Plötzlicher Herztod: Definition
Ein plötzlicher Herztod ereignet sich vermeintlich wie aus heiterem Himmel. Er trifft Menschen, die sich gerade noch wohlgefühlt haben. Ärzte sprechen laut Definition von einem plötzlichen Herztod, wenn ein scheinbar gesunder Mensch auf einmal bewusstlos wird, keinen Puls mehr hat, nicht mehr atmet und innerhalb einer Stunde nach Auftreten der Symptome stirbt. Der plötzliche Herztod heißt auch Sekundentod oder Sekundenherztod. In der Medizin wird er auch als PHT abgekürzt. Doch so unerwartet tritt ein plötzlicher Herztod meist gar nicht auf. Oft gibt es Warnzeichen, die der Betroffene jedoch ignoriert hat.
Ein plötzlicher Herztod ist in Deutschland laut Statistik keine Seltenheit. Jährlich sterben mindestens 66.000 Menschen am Sekundentod, erklärt die Deutsche Herzstiftung. Das sind etwa 20 Prozent aller Herz-Kreislauf-Toten. Männer trifft der Sekundentod etwa dreimal so oft wie Frauen. Meist sind Menschen im mittleren und höheren Alter betroffen, aber auch Jüngere sterben daran.
Der plötzliche Herztod kann in vielen Situationen einsetzen: Beim Spaziergang, im Stehen oder beim Sport. Aber auch im Schlaf kann er Menschen unvermittelt „erwischen“.
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Plötzlicher Herztod: Ursachen sind meist Herzrhythmusstörungen
Folgende Ursachen sind häufig:
- Koronare Herzkrankheit (KHK): Diese Erkrankung spielt die größte Rolle beim plötzlichen Herztod. Bei einer KHK sind die Herzkranzgefäße aufgrund von Ablagerungen verengt (Arteriosklerose). Die Durchblutung des Herzens ist gestört und bei einem Verschluss eines oder mehrere Gefäße entsteht ein Herzinfarkt. Dieser ist mit Herzrhythmusstörungen verknüpft. In 70 bis 80 Prozent der Fälle leiden Menschen beim plötzlichen Herztod an einer koronaren Herzkrankheit.
- Herzmuskelerkrankungen: Bei zehn bis 15 Prozent der Betroffenen ist der Herzmuskel erkrankt. Sie leiden zum Beispiel unter einer Strukturveränderung (Kardiomyopathie) oder Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis).
- Erkrankungen der Herzklappen: Auch diese können Herzrhythmusstörungen auslösen.
- Angeborene Herzfehler: Sie sind für etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle des plötzlichen Herztodes verantwortlich.
Es gibt darüber hinaus noch weitere seltenere Ursachen, etwa ein gestörtes elektrisches Reizleitungssystems des Herzens. Hierzu gehören Ionenkanal-Erkrankungen wie etwa das Long-QT-Syndrom. Bei dieser Erkrankung ist die elektrische Signalübermittlung in den Herzmuskelzellen beeinträchtigt. Das Brugada-Syndrom ist eine seltene Herzerkrankung, bei der schadhafte Herzmuskelzellen die Erregungsleitung im Herzen behindern.
Ein plötzlicher Herztod kann jedoch auch ohne Vorerkrankung einsetzen. Internationale Studien zeigen, dass sich in 40 Prozent der Fälle bei einer Autopsie keine Vorerkrankung des Herzens nachweisen lässt. Manchmal spielen noch andere Faktoren eine Rolle, etwa Rauchen, ein hoher Alkoholkonsum oder Drogenmissbrauch. Auch eine andere Grunderkrankung, die nicht das Herz betrifft, kann verantwortlich sein.
Plötzlicher Herztod im Schlaf
Junge Menschen ereilt der plötzliche Herztod oft nachts im Schlaf oder wenn sie sich in Ruhe befinden. Besonders Diabetiker sind gefährdet. Bei ihnen tritt der plötzliche Herztod doppelt so oft im Schlaf auf. Ärzte bezeichnen ihn als „Dead-in-Bed-Syndrom“ („Tod-im-Bett-Syndrom“). Die Ursache hierfür ist eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), die lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen verursachen kann.
Plötzlicher Herztod: Sport kann riskant sein
Manchmal tritt ein plötzlicher Herztod bei starker körperlicher Belastung auf, etwa beim Sport. So kommt es immer wieder vor, dass ein fitter Leistungssportler plötzlich beim Wettkampf oder kurz danach zusammenbricht und stirbt. Dies war beim Schwimm-Weltmeister Alexander Dale Oen oder Fußballer Piermario Morosini der Fall.
