Was ist Magenkrebs?
Magenkrebs ist eine bösartige Erkrankung des Magens. Der medizinische Fachbegriff lautet „Magenkarzinom“. In ungefähr 95 Prozent der Fälle geht Magenkrebs von den Drüsenzellen der Magenschleimhaut aus. Sie produzieren den Magensaft und die Schleimschicht, die den Magen auskleidet. Bei einer Krebserkrankung verändern sich die Drüsenzellen, sie entarten und vermehren sich ungebremst.
Verstreuen sich viele kleine Tumorherde flächig über die Magenwand, sprechen Experten von „diffusem Magenkrebs“. Sitzt der Tumor am Übergang von der Speiseröhre zum Magen, dann zählen Ärzte ihn zum Speiseröhrenkrebs. Begünstigt wird diese Art von Karzinomen durch eine langjährige Refluxkrankheit und durch Übergewicht.Werbung
Magenkrebs: die Symptome
Im Anfangsstadium verursacht Magenkrebs oft keine oder nur milde Symptome. Diese Anzeichen können auch im Rahmen anderer, weniger gefährlicher Krankheiten vorkommen. Die meisten Menschen mit Magenkarzinom bringen ihre Symptome daher nicht gleich mit Krebs in Verbindung, sondern denken eher an einen empfindlichen Magen oder tippen darauf, dass sie ein Lebensmittel nicht vertragen haben. Das ist mit ein Grund dafür, warum Ärzte Magenkrebs bei rund zwei Dritteln der Patienten erst im fortgeschrittenen Stadium finden.
Mögliche Magenkrebs-Symptome sind:
- Der Magen reagiert empfindlich auf Nahrungsmittel, zum Beispiel Kaffee, Alkohol oder bestimmte Obstsorten
- Plötzliche Abneigung gegen bestimmte Speisen, etwa Fleisch
- Anhaltende Schmerzen, Druck- und Völlegefühl im Oberbauch
- Verdauungsbeschwerden
- Appetitlosigkeit
- Aufstoßen, Übelkeit, Brechreiz, häufiges Erbrechen
- Unerwünschter Gewichtsverlust, der sich nicht erklären lässt
- Schluckbeschwerden
- Erbrechen von Blut oder schwarzer, klebriger Stuhl (Teerstuhl) – die Ursache ist eine Magenblutung
- Ansammlung von Wasser im Bauchraum (Bauchwassersucht, Aszites)
- Allgemeine Symptome einer Krebserkrankung: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, körperliche Schwäche, sinkende Leistungsfähigkeit und Blässe aufgrund der Blutarmut (Anämie)
Suchen Sie bei solchen möglichen Symptomen für Magenkrebs immer sicherheitshalber Ihren Arzt auf. Das gilt besonders, wenn die Beschwerden nicht innerhalb von etwa zwei Wochen wieder abklingen. Hinter den Anzeichen können harmlose Krankheiten im Verdauungstrakt stecken, aber eben auch Magenkrebs. Je früher Ärzte den bösartigen Tumor im Magen aufspüren, desto besser lässt er sich behandeln und desto größer sind die Heilungschancen.
Magenkrebs: Früherkennung und Vorsorge
Selbst wenn es kein Programm zur Früherkennung von Magenkrebs gibt – bei der Vorsorge können Sie selbst ansetzen. Der Begriff „Vorsorge“ umfasst übrigens alle Maßnahmen, mit denen sich Krankheiten verhindern lassen. Und bei Magenkrebs sind einige Risikofaktoren bekannt, die im Lebensstil begründet liegen.
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Magenkrebs: die Ursachen
Magenkrebs geht in bis zu 95 Prozent der Fälle von den Drüsen der Magenschleimhaut aus. Ärzte zählen Magenkrebs deshalb zu den Adenokarzinomen, bei denen sich die Tumoren aus Drüsengewebe bilden.
Die Ursache von Magenkrebs liegt zum Teil im Dunklen. Ärzte kennen jedoch verschiedene Faktoren, die das Risiko für diese Krebsart erhöhen. Wahrscheinlich spielen – wie bei vielen anderen Krebsarten – mehrere Faktoren zusammen, damit Magenkrebs entsteht. Ein wichtiger Risikofaktor für viele Krebsarten ist das Alter. Mit zunehmenden Lebensjahren steigt das Krebsrisiko ganz allgemein.
