Zusammenfassung:
- Definition: Ein bösartiger Tumor am Gebärmutterhals, meist am Muttermund; heißt auch noch Zervixkarzinom; betrifft oft Frauen in vergleichsweise jungem Alter, Häufigkeit ist geringer als bei anderen Krebsarten (z.B. Brustkrebs)
- Symptome: Oft lange Zeit keine Symptome, bei ersten Anzeichen ist Gebärmutterhalskrebs oft schon fortgeschritten; ungewöhnliche Blutungen, Schmerzen oder Ausfluss können Symptome sein
- Vorsorge: Früherkennungs- und Screening-Programm in Form von Pap-Test und HPV-Test; HPV-Impfung für Mädchen und Jungen empfohlen, Kosten tragen die Krankenkassen
- Ursachen: Hauptursache ist Ansteckung mit Hochrisikovarianten des Humanen Papillomvirus (HPV), Übertragung meist beim Geschlechtsverkehr, Virus ruft Zellveränderungen hervor, die in Krebsvorstufen und Gebärmutterhalskrebs münden können; daneben einige Risikofaktoren wie Rauchen, weitere Genitalinfektionen, geschwächtes Immunsystem
- Behandlung: Hängt vom Stadium des Gebärmutterhalskrebses ab, verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, z.B. Operation, Bestrahlung, Chemotherapie, Antikörpertherapie
- Prognose: Bei Vorstufen und Krebs im Frühstadium gut, dann ist Gebärmutterhalskrebs oft heilbar, bei Metastasen ist die Prognose ungünstiger, die Lebenserwartung ist vermindert
- Diagnose: Pap- und HPV-Test, weitere Untersuchungen wie gynäkologische Untersuchung, Gebärmutterhalsspiegelung, Gewebeentnahme, Ultraschall, Röntgen
- Kinderwunsch: Schwangerschaft ist prinzipiell möglich, hängt aber vom Umfang der Operation ab, Risiko für Früh- und Fehlgeburt kann erhöht sein.
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Was ist Gebärmutterhalskrebs?
In den meisten Fällen geht das Zervixkarzinom vom Plattenepithelgewebe (Deckgewebe) der Muttermundschleimhaut aus. Daneben gibt es noch sogenannte Adenokarzinome (aus Drüsengewebe), die sich eher am Übergang zwischen dem Gebärmutterkörper und dem Gebärmutterhals entwickeln.
Gebärmutterhalskrebs: Häufigkeit und Alter bei Erkrankung
Im Jahr 2020 erkrankten in Deutschland etwa 4.640 Frauen neu an Gebärmutterhalskrebs. Diese Zahlen berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Im Vergleich zu anderen Krebsarten wie zum Beispiel Brustkrebs (ca. 70.000 Frauen pro Jahr) ist die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs deutlich geringer. Das mittlere Alter, in dem Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken, liegt bei ungefähr 53 Jahren. Dieses Alter ist niedriger als bei anderen Krebsarten.
Weitere Daten und Fakten des RKI:
- Sogenannte in-situ-Karzinome werden meist im Alter zwischen 35 und 40 Jahren im Rahmen der Früherkennung entdeckt. In-situ-Karzinome sind lokal begrenzt und noch nicht in das umliegende Gewebe eingedrungen.
- Etwa vier von zehn Frauen erhalten die Diagnose Zervixkarzinom, wenn der Tumor noch in einem frühen Stadium ist. Bei diesem invasiven Karzinom – also einer vollständig entwickelten Krebserkrankung - besteht jedoch die Gefahr, dass der Tumor streut und sich daraus Metastasen entwickeln.
Gebärmutterhalskrebs: Symptome
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich nicht von heute auf morgen, sondern wächst sehr langsam – meist über Jahre oder sogar Jahrzehnte. Eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs (ein in-situ-Karzinom) und früher Gebärmutterhalskrebs verursachen meist keine Symptome. Frauen bemerken nicht, dass sich ein Zervixkarzinom entwickelt.