Schuld daran ist jedoch in der Regel nicht der Sport, sondern ein angeborener Herzfehler, eine bis dahin unerkannte Herzkrankheit oder eine akute Virusinfektion, etwa eine Erkältung. Dabei können sich die Erreger auf das Herz ausbreiten und Entzündungen auslösen.Plötzlicher Herztod: Risikofaktoren
Eine Vorerkrankung des Herzens führt nicht zwangsläufig zu bedrohlichen Herzrhythmusstörungen und einem plötzlichen Herztod. Häufig kommen ein akuter Auslöser oder bestehende Risikofaktoren hinzu. Einige Beispiele:
- Alter
- Früherer Herzinfarkt: Wer schon einmal einen Herzinfarkt hatte, besitzt danach ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod.
- Überlebter plötzlicher Herztod – anschließend ist die Wahrscheinlichkeit für den Herzkreislaufstillstand erhöht.
- Ein plötzlicher Herztod durch Stress und belastende emotionale Erlebnisse ist möglich.
- starke körperliche Anstrengung, etwa beim Sport
- Medikamente, die sich auf das Reizleitungssystem im Herzen auswirken. Beispiele: Antiarrhythmika, Psychopharmaka wie Phenothiazine oder trizyklische Antidepressiva
- Arzneimittel, die den Kaliumspiegel im Blut deutlich verändern, beispielsweise entwässernde Mittel (Diuretika), ACE-Hemmer und Aldosteron-Antagonisten
- Drogen (z.B. Alkohol, Kokain), Opioide
- Stromschlag, etwa bei Elektroarbeiten oder durch einen Blitz
- Gene: Das Risiko für einen plötzlichen Herztod ist nicht vererbbar. Wohl aber spielt die erbliche Veranlagung bei der Kardiomyopathie eine Rolle. In manchen Familien tritt diese Herzerkrankung gehäuft auf. Ein Gentest zeigt, ob Sie betroffen sind. Ist dies der Fall, sollten Sie sich regelmäßig von einem Herzspezialisten (Kardiologen) untersuchen lassen.
Plötzlicher Herztod: Anzeichen richtig deuten
So plötzlich, wie es scheint, geschieht der Herztod meist nicht. Die Hälfte aller Betroffenen hat bereits Vorerkrankungen des Herzens. Außerdem zeigen sich beim plötzlichen Herztod oft Vorboten, die Betroffene aber meist nicht richtig deuten, wie Forscher vom Cedars-Sinai Heart Institute in Los Angeles in einer Studie herausfanden.
- So waren bei 53 Prozent der Personen in den Tagen oder Wochen vor dem plötzlichen Herztod (manchmal bis zu vier Wochen davor) typische Symptome wie Brustschmerzen und Atemnot aufgetreten.
- 93 Prozent der Betroffenen hatten diese Vorboten auch am Tag vor dem plötzlichen Herzstillstand, ignorierten sie aber – dies bedeutete fast immer den Tod.
- Von denjenigen, die wegen dieser Anzeichen einen Notarzt gerufen hatten, überlebten rund 32 Prozent den plötzlichen Herzstillstand.
Wichtig ist es also, die Symptome ernst zu nehmen und umgehend einen Notarzt zu verständigen – so erhöhen sich die Überlebenschancen bei einem plötzlichen Herztod. Auch Angehörige können dazu beitragen, indem sie umgehend schon bei den ersten Anzeichen den Rettungsdienst unter 112 rufen.
Die Symptome bei einem plötzlichen Herztod sind:
- Herzrhythmusstörungen, die sich durch einen zu schnellen Puls (Tachykardie) oder seltener durch einen zu langsamen Puls (Bradykardie) bemerkbar machen
- Schmerzen in der Brust
- Druck- oder Engegefühl im linken Brustkorb - vor allem bei Belastung
- Kurzatmigkeit (das Gefühl, nicht mehr richtig durchatmen zu können), akute Atemnot
- Schwindel
- Bewusstlosigkeit, Ohnmacht
Angehörige oder Außenstehende können den plötzlichen Herztod anhand folgender Anzeichen erkennen – der Betroffene:
- fällt plötzlich um, zum Beispiel im Stehen, beim Laufen oder beim Sport; manche sinken auch einfach im Stuhl zusammen
- reagiert nicht, wenn Sie ihn ansprechen oder an den Schultern rütteln
- atmet nicht mehr
- hat keinen Puls mehr
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Plötzlicher Herztod: Ablauf in schnellen Schritten
Der plötzliche Herztod geht meist auf Herzkrankheiten zurück, die mit Herzrhythmusstörungen verbunden sind. In den meisten Fällen handelt sich dabei um das Kammerflimmern. Dieses ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, bei der der Herzschlag völlig aus dem Takt gerät, eine sehr hohe Frequenz erreicht und das Herz kein Blut mehr in den Kreislauf pumpen kann. Deutlich seltener wird der plötzliche Herztod durch einen langsamen Herzschlag (Bradykardie) ausgelöst, bei dem der Puls unter 40 Schlägen pro Minute liegt.
