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Helicobacter-Infektion

Helicobacter pylori: An welchen Symptomen Sie eine Infektion erkennen und alles über die richtige Behandlung

Geprüft von Sophie Sonnenberger, Medizinredakteurin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2023-08-14T00:00:00+02:00 2023-08-14T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
3D-Illustraiton des menschlichen Magens mit Helicobacter-Bakterien

© Shutterstock

Was ist eine Helicobacter-Infektion?

Helicobacter-Bakterien – genauer „Helicobacter pylori“ – sind Keime, die sich an der Magenschleimhaut und im Darm ansiedeln und dort verschiedene Erkrankungen verursachen können. Mit den Magenbakterien stecken sich Menschen oft schon früh an – bereits bei Kindern lassen sich Helicobacter-pylori-Infektionen (auch kurz „HP-Infektionen“) nachweisen.

Wie bekommt man einen Helicobacter-pylori-Infektion?

Ganz geklärt ist nicht, wie es zur Übertragung des Magenkeims kommt (etwa durch Speichel, Stuhl oder Erbrochenes) und was die Ursache der Helicobacter-Infektion bei Betroffenen jeweils ist. Fest steht aber: Helicobacter pylori ist ansteckend und von Mensch zu Mensch übertragbar. Schätzungsweise jeder Zweite über 60 soll infiziert sein. Häufig führt die Infektion mit dem Bakterium zu Magenschleimhautentzündungen und Magen- oder Dünndarmgeschwüren (Ulkus).

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Helicobacter-Infektion: Symptome

Eine Helicobacter-Infektion lässt sich als Laie nicht immer eindeutig erkennen. Sie verursacht in erster Linie Symptome im Darm, wo sich das Bakterium ansiedelt. Diese Symptome sind aber typisch für eine Besiedelung mit Helicobacter pylori und die Folgeerkrankungen wie eine Magenschleimhautentzündung, ein Magen- oder ein Zwölffingerdarmgeschwür:

  • Schmerzen im Oberbauch
  • Völlegefühl
  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Mundgeruch
  • Aufstoßen
  • Sodbrennen
  • Gewichtsverlust
  • Blutarmut
  • Müdigkeit

Blähungen und Durchfall können auch auftreten, kommen aber eher selten vor. Manchmal verursachen Helicobacter-Infektionen sowie die daraus folgenden Magengeschwüre überhaupt keine Symptome und werden nur zufällig bei einer anderen Untersuchung entdeckt.

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Helicobacter-Infektion: Behandlung

Bei einer nachgewiesenen Helicobacter pylori-Infektion ist die derzeit empfohlene Erstlinientherapie eine sogenannte Bismut-Quadrupeltherapie. Das bedeutet, dass folgende Kombination aus vier verschiedenen Medikamenten für zehn Tage einzunehmen ist: Bismut, Tetrazyklin, Metronidazol und ein Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol (zum Schutz der Magenschleimhaut). Diese Wirkstoffe sollen mindestens 90 Prozent des Helicobacter pylori im Magen abtöten (in der Fachsprache: „Eradikation“).

Zeigt der erste Therapieansatz keine ausreichende Wirkung, leitet der Arzt eine Zweitlinientherapie ein. Dazu erfolgt zunächst eine Resistenzbestimmung des Keims gegenüber verschiedenen Antibiotika (vor allem Clarithromycin), um zu prüfen, welches Medikament eine gute Wirkung zeigt. Abhängig von dem Ergebnis lautet die Empfehlung, eine Dreifach-Therapie mit Amoxicillin (oder Metronidazol), Clarithromycin und einem Protonenpumpenhemmer über 14 Tage durchzuführen. Alternative Antibiotika, die bei bestimmten Resistenzen zum Einsatz kommen, sind Fluorchinolon-haltige Wirkstoffe wie Ciprofloxacin oder Levofloxacin. Als Nebenwirkungen einer Antibiotika-Therapie können unter anderem Bauchschmerzen, Durchfall oder Blähungen auftreten. Sie vergehen in der Regel in den Tagen nach der Behandlung von allein wieder.

Manchen Patienten haben das Bedürfnis, ihre Helicobacter-Infektion „natürlich“ und ohne Antibiotika zu behandeln. Sie sollten wissen: Es ist mithilfe der Ernährung oder von Hausmitteln nicht möglich, den Magenkeim ganz loszuwerden. Brokkoli, Knoblauch, Ingwer, Zitrusfrüchte und Zwiebeln „schmecken“ den Bakterien auf der Schleimhaut zwar nicht besonders gut – ganz vertreiben lassen sie sich mit den üblichen Portionen aber nicht, sodass die Entzündung wahrscheinlich immer wieder aufflammen wird und der Schleimhaut nachhaltig schadet.

