Zusammenfassung:
- Definition: Ein bösartiger Tumor in der Harnblase, entsteht meist in der Blasenschleimhaut, kann in die Muskelschicht einwachsen und sich in andere Organe und Gewebe ausbreiten, Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen.
- Symptome: Im Frühstadium oft unspezifisch, können auch auf andere Krankheiten hindeuten. Erste Anzeichen für Blasenkrebs können Symptome wie Blut im Urin, verfärbter Harn, verstärkter Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen sein.
- Blasenkrebs behandeln: Die Therapie hängt vom Stadium, der Ausbreitung und Aggressivität des Tumors ab. Möglich sind Operation, Chemotherapie, Behandlung mit Bacillus Calmette-Guérin (BCG), Strahlentherapie, Immuntherapie – meist mehrere Therapien in Kombination.
- Lebenserwartung: Im Frühstadium lässt sich Blasenkrebs meist gut behandeln und die Prognose ist günstig, im späteren Stadium kann die Lebenserwartung eingeschränkt sein, wenn sich der Tumor ausgebreitet hat.
- Diagnose: Erfolgt durch Krankengeschichte, Urinuntersuchung, Blutwerte und Schnelltests (aber alleine nicht aussagekräftig genug), Gewebeprobe und bildgebende Untersuchungen (zum Beispiel Ultraschall, Computertomografie, Magnetresonanztomografie).
- Verlauf: Hängt vom Stadium und der Ausbreitung des Tumors ab. Im Frühstadium oft günstig; wenn sich Fernmetastasen gebildet haben, gilt Blasenkrebs meist als nicht mehr heilbar, aber das Fortschreiten lässt sich mit Therapien aufhalten.
- Ursachen und Risikofaktoren: Genaue Ursache unbekannt, aber es gibt Risikofaktoren, zum Beispiel Rauchen, chemische Substanzen (etwa aromatische Amine, Azofarbstoffe), bestimmte Medikamente (zum Beispiel Chemotherapeutika, Diabetesmedikamente), chronische Entzündungen der Harnblase (Zystitis, meist durch Bakterien verursacht), Alter, Geschlecht, Gene.
- Vorsorge und Früherkennung: Keine besonderen Früherkennungsmaßnahmen in Deutschland, Risikofaktoren eindämmen (zum Beispiel nicht rauchen, Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz durchführen, gesund ernähren, körperlich aktiv sein).
Werbung
Was ist Blasenkrebs?
Blasenkrebs ist ein bösartiger Tumor, der meist in der Schleimhaut der Harnblase entsteht. Die Harnblase ist Teil der ableitenden Harnwege und sammelt den Urin, den die Nieren abgeben.
In der Fachsprache heißt die Schleimhaut der Harnblase und Harnwege Urothel. Ärzte sprechen daher von einem Urothelkarzinom, wenn sich dort Krebs bildet. Auch Blasenkarzinom oder Harnblasenkarzinom sind gängige Bezeichnungen für Blasenkrebs.
Es gibt zwei verschiedene Varianten:
- Nicht-muskelinvasive Harnblasenkarzinome: Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) wächst der Blasenkrebs bei 75 von 100 Betroffenen nur oberflächlich und der Tumor ist auf die Blasenschleimhaut begrenzt.
- Muskelinvasive Harnblasenkarzinome: Bei etwa 25 von 100 Betroffenen dringen die Krebszellen in die Muskelschicht der Blasenwand vor. Von dort aus können sich die Krebszellen auch in weiter entfernte Organe und Gewebe ausbreiten und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.
Blasenkrebs: Häufigkeit und Alter
Blasenkrebs beim Mann tritt sehr viel häufiger auf als Blasenkrebs bei der Frau. Laut Robert Koch Institut (RKI) erkrankten im Jahr 2020 rund 17.130 Menschen neu an Blasenkrebs. Davon waren 4.630 Frauen und 12.500 Männer betroffen. Dazu kommen noch sogenannte „in-situ-Tumore“ bei 7.540 Frauen und 23.270 Männern. Diese Tumore befinden sich noch an Ort und Stelle und sind noch nicht invasiv in benachbartes Gewebe hineingewachsen.
