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Kurzsichtigkeit

Bei Kurzsichtigkeit sehen Menschen nur in der Nähe scharf. Sie lässt sich nicht heilen, aber mit Brille, Kontaktlinsen oder Laserbehandlung korrigieren.

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Inhaltsverzeichnis
Auge mit Buchstaben

© Muratart/Shutterstock

Was ist Kurzsichtigkeit?

Augenärzte unterscheiden vier Formen von Fehlsichtigkeit: Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung, auch Astigmatismus genannt, und die Altersweitsichtigkeit. Die meisten Menschen sind kurzsichtig.Fachleute sprechen bei Kurzsichtigkeit von einer Myopie. Das Wort leitet sich vom griechischen Wort "myopia" ab und bedeutet "Blinzelgesicht". Tatsächlich blinzeln Kurzsichtige häufiger, um Dinge in der Ferne besser zu erkennen. Kurzsichtige Menschen sehen nur auf kurzen und kürzesten Distanzen scharf.Das Ausmaß der Kurzsichtigkeit wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Die Maßeinheit beschreibt, wie stark ein Brillenglas das Licht brechen muss, damit die Fehlsichtigkeit korrigiert ist. Negative Dioptrie-Werte stehen für Kurzsichtigkeit, positive für Weitsichtigkeit. Je größer der Wert, um so stärker muss die Korrektur sein und um so schlechter können Betroffene ohne Sehhilfe sehen.

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Verbreitung: Wie viele Menschen sind kurzsichtig?

Zwischen 15 und 49 Prozent der deutschen Bevölkerung sind kurzsichtig, darunter viele Kinder und Jugendliche. Experten erwarten, dass im Jahr 2050 in Westeuropa mindestens jeder zweite Bewohner Schwierigkeiten haben wird, in der Ferne scharf zu sehen.Für die Weltgesundheitsorganisation WHO gehört die Myopie schon heute zu den fünf wichtigsten Augenerkrankungen, die eingedämmt werden müssen. Der Grund: Sie zieht ernste Augenleiden wie Makuladegeneration, Netzhautablösung und Glaukom nach sich.

Formen der Myopie:

Von einer pathologischen oder hohen Myopie sprechen Augenärzte, wenn die Sehkraft des Auges um mindestens -6 Dioptrien geschwächt ist. Durch den verlängerten Augapfel sind Netzhaut und Aderhaut besonders gespannt. Infolge der Dehnung kann sich die Netzhaut lösen oder einreißen, aussacken und vernarben. Mikrobrüche in der Netzhaut führen dazu, dass Gefäße vermehrt wuchern und die Sicht verschlechtern. Fachleute sprechen auch von einer myopen Makulopathie. Im Jahr 2050 soll jeder Zehnte hierzulande eine pathologische Myopie haben.

Die sogenannte maligne oder bösartige Myopie ist selten. Dabei wächst der Augapfel so extrem, dass die Leute eine Sehschwäche von bis zu -30 Dioptrien haben. Verschiedene Strukturen des Auges sind unter solchen Extrembedingungen besonders anfällig: Überdurchschnittlich oft löst sich die Netzhaut. Der gelbe Fleck, auch bekannt als Punkt des schärfsten Sehens, ist häufiger beschädigt. Betroffene können sogar erblinden. Die maligne Myopie ist erblich bedingt. Aktuell leiden ein bis drei Prozent der Bevölkerung unter dieser gefährlichen Form der Kurzsichtigkeit.

Ist ein Augapfel normal gewachsen und der andere verlängert, ist man nur auf einem Auge kurzsichtig. Aus unterschiedlich langen Augäpfeln ergeben sich unterschiedliche Dioptrienwerte für die beiden Augen.

