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Prostatakrebs

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Welche Symptome die Erkrankung verursacht und wie hoch die Lebenserwartung der Betroffenen ist.

Geprüft von Susanne Wittlich, Medizinredakteurin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2021-10-27T00:00:00+02:00 2021-10-27T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
Ein Mann ist bei einer Urologin und das Ergebnis der Prostatakrebsuntersuchung ist auf dem Bildschirm zu sehen.

© mauritius images

Was ist Prostatakrebs?

Prostatakrebs ist ein bösartiger Tumor der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata). Medizinisch heißt der Prostatakrebs auch Prostatakarzinom. Bei fast 70 Prozent der Männer bildet sich die Wucherung in den äußeren Zonen der Prostata, weit weg von der Harnröhre. Die Krebserkrankung der Prostata bleibt oft lange unentdeckt, weil sie zu Beginn kaum oder keine Symptome verursacht. Erst, wenn der Tumor wächst, macht er sich bemerkbar, zum Beispiel durch Probleme beim Wasserlassen.

Prostatakarzinom: wann und wie häufig tritt es auf?

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Laut Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft erkrankt jeder sechste Mann über 50 Jahren daran. Das Zentrum für Krebsregisterdaten gibt für das Jahr 2017 gut 62.200 Neuerkrankungen an.

Über fast zwei Jahrzehnte ist die Häufigkeit von Prostatakrebs angestiegen, vermutlich wegen der verbesserten Früherkennung und dem Einsatz des PSA-Tests. Vor allem wurden mehr Prostatakarzinome in frühen Stadien entdeckt. Ohne die PSA-Tests wäre die Krankheit möglicherweise unbemerkt geblieben. Seit dem Jahr 2011 sind die Zahlen aber sogar rückläufig.

In Zukunft rechnen Experten und Expertinnen jedoch wieder mit mehr Prostatakrebsfällen. Denn bis zum Jahr 2050 wird der Anteil der über 60-Jährigen in der Bevölkerung vermutlich auf rund 28 Millionen Männer steigen – und damit doppelt so hoch sein wie heute.
 

Diese demografische Entwicklung mit immer mehr älteren Männern bedeutet, dass es vermutlich mehr neue und bestehende Krankheitsfälle in der Bevölkerung gibt. Prostatakrebs und Alter hängen nämlich sehr wahrscheinlich eng zusammen: Vor dem 50. Lebensjahr ist Prostatakrebs selten. Im Schnitt erkrankten Männer im Jahr 2017 mit rund 72 Jahren, berichtet die neue S3-Leitlinie zu Prostatakrebs.

Was ist die Prostata?

Die Vorsteherdrüse – oder auch Prostata – ähnelt in ihrer Form und Größe einer Walnuss oder Rosskastanie. Sie ist eine Geschlechtsdrüse, gehört also zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Lokalisiert ist sie am oberen Teil der Harnröhre. Ihre zwei Lappen umschließen die Harnröhre von links und rechts. Oberhalb der Prostata befindet sich die Harnblase, dahinter grenzt der Enddarm an und darunter das Schambein. In unmittelbarer Nähe verlaufen zudem viele Nervenstränge, Samenbläschen und Blutgefäße. Es gibt fünf verschiedene Prostata-Zonen:

