Hepatitis C - Was ist das?
Hepatitis C ist eine Leberentzündung, deren Verursacher das Hepatitis C-Virus (HCV) ist. Erst im Jahr 1989 konnten Forscher das Hepatitis C-Virus erstmals mittels Gentechnik identifizieren. Zuvor trug es den Namen „Hepatitis-non-A-non-B“. Es gibt mehrere Varianten dieses Virus mit unterschiedlicher genetischer Ausstattung (Genotypen G1 bis G7), und diese unterteilen sich wiederum in mehr als 60 Untertypen. Der jeweilige Genotyp spielt bei der Auswahl der Therapie der Hepatitis C eine wichtige Rolle.
Mediziner unterscheiden zwei Formen beim Verlauf der Hepatitis C:
- Akute Hepatitis C: Darunter verstehen Ärzte eine Infektion mit dem Hepatitis C-Virus, die weniger als sechs Monate zurück liegt. Bei 15 bis 40 Prozent der Patienten heilt die akute Hepatitis C ohne Behandlung aus.
- Chronische Hepatitis C: 60 bis 85 Prozent der Patienten entwickeln eine chronische Hepatitis C. Das Erbgut des Hepatitis C-Virus ist dann länger als sechs Monate im Blut nachweisbar. Bei einer chronischen Infektion drohen Spätfolgen wie eine Leberzirrhose oder Leberkrebs.
Wie viele Menschen erkranken an Hepatitis C?
Hepatitis C ist weltweit verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass etwa 71 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis C-Virus infiziert sind. Am stärksten betrifft die chronische Hepatitis C die östlichen Mittelmeerregionen (Ansteckung oft im Krankenhaus) und Europa (oft Drogenkonsum). In Deutschland ermittelten Ärzte 4.368 Fälle von Hepatitis C im Jahr 2016. Im Schnitt erkrankten etwas mehr als fünf von 100.000 Menschen neu – Männer doppelt so häufig wie Frauen. Patienten sind meist zwischen 30 und 39 Jahre alt, wenn sie sich mit Hepatitis C anstecken.
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Hepatitis C: Übertragung auf verschiedenen Wege
Der Mensch ist der einzige bekannte natürliche Wirt, in dem sich das Hepatitis C-Virus vermehren kann. Die Übertragung des Virus erfolgt hauptsächlich über das Blut.
Hepatitis C-Ansteckung über das Blut
Der Kontakt mit infiziertem Blut ist ein nachgewiesener Weg der Hepatitis C-Übertragung. In den Krankenhäuseren oder Pflegeeinrichtungen in Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen besteht ein erhöhtes Hepatitis C-Ansteckungsrisiko. Das Personal hantiert dort häufig bei Injektionen mit unsauberen Spritzen, Kanülen und anderen Gerätschaften. Auch Drogenabhängige, die verunreinigte Spritzen und Kanülen verwenden oder Utensilien mit anderen teilen (z.B. Löffel, Pfännchen, Filter, Stauschlauch, Wassergefäß), haben ein erhöhtes Risiko, sich mit Hepatitis C anzustecken. Das gilt auch, wenn Drogensüchtige beim Schniefen der Drogen gemeinsame Röhrchen benutzen. Eine Übertragung der Hepatitis C durch diagnostische oder chirurgische Eingriffe im Krankenhaus ist in Deutschland eher selten. Auch eine Ansteckung über Blut und Blutprodukte ist äußerst unwahrscheinlich, denn seit 1991 testen Laborärzte dies auf Hepatitis C.
Andere Wege der Hepatitis C-Übertragung
- Prinzipiell kann das Virus beim Sex übertragen werden. Studien ergaben allerdings, dass dieses Ansteckungsrisiko für Hepatitis C eher gering ist. Dennoch gibt es bestimmte Risikogruppen (z.B. HIV-positive, homosexuelle Männer) und Sexualpraktiken (z.B. Analverkehr), bei denen die Ansteckungsgefahr steigt. Bei Personen mit einer HIV-Infektion ist Hepatitis C häufig hartnäckiger und die Therapie führt seltener zum Erfolg als bei Menschen ohne HIV. Wer beide Viren (HCV, HIV) in sich trägt, entwickelt schneller eine Leberzirrhose und Leberkrebs.
