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Norovirus-Infektion

Das ansteckende Norovirus verursacht vor allem schweren Durchfall. An welchen Symptomen Sie die Infektion noch erkennen und wie Ärzte sie behandeln.

Geprüft von Ingrid Müller, Biologin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2021-10-12T00:00:00+02:00 2021-10-12T00:00:00+02:00

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Inhaltsverzeichnis
3D-Modell des Norovirus

© Science Photo Library

Norovirus: Was ist das?

Der Norovirus ist eine sehr häufige Ursache von Magen-Darm-Erkrankungen. Typisch für eine Norovirus-Infektion sind Symptome wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, wenn der Verdauungstrakt aus dem Gleichgewicht gerät.

Laut Norovirus-Definition ist der Erreger weltweit verbreitet. Wissenschaftler charakterisierten den Erreger aus der Familie der Caliciviren erstmals im Jahr 1972. Früher hieß das Norovirus auch „Norwalk-like-Virus“. Der Mensch ist sein einziger Wirt. Infektionen mit Noroviren können das gesamte Jahr über auftreten, häufen sich aber in den kühlen Monaten Oktober bis März.

Norovirus löst Magen-Darm-Grippe aus

Das Norovirus löst den Hauptanteil der Durchfallerkrankungen aus, die nicht durch Bakterien bedingt sind. Bei Kindern ist er für etwa 30 Prozent der Magen-Darm-Entzündungen (Gastroenteritis) verantwortlich, bei Erwachsenen sogar für bis 50 Prozent. Der Volksmund spricht auch von Grippe ">Magen-Darm-Grippe, Bauchgrippe oder Brechdurchfall.

Eine Infektion mit dem Norovirus unterliegt der Meldepflicht. So wissen Ärzte auch, dass das Norovirus besonders oft Kinder unter fünf Jahre und Personen über 70 Jahre befällt. Vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen (Kitas, Kindergärten, Schulen) sowie Alten- und Pflegeheimen kommt es oft zur regelrechten Norovirus-Ausbrüchen.

Vorbeugen können Sie einer Infektion nur durch gründliche Hygienemaßnahmen, denn eine Impfung gegen das hochansteckende Virus gibt es nicht.

Vergrößerte Abbildung eines Norovirus im Magen-Darm-Trakt

© Mauritius Images

Vergrößerte Illustration eines Norovirus im Magen-Darm-Trakt des menschlichen Körpers

Norovirus: Symptome setzen schnell ein

Die ersten Anzeichen einer Norovirus-Infektion lassen meist nicht lange auf sich warten. Oft schon wenige Stunden nach der Ansteckung kommt es zu folgenden Symptomen:

  • Übelkeit und schwallartiges, heftiges Erbrechen
  • starker Durchfall (der Stuhlgeruch bei einer Norovirus-Infektion ist oft beißend, manchmal ist blutiger Schleim sichtbar)
  • ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Mattigkeit, Abgeschlagenheit
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen, Gliederschmerzen
  • leichtes Fieber, meist verursacht das Norovirus jedoch kein Fieber

Bekannt sind schwere, leichte und sogar symptomlose Verläufe der Norovirus-Infektion. Manche erleben eine Infektion mit dem Norovirus ohne Erbrechen und haben nur Durchfall. Umgekehrt erbrechen einige Patienten nur und die Krankheit verläuft ohne Durchfall. Sehr selten erleben Patienten eine Norovirus-Infektion ganz ohne Symptome.

Die Symptome dauern meist zwischen zwölf und 48 Stunden an. Der Durchfall und das heftige Erbrechen führen zu einem erheblichen Flüssigkeitsverlust, den Sie schnell möglichst wieder kompensieren müssen.

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Ist das Norovirus ansteckend?

Das Norovirus gilt als hoch ansteckend. Schon wenige (etwa 10 bis 100) Viruspartikel genügen, um die Infektion auszulösen. Die Inkubationszeit beim Norovirus beträgt sechs bis 50 Stunden. Diese besagt, wie viel Zeit zwischen der Norovirus-Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome vergeht. Die Inkubationszeit variiert also von Mensch zu Mensch nicht unerheblich.