Dass bei Gebärmutterhalskrebs Schmerzen auftreten, vermuten viele. Das Problem: Wenn sich solche und andere Symptome zeigen, ist der Gebärmutterhalskrebs oft schon weiter fortgeschritten. Deshalb ist die Früherkennung bei einem Zervixkarzinom auch so wichtig.
Mögliche Anzeichen für Gebärmutterhalskrebs können sein:
- Blutungen, die Sie nicht als normal einzustufen, zum Beispiel nach dem Geschlechtsverkehr, außerhalb der Menstruation oder nach der Menopause (der letzten Regelblutung im Leben einer Frau)
-
Ausfluss aus der Scheide, der blutig oder fleischfarben sein und übel riechen kann
-
Schmerzen im Unterbauch, unteren Rücken oder Becken
- Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang
-
Gewichtsverlust, den Sie sich nicht erklären können
- Geschwollene Beine, wenn sich Lymphflüssigkeit staut (Ödeme)
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit – diese unspezifischen Symptome können bei Gebärmutterhalskrebs, aber auch bei vielen anderen Erkrankungen vorkommen
Auch gutartige Wucherungen oder Entzündungen können solche Symptome verursachen. Es muss nicht zwangsläufig Gebärmutterhalskrebs dahinterstecken. Lassen Sie diese Beschwerden besser immer von einem Gynäkologen abklären. Sie können außerdem verschiedenen Untersuchungen durchführen, zum Beispiel das Aussehen des Muttermundes beim Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs beurteilen.
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Gebärmutterhalskrebs: Vorsorge durch HPV-Impfung
Am Gebärmutterhalskrebs ist fast immer die Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV) schuld. Die HP-Viren befallen die Zellen am Gebärmutterhals, setzen sich dort fest, vermehren sich und lösen mit der Zeit Zellveränderungen aus. Doch seit einigen Jahren ist bei Gebärmutterhalskrebs Vorsorge möglich. Die HPV-Impfung schützt vor einer Infektion mit einigen hochriskanten Varianten von HP-Viren. Sie kann daher Gebärmutterhalskrebs vorbeugen.
Gebärmutterhalskrebs-Impfung für Mädchen: Alter und wie oft?
Die HPV-Impfung beugt der Ansteckung mit den häufigsten krebsauslösenden HP-Viren vor. Einen 100-prozentigen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bietet sie jedoch nicht. Zwei Impfstoffe sind in Deutschland auf dem Markt.
Der eine Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs zielt ausschließlich auf die beiden Virentypen HPV 16 und HPV 18 ab. Diese Virentypen sind für 60 bis 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Der zweite Impfstoff wirkt gegen neun HP-Viren, die etwa 75 bis 90 Prozent dieser Krebsart auslösen. Letzterer schützt zusätzlich vor den unangenehmen Feigwarzen, der erste dagegen nicht.Ärzte bieten die HPV-Impfung seit 2007 Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren an. Die Kosten für die Gebärmutterhalskrebs-Impfung tragen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen.
- Den Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs verabreichen Ärzte normalerweise zweimal im Abstand von fünf Monaten.
- Hat ein Mädchen die zweite Impfung versäumt, sollte es diese spätestens bis zum 17. Lebensjahr nachholen.
- Im Idealfall sind beide Impfungen zur Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen.
- Wie oft Ärzte die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs anwenden, hängt noch von anderen Faktoren ab: Dreimal impfen Ärzte, wenn ein Mädchen bei der ersten Impfung älter als 14 Jahr ist oder es die zweite Gebärmutterhalskrebs-Spritze schon vor Ablauf der fünf Monate erhalten hat.
HPV-Impfung auch für Jungen empfohlen
Seit Juni 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) die HPV-Impfung auch für alle Jungen zwischen 9 und 14 Jahren. So soll sich das Risiko weiter vermindern, dass sich ein Mädchen beim Geschlechtsverkehr mit den gefährlichen Typen von HPV ansteckt, wenn ein Junge sich die gefährlichen Virusvarianten eingefangen hat.