- Auch im Stuhl von Patienten mit chronischer Hepatitis C haben Mediziner das Virus nachgewiesen. Eine Ansteckung über den Kontakt mit Stuhl ist demnach möglich, etwa beim Analverkehr.
- Eine Übertragung der Hepatitis C von infizierten Müttern auf ihr Baby während der Schwangerschaft und Geburt ist möglich. Das Ansteckungsrisiko für Hepatitis C hängt von der Viruskonzentration im mütterlichen Blut ab.
- Das Hepatitis C-Virus ist auch in anderen Körperflüssigkeiten nachweisbar, etwa im Speichel, Schweiß, Sperma oder in der Tränenflüssigkeit. Eine Ansteckung darüber ist jedoch sehr unwahrscheinlich.
- Unbekannt ist ob ein Ansteckungsrisko über Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen, Sprechen), Nahrungsmittel, Trinkwasser oder normale Alltagskontakte besteht, wenn kein Blut oder Blutspuren beteiligt sind.
- Ob mangelnde Hygiene beim Tätowieren, Piercing oder Ohrlochstechen zu Infektionen führen können, ist nicht bekannt. Das Gleiche gilt für die gemeinsame Verwendung von Rasierklingen und -apparaten, Nagelscheren oder Zahnbürsten.
Hepatitis C: Inkubationszeit
Die Inkubationszeit bei Hepatitis C liegt zwischen zwei und 24 Tagen. Die Hepatitis C-Inkubationszeit bezeichnet den Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Infektionskrankheit. Betroffene sind ansteckend, solange das Hepatitis C-Virus im Blut nachweisbar ist.
Hepatitis C: Symptome sind oft unauffällig
Etwa 75 Prozent der Menschen, die sich mit dem Erreger angesteckt haben, verspüren keine auffälligen Hepatitis C-Symptome. Allenfalls entwickeln sie unspezifische Beschwerden, die auch im Rahmen anderer Krankheiten vorkommen können.
Akute Hepatitis C: Symptome
- Grippeähnliche Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, leichtes Fieber
- 25 Prozent der Patienten reagieren mit erhöhten Leberwerten und einer leichten Gelbsucht (Ikterus), bei der sich die Haut und die Augen gelb färben. Der Stuhl nimmt eine helle, der Urin eine dunklere Farbe an.
Bei 15 bis 40 Prozent der Patienten heilt die Hepatitis C spontan wieder aus.
Chronische Hepatitis C: Symptome
Bei 60 bis 85 Prozent geht die akute Hepatitis C in die chronische Form über. Die Infektion besteht dann länger als sechs Monate. Folgende Symptome kennzeichnen die chronische Hepatitis C:
- Müdigkeit
- Unspezifische Beschwerden im Oberbauch
- Leistungseinbußen
- Juckreiz
- Gelenkbeschwerden
Mediziner beobachten oft weitere Symptome und Folgeerkrankungen außerhalb der Leber (sogenannte „extrahepatische Manifestation“):
- Gefäßentzündungen
- Diabetes mellitus
- Knötchenflechte (Lichen ruber planus)
- vergrößerte Lymphknoten (Lymphome)
- chronische Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
- Depressionen
- Sjögren-Syndrom mit Endzündungen von Tränen- und Speicheldrüsen (Autoimmunerkrankung)
Nur selten heilt die chronische Hepatitis C-Erkrankung aus. Bis zu 20 Prozent der Patienten entwickeln 20 Jahre nach der Infektion Spätfolgen, allen voran die Leberzirrhose. Mit zunehmendem Alter und längerer Infektionsdauer steigt das Risiko für eine Leberzirrhose an.
Es hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab, ob die Hepatitis C in einer Leberzirrhose mündet (z.B. Alter bei der Infektion, Alkoholkonsum, zusätzliche Infektion mit dem HI- oder Hepatitis B-Virus, Fettleibigkeit oder Typ-2-Diabetes). Leberzirrhose wiederum erhöht das Risiko für Leberkrebs.Werbung
Hepatitis C: Eine Impfung gibt es nicht
Anders als bei Hepatitis A und B gibt es keine Impfung gegen Hepatitis C. Und: Eine bereits durchgemachte Hepatitis C bietet keinen Schutz vor einer erneuten Infektion.