  • Periphere Zone: mit fast 75 Prozent der größte Teil der Vorsteherdrüse, befindet sich unten, seitlich und hinten – durch eine Tastuntersuchung über den Enddarm (digital-rektale Untersuchung) lässt sich die Prostata daher ertasten.
  • Zentrale Zone: macht ein Viertel aus, umfasst die Bereiche um die Spritzkanäle, die den Hauptanteil des Ejakulats transportieren.
  • Übergangszone: dieser Teil wird im Laufe des Lebens größer, unter Umständen bis hin zur gutartigen Prostatavergrößerung, liegt vor und seitlich des Harnröhrenanfangs.
  • Harnröhrenumgebung: diese Zone besteht vor allem aus Muskulatur.
  • Vordere Zone: in diesem dünnen Bereich gibt es fast nur Bindegewebe und Muskulatur, kaum Drüsen.
Innerhalb der Bindegewebskapsel, welche die Prostata umschließt, befinden sich auch die Drüsenzellen. Es gibt rund 30 bis 50 einzelne Drüsen, die ab der Pubertät unter dem Einfluss des männlichen Geschlechtshormons Testosteron ein milchig-trübes, dünnflüssiges Sekret absondern. Dieses Sekret geht nicht in den Blutkreislauf über, weshalb die Prostata zu den nach außen abscheidenden (exokrinen) Drüsen zählt. Bei erwachsenen Männern zieht sich die Prostatamuskulatur bei einem Orgasmus zusammen. Dann entleert sich eine größere Menge des Sekrets in die Harnröhre, die daraus – gemeinsam mit den im Hoden produzierten Samenzellen – das Ejakulat bildet.

Die Vorsteherdrüse wiegt bei einem Mann um die 20 Jahre etwa 20 Gramm. Mit dem Alter kann sie bis zu 100 Gramm schwer werden. Bei vielen Männern entsteht in der zweiten Lebenshälfte eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie/BPH). Sie ist für gewöhnlich harmlos. Eine Behandlung ist nur notwendig, wenn die Prostata zu groß wird und ein Mann dadurch Probleme beim Wasserlassen bekommt.

Anders ist es beim Prostatakrebs. Hier sind eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung ausschlaggebend für die Prognose und Heilungschancen.

Auf der Grafik ist eine männliche Blase mit darunterliegender Prostata und der Verbindung zu den Nieren zu sehen

Quelle: O. Aksonov

Prostatakrebs: Er kann die Prostatakapsel durchbrechen, besonders entlang der Gefäße und Nerven, und in die umliegenden Organe wie Samenblasen, Harnblase, Darm oder Becken einwachsen

Die Vorsteherdrüse wiegt bei einem Mann um die 20 Jahre etwa 20 Gramm. Mit dem Alter kann sie bis zu 100 Gramm schwer werden. Bei vielen Männern entsteht in der zweiten Lebenshälfte eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie/BPH). Sie ist für gewöhnlich harmlos, eine Behandlung ist nur notwendig, wenn die Prostata zu groß wird und der Betroffene dadurch Probleme beim Wasserlassen bekommt.

Anders beim Prostatakrebs. Hier ist eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung ausschlaggebend für die Heilungschancen.

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Prostatakrebs-Symptome: So äußert sich die Erkrankung

Ein bösartiger Tumor (Karzinom) der Prostata macht sich meist lange nicht bemerkbar, da er nur sehr langsam wächst und die Funktion der Vorsteherdrüse nicht einschränkt. Prostatakrebs zu erkennen ist also gar nicht so einfach. In den meisten Fällen sind es nicht Beschwerden wie Probleme beim Samenerguss, die zu dem Verdacht auf Prostatakrebs führen. Meist ist es ein PSA-Test beim Arzt.