Wie bei den Mädchen gilt: Jungen, die sich bis zum 15. Geburtstag noch nicht haben impfen lassen, sollten dies spätestens bis zum 17. Lebensjahr nachholen. Je nach Alter sind zwei oder drei Gebärmutterhalskrebs-Impfungen nötig. Die Kosten für die Impfung bei Jungen tragen ebenfalls die Krankenkassen.
„Impfprogramme in Schulen sind wünschenswert“
Humane Papillomviren (HPV) können Gebärmutterhalskrebs auslösen. Eine Impfung kann das verhindern. Doch die in Deutschland sind weniger als die Hälfte (42 Prozent) der 15-jährigen Mädchen gegen HPV geimpft. Bei den Jungen, die das Virus beim Geschlechtsverkehr übertragen können, ist die Quote noch geringer: Nur 5,1 Prozent sind geimpft. Was viele nicht wissen: Auch Jungen könnten sich durch die HPV-Impfung vor anderen Krebsarten schützen, etwa dem Penis- oder Analkarzinom.
Prof. Dr. Pauline Wimberger, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; seit 2012 Direktorin der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Technischen Universität DresdenProf. Wimberger besitzt einen großen Erfahrungsschatz als Operateurin von Tumorerkrankungen, etwa Gebärmutterhalskrebs. Ihr besonderes Interesse gilt modernen OP-Techniken, die schonender und nebenwirkungsärmer sind. Außerdem arbeitet sie seit vielen Jahren an der Erforschung von individualisierten, zielgerichteten Krebstherapien.
Bei den 15-jährigen Mädchen haben wir derzeit nur eine Impfquote von 42 Prozent, bei Jungen noch viel weniger. Um den Gebärmutterhaltkrebs ausrotten zu können, bräuchten wir eine Impfquote von mindestens 80 Prozent. Viele wissen nicht, dass auch Jungen von einer Impfung profitieren, da auch das Risiko für Peniskarzinom, Analkrebs und bestimmte Krebserkrankungen des Nasen-Rachen-Raumes gesenkt werden kann. Manche scheinen leider eine generelle Impfabneigung zu haben.
Impfprogramme für die HPV-Impfung in Schulen fände ich sehr wünschenswert, da sich durch gezielte Information der Eltern auch mehr Kinder erreichen ließen. Eine Impfung in Apotheken würde ich für Deutschland nicht befürworten. Die ausführliche Aufklärung über Vorteile, potentielle Risiken und Verhaltensregeln sollte Ärzten vorbehalten bleiben.
Nein, für Deutschland sind die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO maßgebend. Danach sollten Mädchen und Jungs vom 9. bis 14. Lebensjahr zwei HPV-Impfungen und ab dem 15. Lebensjahr sogar drei Impfungen erhalten. Kritisch finde ich, dass die WHO-Empfehlungen die Jungen gar nicht erwähnen. Ziel ist es aber, dass die WHO-Empfehlungen weltweit und damit auch in Ländern der Dritten Welt umsetzbar sein sollen, weshalb auch die Kosten hier eine große Rolle spielen.
Interview: Ingrid Müller
Gebärmutterhalskrebsimpfung: ja oder nein?
Diese Frage, ob Eltern ihre Kinder gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen sollen oder nicht, diskutieren Impfbefürworter und Impfgegner kontrovers. Folgende Argumente helfen Ihnen vielleicht bei der Entscheidung:
- Studien haben gezeigt, dass die Impfung sehr effektiv vor einer HPV-Infektion schützt. Weil Zellveränderungen seltener auftreten, sinkt die Gefahr für Gebärmutterhalskrebs.
- Statistik: Experten haben ausgerechnet, dass ohne HPV-Impfung rund 30 von 1.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken würden, wenn sie nicht an der Früherkennung teilnehmen. Mit der Gebärmutterhalskrebs-Impfung erkranken nur 10 von 1.000 Frauen an dieser Krebsart - 20 Frauen sind also davor geschützt.
- Auch eine Operation, die bei hochgradig veränderten Zellen nötig ist, bleibt geimpften Frauen erspart.
- Nach einer HPV-Impfung treten Feigwarzen seltener auf.