Das Alter scheint bei der Entstehung der Krebserkrankung eine Rolle zu spielen. Harnblasenkarzinome sind bei Kindern und jungen Menschen selten. Ein Blasenkrebs mit 30 Jahren oder jünger ist eher eine Ausnahme. Meist tritt die das Urothelkarzinom bei Menschen über 45 Jahren auf. Im Schnitt sind Männer 74 Jahre und Frauen 77 Jahre alt, wenn sie die Diagnose Blasenkrebs erhalten.
Besonders gefährdet sind Raucher. Aktives und passives Rauchen gelten als wichtigste Risikofaktoren. Auch bestimmte chemische Stoffe können die Gefahr für Blasenkrebs erhöhen, zum Beispiel sogenannte aromatische Amine (werden zum Beispiel bei der Herstellung von Azofarbstoffen, Friseurchemikalien, Pestizide, Kosmetika, Arzneimittel verwendet). Menschen, die im Beruf mit solchen Substanzen zu tun haben, haben ein höheres Risiko, an einem Harnblasenkarzinom zu erkranken. Dazu gehören zum Beispiel Maler, Lackierer, Lastwagenfahrer, Friseure oder Personen, die in einer Druckerei arbeiten. Allerdings sind diese Arbeitsstoffe in Europa weitgehend aus dem beruflichen Alltag verschwunden.
Blasenkrebs: Symptome
Frühe Blasenkrebs-Symptome können zum Beispiel sein:
- Blut im Urin (Hämaturie): Das Blut kann in größeren Mengen dem Harn beigemengt sein. Dann verfärbt sich der Urin rot oder bräunlich. Es kann aber auch in so kleinen Mengen vorhanden sein, dass es mit bloßem Auge nicht sichtbar ist. Ein Anzeichen für Blasenkrebs kann sein, dass kein Fieber oder keine Harnwegsinfektion auftritt.
- Harndrang ohne Wasserlassen: Betroffene haben manchmal häufiger als sonst das Bedürfnis zur Toilette zu gehen - es kommt aber kein Urin.
In einem späteren Stadium von Blasenkrebs entwickeln sich Symptome, die spezifischer auf eine Tumorerkrankung hindeuten. Dazu gehören:
- Schmerzen beim Wasserlassen: Dieses Blasenkrebs-Symptom kommt zum Beispiel vor, wenn der Tumor so groß ist, dass die Wucherung auf die Harnblase drückt.
- Unterleibs- und Nierenschmerzen: Sie treten auf, wenn der Blasentumor die Harnleiter blockiert und der Urin nicht mehr ungehindert abfließen kann. Der gestaute Harn kann Schmerzen in der Nieren- oder Rückengegend verursachen.
- Vergrößerte oder geschwollene Lymphknoten: Diese Anzeichen für Blasenkrebs- können auftreten, wenn das Karzinom Metastasen gebildet hat. Blockiert der Tumor Venen oder Lymphbahnen, können die Lymphknoten anschwellen und es können sich Stauungen bilden.
- Knochenschmerzen: Sie entstehen, wenn sich das Blasenkarzinom auf das Skelett ausgebreitet hat. Die Haut um die Knochen herum ist gut durchblutet und aufgrund vieler Nerven auch schmerzempfindlich. Weil Tumorzellen meist über das Blut in andere Körperteile und Organe gelangen, können sich Metastasen auch in den Knochen bilden. Bei Blasenkrebs geschieht dies allerdings seltener als bei anderen Krebsarten.
Hinweis: Sämtliche der genannten Symptome können auf eine Krebserkrankung hindeuten, aber auch andere Gründe haben. Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb weniger Tage, gehen Sie auf jeden Fall zum Arzt und lassen Sie die Ursache abklären!