Norovirus: Übertragung auf verschiedenen Wegen

Die Übertragung des Norovirus erfolgt auf mehreren Wegen, meist von Mensch zu Mensch:

  • Schmierinfektion: Infizierte scheiden große Mengen an Noroviren über den Stuhl aus. Meist werden die Erreger über die Hände weitergetragen. Wenn Sie sich mit den Händen etwa ins Auge, in den Mund oder an die Nase fassen, kann das Virus über die Schleimhäute in den Körper eindringen. Noroviren können jedoch auch an Gegenständen und Flächen haften bleiben, zum Beispiel Armaturen im Bad, Türgriffe oder Handläufe. Berühren Sie diese mit den Händen und anschließend Ihren Mund, können Sie sich ebenfalls anstecken.
  • Tröpfcheninfektion: Beim Erbrechen katapultieren Erkrankte feinste Tröpfchen in die Luft, in denen die Noroviren sitzen. Atmen Sie diese winzigen Tröpfchen aus dem Erbrochenen ein, können Sie sich anstecken.
  • Verunreinigte Nahrungsmittel: Eine Norovirus-Infektion können Sie sich auch über den Verzehr von kontaminierten Speisen (z.B. Salate, Obst, Krabben, Muscheln) oder Getränken (verunreinigtes Wasser) zuziehen.

Die höchste Ansteckungsgefahr für andere besteht, wenn bei den Patienten die ersten Krankheitszeichen augetreten sind. Aber auch wenn die Symptome nach ein bis zwei Tagen abgeklungen sind, ist das Risiko für eine Infektion noch hoch. Denn die Erkrankten scheiden noch einige Tage lang (manchmal sogar zwei Wochen und länger) Noroviren über den Stuhl aus. Achten Sie deshalb auch nach dem Verschwinden der Symptome auf eine gute Hygiene Ihrer Hände und der sanitären Einrichtungen.

Norovirus: Behandlung lindert die Symyptome

Es gibt keine ursächliche Norovirus-Behandlung, die direkt an der Wurzel des Übels ansetzt - also den Viren. Gezielte Medikamente gegen das Norovirus gibt es nicht. Antibiotika können übrigens nichts gegen Noroviren ausrichten, weil sie nur gegen Bakterien wirken. So können Ärzte nur die unangenehmen Symptome lindern, welche die Norovirus-Infektion begleiten. Ansonsten muss der Körper jedoch allein mit dem Virus fertig werden.

Norovirus-Therapie je nach Schwere

Es gibt einige Maßnahmen, die Patienten mit einer Norovirus-Infektion helfen und sie die Krankheit besser überstehen lassen. Einige Beispiele:

  • Erkrankte sollten sich am besten schonen, körperliche Anstrengung vermeiden und den Kontakt mit anderen Menschen möglichst auf das Notwendige beschränken.
  • Aufgrund des oft schweren Durchfalls und Erbrechens kommt es bei einer Norovirus-Infektion schnell zu hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten. Trinken Sie deswegen trotz Übelkeit ausreichend (z.B. Kräutertee, Ingwertee, Wasser) und nehmen Sie Salze zu sich, etwa in Form einer salziger Brühe. Manchmal helfen auch fertige Elektrolylösungen aus der Apotheke, um den Elektrolythaushalt wieder auf Vordermann zu bringen.
  • Was essen bei Norovirus? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: leicht verdauliche Lebensmittel wie Zwieback, Salzstangen oder Knäckebrot. So belasten Sie Ihren Magen und Darm nicht noch weiter und die Darmschleimhaut kann sich erholen. Fett- oder ballaststoffreiche reiche Nahrung ist bei einer Norovirus-Infektion eher ungeeignet, da sie das Verdauungssystem zusätzlich strapaziert.

Norovirus: Behandlung von Risikogruppen

Vor allem Kleinkinder, Schwangere, Senioren oder geschwächte Menschen sollten sich von einem Arzt behandeln lassen. Das gilt besonders bei häufigen und lang anhaltenden Durchfällen, aber auch wenn Fieber und Erbrechen auftreten. Für diese Personen kann der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust nämlich gefährlich werden und zu Komplikationen führen.

  • Hilfreich ist eine elektrolytreiche Substitutionslösung, die in der Apotheke als Pulver zum Selbstanrühren erhältlich ist.
  • Gegen die Übelkeit und das starke Erbrechen bei einer Infektion mit dem Norovirus sind Medikamente eine Möglichkeit – sogenannte Antiemetika.
  • Verläuft die Norovirus-Infektion besonders schwer, kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Ärzte führen die Flüssigkeit und Elektrolyte dann über Infusionslösungen zu.

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Norovirus in der Schwangerschaft und bei Kleinkindern

Erkrankt eine Frau während der Schwangerschaft an einer Norovirus-Infektion, sollte sie ganz besonders darauf achten, dass der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust nicht allzu groß wird. Es besteht jedoch kein Grund, sich Sorgen um das ungeborene Baby zu machen – diesem schaden die Viren nicht. Erbrechen Schwangere jedoch allzu heftig, kann das vorzeitig Wehen auslösen.

