächlich den Dickdarm. Auf der obersten Schleimhautschicht entstehen flächige Geschwüre

© FOCUS-GESUNDHEIT

Colitis ulcerosa: Die Entzündung betrifft hauptsächlich den Dickdarm. Auf der obersten Schleimhautschicht entstehen flächige Geschwüre

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Morbus Crohn: Die Symptome

Zu den ersten Anzeichen von Morbus Crohn gehören Bauchschmerzen, die oft krampfartig auftreten und oft zunächst an eine Blinddarmentzündung denken lassen. Folgende Symptome sind typisch für Morbus Crohn:

  • Schmerzen im rechten, unteren Bauchraum
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Gewichtsverlust

Langfristig kann Morbus Crohn zu folgenden Beschwerden und Komplikationen führen:

  • Nährstoffmangel, der etwa zu Veränderungen der Haut führt
  • Erschöpfung und Müdigkeit
  • Abszesse (Eiteransammlungen) am Darm
  • Fisteln (Gänge zwischen Darm und Haut)
  • Risse des Afters (Analfissuren)
  • Darmverschluss (Ileus)
  • Narbenbildung im Darm
  • Risse im Darm (Perforation)
  • Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)

Morbus Crohn verläuft meistens schubweise. Das bedeutet, dass die Beschwerden für einige Zeit völlig abklingen, sich aber phasenweise verstärken. Erste Anzeichen für einen Schub sind beispielsweise die rechtsseitigen Bauchschmerzen. Für Ärzte gilt die Darmerkrankung als „chronisch“, wenn die Symptome länger als sechs Monate anhalten.

Nicht bei allen Betroffenen treten alle Symptome auf. Morbus Crohn verläuft sehr unterschiedlich. Es gibt Patienten ohne Durchfall, die dafür eher Bauchschmerzen haben, oder jene, die öfter unter Durchfall leiden. Die Erkrankung kann bei manchen (6 bis 10 Prozent) den Mund betreffen, wo beispielsweise eine zerfurchte Zunge auffällt oder ein Geschwür der Schleimhaut. Manchmal ist das Zahnfleisch entzündet (Gingivitis) oder die Lippe geschwollen. Bei den meisten Betroffenen (45 Prozent) spielt sich Morbus Crohn aber im letzten Abschnitt des Dünndarms und im Dickdarm ab. Bei jedem dritten Erkrankten ist nur der Dünndarm betroffen.

Generell neigen Menschen mit Morbus Crohn eher als andere zu Entzündungen, beispielsweise der Leber, Gelenke oder Augen. Manchmal bleibt die Erkrankung aber lange unentdeckt und verläuft ohne Begleiterscheinungen. Aufgrund des Nährstoffmangels, den viele Patienten wegen der anhaltenden Durchfälle haben, entstehen nach Jahren mit Morbus Crohn oft Begleiterkrankungen wie Osteoporose (durch Kalziummangel) oder Aphten im Mund (durch Zinkmangel). Viele Patienten haben zudem Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie eine Laktoseintoleranz.

Morbus Crohn: Die Ursachen

Warum Morbus Crohn entsteht, ist unklar. Wahrscheinlich führen mehrere Ursachen zum Ausbrechen der Darmerkrankung, die sich meist im Alter von 20 bis 30 Jahren zum ersten Mal bemerkbar macht. Direkt vererbbar ist die Krankheit wahrscheinlich nicht, jedoch vermuten Wissenschaftler, dass die Gene eine Rolle spielen: Jeder zweite Patient weist Mutationen in einem bestimmten Gen auf. Wahrscheinlich ist bei vielen Betroffenen die Barrierefunktion der Darmwand gestört, sodass Krankheitserreger leichter eindringen können. Das ruft, so die Vermutung, das Immunsystem auf den Plan und verursacht die Entzündung.

Dass das Immunsystem bei Morbus Crohn im Darm so stark reagiert, deutet auf eine Autoimmunerkrankung hin, bei der das Immunsystem überreagiert und sich gegen körpereigenes Gewebe richtet. Der Lebensstil, das zeigen Studien, beeinflusst den Verlauf von Morbus Crohn erheblich und wahrscheinlich ebenso das Entstehen. Häufiger als andere Menschen sind beispielsweise Raucher von Morbus Crohn betroffen. Erkrankte, die trotz Diagnose weiter rauchen, lösen dadurch öfter Schübe aus, und insgesamt verläuft die Erkrankung bei ihnen schwerer. Als Auslöser für einen Schub gilt zudem Stress.