Werbung
Blasenkrebs behandeln
Die Behandlung von Blasenkrebs hängt von der Größe, der Ausbreitung und Aggressivität des Tumors ab. Um den Blasenkrebs einzuordnen, gibt es zwei Klassifizierungssysteme:
- TNM-Klassifikation: Sie beschreibt, ob und wie sich der Tumor ausgebreitet hat. T steht dabei für die Größe des Tumors und dessen örtliche Ausbreitung. N sagt aus, ob Krebszellen schon in die Lymphknoten (lat. Nodus) eingedrungen sind und M, ob der Blasenkrebs Metastasen gebildet hat. Mithilfe der TNM-Klassifikation kann der Arzt den Blasenkrebs in Stadien einteilen und das vorliegende Tumorstadium ermitteln (Staging).
- Grading: Diese Einteilung beschreibt, wie sehr sich die Krebszellen von normalen Zellen unterscheiden. Je stärker die Abweichung ist, desto aggressiver wächst der Krebs vermutlich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet zwischen Low-Grade- und High-Grade-Blasenkrebs. Sind bereits tiefere Strukturen der Harnblase befallen, teilt die WHO-Klassifikation den Blasenkrebs in G1, G2 und G3 ein. Dabei gilt: G1-G2 steht für einen wenig aggressiv wachsenden Krebs, während G2-G3 einen aggressiv wachsenden Krebs bedeutet. Die Angabe „Low Grade“ oder „High Grade“ ergänzt immer das Grading, zum Beispiel „Low Grade (G1)“.
Blasenkrebs lässt sich verschieden behandeln. Meist kombinieren Ärzte mehrere Therapien miteinander, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Lassen Sie sich von Ihrem Behandlungsteam alle Therapieformen gut erklären. Eventuell holen Sie sich eine Zweitmeinung bei einem anderen Krebsspezialisten ein, wenn Sie bezüglich der vorgeschlagenen Therapie unsicher sind. Die Blasenkrebs-Therapie sollte am besten in einem zertifizierten Krebszentrum stattfinden. Dort arbeiten erfahrene Fachleute verschiedener Fachdisziplinen zusammen, zum Beispiel aus der Chirurgie, Urologie, Onkologie, Pathologie, Psychoonkologie oder Anästhesie.
Blasenkrebs: OP
Die Transurethrale Resektion der Blase (TUR-B) ist eine wichtige Behandlungsmöglichkeit bei Blasenkrebs. Der Großteil der Blasenkrebstumore wird entdeckt, wenn sie noch oberflächlich wachsen (nicht-muskelinvasiv). Hier genügt es meist, nur den Krebs zu entfernen und die Blase zu erhalten. Dies geschieht mittels Transurethraler Resektion der Blase
Dabei führt der Arzt über die Harnröhre spezielle Instrumente in die Blase ein, um den Tumor und erkranktes Gewebe zu entfernen (Ähnliches geschieht auch bei der Transurethralen Resektion der Prostata = TUR-P, bei der Gewebe aus der Prostata abgetragen wird).Das aus der Blase entnommene Gewebe begutachten anschließend Pathologen im Labor unter dem Mikroskop. So lässt sich sagen, ob der Tumor noch auf die Blasenschleimhaut begrenzt ist oder schon in andere Organe und Gewebe gestreut hat.
Die TUR-B dauert ungefähr 20 bis 60 Minuten. Der Eingriff wird in der Regel stationär in der Klinik unter einer Vollnarkose durchgeführt. Sie müssen wenige Tage im Krankenhaus bleiben. Um zu verhindern, dass der Krebs zurückkommt, empfehlen viele Ärzte eine weitere Blasenkrebs-OP nach zwei bis sechs Wochen. Bei dieser erneuten TUR-B wird weiteres Gewebe entfernt, in dem sich eventuell noch Krebszellen befinden könnten. Die OP soll das Rezidivrisiko weiter senken.