Die Abkürzung PSA steht für prostata-spezifisches Antigen. Dies ist ein Eiweiß, welches die Vorsteherdrüse bildet und das im Blut nachweisbar ist. Ein erhöhter PSA-Wert kann ein Hinweis auf Prostatakrebs sein, muss es aber nicht zwangsläufig. Denn es gibt noch andere Gründe für einen erhöhten PSA-Wert, etwa Radfahren, Geschlechtsverkehr oder eine Entzündung der Prostata. Es gibt keine typischen Anzeichen für den Prostatakrebs, zumindest nicht im Frühstadium. Unspezifische Beschwerden, die auch bei einer gutartigen Prostatavergrößerung vorkommen können, zeigen sich meist erst dann, wenn der Tumor gewachsen ist oder Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat. Zu diesen Beschwerden gehören:
  • Probleme beim Wasserlassen zu Beginn des Urinierens oder schwacher, unterbrochener Harnfluss bis hin zur Unfähigkeit zu urinieren (Harnverhalt). Vergrößert sich die Vorsteherdrüse, drückt sie auf die Harnröhre und klemmt diese teilweise oder ganz ab.
  • Verstärkter Harndrang – besonders in der Nacht: Solche Harnspeicherstörungen entstehen, wenn die Harnröhre verengt ist und vermehrt Restharn in der Blase zurückbleibt.
  • Blut im Urin: kann sichtbar (Makrohämaturie) oder unsichtbar (Mikrohämaturie) auftreten.
  • Verminderter Samenerguss: Wenn die Prostata wächst und im Inneren anschwillt. Dadurch verändern sich die Ausführungsgänge für die Samenflüssigkeit.
  • Schmerzen bei der Ejakulation: Sie entstehen, wenn sich die Prostata zusätzlich zur inneren Schwellung entzündet.
  • Verminderte Erektionsfähigkeit bis hin zur Erektilen Dysfunktion:  Die Angst vor Schmerzen kann die Lust und damit die Erektionsfähigkeit hemmen.
  • Knochenschmerzen: Sie entstehen, wenn der Prostatakrebs gestreut und die Knochen befallen hat. Die Haut um die Knochen herum ist gut durchblutet und Tumorzellen gelangen über das Blut in andere Körperregionen. Häufig machen sich die oft starken Knochenschmerzen im unteren Rücken, der Hüfte, den Oberschenkeln oder dem Becken bemerkbar.

Gehen Sie auf jeden Fall zum Arzt oder zur Ärztin, wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich bemerken. Selbst wenn es sich nicht um Prostatakrebs handeln sollte, können die Beschwerden ein Hinweis auf eine andere behandlungsbedürftige Erkrankung sein.

Prostatakrebsvorsorge: Wie sich die Krankheit frühzeitig erkennen lässt

Männer ab 45 Jahren haben im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms einmal pro Jahr einen Anspruch auf eine Prostatakrebs-Untersuchung. Die gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Vorsorgeuntersuchung. Die Vorsorge sollte schon ab dem 40. Lebensjahr beginnen, wenn ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs besteht. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn enge Familienmitglieder wie der Bruder, Vater oder Großvater schon an dieser Krebsart erkrankt sind.

Der Arzt oder die Ärztin fragt Sie nach Ihrer Krankengeschichte sowie nach Symptomen und Beschwerden. Dann folgt eine Tastuntersuchung der Prostata (vom Enddarm aus = digital-rektale Untersuchung) sowie der äußeren Geschlechtsorgane und der Lymphknoten in der Leiste.

Möglich ist auch ein PSA-Test. Er ist nach wie vor aber keine Leistung der Krankenkassen und Sie müssen ihn selbst bezahlen. Wenn Ärzte beim Abtasten Veränderungen feststellen und den Verdacht auf Prostatakrebs hegen, veranlassen sie ohnehin einen PSA-Test. In diesem Fall dient er dazu, eine Krebserkrankung der Prostata abzuklären und die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.

Das prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das die Prostata bildet und das den Samen verflüssigt. In geringer Menge geht es auch ins Blut über. Dort lässt es sich mittels Blutprobe und Labortest nachweisen.

  • Bei gesunden Männern liegt die PSA-Menge zwischen 0 bis maximal 4 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) Blut.
  • PSA-Werte zwischen 2 und 4 ng/ml stufen Ärzte meist als kontrollbedürftig ein – besonders bei jüngeren Männern.
  • Bei einer Prostatakrebserkrankung liegen die Werte darüber.

Allerdings ist der PSA-Test für sich alleine genommen nicht aussagekräftig genug. Denn auch Entzündungen, Harnwegsinfektionen oder (andere) harmlose Ursachen können die Werte vorübergehend ansteigen lassen.