Was passiert beim plötzlichen Herztod?
Beim Kammerflimmern ist die Weiterleitung der elektrischen Signale im Herzen gestört - es entsteht eine Art „Kurzschluss“. Beim plötzlichen Herztod lässt sich der Ablauf etwa so beschreiben:
- Die elektrischen Signale breiten sich chaotisch und mit hoher Geschwindigkeit über die Herzmuskelzellen aus.
- Das Herz schlägt über 350 Mal pro Minute, der Herzmuskel zieht sich nicht mehr koordiniert zusammen, sondern zittert nur noch – das Herz „flimmert“.
- Daraufhin kann die linke Herzkammer kein Blut mehr in den Körper pumpen - ein Kreislauf-Stillstand entsteht.
- Das Gehirn erhält jetzt keinen Sauerstoff mehr. Schon nach fünf Minuten sterben Hirnzellen ab, Gehirnfunktionen fallen aus und die automatische Atmung (sogenannte Spontanatmung) versagt.
- Der Betroffene wird bewusstlos, er hat keinen fühlbaren Puls mehr, seine Pupillen sind geweitet und lichtstarr (Hinweis auf einen Hirntod).
- Die Haut wird durch den Blutmangel blass und bleich, die Lippen können sich blau verfärben.
Wird er jetzt nicht sofort reanimiert, tritt der Tod meist innerhalb von zehn Minuten ein.
Plötzlicher Herztod: Was tun?
Wenn Sie einen plötzlichen Herztod bei einem anderen Menschen vermuten, müssen Sie sofort handeln! Rufen Sie (oder ein Umstehender) umgehend den Notarzt und beginnen Sie sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen (Reanimation). Sonst hat der Betroffene kaum eine Überlebenschance.
Das tun Sie, wenn ein Mensch plötzlich bewusstlos geworden ist und der Verdacht auf plötzlichen Herztod besteht:
- Sprechen Sie die Person an – reagiert sie?
- Rütteln Sie den Betroffenen an der Schulter – zeigt er eine Reaktion?
- Lässt sich ein Puls tasten?
- Atmet er noch? Dies lässt sich feststellen, indem Sie das Kinn anheben, das Ohr an Mund und Nase legen und den Brustkorb beobachten.
Wenn sich alle Fragen mit „nein“ beantworten lassen, müssen sofort Notfallmaßnahmen einleiten! Wählen Sie als erstes den Notruf unter 112 und informieren Sie den Rettungsdienst!
Plötzlicher Herztod: Herzdruckmassage und Atemspende
Dann beginnen Sie umgehend mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung:- Der bewusstlose Mensch sollte flach auf dem Rücken liegen.
- Knien Sie sich auf der Höhe des Brustkorbs neben ihn.
- Legen Sie den Ballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs. Den Ballen der anderen Hand platzieren Sie auf dem Handrücken der unteren Hand. Die Arme sind gestreckt.
- Beugen Sie sich über den Bewusstlosen.
- Drücken Sie 30-mal fest auf den Brustkorb, sodass dieser fünf bis sechs Zentimeter tief eingedrückt wird. Im Zweifel drücken Sie lieber fester zu als Sie es normalerweise tun würden. Selbst wenn es dabei knackt und eine Rippe bricht, ist dies nicht schlimm. Knochen heilen, ein stilstehendes Herz hingegen bedeutet den Tod der Person.
- Der Rhythmus von Eindrücken und Entlasten sollte immer gleich sein. Ärzte empfehlen zur Orientierung den Takt des Bee Gees-Hits „Stayin‘ alive“. Diesen Song kennt fast jeder.
Nach 30-mal Eindrücken sollte eine zweimalige Atemspende stattfinden (30:2):
- Neigen Sie den Kopf des Betroffenen nach hinten und heben Sie gleichzeitig das Kinn an, um die Atemwege freizumachen.