Hauptrisikofaktor für Magenkrebs: das Bakterium Helicobacter pylori
Eine Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori gilt als wichtigster Risikofaktor für Magenkrebs. Die Ansteckung geschieht vermutlich von Mensch zu Mensch, meist schon im Kindesalter. So können zum Beispiel Eltern die Keime auf ihren Nachwuchs übertragen, wenn sie den Schnuller ablecken und ihn dann ihrem Sprössling in den Mund schieben. Bislang gibt es keinen Schutz vor der Ansteckung.
Das Bakterium nistet sich in die Magenschleimhaut ein und löst dort eine chronische Entzündung aus. Wer sich den Keim zugezogen hat, besitzt ein ungefähr zwei- bis dreimal so hohes Risiko für Magenkrebs. Manche Experten gehen von einem noch höheren Risiko aus.
Allerdings bekommt nicht jeder Mensch Magenkrebs, der sich mit Helicobacter infiziert hat. Sonst müssten die Magenkrebszahlen deutlich höher sein, weil die Infektion weit verbreitet ist. Allein in Deutschland sind etwa 25 Prozent der Erwachsenen Träger von Helicobacter pylori, ohne dass sie den heimlichen Mitbewohner bemerken.
Magenkrankheiten als Ursachen für Magenkrebs
Es gibt einige Hinweise darauf, dass die Refluxkrankheit (dauerhaftes Sodbrennen), eine chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und ein Magengeschwür das Risiko für Magenkrebs steigern. Die meisten Patienten mit solchen Magenkrankheiten beherbergen einen gefährlichen Gast: das Magenbakterium Helicobacter pylori. Die Refluxkrankheit steht jedoch nur im Zusammenhang mit Tumoren am Übergang zwischen Magen und Speiseröhre, nicht aber in anderen Regionen des Magens.Auch eine Magen-OP könnte Magenkrebs begünstigen. So tragen Patienten, die sich einer Operation ihres Magengeschwürs mit einer teilweisen Magenentfernung unterzogen haben, viele Jahre später ein leicht erhöhtes Risiko für Magenkrebs.
Daneben gibt es noch einige Magenkrankheiten, deren Verursacher nicht Helicobacter ist. Auch diese stehen im Zusammenhang mit Magenkrebs. Ein Beispiel ist die seltene Autoimmunkrankheit Gastritis vom Typ A, bei der das körpereigene Immunsystem die Zellen der Magenschleimhaut attackiert und Entzündungen auslöst. Dadurch entsteht schließlich ein Mangel an Vitamin B12 und in der Folge eine Blutarmut. Perniziöse Anämie ist der Fachbegriff dafür. Auch das seltene Ménétrier-Syndrom erhöht das Magenkrebs-Risiko. Bei diesen Patienten wuchert die Magenschleimhaut, wirft große Falten und ist chronisch entzündet.Ernährung als Ursache von Magenkrebs
Die Ernährungsgewohnheiten beeinflussen das Risiko für Magenkrebs. Wer viele tierische Lebensmittel auf seinen Teller holt, besitzt vermutlich eine erhöhte Anfälligkeit für diese Krebsform. Sparsam verzehren sollten Sie daher besonders folgende Nahrungsmittel:
- Rotes Fleisch: Rind, Schwein, Lamm, Wild, Ziege; wählen Sie stattdessen besser weißes Fleisch (Geflügel wie Hähnchen oder Pute). Und: Essen Sie nicht jeden Tag Fleisch!
- Verarbeitete Fleischwaren: Wurst, Gepökeltes, Geräuchertes, Gegrilltes
Risikofaktoren Übergewicht, Rauchen, Alkohol
- Übergewicht gilt als Risikofaktor für Tumoren im Übergang von der Speiseröhre zum Magen. Versuchen Sie also, Normalgewicht zu halten oder zu erreichen. Dies gelingt am besten durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.
- Rauchen: Krebserregende Stoffe, die sich im Speichel lösen, gelangen in den Magen und schädigen ihn.
- Übermäßiger Alkoholkonsum schädigt die Magenschleimhaut und ruft Entzündungen hervor.
Familiäre Belastung – ist Magenkrebs vererbbar?