Blasenkrebs: Chemo- und Strahlentherapie
Nach der Entfernung des Blasenkrebses kann zusätzlich eine Chemo sinnvoll sein. Es handelt sich um eine lokale Chemotherapie oder Instillationstherapie, bei der die Wirkstoffe in die Blase gespült werden. Entweder verabreichen Ärzte eine Chemotherapie mit starken Zellgiften (Zytostatika) oder eine abgeschwächte Form des Tuberkulose-Lebendimpfstoffs Bacillus Calmette-Guérin in die Blase (BCG). Im Jahr 1976 wurde BCG erstmal in einer Studie erfolgreich zur Behandlung von Blasenkrebs eingesetzt. Der genaue Wirkungsmechanismus ist aber noch nicht bekannt. BCG löst vermutlich eine Entzündungsreaktion aus und aktiviert das Immunsystem. Dann werden körpereigene Abwehrzellen in der Blase aktiv und gehen gegen die Krebszellen vor. Die Behandlung entspricht einer „Immuntherapie“, die aber nicht im gesamten Körper wirkt (wie zum Beispiel die Immuntherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibotoren), sondern nur lokal in der Blase. Die BCG-Immuntherapie kommt nur bei Blasenkrebs zum Einsatz. Immun-Checkpoint-Inhibitoren werden dagegen bei mehrere Krebsarten eingesetzt, zum Beispiel bei schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom), Lungenkrebs oder Nierenkrebs.So lässt sich das Risiko verringern, dass die Tumoren wiederkehren. Die lokale Chemo ist aber nicht in allen Blasenkrebs-Stadien sinnvoll oder möglich. So kann zum Beispiel bei Blasenkrebs im Endstadium eine Chemotherapie mehr schaden als nutzen, weil der Körper schon zu geschwächt ist.
Eine Chemotherapie lässt sich auch mit einer Strahlentherapie kombinieren (Radiochemotherapie). Dabei sollen eventuell noch vorhandene Krebszellen mit Hilfe hochenergetischer Straheln abgetötet werden.
Blase entfernen (Zystektomie)
Wenn der Blasenkrebs schon in die Muskulatur eingewachsen (muskelinvasiv), aber noch örtlich auf das Organ begrenzt ist, kann die Entfernung der Blase eine Möglichkeit der Therapie sein. Dieser Eingriff wird Zystektomie genannt. Je nach Umfang der Operation unterscheidet man:
- Einfache Zystektomie: Bei dieser Art der Blasenkrebs-Operation wird die Harnblase teilweise oder komplett zusammen mit den umliegenden Lymphknoten entfernt.
- Radikale Zystektomie: Ärzte entfernen vorsichtshalber zusätzlich angrenzende Strukturen, je nach Geschlecht. Bei Männern sind es die Prostata und Samenbläschen, bei Frauen Teile der Scheidenwand, die Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter.
An die Zystektomie können sich eine Chemo (meist mit dem Zytostatikum Cisplatin) oder eine Immuntherapieanschließen, um den Therapieerfolg zu sichern und das Rückfallrisiko zu vermindern.
Immuntherapie bei Blasenkrebs
Die Immuntherapie ist eine Möglichkeit, wenn der Blasenkrebs schon weiter fortgeschritten ist, Metastasengebildet hat und eine Chemotherapie nicht in Frage kommt (zum Beispiel wegen eines schlechten Allgemeinzustands und/oder weiteren Grunderkrankungen). Zum Einsatz kommen spezielle Medikamente – sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren.
Manche Tumorzellen können der „Immunpatrouille“ entgehen, indem sie sogenannte „Checkpoints“ ausschalten. Checkpoints sind Kontrollpunkte im Immunsystem, die verhindern, dass das Immunsystem überschießend auf eigentlich harmlose Substanzen reagiert. Manche Tumorzellen können beispielsweise Oberflächenproteine wie PD-L1 besitzen, die an entsprechende Rezeptoren von T-Zellen andocken und somit die Aktivität dieser Immunzellen unterdrücken. Auf die Weise können sich Krebszellen für das Immunsystem „unsichtbar“ machen und sich teilen und vermehren.