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Morbus Crohn: Die Diagnostik beim Arzt

Wer mit den typischen Symptomen von Morbus Crohn einen Arzt aufsucht, wird zunächst zu seiner Krankheitsgeschichte befragt:

  • Welche Symptome treten auf und wann?
  • Wie stark sind die Beschwerden und wie lange dauern sie an?
  • Ist jemand in der Familie erkrankt?

Diese und andere Fragen stellt der Arzt im Rahmen der sogenannten Anamnese.

Als nächstes wird der Arzt den Bauchraum abtasten, was für den Patienten rechts unten möglicherweise schmerzhaft ist. Hat er den Verdacht, dass Morbus Crohn bestehen könnte, entnimmt er zudem eine Blutprobe. Die Blutwerte verraten, ob im Körper eine Entzündung besteht und ob bereits ein Nährstoffmangel vorliegt. Manchmal bitte der Arzt noch um eine Stuhlprobe, um andere Ursachen für die Beschwerden, etwa eine bakterielle Infektion im Darm, auszuschließen.

Weitere Untersuchungen können folgen, um die Diagnose Morbus Crohn endgültig zu stellen:

  • Bauchultraschall, um entzündete Darmabschnitte zu identifizieren
  • transrektaler Ultraschall, um den Enddarm zu beurteilen
  • Darmspiegelung (Koloskopie), um die Darmschleimhaut zu begutachten
  • Magenspiegelung (Gastroskopie), um den oberen Verdauungstrakt zu begutachten
  • Dünndarmspiegelung (Doppelballonendoskopie), um den Dünndarm zu begutachten
  • Darmspiegelung mittels Kapselendoskopie (der Patient schluckt dafür eine winzige Kamera in der Größe einer Tablette)
  • andere bildgebende Verfahren (MRT, CT)

Wie schwer die Darmerkrankung ist, kategorisiert der Arzt mithilfe des „Aktivitätsindex nach Best“. Liegt dieser Wert zwischen 150 und 200, sollte eine Behandlung erfolgen.

Warum Spezialisten Morbus Crohn behandeln sollten

Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, die ein Leben lang zu therapieren ist. Patienten sollten sich deshalb möglichst in die Hände eines Spezialisten begeben, der sie dauerhaft betreut. Auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen spezialisierte Ärzte sind Internisten mit einem Schwerpunkt auf Magen- und Darmerkrankungen, sogenannte Gastroenterologen.

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Morbus Crohn: Die richtige Behandlung

Hoffnung auf Heilung gibt es bei Morbus Crohn derzeit noch nicht. Mit Medikamenten ist es jedoch möglich, die Entzündung zu bremsen und die Symptome zu lindern. Die Patienten können zudem selbst einiges beitragen, um den Verlauf der Darmerkrankung günstig zu beeinflussen. Je nachdem, wie stark die Beschwerden sind und welche Darmabschnitte betroffen sind, verschreibt der Arzt verschiedene Medikamente:

  • Kortison („Kortikosteroide“) als Tablette oder Infusion dämmt bei Schüben die Entzündung ein.
  • Klassische Wirkstoffe wie Loperamid und Butylscopalamin lindern Durchfall und Bauchweh.
  • Aminosalizylat wirkt bei mildem Krankheitsverlauf.
  • Immunsupressiva wie Azathioprin oder Methotrexat bremsen die Überreaktion des Immunsystems.
  • Antikörper wie Ustekinumab oder Vedolizumab bremsen die Entzündung und kommen zum Einsatz, wenn andere Mittel nicht mehr gut wirken. Das gleiche gilt für TNF-Antikörper wie Infliximab, Adalimumab oder Golimumab.

Begleiterscheinungen wie etwa Analfisteln, krankhafte Verbindungen zwischen Darm und Afterhaut, behandelt der Arzt zusätzlich mit Antibiotika. Weil es diverse Medikamente gegen die Symptome von Morbus Crohn gibt, entscheidet der Arzt immer individuell, welche Behandlung die beste ist. Die Wahl der Mittel hängt davon ab, ob ein leichter oder schwerer Schub vorliegt, wie stark der Darm schon beeinträchtigt ist und welche Beschwerden überwiegen.