Magenkrebs tritt in einigen Familien gehäuft auf – damit scheint Magenkrebs vererbbar zu sein, jedenfalls bis zu einem gewissen Maß. So tragen Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister, Kinder) von Patienten mit Magenkrebs ein mehr als doppelt so hohes Risiko für diese Krebsart. Sind zwei oder mehr Verwandte ersten Grades erkrankt, steigt das eigene Krebsrisiko sogar um das Zehnfache. Voraussetzung ist allerdings, dass neben den erblichen Faktoren zusätzlich noch weitere ungünstige Bedingungen hinzukommen, etwa ungesunde Lebensgewohnheiten, eine Infektion mit Helicobacter pylori oder eine Kombination aus beidem.Fehlerhafte Gene als Magenkrebs-Ursache
Selten steckt ein angeborener Gen-Defekt hinter Magenkrebs. Ein Beispiel ist das familiäre oder hereditäre diffuse Magenkarzinom (engl. hereditary diffuse gastric cancer, HDGC). Dabei ist das sogenannte CDH-1-Gen verändert (mutiert). Kinder erben diese Mutation von einem Elternteil. Typisch sind:
- ein junges Erkrankungsalter
- ein diffuses Magenkarzinom (es wächst flächig in der Magenwand)
- eine Häufung von Magenkrebs in der Familie.
Auch Patienten mit einer erblichen Form von Darmkrebs – dem hereditären kolorektalen Karzinom ohne Polyposis (HNPCC, Lynch-Syndrom) – tragen ein erhöhtes Risiko, irgendwann im Leben zusätzlich an Magenkrebs zu erkranken. Experten beziffern die Wahrscheinlichkeit auf 2 bis 30 Prozent.
Bei Menschen mit HNPCC sind bestimmte Gene von Geburt an verändert, die Fehler im Erbgut reparieren können. Kinder erben diese Mutation von einem Elternteil. Für Patienten mit HNPCC gibt es genaue Früherkennungs- und Vorsorgepläne, die schon in jungen Lebensjahren beginnen. Informationen bietet die Internetseite des Verbundprojekts „Familiärer Darmkrebs“ (www.hnpcc.de).
Magenkrebs: die Diagnose
Bitte suchen Sie bei Symptomen wie Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit zunächst Ihren Hausarzt auf. Er leitet Sie gegebenenfalls an einen Magen-Darm-Spezialisten weiter, einen Facharzt für Gastroenterologie.
Am Anfang steht immer das Gespräch mit dem Arzt zu Ihrer Krankengeschichte. Folgende Fragen sind zum Beispiel für die Magenkrebs-Diagnose wichtig:
- Welche Beschwerden haben Sie, seit wann und wie ausgeprägt sind diese?
- Leiden Sie unter Krankheiten wie beispielsweise Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür oder der Refluxkrankheit?
- Hatten Sie schon einmal eine Magenoperation?
- Rauchen Sie?
- Wieviel Alkohol trinken Sie?
- Wie ernähren Sie sich vorwiegend: mit tierischen oder pflanzlichen Lebensmitteln?
- Ist Magenkrebs in Ihrer Familie bekannt?
- Gibt es andere Krebserkrankungen in Ihrer Familie?
Diese Fragen geben Ihrem Arzt schon erste Anhaltspunkte auf die mögliche Ursache. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt unter anderem die Bauchorgane von außen auf Veränderungen hin abtastet.
Diagnose von Magenkrebs: Magenspiegelung
Erhärtet sich der Verdacht auf Magenkrebs, schließt sich eine Magenspiegelung an, die Gastroskopie. Dabei schiebt der Arzt ein dünnes, biegsames Instrument durch die Speiseröhre in den Magen vor, das mit Lichtquelle und Kamera ausgestattet ist. So bekommt er einen guten Blick ins Innere des Organs. Zudem erlaubt die Magenspiegelung, Gewebe aus verdächtigen Bereichen des Magens zu entnehmen (Biopsie). Anschließend untersucht ein Pathologe die Zellen im Labor unter dem Mikroskop. Bösartige Zellen lassen sich gut erkennen und der Arzt kann die Diagnose Magenkrebs mit hoher Sicherheit stellen.Weitere Untersuchungen zur Magenkrebs-Diagnose
- Ultraschall des Bauchraums von außen: Vor allem Krebsabsiedelungen (Metastasen) in der Leber oder den Lymphknoten sind mittels Ultraschall erkennbar.