Immun-Checkpoint-Inhibitoren setzen nicht an den Krebszellen selbst, sondern am Immunsystem an. Die Medikamente lösen diese Blockade der Kontrollpunkte durch die Krebszellen wieder auf. Sie hemmen die Funktion bestimmter Oberflächenproteine und aktivieren so das Immunsystem, damit es verstärkt gegen die Krebszellen vorgehen kann und das Krebswachstum hemmen kann. Die Voraussetzung ist, dass die Krebszellen bestimmte Oberflächenproteine wie PD-L1 besitzen. Dies finden Ärzte im Rahmen der Diagnostik heraus.
Nachsorge bei Blasenkrebs
Bei Blasenkrebs ist auch die Nachsorge wichtig (wie auch bei anderen Krebsarten). Ärzte fragen nach Beschwerden, die womöglich durch die Krebstherapien entstanden sind, und behandeln diese. Außerdem suchen sie nach Anzeichen für einen Rückfall (Rezidiv) und nach (Fern)Metastasen. Die Symptome bei einem Rezidiv können zum Beispiel Blut im Urin oder Beschwerden beim Wasserlassen sein. Bei Metastasen hängen die Symptome davon ab, wo sie sich gebildet haben, zum Beispiel in der Leber, Lunge oder in den Knochen. Die Beschwerden zeigen sich dann dort. Meist kommt eine Blasenspiegelung zum Einsatz, aber auch Blut- und Urinuntersuchungen.
Die Nachsorge geschieht in regelmäßigen Zeitabständen, die Sie immer mit Ihrem Arzt besprechen sollten. Die Zeitintervalle sind individuell verschieden. Ein mögliches Schema ist, dass Sie in den ersten zwei Jahren alle drei Monate zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Wenn es keine Anzeichen für ein Rezidiv gibt, werden die zeitlichen Abstände größer (zum Beispiel alle sechs Monate, jährlich).
Blasenkrebs: Lebenserwartung und Prognose
Die Heilungschancen bei Blasenkrebs hängen davon ab, in welchem Stadium Ärzte den Tumor finden, wie weit er sich ausgebreitet hat und wie aggressiv er ist. Allgemein gilt: Je früher Ärzte den Tumor diagnostizieren, desto besser ist er behandelbar und oft auch heilbar. Die Prognose ist dann besser. Ohne Behandlung und wenn sich bei Blasenkrebs ein Rezidiv gebildet hat, ist die Prognose ungünstiger und die Lebenserwartung ist verkürzt.
Das Robert Koch-Institut (RKI) nennt einige Zahlen zu den durchschnittlichen Überlebenschancen und zur Lebenserwartung bei Blasenkrebs:
- Fünf Jahre nach der Diagnose Blasenkrebs sind im Schnitt noch 46 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer am Leben.
- Zehn Jahre später leben durchschnittlich noch 43 Pozent der Frauen und 50 Prozent der Männer.
Wenn der Tumor zu spät entdeckt wird und weit forgeschritten ist, kann Blasenkrebs tödlich enden. Im Jahr 2020 starben laut RKI 1.814 Frauen und 3.942 Männer an dieser Krebserkrankung.
Werbung
Blasenkrebs: Diagnose
Wenn Sie Symptome verspüren, die auf Blasenkrebs hindeuten könnten, sollten Sie immer Ihren Hausarzt aufsuchen. Bei einem Verdacht auf ein Harnblasenkarzinom werden Sie an einen Facharzt für Urologie überwiesen. Es kann aber auch harmlose Auslöser für Ihre Symptome geben, etwa eine akute Harnwegsinfektion.