Seit einigen Jahre sind neue Medikamente auf dem Markt, mit denen Ärzte die Hepatitis C heilen können. Um die Hepatitis C weltweit dauerhaft zu bekämpfen, müssten Forscher jedoch einen Impfstoff für eine Hepatitis C-Impfung entwickeln.
Hepatitis C: Behandlung mit neuen Medikamenten
Die akute Hepatitis C müssen Ärzte nicht unbedingt behandeln, weil sie meist von alleine ausheilt. Ärzte warten also zunächst mit der Hepatitis C-Therapie ab und beobachten, wie sich die Krankheit entwickelt. In einigen Fällen beginnen sie jedoch sofort mit der Hepatitis C-Behandlung, etwa bei Menschen, die in ihrem Beruf andere anstecken könnten (z.B. Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern).
Für die chronische Hepatitis C sind seit einigen Jahren neue Medikamente auf dem Markt, mit denen Ärzte die Leberentzündung fast immer heilen können. Diese sind wirksamer als herkömmliche Hepatitis C-Medikamente, wirken schneller und sind deutlich besser verträglich. Allerdings sind sie auch nicht ganz billig. Behandlungen auf der Basis von Interferon, die Ärzte früher meist angewendet haben, sind heute nicht mehr nötig. Auch den Wirkstoff Ribavirin setzen Ärzte nur noch in Ausnahmefällen ein.
Wichtig ist es jedoch, vor dem Beginn der Behandlung genau den Genotyp des Hepatitis-C-Virus zu bestimmen. Einige Arzneien eignen sich nicht für jeden Patienten, weil sie nur bei bestimmten Genotypen wirken.
Hepatitis C-Medikamente bremsen die HCV-Vermehrung
Seit 2014 gibt es verschiedene neue Medikamente gegen Hepatitis C mit europaweiter Zulassung. Sie setzen direkt am Hepatitis C-Virus an und bremsen dessen Vermehrung an verschiedenen Punkten des Teilungszyklus. Die Medikamente heißen auch „Direkt antivirale Agentien“, abgekürzt DAA (engl. Direct Acting Antivirals). Ärzte kombinieren immer zwei oder mehrere Medikamente miteinander, um die Wirksamkeit zu steigern. Folgende Wirkstoffe sind für die Hepatitis C-Therapie in Deutschland verfügbar. Bis auf den Wirkstoff Sofosbuvir sind es Kombinationstabletten:
- Sofosbuvir (alleine)
- Sofosbuvir/Ledipasvir
- Sofosbuvir/Velpatasvir
- Elbasvir/Grazoprevir
- Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir
- Glecaprevir/Pibrentasvir
Nicht mehr in Deutschland erhältlich sind die Substanzen Boceprevir, Telaprevir, Simeprevir, Daclatasvir, Dasabuvir, Paritaprevir, Ombitasvir und Ritonavir.
Patienten müssen die Hepatitis C-Behandlung meist acht bis zwölf Wochen durchführen. Sie gelten als geheilt, wenn sich drei und sechs Monate nach dem Ende der Therapie kein Erbgut des Hepatitis C-Virus mehr im Blut nachweisen lässt.
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Hepatitis C – heilbar oder nicht?
Eine Hepatitis C ist heute fast immer heilbar. Aufgrund der neuen Therapien gelingt Ärzten eine Hepatitis C-Heilung bei mehr als 95 Prozent der behandelten Patienten. Die Heilungsraten liegen für die verschiedenen Genotypen zwischen 90 und 100 Prozent. Dies gilt auch für Patienten mit zusätzlicher HIV-Infektion oder schon bestehender Leberzirrhose.
Hepatitis C – Test und weitere Untersuchungen
Am Anfang der Hepatitis C-Diagnostik steht ein Gespräch mit Ihrem Arzt. Er befragt Sie unter anderem zur Art, Stärke und Dauer Ihrer Beschwerden, aber auch zu bestehenden Krankheiten wie HIV, Ihrem Sexualverhalten oder einem möglichen Drogenkonsum. Die körperliche Untersuchung deckt zum Beispiel Schmerzen im Oberbauch oder eine Gelbsucht auf (Haut, Bindehäute).