- Ultraschall des Magens von innen (endoskopischer Ultraschall): Der Arzt schiebt ein biegsames Instrument – wie bei der Magenspiegelung – über die Speiseröhre in den Magen. Statt der Kamera besitzt das Endoskop an seiner Spitze jedoch einen Ultraschallkopf. So lässt sich die Magenwand von innen gut untersuchen. Ärzte können feststellen, wie tief der Tumor in die Magenwand eingewachsen ist.
- Computertomografie (CT): Mit Hilfe dieser Röntgenmethode lässt sich erkennen, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat. Die CT spürt Metastasen in den Lymphknoten und anderen Organen auf.
- Magnetresonanztomografie (MRT, Kernspintomografie): Die MRT arbeitet mit starken Magnetfeldern. Sie kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn eine CT nicht durchführbar ist oder die Befunde aus CT und Ultraschall unklar sind.
- Szintigrafie: Diese nuklearmedizinische Untersuchung erkennt Metastasen in den Knochen.
- Röntgen: Diese Untersuchung fördert Metastasen in Lunge und Bauchraum zutage.
- Bauchspiegelung (Laparoskopie): Diesen Mini-Eingriff führen Ärzte durch, wenn sich die Ausbreitung des Tumors durch andere Untersuchungen nicht sicher beurteilen lässt.
Magenkrebs: Blutwerte
Bei Verdacht auf Magenkrebs fertigen Ärzte meist ein Blutbild an. Tatsächlich können bestimmte Tumormarker im Blut bei einem Magenkarzinom erhöht sein. Diese Werte nennen sich CEA, CA-19-9 und CA 72-4. Sie können jedoch auch bei gutartigen Erkrankungen im Bauchraum ansteigen. Daher ist ihre Aussagekraft eher gering. Forscher sind auf der Suche nach neuen Tumormarkern, die verlässliche Hinweise auf Magenkrebs geben.Werbung
Magenkrebs: die Behandlung
Die Behandlung von Magenkrebs gehört in die Hände von Ärzten, die viel Erfahrung mit diesem Krankheitsbild haben. Neuerdings gibt es (noch wenige) zertifizierte Magenkrebszentren, in denen Ärzte verschiedenster Fachrichtungen Hand in Hand arbeiten: Chirurgen, Pathologen, Onkologen, Radiologen oder Anästhesisten. Ihr behandelnder Gastroenterologe kennt oft eine gute Klinik, weil Sie sicherlich nicht sein erster Patient mit Magenkrebs sind.
Welche Behandlungen wählen Ärzte bei Magenkrebs?
Die Magenkrebs-Behandlung hängt immer davon ab, in welchem Stadium sich der Krebs befindet und wie aggressiv er auftritt. Erfahrungsgemäß ist der Tumor im Magen bei einem Großteil der Patienten schon weiter fortgeschritten, wenn Ärzte ihn entdecken. Etwa 35 von 100 Patienten mit Magenkarzinom haben bei der ersten Diagnose bereits Fernmetastasen in anderen Organen, oft in der Leber. Eine Heilung von Magenkrebs ist dann nicht mehr möglich.
Allgemein gilt: Je früher Ärzte den Magenkrebs entdecken, desto besser ist er behandelbar und desto höher stehen die Chancen auf Heilung. Bei der Therapie spielen zudem Alter, körperlicher Zustand und persönliche Wünsche eine Rolle. Ärzte müssen die Behandlung von Magenkrebs in jedem Fall gut planen.
Magenkrebs-OP ist der wichtigste Schritt
Die Operation ist eine zentrale Behandlung bei Magenkrebs. Etwa sechs von zehn Patienten mit Magenkarzinom werden in Deutschland operiert. In der Regel erhöht der Eingriff die Heilungschancen, wenn es Ärzten gelingt, den Krebs komplett herauszuschneiden. Ohne OP hingegen sinkt die Lebenserwartung, weil sich die Tumorzellen immer weiter ausbreiten können. Hat der Krebs bereits Metastasen gebildet, ist eine OP nicht immer sinnvoll. Die Entfernung des Magens würde nicht zur Heilung führen, schränkt aber die Lebensqualität ein. Daher kommen in diesem Fall eher Medikamente zum Einsatz.