Fehlsichtigkeit liegt an der Augenanatomie und den optimalen Lichteinfall im Auge

Quelle: O. Aksonov

Normalsichtigkeit (Emmetropie): Parallel einfallende Lichtstrahlen schneiden sich genau in einem Punkt auf der Netzhaut. Darum erscheint jedes Objekt gleich scharf

Fehlsichtigkeit liegt an der Augenanatomie und dem damit entsprechenden Lichteinfall

Quelle: O. Askonov

Kurzsichtigkeit (Myopie): Der Augapfel ist zu lang, die Linse bündelt Strahlen nur bei nahen Objekten auf die Netzhaut. Entferntes wird vor die Netzhaut projiziert und wirkt verschwommen

Welche Ursachen hat die Kurzsichtigkeit?

Eine Kurzsichtigkeit lässt sich besser verstehen, wenn man sich das Auge als Kamera vorstellt. Hornhaut und Linse bilden das Objektiv, die Netzhaut ist der Film. Linse und Hornhaut brechen die einfallenden Lichtstrahlen, die verkleinerte Abbildung entsteht auf der Netzhaut.

Kurzsichtige Menschen haben meist einen verlängerten Augapfel. Dadurch entsteht das Bild nicht direkt auf der Netzhaut, sondern davor. Ein um einen Millimeter verlängerter Augapfel führt bereits zu einer Kurzsichtigkeit von -2,7 Dioptrien. Je länger das Auge ist, desto größer sind Unschärfe und Sehschwäche.

Ein seltener Grund für Kurzsichtigkeit ist die Brechungsmyopie. Hier sind Augenlinse, Kammerwasser und Hornhaut so verändert, dass der Brennpunkt der Lichtstrahlen vor der Netzhaut abgebildet wird. Der Augapfel ist meist normal ausgebildet.

Wie entsteht eine Kurzsichtigkeit?

Dass der Augapfel übermäßig wächst, ist erblich bedingt. Etwa zehn bis 15 Prozent der Kinder sind kurzsichtig, wenn ein Elternteil ebenfalls kurzsichtig ist. Das Risiko steigt auf das Dreifache, sollten beide Eltern in der Ferne schlecht sehen.

Mangelndes Tageslicht und kurze Sehentfernungen regen den Augapfel an zu wachsen. Das heute verbreitete Seh-, Lern- und Freizeitverhalten spielt eine große Rolle dabei, dass die Kurzsichtigkeit immer weiter zunimmt. Statt viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen, spielt sich ein Großteil des Alltags drinnen ab. Der ständige Blick auf Tablet, Smartphone oder den Computerbildschirm verhindert die erholsame Fernsicht.

Die neuen Technologien sind der Hauptgrund dafür, dass in asiatischen Ländern wie China nahezu alle jungen Menschen kurzsichtig sind. Auch das Lesen unter der Bettdecke mit Taschenlampe kann eine Kurzsichtigkeit verstärken.

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Welche Symptome hat die Kurzsichtigkeit?

Meist wird die Kurzsichtigkeit deutlich, wenn die Kinder in die Schule gehen. Sie erkennen die Schrift an der Tafel nicht mehr gut oder haben Schwierigkeiten, Werbeschriftzüge, Plakate oder Bildschirme in der Ferne zu entziffern.

Kurzsichtige Menschen fallen auch dadurch auf, dass sie viel blinzeln oder die Augen zusammenkneifen. Dabei verengt sich der Lidspalt. In die Pupille dringen weniger Lichtstrahlen ein. Das Strahlenbündel wird kleiner und trifft auf einem anderen Punkt auf - im besten Fall direkt auf der Netzhaut.

Kopfschmerzen bei Kurzsichtigkeit

Für die Augen bedeutet es Stress, kontinuierlich den Sehfehler auszugleichen und das Bild scharf zu stellen. Kurzsichtige spannen beim Augenzusammenkneifen und Blinzeln zahlreiche Muskeln von Kopf und Gesicht sowie im Nacken an. Dadurch entstehen Kopfschmerzen.

Verlauf: Wie schnell verschlechtert sich eine Kurzsichtigkeit?