Wenn Betroffene ihrem Magen über die Ernährung etwas Gutes tun wollen, sollten sie auf Lebensmittel verzichten, die dafür bekannt sind, die lädierte Schleimhaut zusätzlich zu reizen: Kaffee und Scharfes. Auf Alkohol sollten Menschen mit einer Magenschleimhautentzündung ebenfalls verzichten, um den Magen zu schonen.

Helicobacter-pylori-Infektion: So stellt der Arzt die Diagnose

Hat der Hausarzt den Verdacht, sein Patient könnte eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür haben, wird er ihn an einen Gastroenterologen überweisen. Das ist ein Facharzt für Erkrankungen des Verdauungstrakts, der spezielle Untersuchungen durchführen kann. So gibt es verschiedene Helicobacter-pylori-Tests, mit denen sich eine Besiedelung der Schleimhaut mit dem Magenkeim indirekt und direkt nachweisen lässt:

  • Ein Bluttest verrät eine Blutarmut und eventuell erhöhte Entzündungswerte. Das ist noch kein Beweis für eine Infektion, zeigt aber, dass etwas nicht in Ordnung ist.
  • Eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs hilft, andere körperliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
  • Eine Magenspiegelung, bei der sich der Arzt die Magenschleimhaut von innen mit einer Kamera ganz genau anschaut, zeigt Veränderungen der Schleimhaut aufgrund der Helicobacter-Infektion. Der Arzt sieht mittels Kamera auf einem biegsamen Schlauch, den er über den Mund bis in den Magen einführt, ob die Schleimhaut bisher nur gereizt ist oder schon ein Magengeschwür vorhanden ist. Es handelt sich hierbei um eine invasive Untersuchungsmethode, die mit gewissen Risiken verbunden ist. Wo möglich, setzen Mediziner daher nicht-invasive Verfahren ein.
  • Ein Urease-Schnelltest kann im Rahmen der Magenspiegelung stattfinden. Dazu entnimmt der Arzt etwas Gewebe aus dem Magenausgang, welches er dann in eine Nährlösung mit Harnstoff gibt. Die Anwesenheit von Helicobacter zeigt sich durch einen Farbumschlag nach Rot.
  • Die histologische Untersuchung der bei der Magenspiegelung entnommenen Probe führen Fachkräfte in der Pathologie durch. Sie können Veränderungen im Gewebe mikroskopisch nachweisen.
  • Es ist außerdem möglich, aus dem Material der Gewebeprobe eine Kultur anzulegen und so das Bakterium anzuzüchten. Das Wachstum kann einige Tage dauern.
  • Mithilfe einer PCR (Polymerase-Kettenreaktion) lässt sich Helicobacter pylori sehr schnell nachweisen. Als Material setzt das Laborpersonal hier Magensaft oder Gewebeproben ein. Auch sehr geringe Mengen des Bakteriums werden in der PCR vermehrt und dadurch sicher nachgewiesen.
  • Ein Atemtest, nachdem der Patient eine spezielle Lösung getrunken hat, beweist die Anwesenheit von Helicobacter pylori im Magen.
  • Ein Stuhltest auf Helicobacter pylori kann die Untersuchung ergänzen und die Diagnose bestätigen.
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Helicobacter pylori-Test beim Arzt: So läuft er ab

Viele Patienten fragen sich, welcher Arzt die Helicobacter-Tests wie etwa den Atemtest durchführen kann. Zunächst ist es bei Beschwerden mit dem Magen wie erwähnt sinnvoll, den Hausarzt aufzusuchen. Er kann die Diagnose eingrenzen und überweist bei Verdacht auf eine Helicobacter-pylori-Infektion an einen Gastroenterologen.

