Aufruf-Störer Burda Digital Health

Werbung

Bakterielle Vaginose

Bei einer bakteriellen Vaginose ist die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht geraten. Welche Symptome auftreten und welche Behandlung hilft.

Werbung

Inhaltsverzeichnis
Bakterium Gardnerella vaginalis, das eine bakterielle Vaginose verursachen kann

© Science Photo Library

Was ist eine bakterielle Vaginose?

Eine bakterielle Vaginose, medizinisch Aminkolpitis genannt, ist keine klassische bakterielle Scheideninfektion, sondern eine sogenannte Dysbiose. Das heißt, die Bakterienflora der Scheide ist aus dem Gleichgewicht geraten, da sich vermehrt krankmachende Bakterien (meist Gardnerella vaginalis) angesiedelt haben, die dort in dieser Menge normalerweise nicht hingehören. Das muss nicht schlimm sein – oft bleibt eine Gardnerella-Infektion von der Frau sogar unbemerkt. In ungefähr der Hälfte der Fälle entsteht jedoch als eines der ersten Anzeichen ein grauer Ausfluss, der unangenehm fischig riecht. Das Risiko, sich mit anderen Keimen zu infizieren, steigt bei einer bakteriellen Vaginose stark an; auch deshalb ist es sehr wichtig, sie zu behandeln.

Werbung

Bakterielle Vaginose: Ursachen

Woher kommt das bakterielle Ungleichgewicht in der Scheide? Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Fest steht: Eine bakterielle Vaginose ist ansteckend und Frauen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern – auch Männer können mit Garnerella infiziert sein – haben ein erhöhtes Risiko. Allerdings ist bei Aminkolpitis eine Übertragung der Erreger von einer Person auf die andere nicht der einzige Grund. Auch hormonelle Veränderungen, ein geschwächtes Immunsystem oder übertriebene Intimhygiene können eine bakterielle Vaginose begünstigen.

Um das zu verstehen, muss man wissen, wie eine gesunde Scheidenflora aussieht: In der weiblichen Scheide herrscht normalerweise ein leicht saures Milieu. Die dort von Natur aus angesiedelten Bakterien, hauptsächlich Milchsäurebakterien (Laktobazillen), lassen einen bestimmen pH-Wert entstehen. Das ist wichtig, da dieser Säuregrad vor Krankheitserregern schützt. Manchmal gerät das bakterielle Gleichgewicht der Vagina allerdings ins Wanken. Nimmt die Menge der Laktobazillen ab, verändert sich der pH-Wert – und das ist die Chance für alle anderen Bakterien, denen es sonst zu sauer ist. Zum Beispiel für das Bakterium Gardnerella, das bei der bakteriellen Vaginose häufig die Hauptrolle spielt. Fachleute diskutieren bis heute, wie die bakterielle Vaginose zu klassifizieren ist: als Syndrom, als sexuell übertragbare Krankheit oder – bei Frauen, die keine Symptome haben – als Normalzustand. Es handelt sich jedoch um die häufigste urogenitale Störung von Frauen im sexuell aktiven Alter, die das Risiko für Geschlechtskrankheiten erhöht. Daher vermuten Experten, dass Geschlechtsverkehr die Hauptursache für eine bakterielle Vaginose ist. Die Erkrankung kann aber auch bei Frauen und Mädchen auftreten, die noch nie Sex hatten. Blutungen, Östrogenmangel, Stress, Rauchen oder ein Vitamin-D-Mangel gelten generell als Risikofaktoren, die Störungen der Scheidenflora begünstigen können.