Kurzsichtig wird man nicht von einem auf den anderen Tag auf. Mit dem kindlichen Wachstum wird auch das Auge länger. Parallel nimmt jedoch die Hornhautbrechkraft bis zum zwölften Lebensjahr ab, sodass die Lichtstrahlen zunächst auf der Netzhautmitte bleiben. Wächst der Augapfel danach weiter, entwickelt sich die Myopie. Durch dieses Phänomen nimmt die Myopie auch im Jugend- bis frühen Erwachsenalter zu. Am weitesten verbreitet ist Kurzsichtigkeit Studien zufolge unter den 24-Jährigen.

Wie schnell eine Kurzsichtigkeit voranschreitet, hängt unter anderem von den Sehgewohnheiten und den genetischen Voraussetzungen ab. Normalerweise hört der Augapfel zwischen 25 und 30 Jahren auf zu wachsen. Wer seine Augen lasern lassen möchte, wartet damit besser bis der Dioptrienwert zwei Jahre konstant ist.

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Diagnose der Kurzsichtigkeit

Augenarzt oder Optiker diagnostizieren die Kurzsichtigkeit mit Hilfe eines Sehtests. Er prüft, ob sich hinter der harmlosen Fehlsichtigkeit krankhafte Veränderungen des Auges verbergen. Je nach Befund wird er weitere Tests veranlassen, beispielsweise den Augeninnendruck messen oder das Auge mit einer Spaltlampe untersuchen.

Beim Sehtest prüft der Fachmann die Sicht in der Ferne. Dafür verwendet er Sehtafeln, die fünf bis sechs Meter entfernt aufgehängt sind. Sie bilden Zahlen, E-Haken oder Landoltringe ab. Der Patient muss die Zahlen erkennen oder angeben, in welche Richtung der Ring oder das E geöffnet ist. Ein Auge ist jeweils abgedeckt. Das zu testende Auge prüft der Fachmann mit und ohne korrigierendem Glas.

Ein Sehtest kann abhängig von den Lichtverhältnissen und der Tageszeit unterschiedlich ausfallen. Die Sehschärfe reduziert sich um ungefähr die Hälfte, wenn es dämmert. In der Dunkelheit sehen wir nur noch mit einem Zehntel der Tagessehschärfe.

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Die Kurzsichtigkeit behandeln

Kurzsichtigkeit lässt sich nicht heilen. Um scharf zu sehen brauchen Kurzsichtige eine Brille, Kontakt- oder Kunstlinsen. Die Sehschwäche lässt sich auch per Laser korrigieren.

Laser: Die Augenoperation bei Kurzsichtigkeit

Seit etwa 30 Jahren lasern Augenchirurgen kurzsichtige Augen. Sie tragen Gewebe ab und schwächen damit die Brechkraft der Hornhaut, sodass der Brennpunkt des einfallenden Lichtes direkt auf die Netzhautmitte trifft. Die Kommission für Refraktive Chirurgie empfiehlt das Lasern vor allem Menschen, die nicht stark kurzsichtig sind.

Das bekannteste Laserverfahren ist die LASIK-Methode. Weitere sind LASEK und PRK. Die Verfahren unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile. Bei der LASIK beispielsweise präpariert der Chirurg ein Hornhautscheibchen, das er wegklappt. Dann hobelt er in der tieferen Hornhaut so viel Gewebe weg, wie die Voruntersuchungen bestimmt haben. Zum Schluss klappt er den Hornhautdeckel wieder zu. Die Patienten haben keine Schmerzen, die Sicht erholt sich schnell. Dafür kann der Hornhautdeckel verrutschen.

Beim modernen SMILE-Verfahren präpariert der Augenchirurg mit dem Femtosekundenlaser ein kleines, linsenförmiges Scheibchen des Hornhautgewebes. Das Scheibchen wird durch eine minimale, ebenfalls vom Laser vorgenommenen Einschnitt am Hornhautrand herausgeholt. Die oberen Schichten der Hornhaut und die Hornhautnerven bleiben unversehrt. Nebenwirkungen wie trockene Augen, Doppelbilder oder schlechte Nachtsicht treten dadurch seltener auf.

Eine Laser-OP kann über die LASIK oder SMLE Methode durchgeführt werden, wobei ein großer Unterschied die Größe der Schnitte an der Hornhaut ist

Quelle: O. Aksonov

1. LASIK Methode: Hier setzt der Operateur mit dem Laser einen längeren Schnitt.  Der runde "Hornhaut-Flap" heilt wieder an. Der Patient darf einige Wochen nicht am Auge reiben.