Video: Krebs-Früherkennung rettet Leben

Prostatakrebs-Diagnose: So lässt sich die Krankheit feststellen

Bei fast jedem zweiten Mann ab 50 Jahren verändert sich die Prostata. Ob es sich um eine gutartige Veränderung oder um Prostatakrebs handelt, können Ärztinnen und Ärzte durch verschiedene Untersuchungen feststellen. Dazu gehören:

  • Tastuntersuchung (siehe Früherkennung)
  • PSA-Test (siehe Früherkennung)
  • Bildgebende Verfahren wie Ultraschall (Sonografie), Magnetresonanztomografie (MRT) Computertomografie (CT) – sie machen die Prostata sowie ihre Größe und Lage sichtbar. Veränderungen lassen sich so aufspüren. Bei der Suche nach Knochenmetastasen hilft die Skelettszintigrafie. Lebermetastasen ausschließen können Ärztinnen und Ärzte mit Hilfe der Oberbauch-Sonografie.
  • Gewebeentnahme (Biopsie): Sie bringt nach einem auffälligen Befund bei der Tastuntersuchung und dem PSA-Test Gewissheit, ob Prostatakrebs vorliegt oder nicht. Der Arzt entnimmt unter örtlicher Betäubung eine Gewebeprobe aus der Prostata, die dann ein Pathologe unter dem Mikroskop auf Krebszellen untersucht.
  • Blutuntersuchung: Neben dem PSA-Wert lassen sich auch die Konzentration des Enzyms alkalische Phosphatase (AP) und der Kalziumspiegel bestimmen. Sind die Werte erhöht, ist dies ein Hinweis auf Metastasen.

Wenn die Diagnose „Prostatakrebs“ gesichert ist, teilen Ärztinnen und Ärzte den Tumor anhand seiner Art, Größe und Ausbreitung in Stadien ein (TNM-Klassifikation). Aussagen über die Aggressivität und Gefährlichkeit des Tumors liefert der sogenannte Gleason-Score. Von diesem „Fingerabdruck“ des Prostatakrebses hängt auch die Wahl der Krebstherapie ab.

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Prostatakrebs-Behandlung: Das macht der Arzt

Steht die Diagnose Prostatakrebs, besprechen Ärztinnen und Ärzte mit ihren Patienten sämtliche Möglichkeiten der Prostatakrebs-Therapie. Welche zum Einsatz kommen, hängt immer von der Art und Aggressivität sowie dem Stadium und der Ausbreitung des Prostatakrebses ab. Manchmal befindet sich der bösartige Tumor noch im Frühstadium und ist auf die Prostata begrenzt. In anderen Fällen hat er die Kapsel der Prostata schon durchbrochen und sich lokal in umliegendes Gewebe oder andere Organe ausgebreitet. Prostatakrebs bildet bevorzugt Metastasen in den Knochen, der Leber oder Lunge.

Es gibt verschiedene Behandlungen bei Prostatakrebs, die Ärzte und Ärztinnen auch oft miteinander kombinieren. So lässt sich die „Schlagkraft“ der Krebstherapien erhöhen.

Aktive Überwachung (engl. active surveillance)
Eine aktive Überwachung bedeutet, dass Ärzte und Ärztinnen den Prostatakrebs zunächst nur engmaschig kontrollieren, aber nicht behandeln.  Die active surveillance kommt in Frage, wenn der Krebs wenig aggressiv ist, langsam wächst und Männern zu Lebzeiten vermutlich nicht gefährlich wird. Erst wenn der Prostatakrebs wächst, beginnen Ärztinnen und Ärzte mit einer Behandlung. Bei einer aktiven Überwachung ist jederzeit noch eine Heilung möglich.

Kontrolliertes Zuwarten (engl. watchful waiting)
Dabei behandeln Ärztinnen und Ärzte den Prostatakrebs nur, wenn Symptome auftreten. Das watchful waiting kommt zum Beispiel für ältere Männer oder bei bestehenden Begleiterkrankungen in Frage. Zudem kontrollieren Ärztinnen und Ärzte den Prostatakrebs in bestimmten Zeitabständen. Diese Therapiestrategie zielt aber nicht mehr auf die Heilung des bösartigen Tumors in der Prostata ab.