- Verschließen Sie mit dem Daumen und Zeigefinger die Nasenöffnung und öffnen Sie den Mund bei angehobenem Kinn.
- Atmen Sie normal ein, legen Sie Ihre Lippen dicht um den Mund des Bewusstlosen und blasen Sie die Atemluft eine Sekunde lang gleichmäßig in den Mund des Betroffenen - der Brustkorb sollte sich sichtbar anheben.
- Danach drehen Sie Ihren Kopf wieder zur Seite, atmen erneut ein und beatmen den Betroffenen ein zweites Mal.
Setzt die Atmung wieder ein, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage. Atmet er nicht, beginnen Sie erneut mit der Herz-Druckmassage (30-mal), gefolgt von einer zweimaligen Atemspende. Führen Sie diese Notfallmaßnahmen solange fort, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Die Herzdruckmassage stellt im Körper des Bewusstlosen einen minimalen Kreislauf her. Dieser reicht meistens aus, um das Gehirn mit Blut und Sauerstoff zu versorgen, bis der Notarzt ausführlichere Reanimationsmaßnahmen durchführen kann.
Manche scheuen sich davor, einen anderen Menschen zu beatmen. Auch eine alleinige Herzdruckmassage kann hilfreich sein. Das Wichtigste ist, dass Sie helfen – Sie können nichts falsch machen, außer Sie tun nichts.
Plötzlicher Herztod: Defibrillator einsetzen
Setzen Sie – falls in der Nähe vorhanden – so schnell wie möglich einen Defibrillator ein. An vielen öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen, Einkaufszentren oder Fußballstadien sind sie inzwischen gut sichtbar platziert. Automatisierte externe Defibrillatoren (AED) sind für Laien einfach zu bedienen.Integriert ist ein Sprachmodul, das Sie sicher durch die Anwendung führt. Die Geräte heißen daher auch „Laien-Defis“. Defibrillatoren sind mit Elektroden ausgerüstet, über die Sie dem Herzen Stromschläge geben. So können Sie es wieder zum Schlagen bringen. Ein schneller Einsatz des Defibrillators erhöht die Überlebenschancen beim plötzlichen Herztod auf zwanzig Prozent.
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Plötzlicher Herztod: Vorbeugen ist möglich
Die beste Vorbeugung beim plötzlichen Herztod besteht darin, alle drei Jahre einen „Gesundheits-Check-up“ durchführen und dabei die Herzfunktionen überprüfen zu lassen - am besten von einem Kardiologen. Dadurch lassen sich Erkrankungen häufig frühzeitig erkennen.
Wer bereits an einer Herzerkrankung leidet, sollte unbedingt in regelmäßigen Abständen seine Herzfunktionen ärztlich kontrollieren lassen. Generell gilt zudem: Sobald auffällige Symptome wie ein Engegefühl in der Brust oder Atemnot auftreten, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen, um diese abklären zu lassen.
Plötzlicher Herztod: Vorbeugen durch den Lebensstil
Darüber hinaus ist es empfehlenswert, auf einen gesunden Lebensstil zu achten, der auch gut fürs Herz ist. Das heißt:
- ein normales Körpergewicht halten
- sich jeden Tag regelmäßig bewegen,
- sich ausgewogen ernähren - möglichst mit viel Gemüse, Obst, Fisch und Vollkornprodukten und wenig Fleisch und Wurst
- Stress reduzieren und für genügend Entspannung sorgen, am besten mittels einer Entspannungstechnik
- ausreichend schlafen
- nicht rauchen
- wenig Alkohol trinken
Quellen
- Deutsche Herzstiftung, Infomaterial: Bedrohliche Herzrhythmusstörungen – Wie schütze ich mich vor dem plötzlichen Herztod; Stand: Oktober 2019
- Online-Informationen Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.: www.dzhk.de; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen Kardionet – Ihr Herz-Kreislauf-Portal: www.kardionet.de; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum: www.hdz-nrw.de; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen MSD und die MSD Manuals: www.msdmanuals.com; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen Deutsches Ärzteblatt: www.aerzteblatt.de; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: www.kardiologie.org; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen Pharmazeutische Zeitung online – Die Zeitschrift der Deutschen Apotheker: www.pharmazeutische-zeitung.de; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen Deutsche Herzstiftung e. V.: www.herzstiftung.de; Abruf: 16.01.2020
- Online-Informationen Deutsches Rotes Kreuz e.V.: www.drk.de; Abruf: 16.01.2020