Borreliose: Was ist das?
Es gibt verschiedene Formen von Borreliose – die bekannteste und bei uns am häufigsten verbreitet ist die Lyme-Borreliose, benannt nach der US-Ortschaft Lyme, wo das Krankheitsbild erstmals beschrieben wurde. Borreliose betrifft vor allem die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Die Erkrankung wird von Zecken übertragen.
In Deutschland ist je nach Region jede zwanzigste bis dritte Zecke mit Borrelia-Bakterien befallen. Durch einen Zeckenstich gelangen die Bakterien in den menschlichen Körper und können dort eine Infektion auslösen.
2019 wurde in Deutschland bei 306.000 gesetzlich versicherten Patienten eine Lyme-Borreliose diagnostiziert. Vor allem Menschen zwischen 70 und 79 Jahren sind von der Krankheit betroffen.
Die Erkrankung kommt bundesweit vor, jedoch gibt es einige Gebiete in Deutschland, in denen das Krankheitsrisiko deutlich erhöht ist. Gerade im Südosten Deutschlands wurden vermehrt Fälle von Lyme-Borreliose festgestellt. Gehäuft trat die Erkrankung in 45 Kreisen von Brandenburg über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern auf.. Warum gerade in diesen Bundesländern vermehrt Borreliose diagnostiziert wird, ist unklar.
In einem Bericht des Zentralinstitutes für die kassenärztliche Versorging in Deutschland wird vermutet, dass es dort ein erhöhtes Vorkommen von infizierten Zecken der Art Ixo-des ricinus gibt. Außerdem sei es möglich, dass Umweltfaktoren wie örtliche Wetterbedingungen zu einer vermehrten Anzahl von Zecken führen.
Abbildung A: Die Lyme-Borreliose wurde 2019 deutschlandweit diagnostiziert. Die Werte lagen zwischen 89 (in Herne, Westfalen-Lippe) und 1.481 (in Saale-Orla-Kreis, Thüringen) Fällen je 100.000 Versicherte.
Abbildung B: 2019 gab es bei den Borreliose-Diagnosen unterschiedlich große räumliche Cluster (Häufungen): Das größte Cluster mit insgesamt 45 Landkreisen erstreckte sich grenzenübergreifend von Brandenburg über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern.
Das zweitgrößte Cluster mit sieben Landkreisen befand sich im Osten Bayerns. Zusätzlich zeigte sich ein Cluster mit erhöhten Werten im Kreis Birkenfeld (Rheinland-Pfalz).
Ein großes Cluster mit niedrigen Werten gab es in Nordrhein und Westfalen-Lippe (Bundesland Nordrhein-Westfalen) und Niedersachsen, kleinere solche Cluster in Schleswig-Holstein und in Südhessen.
Seit einigen Jahren wissen Forscher, dass auch Mücken den Erreger übertragen können. Es sind aber nur wenige Mücken mit Borrelia-Bakterien infiziert. Das Risiko, eine Borreliose durch eine Zecke zu bekommen, ist viel höher.
Nur Zecken oder Mücken können das Borreliose-Bakterium an Menschen weitergeben. Von Mensch zu Mensch kann die Erkrankung nicht übertragen werden. Borreliose ist also nicht ansteckend.
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Symptome: Das sind die Anzeichen einer Borreliose
Betroffene erkennen eine Borreliose meist an der sogenannten Wanderröte – ein typisches Anzeichen für die Krankheit. Dabei handelt es sich um eine Rötung der Haut, die nach einigen Tagen bis Wochen rund um den Zeckenstich auftritt.
Bei einigen Patienten taucht der Hautausschlag an Stellen auf, an denen die Zecke nicht gestochen hat. Bei Erwachsenen tritt der Ausschlag meist an den Beinen auf, bei Kindern sind häufiger Kopf oder Hals betroffen. Im Laufe der Erkrankung breitet sich der Fleck langsam nach außen aus. Es gibt aber auch Fälle von Borreliose ohne Wanderröte. Dadurch ist die Erkrankung nicht immer sofort zu erkennen.Folgende Symptome können hinzukommen:
Seltenere Anzeichen sind:
- Nervenschmerzen
- Taubheitsgefühle
- Sehstörungen der Augen
- Hörstörungen
- Lähmungen
Diagnose: So stellt der Arzt eine Borreliose fest
Entdecken Sie auf Ihrer Haut eine Wanderröte, sollten Sie zum Arzt gehen – auch, wenn Sie sich nicht an einen Zeckenstich erinnern können. Die gerötete Haut ist eindeutig, und reicht aus, um eine Borreliose zu erkennen.
In manchen Fällen greift der Arzt auf weitere Diagnostik zurück: Er bestimmt die Antikörper im Blut. Bei diesem Bluttest sprechen Experten von Serologie, da sie die Antikörper im Serum, das heißt im flüssigen Teil des Blutes, bestimmen.
Infiziert sich ein Mensch mit Borrelia-Bakterien, bildet er sogenannte Immunglobulin M (IgM)-Antikörper. Eine Laboruntersuchung erkennt diese Antikörper. Hat der Patient einen hohen IgM-Titer, also eine hohe Konzentration der Antikörper im Blut, weist das auf Borreliose hin.