Sehr kleine Tumoren, die auf die Magenschleimhaut beschränkt sind, können Ärzte mitunter mit einem kleinen endoskopischen Eingriff entfernen. Diese OP funktioniert ähnlich wie eine Magenspiegelung. Die Chance auf eine minimalinvasive Behandlung bietet sich leider selten, weil Magenkrebs oft schon bei der Erstdiagnose weiter fortgeschritten ist.
Größere Tumoren, die in die Magenwand eingewachsen sind, erfordern zumeist eine offene Magenkrebs-OP per Bauchschnitt. Dabei entfernen Ärzte einen Teil des Magens und schließen den verbleibenden Rest an die Speiseröhre an (Magenresektion oder Magenteilresektion). Manchmal müssen sie auch den gesamten Magen entfernen (Gastrektomie). Dann verbinden sie die Speiseröhre direkt mit dem Darm. Es gibt verschiedenste Operationstechniken für solche Eingriffe.
Im Rahmen der Krebsoperation entfernt der Chirurg – je nach Ausbreitung des Tumors – oft noch umliegendes Gewebe, Lymphknoten, das Bauchfell, Teile der Bauchspeicheldrüse oder der Speiseröhre. Insgesamt stellt die Operation bei Magenkrebs einen großen und belastenden Eingriff dar. Die OP birgt überdies einige Risiken, etwa Infektionen oder Blutungen. Allerdings bietet sie auch die Chance, Magenkrebs zu heilen, sofern keine Metastasen im Körper schlummern.
Chemotherapie und Bestrahlung zur Magenkrebs-Behandlung
- Chemotherapie: Die Behandlung mit Zellgiften (Zytostatika) kann auch bei fortgeschrittenem Magenkrebs helfen. Sie soll das Tumorwachstum bremsen und die Lebenserwartung verlängern. Manchmal setzen Ärzte die Chemotherapie auch ein, um den Tumor vor einer Operation zu verkleinern. Dann lässt er sich besser operieren. Die Chemo bringt Nebenwirkungen mit sich wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen oder Haarausfall.
- Strahlentherapie (Radiotherapie): Hochenergetische Strahlen bekämpfen eventuell noch verbliebene Krebszellen. Bei Magenkrebs setzen Radiologen die Strahlentherapie selten ein, weil sie oft nur eingeschränkte Wirkung zeigt. Manchmal kombinieren Ärzte Strahlen- und Chemotherapie.
Zielgerichtete Behandlung bei Magenkrebs
Zielgerichtete Medikamente („targeted therapy“) eignen sich für Patienten mit fortgeschrittenem Magenkrebs. Die Arzneien richten sich gegen bestimmte Merkmale eines Tumors. Voraussetzung ist, dass Krebszellen diese Charakteristika tatsächlich aufweisen. Andere Medikamente zielen auf Prozesse ab, die der Tumor für sein Wachstum benötigt. Für Magenkrebs sind zwei Antikörper zugelassen:
- Der Wirkstoff Trastuzumab (kommt auch bei Frauen mit Brustkrebs zum Einsatz) richtet sich gegen das Merkmal HER-2, das viele Krebszellen in sehr hoher Anzahl besitzen. Das Medikament bremst die Zellteilung und damit das Tumorwachstum. Trastuzumab wenden Ärzte meist in Kombination mit einer Chemotherapie an.
- Der Wirkstoff Ramucirumab blockiert dagegen die Andockstellen (Rezeptoren) auf den Zellen für den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (engl. Vascular Endothelial Growth Factor, abgekürzt VEGF). Dieser Wachstumsfaktor regt normalerweise die Bildung neuer Blutgefäße an. Weil der Wirkstoff die Rezeptoren blockiert, kann der Tumor keine neuen Blutgefäße für seine Sauerstoff- und Nährstoffversorgung mehr ausbilden – er „verhungert“. Substanzen aus dieser Wirkstoffklasse heißen Angiogenesehemmer. Das Medikament eignet sich für Patienten, die schon andere Behandlungen erhalten haben. Ärzte können es alleine oder zusammen mit einer Chemotherapie anwenden.