Erkrankt ein Baby oder Kleinkind am Norovirus, ist meist ein Krankenhausaufenthalt erforderlich: Große Flüssigkeitsverluste sind für Babys gefährlich, da ihre kleinen Körper schneller austrocknen und das zu Kreislaufproblemen, Krämpfen und Nierenversagen führen kann. Eltern sollten mit ihrem erkrankten Kind immer sofort einen Kinder- und Jugendarzt aufsuchen.

Norovirus: Verlauf der Infektion

Der Verlauf einer Norovirus-Infektion lässt sich so auf den Punkt bringen: kurz und heftig. Wie lange eine Infektion mit dem Norovirus genau dauert, ist jedoch individuell verschieden. Meist klingen die Symptome nach einer Dauer von ein bis zwei Tagen langsam ab. Eine hohe Ansteckungsgefahr besteht auch dann noch, wenn die Symptome verschwunden sind: Bis zu 14 Tage lang scheiden Erkrankte das Norovirus noch über den Stuhl aus.

Spätfolgen sind bei einer Norovirus-Infektion nicht zu erwarten: Befinden sich der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt erst einmal wieder im Gleichgewicht, fühlen sich die Betroffenen schnell wieder besser.

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Norovirus: Wie Sie einer Ansteckung vorbeugen

Eine Impfung gegen das Norovirus gibt es nicht. Daher sind konsequente und sorgfältige Hygienemaßnahmen die einzige Möglichkeit, um eine Ansteckung durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion zu vermeiden. Folgende Tipps können Sie vor einer Norovirus-Infektion schützen:

  • Wenn Sie Kontakt mit einem Patienten mit Norovirus haben, desinfizieren Sie sich regelmäßig die Hände. Tragen Sie eventuell Einmalhandschuhe, wenn Sie einen Erkrankten versorgen.
  • Desinfizieren Sie ebenso regelmäßig Sanitäranlagen, Türklinken, Armaturen und Flächen, mit denen Erkrankte in Kontakt geraten sein könnten. An diesen könnte das Norovirus haften.
  • Am besten benutzen Betroffene eine eigene Toilette, bis die Symptome abgeklungen sind.
  • Erbrochenes und Stuhl entfernen Sie am besten schnell mit Einmaltüchern.
  • Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche von Erkrankten waschen Sie bei mindestens 60 °C.
  • Damit sich das Norovirus nicht rasant verbreitet, ist es wichtig, dass Betroffene den Kontakt zu anderen Menschen oder Menschengruppen möglichst meiden. Erst zwei Tage nach dem Abklingen der Beschwerden sollten Kinder wieder in den Kindergarten oder in die Schule und Erwachsene wieder an ihren Arbeitsplatz.
  • Wer beruflich mit Lebensmitteln zu tun hat, darf auch schon bei einem Verdacht auf eine Infektion mit dem Norovirus nicht arbeiten.
  • Das Norovirus kann besonders älteren und immungeschwächten Menschen gefährlich werden. Wer sich das Virus eingefangen hat, sollte einige Tage lang kein Altenheim oder Krankenhaus besuchen.

Wichtig: Eine sorgfältige Händehygiene ist auch dann noch erforderlich, wenn sich die Betroffenen längst wieder gesund fühlen. Sie scheiden nämlich den Erreger noch einige Tage alng aus.

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Norovirus: So stellt der Arzt die Diagnose

Ärzte können eine Norovirus-Infektion meist schon anhand der typischen Symptome erkennen und eine Verdachtsdiagnose stellen. Eine sichere Diagnose ist nur durch den Nachweis des Norovirus im Labor anhand einer Stuhlprobe möglich. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Laborärzte können Eiweiße und Nukleinsäuren des Virus oder feinste Viruspartikel unter dem Elektronenmikroskop nachweisen. Diese Untersuchungen sind zwar sehr genau, dauern jedoch einige Tage.

Daneben ist ein Schnelltest auf das Norovirus erhältlich, der ebenfalls mit einer Stuhlprobe funktioniert. Einen Bluttest als Nachweis für das Norovirus gibt es nicht. Weist der Arzt Noroviren nach, muss er dies dem Gesundheitsamt melden.

Quellen
  • S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple; Hagel,S et al. (Universitätsklinikum Jena der Friedrich-Schiller-Universität Jena, et al.); Stand: 08.02.2015
  • S2-Leitlinie: Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis; Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen
    medizinischen Fachgesellschaften; Stand: 08/2016
  • Online-Informationen Robert Koch Institut: www-rki.de; Abruf: 02.04.2020
  • Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de; Abruf: 02.04.2020
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