2. SMILE Methode: Bei diesem Verfahren wird die Hornhaut nur über drei bis vier Millimeter eingeschnitten. Das Oberlid bedeckt den Schnitt, der in wenigen Stunden heilt.

Insgesamt ist die Erfolgsrate der Lasereingriffe sehr hoch. Doch nicht alle Sehfehler lassen sich damit optimal korrigieren. Gelegentlich muss ein zweites Mal operiert werden. In den ersten drei Monaten sind Nebenwirkungen relativ häufig. Danach haben sich Nervenfasern regeneriert, die beim Eingriff verletzt wurden. Langzeit-Nebenwirkungen treten vor allem dann auf, wenn die Patienten schon vor dem Eingriff entsprechende Beschwerden hatten. Studien zeigen: Je erfahrener und routinierter ein Arzt die Lasermethoden beherrscht, umso seltener sind Komplikationen.

Pro Auge kostet der Eingriff 1000 bis 2500 Euro. Etwa 25000 Deutsche reisen jährlich für eine Laser-OP ins Ausland, um Geld zu sparen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät von solchen Billig-Angeboten ab. Im Ausland wird oft an Hygiene und Personal gespart. Die Aufklärung über die OP und ihre Risiken erfolgt meist nur auf Englisch. Nachuntersuchungen entfallen. Bei eventuell auftretenden Komplikationen hat man das Land meist schon wieder verlassen.

Die Kurzsichtigkeit mit Brille korrigieren

Die meisten Menschen tragen eine Brille, um ihre Sehschwäche zu korrigieren. Optiker passen Kurzsichtigen ein sogenanntes Minusglas an. Die Gläser verändern die Brennweite so, dass auf der Netzhaut wieder ein scharfes Bild entsteht. Der Brechwert des Glases entspricht der Fehlsichtigkeit. Er wird wie der Sehfehler in Dioptrien (dpt) angegeben.

Der Vorteil einer Brille: Verändert sich die Sehkraft, kann der Optiker das alte gegen ein korrigiertes Glas ausgetauscht. Eine Brille ist vor allem dann sinnvoll, wenn sich die Werte wie bei Kindern und Jugendlichen noch verändern. Dank leichter Kunststoffgläser mit hoher Brechkraft sind auch Brillen stark kurzsichtiger Menschen heutzutage nicht besonders schwer.

Die Kurzsichtigkeit mit Kontaktlinsen korrigieren

Auch Kontaktlinsen korrigieren die Kurzsichtigkeit. Dabei schwebt die Linse nicht vor dem Auge, sondern schwimmt auf dem Augapfel. Vor allem Menschen mit hohen Dioptriewerten bevorzugen oft Kontaktlinsen, da die starken Minusgläser einer Brille das Sichtfeld einschränken, die Abbildungsqualität verschlechtern und vergleichsweise schwer sind.

Kontaktlinsen haben viele Vorteile: Sie sind unsichtbar und verändern das Aussehen nicht. Sie erlauben extreme Bewegungen und Sport ohne Einschränkungen. Die Dioptrienwerte lassen sich leicht anpassen, die Kontaktlinse jederzeit herausnehmen und sogar die Augenfarbe mit Hilfe von eingefärbten Modellen verändern. Viele Kurzsichtige nutzen je nach Situation Brille oder Kontaktlinsen.

Wer möchte, kann sich auch dauerhafte Kontaktlinsen einsetzen lassen. Der Augenarzt implantiert die sogenannte phake Intraokularlinse (PIOL) zwischen Regenbogenhaut und körpereigener Linse (phakos: altgriechisch für Linse). Die PIOL bleibt im Auge. Der Augenarzt kann sie jederzeit wieder austauschen. Die Methode eignet sich für Menschen, die stark kurzsichtig sind und deren Hornhaut zu dünn ist, um sie zu lasern.