Mit Hilfe spezieller Diagnoseverfahren lässt sich der Verdacht auf Blasenkrebs entkräften oder erhärten. Das geht meist ambulant, ohne Krankenhausaufenthalt – und zwar mittels:
- Gespräch zur Krankengeschichte (Anamnese): Der Arzt befragt Sie zu Ihren genauen Symptomen, wie lange diese schon bestehen und wie stark sie ausgeprägt sind. Besonders wichtig ist es, ob Blut im Urin vorhanden ist, ob der Harndrang stärker geworden ist oder ob es Probleme beim Wasserlassen gibt. Außerdem fragt er nach bekannten Grunderkrankungen und ob Sie regelmäßig Medikamente einnehmen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Nierenbereich und die Bauchregion. Bei Männern tastet er zudem die Prostata ab. Bei Frauen prüft er, ob sich die Blase durch die Scheide ertasten lässt.
- Blutuntersuchung: Die Bestimmung der Blutwerte ist eine Routineuntersuchung in der Arztpraxis, auch bei einem Verdacht auf Blasenkrebs. Viele fragen sich: Welche Blutwerte sind bei Blasenkrebs erhöht?Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn es gibt keine spezifischen Blutwerte oder Biomarker, die speziell bei einem Blasenkarzinom erhöht sind. Anhand der Blutwerte lassen sich aber zum Beispiel Entzündungen im Körper nachweisen (zum Beispiel C-reaktives Protein, erhöhte Anzahl von Leukozyten), etwa aufgrund einer Harnwegsinfektion. Auch sie kann eine Ursache für die Beschwerden im Harntrakt sein.
- Urinuntersuchung: Eine Urinprobe wird im Labor untersucht. Ärzte können dadurch herausfinden, ob ein Harnwegsinfekt vorliegt und ob eine eventuelle Rotfärbung des Urins auf Blut zurückzuführen ist. Auch manche Lebensmittel wie etwa Rote Beete können zur einer Rotfärbung führen. Außerdem können Ärzte ermitteln, ob sich Tumorzellen im Urin befinden.
- Schnelltests: Zur Früherkennung von Blasenkrebs gibt es einige Verfahren wie den NMP22 BladderChek. Dieser Test sucht nach einer Substanz im Urin (Tumormarker NMP22), die Tumorzellen der Blase vermehrt bilden. Der UBC Rapid-Test fahndet dagegen nach Bruchstücken bestimmter Eiweiße im Urin, sogenannten Zytokeratinen (8 und 18). Diese Eiweiße sind an der Bildung des Zellskeletts beteiligt und stabilisieren Zellen. Zytokeratin-Fragmente aus Harnblasenzellen können Hinweise auf Blasenkrebs liefern. Solche Blasenkrebs-Schnelltests lassen sich in der Arztpraxis durchführen. Innerhalb von zehn bis 30 Minuten liegt das Ergebnis vor. Als alleinige Maßnahme zur Diagnosestellung sind solche Blasenkrebstests jedoch nicht geeignet. Es sollten unbedingt weitere Untersuchungen erfolgen, um den Befund zu sichern.
- Ultraschall (Sonografie): Mit Hilfe eines Ultraschalls können Ärzte die Nieren, das Nierenbecken und die Blase beurteilen. So lassen sich Tumore erkennen, aber auch andere Ursachen für die Beschwerden aufdecken, etwa Nieren- oder Blasensteine.
- Blasenspiegelung (Zystoskopie): Diese Untersuchung der Harnröhre und Harnblase liefert wichtige Informationen für die Blasenkrebs-Diagnose. Ärzte können die Schleimhaut der Blasenwand beurteilen und zugleich an verdächtigen Stellen Gewebeproben entnehmen. Der Arzt führt dabei ein röhrenförmiges Instrument in die Harnröhre ein und schiebt es bis in die Harnblase vor. Die Blasenspiegelung ist in der Regel ambulant möglich. Für Frauen ist diese Methode fast schmerzfrei, Männer erhalten meist eine örtliche Betäubung.