Fokale Therapien

Fokale Therapien zielen nur auf den erkrankten Teil der Prostata ab und gelten daher als schonender. Geeignet sind sie aber nicht für jeden Mann, sondern nur bei frühem und wenig aggressivem Prostatakrebs. Es gibt verschiedene Arten von fokalen Therapien, zum Beispiel:

  • Vaskuläre gezielte photodynamische Therapie (VTP): Dabei verwenden Ärztinnen und Ärzte einen Wirkstoff (Padeliporfin), der die Gewebe und Organe lichtempfindlich macht. Eine solche Substanz heißt auch Photosensibilisator oder Photosensitizer. Dann beleuchten sie die Prostata mit Laserlicht, welches die Substanz aktiviert – die Krebszellen sterben ab.
  • Hochintensivierte fokussierte Ultraschallablation (HIFU): Hochenergetische Schallwellen werden auf die Prostata fokussiert. Die Schallwellen treffen sich in einem einzigen Punkt und lassen Hitze entstehen – dadurch sterben die Krebszellen ab.
  • Kryotherapie: Ärztinnen und Ärzte rücken dem Tumor in der Prostata mit Kälte zu Leibe und lassen die Krebszellen absterben.
  • Irreversible Elektroporation (IRE): Zwei Elektroden, durch die Strom fließt, werden über den Damm in die Prostata eigebracht. Der Strom zerstört die Zellmembranen und das Krebsgewebe.

Bekannt sind noch weitere fokale Behandlungen, deren Wirksamkeit aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich nachgewiesen ist. Dazu gehören zum Beispiel die fokale Laserablation (das örtliche Abtragen des Krebsgewebes mittels Laser), fokale Brachytherapie (eine örtliche Bestrahlung von innen) und die fokale Radiofrequenzablation (RFA = das Abtragen des Gewebes mit Hilfe von Hitze).

Prostata-OP (radikale Prostatektomie)

Die Prostata-Operation eignet sich für Männer mit einem Prostatakrebs im frühen Stadium, wenn der Tumor noch auf die Prostata begrenzt ist. Bei der sogenannten „radikalen Prostatektomie“ entfernen Chirurgen die gesamte Prostata samt Tumor. Auch die Samenleiter, Samenbläschen und den inneren Schließmuskel zwischen Harnblase und Harnröhre beseitigen Chirurginnen.

Die Prostatakrebs-OP bietet sehr gute Chancen auf eine dauerhafte Heilung.

Es gibt verschiedene Techniken der Prostataentfernung. In vielen Kliniken kommt heute ein Roboter als „Assistent“ bei der Prostata-OP zum Einsatz. Er hilft dabei mit, dass der chirurgische Eingriff möglichst exakt gelingt und schonend ausfällt. Denn es gilt, gesundes Gewebe und die empfindlichen Nerven möglichst gut zu schonen.  Eine solche Operation dauert mehrere Stunden. Danach bleiben Männer noch ein paar Tage bis zwei Wochen in der Klinik, falls es Komplikationen beim Heilungsprozess gibt.

Die radikale Prostatektomie ist mit einigen Nebenwirkungen und Folgen verbunden. Die wichtigsten sind die Harninkontinenz und Erektile Dysfunktion. Durch eine anschließende Rehabilitation lassen sich die Kontinenz und Erektionsfähigkeit jedoch oft wieder erheblich verbessern.

Strahlentherapie (Radiotherapie)

Es gibt mehrere verschiedene Arten der Strahlentherapie bei Prostatakrebs. Am häufigsten verabreichen Radiologen die Strahlen von außen über die Haut (perkutane Strahlentherapie) oder von innen (Brachytherapie). Letztere bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte winzige Strahlenquellen in die Prostata einbringen, die dort entweder kurz (HDR-Brachytherapie mit höherer Dosierung) oder dauerhaft (LDR-Brachytherapie mit niedrigerer Dosierung = „Seeds“) verbleiben. Daneben sind noch einige Weiterentwicklungen der Bestrahlung bekannt, zum Beispiel die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT).

Das Prinzip der Strahlentherapie haben jedoch alle Varianten gemeinsam: Radioaktive Strahlung soll das Erbgut der Krebszellen so stark schädigen, dass sie absterben.