Kunstlinsen

Eine Alternative sind Kunstlinsen, die gegen die körpereigene Linse ausgetauscht werden. Mit Kunstlinsen lassen sich Kurz- und Altersweitsichtigkeit ähnlich wie mit einer Gleitsichtbrille gleichzeitig korrigieren. Kunstlinsen sind vor allem für ältere Menschen sinnvoll, die stark kurzsichtig sind, nicht für einen Laser-Eingriff in Frage kommen und keine Brille tragen wollen.

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Kurzsichtigkeit bei Kindern

Kurzsichtigkeit beginnt häufig im Kindes- und Jugendalter. Das Auge wächst normalerweise bis um das zwölfte Lebensjahr. Bei einer Myopie ist das Wachstum durch unterschiedliche Faktoren nicht korrekt reguliert. Dazu gehört eine genetische Veranlagung, aber auch gehäuftes Schauen in der Nähe und zu wenig Tageslicht.

Kurzsichtigkeit bei Kleinkindern

Kurzsichtigkeit wird unter anderem vererbt. Kurzsichtige Eltern sollten ihre Kinder vom Augen- oder Kinderarzt regelmäßig kontrollieren lassen - spätestens ab dem Vorschulalter einmal jährlich. Gerade bei kleineren Kindern bleibt den Eltern die Kurzsichtigkeit oft verborgen. Vieles, was die Sprösslinge interessiert, spielt sich in der Nähe ab. Malen, spielen, vorlesen - dafür reicht es, wenn sie auf kurze Distanzen scharf sehen können. Viele Augenärzte gehen deshalb noch einen Schritt weiter. Sie empfehlen, Kinder bereits im Alter von zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren augenärztlich zu untersuchen.

Kurzsichtigkeit verlangsamen bei Kindern

Eine Myopie sollte umgehend korrigiert werden. Kurzsichtige Kinder brauchen eine Brille, wenn sie Rad fahren, im Freien spielen oder etwas an der Tafel lesen müssen. Anders als lange angenommen, nimmt die Kurzsichtigkeit bei ihnen nicht wegen der Brille zu, sondern weil der Augapfel weiter wächst. Der Sehfehler verschlechtert sich Untersuchungen zufolge langsamer, wenn der Optiker den Sehfehler optimal korrigiert.

Lange glaubte man, dass die Kurzsichtigkeit verlangsamt wird, indem man das Auge leicht unterkorrigiert. Weil sich das Auge ständig anstrengt, den Restsehfehler auszugleichen, würde es trainiert, so die Annahme. Neueren Ergebnissen zufolge ist das Gegenteil der Falle: Eine Unterkorrektur führt dazu, dass die Kurzsichtigkeit schneller zunimmt.

Gering dosierte Atropin-Augentropfen können das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit bei Kindern verlangsamen. Atropin wurde früher aus der Tollkirsche gewonnen, heute wird es synthetisch hergestellt. In der Augenheilkunde setzt man es ein, um den Augenmuskel vor einer Untersuchung vorübergehend zu lähmen und die Pupille weitzustellen. Atropin-Augentropfen bremsen zudem das übermäßige Wachstum des Augapfels und können damit das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit bei Kindern verlangsamen oder sogar stoppen.

Kurzsichtigkeit im Alter

Einmal kurzsichtig, immer kurzsichtig. Auch mit fortschreitendem Alter bleibt die Myopie bestehen. Dazu gesellt sich bei den meisten Menschen ab etwa Mitte 40 eine Altersweitsichtigkeit, auch Presbyopie genannt. Die Elastizität der Augenlinse lässt nach.

Im Vergleich mit weit- oder normalsichtigen Menschen haben Kurzsichtige oft einen Vorteil: Sie benötigen im Alter nicht unbedingt eine Lese- oder Gleitsichtbrille. Für kurze Distanzen nehmen sie einfach ihre Fernbrille ab. Kurzsichtige Menschen mit Altersweitsichtigkeit, deren Sehfehler in der Nähe nicht ausgeglichen wird, nutzen Mehrstärkenkontaktlinsen oder Gleitsichtbrillen.