Blasenkrebs: Verlauf
Viele stellen sich die Frage: Wie schnell wächst Blasenkrebs? Wie viele Krebsarten entwickelt sich Blasenkrebs in der Regel langsam. Es kann einige Zeit vergehen, bis sich die ersten Symptome zeigen, etwa Blut im Urin. Allerdings spielt auch die Aggressivität der Krebszellen dabe eine Rolle, wie schnell Blasenkrebs wächst. Manche Tumorzellen sind aggressiv und gefährlich. Sie teilen und vermehren sich schnell und breiten sich rasch aus.
Der Verlauf von Blasenkrebs hängt entscheidend davon ab, in welchem Stadium Ärzte den Tumor in der Blase entdecken und wie aggressiv er ist. In vielen Fällen finden Ärzte das Harnblasenkarzinom im Frühstadium. Dann lässt sich die Krebserkrankung oft gut behandeln und der Verlauf ist günstig. Allerdings kann der Tumor auch trotz Behandlung wiederkehren. Bis zu sieben von zehn Personen mit einem nicht-muskelinvasiven Blasenkrebs müssen mit einem Rezidiv rechnen, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Die Rückfallgefahr ist also relativ hoch bei Blasenkrebs.
Ein Rezidiv lässt sich aber erneut behandeln. Welche Therapien in Frage kommen, hängt von den Vorbehandlungen und dem persönlichen Risiko für Rezidive ab. Die Behandlung des Rezidivs ist ähnlich wie die ursprüngliche Therapie des Blasenkrebses, zum Beispiel TUR-B, Chemotherapie der Harnblase, BCG-Immuntherapie, Zystektomie oder eine Kombination aus TUR-B, Strahlen- und Chemotherapie.
Wohin streut Blasenkrebs?
Blasenkrebs kann in benachbarte Organe streuen, etwa in die Prostata beim Mann oder in die Gebärmutter bei der Frau. Die Tumorzellen können aber auch weiter entfernt liegende Organe und Gewebe erreichen, etwa die Leber, Lunge oder Knochen.
Ungünstiger ist der Verlauf bei Blasenkrebs in der Regel, wenn der Tumor spät diagnostiziert wurde. Dann ist er oft schon in die Muskelschicht der Blase hineingewachsen oder hat sich über die Blut- und Lymphwege in andere Organe und Gewebe ausgebreitet. Wenn sich Metastasen gebildet haben, lässt sich die Krebserkrankung noch behandeln, aber sie ist in der Regel nicht mehr heilbar. Dann ist der Verlauf leider deutlich ungünstiger.
Bei einem Blasenkrebs im Endstadium lässt sich der Verlauf oft nur noch eine Zeitlang aufhalten und Ärzte können die Beschwerden lindern. Hier kommen palliative Behandlungen zum Einsatz, welche die Lebensqualität aufrechterhalten und so viel Lebenszeit wie möglich verschaffen sollen.
Werbung
Blasenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von Blasenkrebs sind bis heute nooch unklar. Allerdings haben Ärzte einige Risikofaktoren ausgemacht, die die Wahrscheinlichkeit von Blasenkrebs erhöhen. Die wichtigsten sind:
- Rauchen (aktiv/passiv) – das Rauchen sei für etwa die Hälfte aller Fälle von Blasenkrebs verantwortlich, schreibt das DKFZ.
- Aromatische Amine, zum Beispiel 4-Aminodiphenyl, Benzidin (inklusive der Salze), 4-Chlor-o-toluidin; aromatische Amine sind Chemikalien, die vor allem bei der Herstellung von Farben und Pigmenten zum Einsatz kommen (zum Beispiel Textilien, Leder färben)
- Azofarbstoffe - der menschlichen Körper kann durch Stoffwechselvorgänge aus Azofarbstoffen aromatische Amine freisetzen; Azofarbstoffe sind synthetische Farbstoffe, die zum Beispiel in Papier, Kosmetikprodukten, Textilien, Leder oder Plastik enthalten sind.