Haben Ärzte Antikörper gefunden, folgt ein sogenannter PCR-Test, bei dem Laborärzte direkt im Blut nach dem Erbgut des Virus suchen (HCV-RNA). Fällt dieser Hepatitis C-Test positiv aus, handelt es sich um eine frische Hepatitis C. Haben Ärzte zwar Antikörper gefunden, aber der HCV-RNA-Test ist negativ ausgefallen, ist die Hepatitis C wahrscheinlich schon ausgeheilt.
Bei einer bestehenden Hepatitis C folgen weitere Untersuchungen, um den Genotyp des Virus (G1 bis G7) zu bestimmen.
Hepatitis C-Schnelltest
Es gibt auch einen Hepatitis C-Schnelltest, der mit einem Blutstropfen aus der Fingerkuppe funktioniert. Das Ergebnis liegt nach 20 Minuten vor. Ist es positiv, ist ein Test auf Antikörper im Fachlabor wichtig.
Hepatitis C-Risikotest
Ein Fragebogen der deutschen Leberstiftung hilft, ein erhöhtes Risiko für eine Hepatitis C-Infektion festzustellen.
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Hepatitis C: Schwangerschaft und was zu beachten ist
Prinzipiell ist es möglich, dass mit Hepatitis C infizierte Mütter das Virus während der Schwangerschaft und Geburt auf ihr Baby übertragen. Das Risiko ist jedoch geringer als bei einer Hepatitis B. Wie hoch die Gefahr für eine Ansteckung des Babys ist, hängt von der Viruskonzentration im mütterlichen Blut ab. Ärzte geben dieses Übertragungsrisiko mit drei bis zehn Prozent an.
Babys können sich sowohl über die Plazenta als auch bei der Geburt anstecken. Weil das Baby während der Entbindung mit dem mütterlichen Blut in Kontakt kommt, ist das Risiko einer Infektion bei der Geburt höher. Eine Entbindung per Kaiserschnitt mindert das Risiko nicht. Die Ansteckungsgefahr ist nochmals erhöht, wenn Schwangere zusätzlich mit HIV infiziert sind.Ärzte raten bei infizierten Müttern von diagnostischen Eingriffe vor der Geburt ab, zum Beispiel einer Fruchtwasseruntersuchung. Das Ungeborene könnte sich beim Eingriff mit HCV anstecken.
Hepatitis C und Schwangerschaft: Ist eine Behandlung nötig?
Mit der Behandlung der Hepatitis C warten Ärzte in der Regel, bis die Schwangerschaft vorbei ist. Es gibt noch keine ausreichenden Erfahrungswerte über mögliche Schädigungen des Kindes. Bekannt ist, dass eine Behandlung mit pegyliertem Interferon (Arzneistoff aus der Gruppe der Interferone) und Ribavirin beim Embryo schwere Schäden verursachen kann. Umgekehrt sollten Frauen, die sich einer Hepatitis C-Therapie unterziehen, nicht schwanger werden (frühestens sechs Monate nach dem Ende der Therapie).
Vom Stillen raten Ärzte Müttern, die mit Hepatitis C infiziert sind, nicht ab. Sie sollten aber darauf achten, dass die Brustwarzen nicht verletzt sind und eventuell Stillhütchen einsetzen.
Quellen
- S3-Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-Virus(HCV)-Infektion (Sarrazin C. et al.); Stand: 28.03.2018
- Online-Informationen Robert Koch Institut: www.rki.de; Abruf: 09.04.2020
- Online-Informationen Deutsche Leberhilfe e.V.: www.leberhilfe.org; Abruf: 09.04.2020
- Online-Informationen Deutsche Aidshilfe e.V.: www.aidshilfe.de; Abruf: 09.04.2020
- Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 09.04.2020
- Online-Informationen Berufsverband niedergelassener Gastroenterologen e.V.: www.bng-gastro.de
- Online-Informationen Deutsche Leberstiftung: www.kompetenznetz-hepatitis.de; Abruf: 09.04.2020
· http://www.kompetenznetz-hepatitis.de/