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Augentraining bei Kurzsichtigkeit

Das Gerücht hält sich hartnäckig: Mit Augenübungen oder einem speziellen Augentraining ließe sich eine Kurzsichtigkeit abtrainieren. Die Übungen sollen entspannen, die Durchblutung anregen und die Sehkraft verbessern. Wissenschaftlich bewiesen ist davon bislang nichts.Im Gegenteil: Spezialisten warnen vor betrügerischen Angeboten. Die Kurse, oft angeboten von Heilpraktikern und selbst ernannten Gesundheitstrainern, kosten teilweise viel Geld und bewirken nichts. Die Augenmuskeln bewegen zwar die Augen, aber bei Fehlsichtigkeit spielen sie keine Rolle. Schrumpfen wird ein verlängerter Augapfel auch durch noch so massives Training nicht, da er kein Muskel ist.

Kurzsichtigkeit aufhalten mit Tageslicht und Sehpausen

Helles Licht führt dazu, dass die Netzhaut vermehrt Dopamin freisetzt. Der Botenstoff verhindert, dass der Augapfel wächst. Experten empfehlen, dass sich Kinder mindestens zwei Stunden täglich im Freien aufhalten. In einer chinesischen Studie reichten bereits täglich 40 Minuten frische Luft für positive Effekte.

Sehen auf kurzen Distanzen gilt als Risiko für die Kurzsichtigkeit. Deshalb empfehlen Experten weniger Arbeit am Computerbildschirm oder Smartphone. Um den Verlauf einer Myopie positiv zu beeinflussen, sollten Kinder maximal 30 Stunden mit Nahsehen verbringen. Im Vergleich zum mangelnden Tageslicht ist Naharbeit allerdings das kleinere Übel.

Wie gut Tageslichttherapie und Sehpausen funktionieren, zeigt ein Beispiel aus Taiwan. Dort müssen Schüler täglich zwei Stunden an die Luft. Auf dreißig Minuten Lesen folgen zehn Minuten, in denen die Auge in der Nähe pausieren. Seit 2012 ist die kindliche Kurzsichtigkeit in dem chinesischen Inselstaat rückläufig.

Sehtest bei Kurzsichtigkeit

Augenarzt oder Optiker testen auf Kurzsichtigkeit. Bei Kindern, die jünger als 14 Jahre sind und Menschen, die das erste Mal einen Sehtest machen, empfiehlt sich der Arztbesuch. Die Spezialisten bestimmen den Sehfehler und die benötigte Dioptrienzahl mit Hilfe verschiedener Sehtests.

Online-Sehtest

Seriöse Anbieter aus dem Internet veröffentlichen Buchstabentafeln, die ausgedruckt und in einer bestimmten Entfernung aufgehängt werden müssen. Der Test orientiert grob darüber, ob die Sicht eingeschränkt ist - er ersetzt nicht den Sehtest beim Augenarzt oder Optiker.

Dioptrien

Dioptrien beschreiben die Brechkraft eines Brillenglases oder einer Kontaktlinse. Die Abkürzung für die Maßeinheit lautet "dpt". Sie gibt an, wie stark ein Brillenglas das Licht brechen muss, damit die kurzsichtige Person wieder scharf sehen kann. Negative Werte stehen für eine Kurzsichtigkeit, positive für die Weitsichtigkeit. Je höher der Wert ist, umso größer ist die Sehschwäche.

Der Augenarzt oder Optiker misst die Fehlsichtigkeit in Viertel-Dioptrien-Stufen oder 0,25 Dioptrien. Meist korrigiert er die Sehschwäche ab einem Wert von -0,5. Ab einer Stärke von -1 wird empfohlen, die Sehhilfe durchgehend zu tragen.

Quellen
  • Online-Informationen Bundes­ärzte­kammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung: www.aerzteblatt.de; Abruf: 28.02.2018
  • Online-Informationen Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: www.dog.org; Abruf: 30.05.2022
  • Online-Informationen Bundesverband der AUgenärzte Deutschlands: www.dog.org; Abruf: 30.05.2022

     

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