Besonderheiten bei Schwangeren

Eine bakterielle Vaginose während der Schwangerschaft kann für Mutter und Kind gefährlich werden. Schwangere sollten daher baldmöglichst einen Arzt aufsuchen, wenn sie Symptome bemerken. Infolge einer bakteriellen Vaginose können zum Beispiel die Wehen vorzeitig einsetzen oder die Fruchtblase kann platzen, sodass es zu einer Frühgeburt kommt. Grund dafür sind wohl verschiedene biochemische Reaktionen zwischen Gebärmutter und Fötus aufgrund der veränderten Bakterienbesiedlung. Als weitere Komplikationen können bei Schwangeren unter anderem auftreten:
  • Amnionitis (Entzündung der Embryonalhülle)
  • Endometritis (Gebärmutterschleimhautentzündung)
  • verzögerte Heilung von Damm-Schnitten

Bakterielle Vaginose: Symptome

Eine bakterielle Scheideninfektion ist gar nicht so selten. Etwa fünf von 100 Frauen haben eine. Die wichtigsten Anzeichen sind immer die gleichen:

  • gelb-grauer oder grauer, dünnflüssiger Ausfluss
  • fischiger Geruch, der mitunter nach dem Geschlechtsverkehr und während der Periode stärker wird
  • ggf. Schmerzen beim Wasserlassen
  • ggf. Schmerzen beim Sex
Symptome wie Juckreiz oder Rötungen treten eher nicht auf. Auch wenn der Ausfluss erst einmal nur unangenehm ist: Es ist wichtig, das Problem zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen, denn wenn dauerhaft die falschen Bakterien die Scheide besiedeln, ist das mehr als nur eine Unannehmlichkeit. Die Fehlbesiedelung erhöht ganz generell das Infektionsrisiko und kann diese Folgeerkrankungen begünstigen:
  • Zervizitis (Entzündung der Schleimhaut des Gebärmutterhalses)
  • Salpingitis (Entzündung am Eileiter)
  • Bartholinitis (Entzündung der Bartholin-Drüsen, die dazu beitragen, dass die Scheide beim Sex feucht wird)
  • Vulvitis (Entzündung des äußeren Schambereichs)

Darüber hinaus können sich aufgrund einer bakteriellen Vaginose Eiterherde an Eileiter oder Eierstock bilden (Tuboovarialabszess).

Werbung

Bakterielle Vaginose: Behandlung

Was tun bei einer bakteriellen Scheideninfektion? Manchmal hilft Abwarten – aber bitte nicht zu lange. Nur in wenigen Fällen heilt eine bakterielle Vaginose von selbst aus. Besser ist es, sie gleich mit den passenden Mitteln zu behandeln. Das gilt vor allem für Schwangere: Aufgrund der hohen Risiken für das Kind (z. B. Frühgeburt) sollten werdende Mütter bei Anzeichen einer bakteriellen Vaginose nicht abwarten, sondern sich immer ärztlich behandeln lassen.

Medikamente gegen bakterielle Vaginose

Für gewöhnlich kommen dafür – auch bei Schwangeren – zunächst Antibiotika-Tabletten, -Cremes oder -Zäpfchen zum Einsatz, welche die Erreger abtöten. Manchmal verabreicht der behandelnde Arzt auch antiseptische Mittel zur Desinfektion. Kapseln mit lebenden Milchsäurebakterien (Laktobazillen) können das bakterielle Gleichgewicht in der Scheide anschließend schneller wiederherstellen. Ob Milchsäurebakterien allein gegen eine bakterielle Vaginose helfen, ist noch nicht ausreichend belegt. Die Therapie mit Laktobazillen gilt jedoch als sinnvolle Maßnahme, um einer bakteriellen Vaginose vorzubeugen oder die Scheidenflora nach erfolgter Therapie zu erhalten und das Rückfallrisiko zu verringern.

Empfohlener Arzt in der Region
Finden Sie den passenden von FOCUS-Gesundheit Arztsuche empfohlenen Arzt in der Region.

Hausmittel gegen bakterielle Vaginose

Sie wollen Ihre bakterielle Vaginose selbst behandeln? Davon ist abzuraten: Hausmittel wie Teebaumöl, Joghurt oder Zitronenwasser eignen sich nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht, um die Vaginalflora wiederherzustellen. Es ist auch wichtig, sich ärztlich untersuchen zu lassen, um eine sichere Diagnose zu stellen sowie andere Erkrankungen und Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