Bei der nicht-invasiven Diagnostik findet laut Definition kein Eingriff in den Körper der untersuchten Person statt. Dazu zählen die folgenden Tests:

  • Für den Atemtest trinkt der Patient eine Lösung mit einem speziell markierten 13C-Harnstoff. Das Enzym Urease, das die Helicobacter-pylori-Bakterien im Magen produzieren, spaltet den Harnstoff im Magen auf, sodass sich in der Ausatemluft 30 Minuten später 13C-markiertes Kohlendioxid messen lässt. Das reicht als Beweis dafür, dass das Bakterium den Magen besiedeln muss: Lebt der Keim dort nicht, lässt sich bei der Atemanalyse auch nichts messen – weil das Enzym Urease nicht vorhanden ist.
  • Für den Stuhltest beim Arzt muss der Patient eine etwa erbsengroße Stuhlprobe abgeben. Diese wird dann im Labor auf den Keim hin untersucht. Heute üblich und sehr zuverlässig sind Tests auf Basis monoklonaler Antikörper (ELISA). Die biotechnologisch hergestellten Proteine verbinden sich beim Zusammenbringen mit der Stuhlprobe mit dem passenden Antigen daraus – was als positiver Nachweis des Keims gilt.
  • Mit dem IgG-Antikörpernachweis aus Blut lässt sich eine Reaktion des Immunsystems auf den Erreger – die Bildung von Antikörpern – nachweisen. Dazu verwendet das Fachpersonal meist einen Enzym-Immunoassay (EIA).

Welche Helicobacter-Tests zum Einsatz kommen, entscheidet der Arzt. Meist ist es sinnvoll, mehr als eine Untersuchungsmethode durchzuführen, um die Diagnose zu sichern.

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Helicobacter-Infektion: Folgeerkrankungen

Eine Besiedelung der Magenschleimhaut mit Helicobacter pylori verursacht früher oder später verschiedene Erkrankungen des Verdauungstrakts. Das liegt daran, dass das Bakterium ein Protein produziert, das den Eigenschutz der Schleimhaut vor Magensäure stört. Häufig kommt es in der Folge der Infektion zu einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Es kann sich langfristig aber auch ein Magengeschwür oder ein Geschwür des Dünndarms bilden (Ulkuskrankheit). Dabei handelt es sich nicht um Krebs, sondern um eine Wunde in der Schleimhaut, die nur schwer wieder verheilt.

Unbehandelt verursachen Geschwüre in Magen- und Darmschleimhaut nach einiger Zeit Komplikationen: Es kann beispielsweise zu Blutungen aus der Wunde kommen, bei tiefen Wunden zu einem Magendurchbruch und als Folge zu einer Bauchfellentzündung. In diesem Fall besteht Lebensgefahr! Es ist deshalb wichtig, dass Betroffene typische Symptome einer Magenschleimhautentzündung nicht ignorieren und rechtzeitig von einem Arzt abklären lassen.

Wichtig zu wissen: Eine Helicobacter-pylori-Infektion ist nicht harmlos, sondern gilt als wichtigster Risikofaktor für Magenkrebs. 95 Prozent der bösartigen Magentumoren entwickeln sich aus dem Drüsengewebe (Adenokarzinome) und nur wenige aus dem lymphatischen Gewebe (MALT-Lymphome). Experten zufolge haben Infizierte verglichen mit Nicht-Infizierten ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für die bösartige Erkrankung. Umso wichtiger ist es, mit dem Arztbesuch bei Oberbauchbeschwerden nicht zu lange zu warten.

Lässt sich einer Helicobacter-Infektion vorbeugen?

Je gesünder die Magenschleimhaut ist, desto schwerer hat es der Keim Helicobacter pylori, sich auf ihr anzusiedeln. Einer Infektion lässt sich also indirekt vorbeugen – indem man die Magenschleimhaut nicht zusätzlich reizt. Bei einem empfindlichen Magen gilt:

  • Meiden Sie sehr heiße und scharfe Speisen.
  • Halten Sie den Konsum von Kaffee und Alkohol in Grenzen.
  • Vermeiden Sie Stress, weil er die Produktion von Magensäure anregt.
  • Verzichten Sie möglichst auf die Einnahme von Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac.
  • Rauchen Sie nicht.

Manche Menschen sind genetisch vorbelastet und neigen stärker zu Magenschleimhautentzündungen als andere. Sie können ihren Magen mit den oben genannten Maßnahmen beruhigen.

Quellen
  • S2k-Leitlinie: Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)); Stand: 01.05.2022
  • Andreae, S. et al.: Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme-Verlag, 2. Auflage 2008
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 03.07.2023
  • Online-Informationen Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 30.07.2020
  • Online-Informationen Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): www.bundesaerztekammer.de;  Abruf: 03.07.2023
  • Online-Information Deutsches Krebsforschungszentrum: www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 03.07.2023
  • Online-Information Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 03.07.2023
  • Online-Information Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 03.07.2023
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