- Die Wirksamkeit der Impfung hängt jedoch davon ab, ob sich ein Mädchen schon mit HPV angesteckt hat. Sie ist weniger wirksam bei Mädchen, die schon den ersten Sex hatten.
- Es ist noch unklar, ob der Impfschutz von Dauer ist, oder ob Ärzte ihn nochmals auffrischen müssen.
Gebärmutterhalskrebs: Früherkennung und Screening
Seit dem 1. Januar 2020 wird die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung als organisiertes Screening-Programm angeboten. Die gesetzlichen Krankenkassen schreiben Frauen zwischen 20 und 65 Jahren regelmäßig an und informieren sie über die Möglichkeit zur Teilnahme am Screening: Alle fünf Jahre erhalten sie einen Brief mit Erklärungen zum Programm sowie zum Nutzen und zu den Risiken der Untersuchungen.
- Zum Einsatz kommt ein sogenannter Pap-Test. Ärzte entnehmen einen Zellabstrich vom Gebärmutterhals, der anschließend im Labor auf Veränderungen untersucht wird. Ab dem 20. bis zum 34. Lebensjahr haben Frauen im Rahmen dieses Gebärmutterhalskrebs-Screenings einmal jährlich einen Anspruch auf den Pap-Test. Eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs lässt sich durch im Rahmen der Früherkennung diagnostizieren und entfernen. So kann sich daraus auch kein Zervixkarzinom entwickeln und Sie können einem Gebärmutterhalskrebs vorbeugen.
- Ab dem 35. bis zum 65. Lebensjahr können Frauen alle drei Jahre eine Kombination aus Pap-Test und HPV-Test durchführen lassen. Der Abstrich wird dann sowohl auf Zellveränderungen als auch HP-Viren untersucht.
Bei einem auffälligen Ergebnis schließen sich meist weitere Untersuchungen an, zum Beispiel eine Spiegelung des Gebärmutterhalses (Kolposkopie).
Gebärmutterhalskrebs: Ursachen
Als wesentliche Ursache von Gebärmutterhalskrebs gilt eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV). Es gibt ungefähr 200 verschiedene Typen von HP-Viren, die verschiedenste Krankheitsbilder an der Haut und den Genitalien hervorrufen. Fast jeder Mensch infiziert sich im Lauf seines Lebens mit HPV – Männer genauso oft wie Frauen. Aber nicht jedes HP-Virus ist gleichermaßen gefährlich und löst Gebärmutterhalskrebs aus.
Ungefähr 40 HPV-Typen befallen den Genitalbereich. Darunter gibt es Niedrigrisikovarianten, beispielsweise HPV 6 und 11. Sie lösen unangenehme, aber harmlose Feigwarzen aus. Daneben sind zwölf Hochrisikovarianten bekannt, die mit hoher Sicherheit mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung stehen.
Am gefährlichsten sind HPV 16 und HPV 18. Sie lassen sich im Tumorgewebe am häufigsten nachweisen. Das Gebärmutterhalskrebs-Virus befällt meist die Schleimhautzellen am Muttermund, setzt sich dort fest und verändert schleichend das Gewebe. Mit der Zeit kann sich eine Krebsvorstufe und daraus Gebärmutterhalskrebs entwickeln.
Die Ansteckung mit dem HP-Virus erfolgt in den meisten Fällen über sexuelle Kontakte. Das Virus dringt über kleinste Verletzungen der Haut oder über die Schleimhäute in den Körper ein. Seltener geschieht die Übertragung von HPV durch eine Schmierinfektionen und den Kontakt mit Gegenständen, etwa Sexspielzeug.
Risikofaktoren für Gebärmutterhalskrebs
Daneben sind einige Faktoren bekannt, die das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhen. Dazu gehören unter anderem:
- Rauchen, weil es möglicherweise die Abwehrkräfte schwächt
- Zusätzliche Genitalinfektionen, etwa mit Chlamydien oder Herpes simplex Viren (HSV)
- Früher Beginn der sexuellen Aktivität und hohe Zahl an Sexualpartnern: Dies erhöht ganz allgemein die Gefahr für sexuell übertragbare Krankheiten (STI, STD), also auch für eine HPV-Infektion und damit Gebärmutterhalskrebs.