Eine Prostatakrebs-Bestrahlung eignet sich für Männer, deren Tumor lokal begrenzt oder lokal fortgeschritten ist. Manchmal kommt die Strahlentherapie auch nach einer Operation zum Einsatz, um zu verhindern, dass der Prostatakrebs zurückkommt. Für manche Männer kann sie eine Alternative zur Prostata-OP sein. Besprechen Sie immer mit Ihren Ärztinnen und Ärzten, ob und welche Art der Strahlentherapie für Sie in Frage kommt.

Die Bestrahlung von außen kann einige Nebenwirkungen und Folgen mit sich bringen. Die wichtigsten sind:

  • Hautrötungen
  • Darmbeschwerden aufgrund von Entzündungen
  • Entzündungen der Harnblase
  • Erektile Dysfunktion und Harninkontinenz als Spätfolgen

Die Brachytherapie kann folgenden Nebenwirkungen hervorrufen:

  • Probleme beim Wasserlassen
  • Entzündungen im Bereich des Darms

Hormontherapie

Bei manchen Männern wächst der Prostatakrebs unter dem Einfluss des Geschlechtshormons Testosteron. Das machen sich Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs zunutze. Es gibt verschiedene Gruppen von Medikamenten in der Hormontherapie. Die einen Arzneien entziehen den Krebszellen den „Treibstoff“, den sie für ihr Wachstum brauchen, indem sie die Testosteronproduktion unterdrücken (Hormonentzug oder medikamentöse Kastration). Diese Medikamente kommen als Spritze zum Einsatz.

Beispiele:

  • GnRH-Analoga (früher LHRH-Analoga)
  • GnRH-Antagonisten (LHRH-Antagonisten)
Der Hormonentzug kann Beschwerden wie bei Frauen in den Wechseljahren hervorrufen, zum Beispiel Hitzewallungen, Schweißausbrüche, depressive Verstimmungen oder Verlust der Libido. Auch Erektionsstörungen sowie eine Abnahme der Knochendichte und Muskelmasse sind möglich.

Andere Medikamente blockieren dagegen die Wirkung des Testosterons an den Zellen, indem sie die Andockstellen (Rezeptoren) besetzen. Sie heißen Antiandrogene. Auf die Produktion des Testosterons haben sie aber keinen Einfluss. Antiandrogene wirken schwächer als die Hormonentzugsbehandlung. Es gibt sie in Form von Tabletten.

Die Hormontherapie ist eine palliative Behandlung, die das Fortschreiten des Prostatakrebses verzögern soll. Oft gelingt dies sogar für Jahre. Das Problem ist jedoch, dass der Prostatakrebs mit der Zeit weniger empfindlich auf die Hormontherapie reagiert – er wird „kastrationsresistent“.

Die Hormontherapie kommt oft unterstützend zur Strahlentherapie bei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Tumoren zum Einsatz. Als alleinige Therapiemethode dient sie nur, wenn eine andere Behandlung nicht möglich ist oder es der Patient ausdrücklich wünscht.

Chemotherapie

Bei einer Chemotherapie kommen starke Zellgifte zum Einsatz, sogenannte Zytostatika oder Chemotherapeutika. Die Chemotherapie wirkt immer im gesamten Körper – wie auch die Hormontherapie. Zytostatika greifen Krebszellen an verschiedenen „Achillesfersen“ an. Sie zerstören die bösartigen Tumorzellen und hemmen ihre Vermehrung und Teilung.

Eine Chemotherapie verabreichen Ärzte und Ärztinnen in der Regel als Infusion. Meist kombinieren sie mehrere Zytostatika miteinander, um die Wirksamkeit zu erhöhen.

Die Chemotherapie kommt bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zum Einsatz, wenn die Hormontherapie nicht mehr ausreichend wirkt.Zytostatika haben einige starke Nebenwirkungen, etwa Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen, Fatigue oder Veränderungen des Blutbildes. Ein Beispiel sind die weißen Blutkörperchen, die für die Immunabwehr zuständig sind. Aber auch die roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport in die Zellen zuständig sind, sowie die Blutplättchen können sich verändern. Letztere sind für die Blutgerinnung wichtig.