Weitere Behandlungen bei Magenkrebs
Daneben gibt es einige Therapien, die Ärzte unterstützend gegen die Nebenwirkungen der Krebsbehandlungen oder gegen die krebsbedingten Beschwerden einsetzen. Diese „supportiven Therapien“ helfen vor allem gegen Schmerzen, Nervenschäden, Blutarmut, Müdigkeit oder Abgeschlagenheit. Die Psychoonkologie unterstützt Patienten mit verschiedenen Behandlungsangeboten, die Erkrankung seelisch zu bewältigen. Auch für die Ernährungsberatung stehen Spezialisten bereit.Magenkrebs: Überlebenschancen und Verlauf
Die Heilungschancen bei Magenkrebs hängen entscheidend vom Stadium, der Aggressivität und Art des Tumors ab. Die Lebenserwartung ist umso höher, je früher Ärzte den Tumor entdecken. Außerdem fällt die Behandlung in einem frühen Stadium meist schonender aus.
Ein Problem ist jedoch, dass Magenkrebs zu Beginn kaum Symptome verursacht – somit entdecken Ärzte den Krebs zumeist erst in fortgeschrittenem Stadium. Dann hat er oft schon gestreut. Finden sich Metastasen, verschlechtert das die Prognose für Patienten mit Magenkrebs. Folgende Zahlen zeigen dies:
- Im Jahr 2013 erkrankten in Deutschland etwa 9.300 Männer und 6.300 Frauen an Magenkrebs. Rund 9.600 Menschen starben an diesem Tumor.
- Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch 33 Prozent der betroffenen Frauen und 31 Prozent der betroffenen Männer. Nach zehn Jahren sind es noch 30 beziehungsweise 28 Prozent.
Patienten mit Magenkrebs überleben ihren Tumor seltener als Menschen mit anderen Krebsarten. Dennoch können Ärzte Betroffene selbst dann noch unterstützen, wenn ihr Krebs Metastasen gebildet hat und keine Aussicht mehr auf Heilung besteht. Eine Palliativbehandlung lindert Beschwerden und erhält oft eine gute Lebensqualität.
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Magenkrebs-Nachsorge: Krebs unter Beobachtung
Die Nachsorge bei Magenkrebs ist – wie bei allen Krebsarten – enorm wichtig. Die regelmäßige Überwachung des Gesundheitszustands verrät, wie sich die Erkrankung und das Befinden entwickeln. Folgende Punkte sind von besonderer Bedeutung:
- Körperlicher Allgemeinzustand: Wie gut hat der Patient die Operation oder andere Behandlungen verkraftet?
- Körperliche Untersuchung: zum Beispiel Abtasten von Bauch und Lymphknoten, OP-Wunden begutachten, Gewicht beurteilen.
- Blutuntersuchung: Regelmäßige Injektionen mit Vitamin B12 stellen die Versorgung mit diesem wichtigen Mikronährstoff sicher. Nach einer Magen-Entfernung kann der Körper dieses Vitamin über die Ernährung nicht mehr aufnehmen. Je nach Bedarf ersetzen Ärzte noch weitere Vitamine und Mineralstoffe.
- Mangelernährung und Körpergewicht: Die Gefahr von Mangelernährung steigt, wenn ein Teil des Magens oder gar das gesamte Organ fehlt. Um Abmagerung oder Auszehrung (Tumorkachexie) zu vermeiden, sollten sich Patienten von einem Ernährungsspezialisten (Oecotrophologen) beraten lassen. Eine hochkalorische Spezialnahrung kann als zeitweilige Ergänzung nötig sein, um dem Verlust von Fett- und Muskelmasse auszugleich.
- Lassen sich Anzeichen für eine Rückkehr des Krebses finden? Besteht der Verdacht auf ein Rezidiv, folgen meist bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie oder Röntgenuntersuchung.
- Hilfe für die Psyche (Psychoonkologen), den Wiedereinstieg in den Beruf oder bei sozialrechtlichen Fragen. Ihr Arzt kann Ihnen Adressen und Ansprechpartner nennen.
Es gibt keine genau festgelegten Zeitintervalle für die Nachsorgetermine. Zuerst sind sie kürzer, danach verlängern sie sich schrittweise. Besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt, in welchen Abständen Nachsorge-Kontrollen bei Ihnen sinnvoll sind. Sie hängen auch von der Art der Behandlung ab, die Sie schon durchlaufen haben oder derzeit noch erhalten. Und bei Beschwerden sollten Sie ohnehin immer gleich Ihren Arzt aufsuchen.
Magenkrebs – in welchem Alter?