Aber: Der Antikörper-Blutwert allein ist noch kein sicherer Nachweis für Borreliose. Der Körper braucht nämlich einige Tage, um Antikörper zu bilden. Es ist also möglich, dass ein Patient bereits an einer Borreliose erkrankt ist, aber keinen hohen Antikörper-Wert hat. Andersherum kann es sein, dass jemand hohe Werte, aber keine Borreliose hat. Denn nach einer überstandenen Borreliose-Infektion durchlebt hat, sind auch Jahre später noch IgM-Antikörper im Blut nachweisbar.
Der Arzt wird also nur die Diagnose aussprechen, wenn sein Patient hohe Werte und Anzeichen für eine Borreliose hat, wie etwa rötliche Haut, Kopfschmerzen oder Taubheitsgefühle.
Es gibt auch sogenannte Schnelltests, die übers Internet zu beziehen sind und zu Hause angewendet werden. Davon raten Experten davon jedoch ab – die Tests seien zu ungenau.
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Behandlung: Wie Sie eine Borreliose wieder loswerden
Ärzte behandeln eine Borreliose mit Antibiotika. Am erfolgreichsten ist die Therapie, wenn sie in der frühen Phase der Krankheit beginnt. Die Antibiotikum-Behandlung ist aber nur sinnvoll, wenn die Diagnose sicher ist. Als vorbeugende Maßnahme nach einem Zeckenstich verschreiben Ärzte keine Medikamente.
Das Mittel der Wahl zur Heilung ist das Antibiotikum Doxycyclin. Kinder und Frauen in der Schwangerschaft bekommen hingegen den Wirkstoff Amoxicillin oder Cefuroxim.
Von Homöopathie zur Heilung von Borreliose raten Experten ab.
Krankheitsverlauf: So lange dauert eine Borreliose an
Borreliosen sind heilbar, können aber unterschiedlich schwer verlaufen. Früher haben Mediziner die Krankheit in verschiedene Stadien unterteilt. Weil sich diese zu sehr überlappten, sind die Experten mittlerweile davon abgekommen. Heute unterscheiden sie nur noch zwei Phasen der Borreliose: Die Erkrankung und die Spätfolgen.
Wer frühzeitig Antibiotika einnimmt, wird in der Regel innerhalb einiger Tage wieder gesund und muss keine späteren Komplikationen fürchten.
In seltenen Fällen können Monate oder Jahre nach der Infektion Spätfolgen auftreten: Das sind etwa Entzündungen an den Gelenken. Besonders häufig ist das Kniegelenk betroffen, etwas seltener das Sprung- oder Ellbogengelenk. Auch kann als Folge der Borreliose eine Entzündung der Haut auftreten, allerdings ist dies eher die Ausnahme. An den Innenseiten der Arme, Beine, Finger oder Zehen wird die Haut dann bläulich und dünn wie Papier. Eine weitere, seltene Spätfolge ist eine Entzündung des Gehirns und Rückenmarks.
Die Folgeerkrankungen können chronisch sein. Eine Borreliose endet aber niemals tödlich.
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Impfung: Gibt es eine Immunisierung gegen Borreliose?
Stattdessen können Sie sich schützen, indem Sie Zeckenstiche vermeiden:
- Tragen Sie geschlossene Schuhe, langärmlige Hemden und lange Hosen, wenn Sie im Wald oder auf Wiesen unterwegs sind.
- Sprühen Sie Ihre Haut vor Spaziergängen in der Natur mit zeckenabweisenden Mitteln ein.
- Bleiben Sie bei Spaziergängen möglichst auf festen Wegen und meiden Sie den direkten Hautkontakt mit hohem Gras und bodennahen Pflanzen.
- Suchen Sie nach Spaziergängen Ihren Körper gründlich nach Zecken ab: Prüfen Sie vor allem die Kniekehlen, die Achseln, den Bereich hinter den Ohren sowie Kopf und Haaransatz.
Zecken richtig entfernen
Finden Sie eine Zecke, sollten Sie sie so schnell wie möglich entfernen. Je länger die Zecke saugt, desto höher ist das Risiko, sich an Borreliose zu infizieren.
Wichtig ist, dass Sie die komplette Zecke erwischen und sie dabei nicht zerquetschen. Greifen Sie dafür die Zecke mit einer Pinzette am Kopf (nicht an dem vollgesogenen Körper). Ziehen Sie den Blutsauger anschließend langsam und gerade aus der Haut.
Es ist gut, die Stichstelle etwa für vier bis sechs Wochen zu beobachten. Wer eine Rötung bemerkt, sollte zum Arzt gehen.
Quellen
- Akmatov M K et al.: Bundesweite und kleinräumige Kennzahlen zur Morbidität von Lyme-Borreliose in Deutschland anhand vertragsärztlicher Abrechnungsdaten, 2010 bis 2019; Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi); 2021; DOI: 10.20364/VA-21.06
- Online-Informationen Deutsche Borreliose-Gesellschaft: www.borreliose-gesellschaft.de; Abruf: 16.04.2020
- Online-Informationen Robert-Koch-Institut (RKI): www.rki.de; Abruf: 16.04.2020
- Online-Informationen Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de; Abruf: 16.04.2020