Immuntherapie

Zukünftig könnt vielleicht auch die Immuntherapie bei Prostatakrebs eine Rolle spielen. Ärztinnen und Ärzte setzen sie schon bei vielen anderen Krebsarten ein, zum Beispiel bei schwarzem Hautkrebs und Lungenkrebs. Die Immuntherapie funktioniert nach einem anderen Prinzip als andere Krebsbehandlungen: Sie greift nicht die Krebszellen selbst an, sondern regt das körpereigenen Immunsystem dazu an, wieder selbst gegen die bösartigen Tumorzellen vorzugehen. Bei Prostatakrebs testen Forschende die Immuntherapie derzeit in Studien. Als Behandlung zugelassen ist sie für diese Krebsart aber noch nicht.

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Prostatakrebs: Verlauf und Prognose

Der Verlauf und die Prognose bei Prostatakrebs hängen von der Aggressivität, dem Stadium und der Ausbreitung des Tumors ab. Wenn Ärzte den Krebs in der Prostata rechtzeitig entdecken und behandeln, sind die Heilungschancen und Prognose gut. Auch die Lebenserwartung ist hoch, wie folgende Zahlen und Fakten zeigen:

  • Die Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnose Prostatakrebs liegt bei 89 Prozent.
  • Zehn Jahre nach der Diagnose leben noch 88 Prozent der Männer
  • Die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu sterben, beträgt in Deutschland nur drei Prozent.
  • Da die Erkrankung meist ältere Männer ab 70 Jahren betrifft und Prostatatumoren langsam wachsen, sterben laut Statistik fünf von sechs Patienten nicht am Krebs, sondern an einer anderen Ursache.
  • Viele Männer leben mit einem Prostatakarzinom, ohne es jemals zu erfahren oder zu bemerken. Bei sogenannten Autopsie-Studien fanden die Wissenschaftler bei neun von zehn verstorbenen Männern über 90 Jahren Prostatakrebszellen.

Ob Betroffene wieder gesund werden, hängt also entscheidend vom Stadium der Erkrankung ab. Früh erkannt, ist Prostatakrebs heilbar. Dann ist er noch lokal auf die Vorsteherdrüse beschränkt und lässt sich gut behandeln. Unentdeckt wächst der Tumor, der Prostatakrebs streut und verbreitet sich zunächst ins umliegende Gewebe und die Nachbarorgane, später auch auf weiter entfernt liegende Körperpartien sowie ins Skelett. In einem späten Stadium, wenn der Prostatakrebs Metastasen gebildet hat, ist die Heilung nicht mehr möglich – der Prostatakrebs ist im Endstadium.

Wie hoch bei Prostatakrebs die Lebenserwartung ohne Behandlung ist, hängt davon ab, wie aggressiv der Tumor ist und wie stark er sich verbreitet. Erkrankte Männer überleben trotz fortgeschrittenem Prostatakrebs-Stadium durchaus noch viele Jahre. Ist eine Heilung nicht mehr möglich, kann der Arzt mit einer palliativen Therapie zumindest versuchen, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Betroffenen so weit wie möglich zu erhalten.

Prostatakrebs: Ursachen und Risiken

Die genauen Ursachen von Prostatakrebs sind noch nicht bekannt. Und manche Risikofaktoren lassen sich kaum beeinflussen, zum Beispiel:

  • Alter: Je älter ein Mann ist, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu erkranken. Das Risiko, dass die Krankheit innerhalb der nächsten zehn Jahre auftritt, liegt bei einem 45-Jährigen bei ca. 1:220, bei einem 75-Jährigen bei 1:17.
  • Geschlecht: Das männliche Sexualhormon Testosteron spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Prostatakrebs. Das Hormon ist bei Frauen zwar auch vorhanden, allerdings besitzen sie keine Prostata. Folglich sind Männer nicht nur öfter, sondern ausschließlich betroffen.
  • Veranlagung: Es gibt Hinweise auf vererbbare Risikogene. Statistisch steigt das Risiko eines Mannes, an Prostatakrebs zu erkranken, auf das Doppelte, wenn der Vater, und auf das Dreifache, wenn der Bruder ebenfalls die Krankheit hat. Generell wird eine Prostatakrebs-Erkrankung bei Männern umso wahrscheinlicher, je mehr Familienmitglieder erkrankt sind und je jünger sie zum Erkrankungszeitpunkt waren.