- Krankheiten, die mit einem geschwächten Immunsystem einhergehen, etwa die Immunschwäche Aids
- Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), zum Beispiel nach einer Organtransplantation, bei rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
- Viele Schwangerschaften/Geburten: Wer viele Kinder bekommen hat und gleichzeitig Trägerin des HPV-Hochrisikotyps ist, erkrankte in Studien deutlich häufiger an Gebärmutterhalskrebs als Frauen ohne Kinder; die Gründe dafür sind noch nicht ganz klar.
- Einnahme hormoneller Verhütungsmittel (Pille) über fünf und mehr Jahre: das Risiko erhöht sich nur, wenn gleichzeitig eine Infektion mit HPV-Hochrisikotypen besteht; nach dem Absetzen des Verhütungsmittels sinkt es wieder.
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Gebärmutterhalskrebs: Behandlung
Die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig ist zum Beispiel, ob es sich um eine Vorstufe oder eine vollständig entwickelte Krebserkrankung handelt, wie groß der Tumor ist und ob und wie weit er sich ausgebreitet hat. Wie bei anderen Krebsarten gibt es auch beim Gebärmutterhalskrebs verschiedenen Stadien, je nach Ausbreitung. Davon hängt die Therapie maßgeblich ab.
Manchmal ist der Tumor noch auf den Gebärmutterhals begrenzt. In diesem frühen Stadium können Ärzte den Gebärmutterhalskrebs entfernen, und zwar mittels einer Operation. Dies gilt auch, wenn es sich um eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs handelt. In anderen Fällen hat sich der Tumor dagegen bereits auf die naheliegenden Lymphknoten oder andere Organe ausgebreitet. Dann hat der Krebs gestreut und Metastasen gebildet. Ärzte setzen in diesem Fall weitere Therapien gegen den Gebärmutterhalskrebs ein, oft in Kombination, um die Schlagkraft der Behandlung zu erhöhen.
Gebärmutterhalskrebs entfernen mittels OP
Bei frühem Gebärmutterhalskrebs führen Chirurgen eine OP durch, eine sogenannte Konisation durch. Mit einem Skalpell, Laser oder einer Elektroschlinge schneiden sie den Gebärmutterhals im Bereich des Muttermundes kegelförmig aus.
Genügt dies nicht, kommt eine Trachelektomie in Frage: Bei dieser OP entfernen Ärzte rund zwei Drittel des Gebärmutterhalses sowie die inneren Anteile der Haltebänder der Gebärmutter. Hat sich der Tumor weiter ausgebreitet, entnehmen sie oft die gesamte Gebärmutter (Hysterektomie) inklusive der umliegenden Lymphknoten.
Bestrahlung beim Zervixkarzinom
Nach einer Operation oder ergänzend zur Chemotherapie versuchen Radiologen, eventuell verbliebene Krebszellen mit hochenergetischen Strahlen zu zerstören. Krebszellen sind anfälliger für Strahlen als gesunde Zellen und können Schäden schlechter reparieren – sie sterben ab. Die Bestrahlung lässt sich von außen über die Haut (perkutane Strahlentherapie) oder von innen (Brachytherapie) verabreichen. Dann platzieren Ärzte die Strahlenquelle in der Scheide. Die Bestrahlung ist auch eine Möglichkeit, wenn Ärzte den Tumor nicht mehr operieren können.Chemotherapie wirkt im gesamten Körper
Bei einer Chemotherapie setzen Ärzte Zellgifte (Zytostatika) ein, die Krebszellen an verschiedenen Achillesfersen anpacken. Sie hindern die Tumorzellen an der Teilung und Vermehrung oder töten sie ab. Als besonders wirksam bei Gebärmutterhalskrebs haben sich Medikamente erwiesen, die Platin enthalten. In Frage kommt die Chemotherapie alleine oder in Kombination mit einer Strahlentherapie.