Ein Magenkarzinom tritt meist in höherem Alter auf. Im Schnitt erkranken Menschen mit etwa 72 Jahren daran. Frauen haben bei der Diagnose ein etwas höheres Alter als Männer: 73,3 Jahre gegenüber 70,5 Jahre. Ein Magenkrebs mit 30 ist äußerst selten, aber möglich. Dann spielen meist eine familiäre Veranlagung und die Gene eine Rolle. Männer entwickeln häufiger bösartige Tumoren als Frauen. Die Gründe könnten unter anderem im Lebensstil liegen (Ernährung, Rauchen, Alkohol). Weltweit sind die Erkrankungszahlen für Magenkrebs seit einigen Jahren jedoch rückläufig.
Magenkrebs vorbeugen – einige Tipps
Ein gesunder Lebensstil bietet zwar keinen hundertprozentigen Schutz vor Magenkrebs, doch er kann das Risiko senken.
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung mit vielen pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte. Seien Sie sparsam mit rotem Fleisch, verarbeiteten Fleischwaren und gepökelten, gegrillten oder geräucherten Produkten. Achten Sie zudem auf die Kalorienzufuhr und essen Sie nicht zu viel Fettiges und Süßes.
- Rauchen Sie am besten nicht. Und falls Sie Raucher sind: Versuchen Sie es mit einem Rauchstopp. Das gelingt am besten mit einer Verhaltenstherapie und Nikotinersatzprodukten.
- Halten Sie Maß beim Alkoholkonsum. Für Männer gilt: nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag – dies entspricht etwa 0,5 bis 0,6 Liter Bier oder 0,25 bis 0,3 Liter Wein. Für Frauen gilt ein Richtwert von 12 Gramm täglich, also nur die Hälfte. Trinken Sie auch nicht jeden Tag, sondern legen Sie regelmäßige Alkoholpausen ein. Alkohol gilt übrigens auch als Risikofaktor für Brustkrebs und Darmkrebs.
- Versuchen Sie, einige Kilos abzunehmen, wenn Sie übergewichtig sind. Eine gesunde Ernährung, Sport und viel Bewegung im Alltag sind die besten Mittel im Kampf gegen die Pfunde.
- Bewegen Sie sich viel im Alltag und treiben Sie am besten Sport – so verhindern Sie Übergewicht oder steuern diesem entgegen.
- Lassen Sie chronisches Sodbrennen (Refluxkrankheit) vom Arzt behandeln. Sie können auch selbst einiges gegen den Säureüberschuss im Magen tun, etwa durch eine magenfreundliche Kost. Magenspiegelungen können helfen, mögliche Krebsvorstufen rechtzeitig aufzudecken.
- Infektion mit Helicobacter pylori beseitigen Ärzte in manchen Fällen mit Antibiotika (Eradikationstherapie). Diese Maßnahme bietet sich für Personen an, die ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs haben.
- Für Patienten mit hereditärem diffusen Magenkarzinom und einem veränderten CDH-1-Gen gibt es die Möglichkeit, den Magen vorbeugend zu entfernen. Lassen Sie sich über die Vor- und Nachteile gut informieren und beraten.
Einige Studien haben für Magenkrebs einen schützenden Effekt von Acetylsalicylsäure (ASS) und andere Schmerzmittel aus der Gruppe der Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) gefunden. Das galt jedoch nur, wenn Personen die Mittel langfristig eingenommen haben. Dennoch sind die Ergebnisse der Untersuchungen uneinheitlich; zudem weisen die Arzneien einige Nebenwirkungen auf. Ärzte raten daher davon ab, diese Mittel einzunehmen, um das Risiko Magenkrebs zu senken.
Quellen
- S3-Leitlinie: Magenkarzinom: Diagnostik und Therapie der Adenokarzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten e.V., et al.); Stand: 14.12.2017
- Online-Informationen Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 13.05.2019
- Online-Informationen Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de; Abruf: 13.05.2019
- Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft (DKG): www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 13.05.2019
- Online-Informationen Bundesärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung: Magenkrebs: www.patienten-information.de; Abruf: 13.05.2019
- Patientenleitlinie: Magenkrebs; www.krebshilfe.de/infomaterial/Patientenleitlinien/Magenkrebs_Patientenleitlinie_DeutscheKrebshilfe.pdf; Stand: 1.Auflage Mai 2013
- Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI): www.krebsdaten.de; Abruf: 14.05.2019
- Online-Informationen Gastro-Liga e.V.: www.gastro-liga.de; Abruf: 14.05.2019