Weitere Faktoren, die Forscher diskutieren:

  • Es ist zu vermuten, dass auch Alkohol- und Tabakkonsum das Krebsrisiko erhöhen, der Einfluss ist aber wahrscheinlich gering.
  • Das Ausmaß und die Häufigkeit der sexuellen Aktivität scheinen ebenfalls einen Einfluss auf die Prostatakrebs-Wahrscheinlichkeit zu haben. Es gibt Studien, die eine häufige Ejakulation mit einem geringeren Risiko für Prostatakrebs in Verbindung bringen. Wissenschaftlich gesichert ist dies jedoch nicht.

Hinweis: Gibt es in der Familie bereits Fälle von Prostatakrebs, sollten Männer bereits ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen.

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Prostatakrebs vorbeugen: das können Sie tun

Einem Prostatakrebs können Sie nicht wirklich vorbeugen, weil Sie die meisten Risikofaktoren nicht beeinflussen können. Achten Sie möglichst gut auf Ihren Körper und versuchen Sie, sich fit zu halten. So ist Ihr Körper auch weniger anfällig und wird mit eventuellen Krebstherapien sowie deren Nebenwirkungen leichter fertig. Einige Tipps:

  • Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit vielen pflanzlichen Produkten und wenig (rotem) Fleisch sowie Wurst.
  • Seien Sie regelmäßig körperlich aktiv. Experten empfehlen 150 Minuten pro Woche mäßige oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
  • Halten Sie möglichst Normalgewicht oder versuchen Sie es zu erreichen, wenn Sie zu viel wiegen – dies gelingt am besten mit einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung.
  • Halten Sie Maß beim Alkoholkonsum.
  • Rauchen Sie am besten nicht – und wenn Sie Raucher sind: Versuchen Sie den Rauchstopp. Er lohnt sich in jedem Alter.

Zudem gilt der allgemeine Ratschlag: Männer ab 45 Jahren (bei erblicher Vorbelastung ab 40 Jahren) sollten die jährliche Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs wahrnehmen.

Spielt bei Prostatakrebs die Ernährung eine Rolle?

Auch, wenn es widersprüchlich klingt: Wie gesund ein Mann lebt und wie er sich ernährt, scheint kaum Einfluss darauf zu haben, ob er langfristig Prostatakrebs bekommt oder nicht. Zwar forschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an diesem Zusammenhang, zweifelsfreie Belege gibt es aber noch nicht.

Auch wenn Forschende bisher keine konkreten Ernährungsfaktoren finden konnten, die Prostatakrebs vorbeugen, kommen hormonabhängige Tumoren jedoch zum Beispiel tendenziell weniger in Regionen vor, in denen viel Soja gegessen wird.

Tomaten und Kreuzblütengewächse wie Radieschen, Rettich, Kresse, verschiedene Kohlsorten sowie Erdbeeren, Wassermelonen, Fisch und Olivenöl sollen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe bei Prostatakrebs vorbeugend wirken – wenn auch diese Wirkung sehr gering und wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist. Als gescheitert gelten dagegen bis dato Versuche, Prostatakrebs mittels Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminen und Mineralstoffen zu verhindern.

Quellen
  • S3-Leitlinie: Prostatakarzinom (Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU)); Stand: 12.05.2021)
  • Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 20.9.2021
  • Online-INformationen Robert Koch-Institut (RKI), Zentrum für Krebsregisterdaten: www.krebsdaten.de; Abruf: 21.9.2021
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