Zielgerichtete Medikamente zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs
Es gibt zudem Medikamente – sogenannte Antikörper, welche die Krebszellen gezielt angreifen. Sie blockieren zum Beispiel die Blutversorgung des Tumors oder behindern die Vermehrung der Tumorzellen. Antikörper kommen meist nur zum Einsatz, wenn sich Metastasen gebildet haben, der Krebs zurückgekehrt ist (Rückfall) oder andere Therapien nicht ausreichend erfolgreich waren.
Gebärmutterhalskrebs: Prognose hängt vom Stadium ab
Die Prognose, Heilungschancen und Lebenserwartung bei Gebärmutterhalskrebs hängen entscheidend davon ab, in welchem Stadium Ärzte den Krebs entdecken. Vorstufen und Frühstadien lassen sich in der Regel gut behandeln. Dann ist der Gebärmutterhalskrebs oft heilbar.
Doch manchmal hat der Gebärmutterhalskrebs schon gestreut und Metastasen in den Lymphknoten und weiter entfernt liegenden Organen gebildet. Wenn sich der Gebärmutterhalskrebs schon ausgebreitet hat, beeinflusst dies auch die Lebenserwartung und die Überlebenschance ungünstig. Das Zervixkarzinom ist dann in der Regel nicht mehr heilbar, aber behandelbar. Oft lässt sich das Fortschreiten der Krebserkrankung durch Krebstherapien bremsen.
Das Robert Koch-Institut nennt folgende Zahlen zur Prognose bei Gebärmutterhalskrebs:
- Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch 64 Prozent der Frauen.
- Zehn Jahre später sind noch 60 Prozent der Frauen am Leben.
- Im Jahr 2020 endete für 1.546 Frauen der Gebärmutterhalskrebs tödlich.
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Gebärmutterhalskrebs: Diagnose
Am Anfang der Diagnose Gebärmutterhalskrebs steht immer das Gespräch zur Krankengeschichte (Anamnese). Ärzte fragen Sie unter anderem nach Ihren Symptomen (Art, Dauer, Intensität), bestehenden Krankheiten oder der Einnahme von Medikamenten. Gebärmutterhalskrebs lässt sich durch Früherkennungsuntersuchungen meist gut aufspüren, etwa durch einen Pap-Test und HPV-Test.
Pap-Test und HPV-Test
Der Pap-Test ist eine viele Jahrzehnte alte Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Gynäkologen entnehmen dabei einen Abstrich von Zellen aus dem Gebärmutterhals und Muttermund. An diesen Stellen entsteht der Gebärmutterhalskrebs nämlich besonders oft. Unter dem Mikroskop untersuchen Pathologen diese Zellen anschließend auf Veränderungen hin. Die Gewebespezialisten können gut beurteilen, ob die Zellen normal und wie gesunde Zellen aussehen – oder eben nicht. Krebsvorstufen, die sich womöglich zu bösartigen Tumoren weiterentwickeln, lassen sich so rechtzeitig erkennen – und beseitigen. Dann bildet sich Gebärmutterhalskrebs oft gar nicht erst.
Beim Pap-Test auf Gebärmutterhalskrebs gibt es verschiedene Stufen:
- Pap I: unauffälliger Befund – die Zellen sind normal und gesund
- Pap II: Es gibt leichte Zellveränderungen, aber es handelt sich nicht um Krebsvorstufen oder Gebärmutterhalskrebs
- Pap III: Der Befund ist unklar, die Ursache muss durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden.
- Pap IIID: Es sind Zellveränderungen nachweisbar (Krebsvorstufen, Dysplasien), aber kein Gebärmutterhalskrebs
- Pap IV: Eine Krebsvorstufe (Dysplasie) oder Gebärmutterhalskrebs im Frühstadium ist wahrscheinlich, weitere Untersuchungen müssen folgen.
- Pap V: Bösartige Tumorzellen sind nachweisbar und eine Krebsdiagnose ist sehr wahrscheinlich
Der HPV-Test funktioniert genau wie der PAP-Test über einen Abstrich aus dem Muttermund. Im Gewebe können Pathologen nachweisen, ob Sie sich mit den Hochrisikovarianten der HP-Viren angesteckt haben. Der HPV-Test deckt auch auf, um welchen Virustyp es sich handelt, zum Beispiel HPV 16 und HPV 18.