Was hilft und wie lange die Therapie dauert, hängt immer auch von der Schwere der Erkrankung, der individuellen Zusammensetzung der Bakterienbesiedlung sowie der Immunabwehr der Frau ab. Auch wenn die Scheidenflora im Schnitt nach zirka einer Woche Antibiotika-Therapie wiederhergestellt ist: Es empfiehlt sich eine Therapie über längere Zeit, damit sich die Vaginalflora vollständig erholen kann. Mit 60 bis 70 Prozent ist die Rückfallquote nach einer Behandlung ziemlich hoch. Auch wenn es gut gemeint ist: Bei einer Aminkolpitis eine Partnerbehandlung durchzuführen, kann die Therapie selbst zwar erfolgreicher machen, an der Höhe der Rückfallquote ändert sich dadurch aber nichts.

Bakterielle Vaginose: Diagnose

Allein anhand der Symptome lässt sich eine bakterielle Vaginose nicht mit Sicherheit diagnostizieren. Die Anzeichen ähneln denen anderer Scheideninfektionen zu sehr. Deshalb wird der Frauenarzt die Vagina untersuchen und Scheidensekret entnehmen (Abstrich). Diese Probe untersucht dann ein Labor.

Es gibt auch Tests, mit denen man die Bakterienbesiedelung in der Scheide selbst bestimmen kann. Sicherer ist aber immer die Untersuchung in einer Arztpraxis, erst recht bei auffälligen Symptomen.

Werbung

Bakterielle Vaginose: Vorbeugen

Nicht immer lässt sich eine bakterielle Vaginose vermeiden. Doch jede Frau kann dazu beitragen, ihre Scheidenflora bestmöglich zu schützen – mit folgenden Maßnahmen:

  • täglich die Unterwäsche wechseln
  • übertriebene Intimhygiene vermeiden
  • gesunde Ernährung
  • Stress vermeiden
  • Rauchstopp
  • bis zum Ende der Vaginose-Behandlung beim Sex Kondome verwenden

Bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz – wo ist der Unterschied?

Ob Pilze oder die falschen Bakterien in der Scheide wachsen: Beides ist unangenehm. Und beides muss unterschiedlich behandelt werden. Daher ist es wichtig, die bakterielle Vaginose von der Scheidenpilzinfektion abzugrenzen. Das geht anhand der verschiedenen Symptome relativ einfach:  Der Ausfluss bei Scheidenpilz ist nicht dünnflüssig, grau und übelriechend, sondern eher krümelig, weißlich und geruchlos. Anders als die bakterielle Vaginose verursacht Scheidenpilz starken Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen und gerötete Schamlippen. Bei einer bakteriellen Vaginose ist keine Rötung zu erkennen und der Schambereich juckt nicht.
Quellen
  • S2k-Leitlinie: Bakterielle Vaginose (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) et al.); Stand: Juni 2023
  • Online-Informationen Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) und Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): www.frauenaerzte-im-netz.de; Abruf: 06.05.2024
  • Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 06.05.2024
FOCUS-Gesundheit – Klinikliste 2025

© FOCUS-Gesundheit

Klinikliste 2025

FOCUS-Gesundheit 04/2024
Was die Computertomographie als neue Methode bei der Diagnose von Erkrankungen der Herzgefäße leistet. Wird bei Rückenschmerzen zu schnell operiert? So treffen Sie für sich die richtige Entscheidung. U.v.m. Plus: Deutschlands Top-Fachkliniken für 60 Krankheitsbereiche.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

Höchster Qualitätsanspruch: So arbeiten wir.

Fragen? Schreiben Sie uns!

Dr. Andrea Bannert

Redaktionsleitung DIGITAL FOCUS-Gesundheit

Facebook Logo Instagram Logo Email Logo
Fragen Bild
Redaktor Bild

Hinweis der Redaktion

Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir kontextbezogen jeweils die männliche oder die weibliche Form. Sprache ist nicht neutral, nicht universal und nicht objektiv. Das ist uns bewusst. Die verkürzte Sprachform hat also ausschließlich redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. Jede Person – unabhängig vom Geschlecht – darf und soll sich gleichermaßen angesprochen fühlen.

Weitere Online-Angebote:

Services der © BurdaVerlag Data Publishing GmbH, Deutsches Institut für Qualität und Finanzen