- Bestimmte Arzneimittel, zum Beispiel Cyclophosphamid (Chemotherapeutikum), Diabetesmedikamente mit Pioglitazon, Phenazetin (Schmerzmittel), Chlornaphazin und Aristolochiasäure – die letzten drei Wirkstoffe wurden in Deutschland schon länger vom Markt genommen beziehungsweise sind verboten.
- Chronische Entzündungen der Harnblase
- Alter - je älter, desto höher das Risiko
- Geschlecht - Männer sind häufiger betroffen als Frauen
- Strahlentherapie des Beckens, zum Beispiel aufgrund von Prostatakrebs
- Gene: Verwandte von Menschen mit Blasenkrebs (zum Beispiel Kinder, Geschwister) haben ein höheres Risiko, ebenfalls an Blasenkrebs zu erkranken. Die Gene scheinen daher ebenfalls eine Rolle zu spielen und anfälliger für diese Krebsart zu machen.
Manche Berufsgruppen kommen vermehrt mit schädlichen Substanzen in Kontakt, die das Risiko für Blasenkrebs erhöhen. Dann wird das Harnblasenkarzinom als Berufskrankheit anerkannt, etwa bei Malern und Lackierern.
Blasenkrebs: Vorsorge und Früherkennung
Forscher arbeiten jedoch bereits an der Entwicklung aussagekräftigerer, genauerer Methoden. Schon existierende Tests, etwa der NMP22-Test zur Früherkennung von Harnblasenkrebs, sind sogenannte IGeL-Leistungen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten (zwischen 31 und 41 Euro) dafür nicht. Der IGel-Monitor bewertet diesen Test zur Früherkennung von Blasenkrebs als „tendenziell negativ“. Diese Bewertung gilt auch für Menschen, die zu einer Risikogruppe für Blasenkrebs gehören können.
Auf bestimmte Risikofaktoren für Blasenkrebs wie das Alter oder Geschlecht haben Sie keinen Einfluss. Wohl aber können Sie andere Risikofaktoren für ein Harnblasenkarzinom ausschalten, die Ihren Lebensstil betreffen. Bis zu einem gewissen Maß können Sie durch eine gesunde Lebensweise Blasenkrebs vorbeugenbeziehungsweise die Erkrankungswahrscheinlichkeit vermindern.
Einige Tipps:
- Mit dem Rauchen aufhören – falls Sie den Rauchstopp nicht alleine schaffen, suchen Sie sich professionelle Unterstützung.
- Sicherheitsvorschriften bei der Arbeit mit krebsauslösenden Stoffen einhalten.
- Körperlich möglichst regelmäßig aktiv sein und Sport treiben.
- Sich gesund und ausgewogen ernähren (zum Beispiel pflanzliche Fette, viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte)
Quellen
- S3-Leitlinie Früherkennung: Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF); Stand: 01.03.2020
- Prigerson, H.G. et al.: Chemotherapy Use, Performance Status, and Quality of Life at the End of Life; JAMA Oncology; September 2015; DOI: 10.1001/jamaoncol.2015.2378
- Online Informationen Robert Koch-Institut (RKI): www.krebsdaten.de; Abruf: 03.06.2024
- Online Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de ; Abruf: 03.06.2024
- Online Informationen Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs; Abruf: 04.06.2024
- Online Informationen Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): www.krebsinformationsdienst.de; Abruf: 04.06.2024
- Online Informationen Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de; Abruf: 04.06.2024
- Online Informationen Krebsliga Schweiz: www.krebsliga.ch; Abruf: 04.06.2024
- Online Informationen Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ): www.patienten-information.de; Abruf:
- Online Informationen Deutsche Krebshilfe e.V.: www.dkfz.de; Abruf: 04.06.2024