Weitere Gebärmutterhalskrebs-Untersuchungen
Gebärmutterhalskrebs erkennen können Gynäkologen anhand verschiedener weiterer Untersuchungen, zum Beispiel:
- Tastuntersuchung: Dabei tasten Ärzte den Bauch, die Lymphknoten, Gebärmutter und andere inneren Organe mit den Händen ab. So lassen sich Auffälligkeiten erkennen. Wenn sich ein Tumor am Muttermund gebildet hat, lässt sich der Gebärmutterhalskrebs oft auch ertasten.
- Spekulum: Mit Hilfe eines Metallspatels, der die Scheide weitet, haben Ärzte einen besseren Blick auf das Gewebe des Gebärmutterhalses und das Innere der Scheide.
- Kolposkopie: Bei der Gebärmutterhalsspiegelung führen Ärzte ein spezielles Instrument, das Kolposkop, in die Scheide ein. Am Ende sind eine Lupe und Lichtquelle angebracht, die kleinste Veränderungen auf der Schleimhaut sichtbar machen.
Hat sich der Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs erhärtet oder sind die Ergebnisse weiter unklar, gehen Ärzte so weiter vor:
- Gewebeprobe: Dabei entnehmen Ärzte mit einer feinen Nadel Gewebe aus dem verdächtigen Bereich; Pathologen analysieren es unter dem Mikroskop. Anhand der Biopsie lassen sich gutartige und bösartige Zellen unterscheiden und Ärzte können die Diagnose Gebärmutterhalskrebs stellen.
- Konisation, wenn der Befund nicht eindeutig ist: Der Arzt schneidet ein kegelförmiges Gewebestück aus dem Gebärmutterhals und ein Pathologe untersucht es unter dem Mikroskop auf Krebszellen. Anschließend folgt eine Ausschabung des Gebärmutterinneren, die Kürettage.
Gebärmutterhalskrebs: Kinderwunsch
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich oft bei jungen Frauen, die noch einen Kinderwunsch hegen und schwanger werden möchten. Besprechen Sie dies immer mit ihrem behandelnden Team, wenn Ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist und Sie sich noch Kinder wünschen.
Wenn sich die Gebärmutter im Rahmen der OP erhalten lässt, können Frauen anschließend meist normal schwanger werden. Die Fruchtbarkeit ist nicht eingeschränkt. Allerdings kann das Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt nach einer Operation erhöht sein – je nachdem, wie umfangreich Ärzte operiert haben.
Nach einer Konisation ist dieses Risiko nur leicht erhöht. Nach einer Trachelektomie, bei der Teile des Gebärmutterhalses und umliegendes Gewebe entfernt wurden, ist die Gefahr für eine Früh- oder Fehlgeburt stärker erhöht. Um das Risiko zu vermindern, lässt sich der Gebärmutterhals während der OP durch ein Bändchen verschließen (Cerclage). Während der Schwangerschaft müssen Sie sich schonen. Die Entbindung erfolgt dann meist per Kaiserschnitt.Nach einer Entfernung der Gebärmutter ist keine Schwangerschaft mehr möglich. Bei einem Kinderwunsch ist auch zu beachten, dass die Chemotherapie oder Bestrahlung die Fruchtbarkeit ebenfalls vermindern können. Die Chancen auf eine normale Schwangerschaft sinken dadurch.
Quellen
- S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), et al.); Stand: 2014
- Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI): www.krebsdaten.de; Abruf: 19.01.2024
- Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.impfen-info.de; Abruf: 20.01.2024
- Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 19.01.2024
- Online-Informationen Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 19.01.2024
- Online-Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de; Abruf: 20.01.2024
- Online-Informationen Deutsch Krebshilfe: www.krebshilfe.de; Abruf: 19.01.2024
- Online-Informationen Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): www.frauenaerzte-im-netz.de; Abruf: 20.01.2024
- Online-Informationen Bundesministerium für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 20.01.2024