Helfen Medikamente nicht mehr, sollten Arzt und Patient eine Operation in Erwägung ziehen. Chirurgen können dabei beispielsweise unter Narkose des Patienten Abszesse (Eiteransammlungen) und Fisteln behandeln, Engstellen weiten oder, bei schwerem Verlauf, allzu stark entzündete Darmabschnitte ganz entfernen.

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Ernährung bei Morbus Crohn

Was essen Patienten mit Morbus Crohn am besten? Weil die Darmentzündung den Verdauungstrakt belastet, sollte die Ernährung eher schonend sein. Für Menschen mit Morbus Crohn gilt:

  • Vermeiden Sie allzu scharfe, fette oder saure Speisen.
  • Essen Sie eher mehrere kleine als wenige große Portionen.
  • Probieren Sie aus, was Sie gut vertragen. Manchmal ist es sinnvoll, blähende Speisen zu vermeiden.
  • Verzichten Sie während eines Schubs auf Ballaststoffe (Vollkornprodukte, viel Gemüse).

Wichtig ist, dass Menschen mit Morbus Crohn stets auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr achten, da ihr Körper ohnehin schon Schwierigkeiten hat, genügend Nährstoffe aufzunehmen.

Schmerz aus der Mitte: Chronisch entzündliche Darmentzündungen lindern (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #29)

Zu Gast im Podcast:

Prof. Dr. Klaus Herrlinger , Gastroenterologe und Chefarzt der Inneren Medizin der Asklepios Klinik in Heidberg
Mehr zur Folge

Bauchschmerzen, Durchfälle oder laute Darmgeräusche kennt wohl jeder. Wenn sie über Wochen und Monate andauern, kann es sich um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, kurz CED, handeln, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigt. Zu CED zählen der Morbus Crohn, der den ganzen Körper betreffen kann und die Colitis ulcerosa, die vor allem Entzündung des Dickdarms verursacht. Andrea und Eva sprechen in dieser Folge mit dem Gastroenterologen Klaus Herrlinger von der Asklepios Klinik Heidberg in Hamburg, der erklärt, wie man den Entzündungen auf die Schliche kommt und welche modernen Therapien zur Verfügung stehen. Er erzählt außerdem, wie ein nahezu normales Leben mit CED möglich ist.

Leben mit Morbus Crohn

Mit einer chronischen Erkrankung zu leben, ist nicht immer einfach. Es ist deshalb wichtig, dass sich Morbus-Crohn-Patienten helfen lassen. Viele profitieren von einer Selbsthilfegruppe oder, wenn Angstzustände und Niedergeschlagenheit überhandnehmen von einer Psychotherapie. Weil Stress Schübe auslöst, sollten Betroffene Stressbewältigungsstrategien lernen, etwa Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen.

Sind die Einschränkungen durch Morbus Crohn im Alltag groß, haben Betroffene Anspruch auf einen Nachteilsausgleich vom Staat. Ob einem Patienten der Status „schwerbehindert“ zusteht, prüft das Versorgungsamt. Arbeitnehmer mit nachgewiesener Schwerbehinderung haben beispielsweise einen erweiterten Kündigungsschutz, ein Anrecht auf zusätzlichen Urlaub und Anspruch auf regelmäßige Rehamaßnahmen.

Die Lebenserwartung bei Morbus Crohn

Erfolgt eine passende Behandlung, haben Menschen mit Morbus Crohn dieselbe Lebenserwartung wie Gesunde. Die Krankheit verläuft nicht tödlich. Es ist jedoch wichtig, dass sie rechtzeitig behandelt wird, weshalb Menschen mit den typischen Symptomen einen Arzt aufsuchen sollten.

Tödlich sein können allenfalls die Folgeerkrankungen: So haben Patienten mit Morbus Crohn ein höheres Risiko, an Krebs im Darm zu erkranken. Für sie ist es deshalb besonders wichtig, die entsprechenden Vorsorgemaßnahmen in Anspruch zu nehmen, um möglichst die Vorstufen eines bösartigen Tumors zu erkennen und entfernen zu lassen.

Quellen
FOCUS-Gesundheit 01/24 – Einfach besser leben 2024

© FOCUS-Gesundheit

FOCUS-Gesundheit 01/2024

Einfach besser leben 2024
Viele Alterungsprozesse lassen sich nachweislich bremsen. Was uns jung hält. Wie wir Lust an Bewegung (wieder) finden. Plus: Übungen fürs Home-Workout. U.v.m.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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