Definition: Was ist der Graue Star?
Der Graue Star (auch Katarakt) ist eine Erkrankung der Augenlinse. Diese verliert zunehmend an Elastizität und verhärtet sich. Sie trübt ein und der Betroffene nimmt die Umgebung wie durch einen Nebelschleier wahr. Der Graue Star tritt sehr häufig bei älteren Menschen auf und ist nicht mit dem Grünen Star (Glaukom) zu verwechseln.
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Bezeichnung: Woher kommt der Name?
Die Bezeichnung "Katarakt" stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet "Wasserfall". Sie bezieht sich auf die weiße Färbung in der Pupille, die im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auftritt und an die helle Schaumschicht eines Wasserfalls erinnert. Der Begriff "Grauer Star" hat nichts mit einem Singvogel zu tun, sondern entstand, weil Betroffene früher einen starren Blick bekamen, wenn sie infolge der Augenerkrankung erblindeten.
Häufigkeit
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Ursachen: Wie entwickelt sich der Graue Star?
Die Augenlinse (Lens oculi) besitzt zwei wichtige Eigenschaften: Sie ist elastisch und kann somit von den kleinen Augenmuskeln verformt werden, und sie ist kristallklar. Ihre Aufgabe ist es, das Licht, das durch die Pupille ins Auge eintritt, zu brechen. Dadurch entsteht auf der Netzhaut (Retina) ein scharfes Bild. Die Verformbarkeit der Linse und die Flüssigkeit, die sie umgibt, ermöglichen es, in die Nähe und in die Ferne scharf zu sehen. Die menschliche Augenlinse ist eine sogenannte Sammellinse, da sie das Licht gebündelt auf die Netzhaut projiziert.
Chemisch besteht die Linse hauptsächlich aus Eiweißstoffen und Wasser, die übrigen Substanzen sind Enzyme, Antioxidanzien und Vitamin C. Diese Stoffschichten liegen dicht aufeinander und lassen die Linse transparent erscheinen.Die Struktureiweiße in der Linse und die Zusammensetzung der Linsenflüssigkeit können durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden. Wenn die Linse immer mehr an Elastizität einbüßt, verhärtet sie sich und trübt ein. Daraufhin lässt die Fähigkeit, scharf zu sehen, deutlich nach. Denn das einfallende Licht kann die Linse nicht mehr uneingeschränkt durchdringen und wird zudem gestreut. Auf der Netzhaut entstehen keine klaren Bilder mehr und die Blendempfindlichkeit nimmt zu – das sind die typischen Symptome eines Grauen Stars.Welche Risikofaktoren lösen einen Grauen Star aus?
Grundsätzlich unterteilen Augenärzte den erworbenen und den angeborenen Grauen Star:
Erworbener Grauer Star
Lebensalter: Eine Trübung der Linse gehört bis zu einem gewissen Grad zum natürlichen Alterungsprozess. Bei den meisten Menschen bricht der Graue Star ab 60 Jahren aus – der sogenannte Graue Altersstar (Kataracta senilis) macht über 90 Prozent dieser Augenerkrankungen aus.
Im Laufe des Lebens nimmt die Elastizität der Augenlinse allgemein ab und es kommt zudem häufig vor, dass sich die Zusammensetzung der Flüssigkeit, die das Auge umgibt, verändert. Dies kann passieren, weil Proteine verklumpen und die Brechung des einfallenden Lichts stören, oder nicht mehr alle Zellen des Auges mit der richtigen Menge Wasser versorgt werden. Auch dies beeinflusst die Lichtbrechung und führt zu einer Trübung der Linse.UV-Strahlung: Die Linse des Auges übernimmt auch die Aufgabe, UV-Strahlung zu absorbieren, um die sensible Netzhaut zu schützen. Nur etwa ein bis zwei Prozent der UVA- und UVB-Strahlen gelangen auf die Netzhaut. Ist sie jedoch über längere Zeit starker UV-Strahlung ausgesetzt, kann dies zu einer Veränderung der Eiweiße in der Linse führen – sie wird trüb. In Äquatorregionen, wo die UV-Strahlung besonders stark ist, tritt Grauer Star gehäuft und auch bereits in jüngeren Jahren auf.
Diabetes: Diabetiker haben im Augenwasser einen erhöhten Zuckergehalt. Die kleinen Zuckerbausteine (Glukose) lagern sich in der Linse ein und binden Flüssigkeit. Dies führt zu einer Linsenquellung. Zuckerkranke können daher schon in jüngeren Jahren vom sogenannten Zuckerstar betroffen sein.
Verletzungen: Verschiedene Verletzungen des Auges können ebenfalls zu einem Katarakt führen. Dazu zählen eine heftige Prellung des Augapfels, etwa durch einen Faustschlag, eine Stichwunde, bei der die Linse beschädigt wird, oder ein Fremdkörper, der tief in das Sehorgan eindringt. Weitere Ursachen: Darüberhinaus kann ein Katarakt als Begleiterkrankung von Neurodermitis oder Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit) auftreten, durch Stoffwechselstörungen infolge von Blutwäsche (Dialyse) entstehen, durch starke Fehlsichtigkeit (Kurzsichtigkeit) ausgelöst werden, durch Mangelernährung entstehen, sich infolge von intensiver Infrarotlicht- oder Röntgenstrahlung oder der Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Cortison, Steroide) entwickeln oder durch starken Alkohol- oder Nikotinkonsum verursacht werden. Die Substanzen des Tabaks gelangen auch ins Auge und können biochemische Veränderungen der Linse auslösen, die wiederum eine Trübung bewirken. Wer täglich mehr als 15 Zigaretten raucht, hat ein um 42 Prozent höheres Risiko, an einem operationsbedürftigen Grauen Star zu erkranken als ein Nichtraucher, stellte eine Studie der Universitätsklinik im schwedischen Örebrö fest.Angeborener Grauer Star
Bereits Kinder können einen Grauen Star (sogenannter kindlicher Katarakt) aufweisen. Dieser kann schon bei der Geburt vorhanden sein – eines von 15.000 Babys kommt mit einem Katarakt auf die Welt – oder auch erst in den ersten Lebensjahren entstehen. Zwei Drittel der betroffenen Kinder leiden an einem beidseitigen Grauen Star. Bei etwa der Hälfte dieser beidseitigen Katarakte gibt es keine erkennbare Ursache dafür, Ärzte bezeichnen dies als idiopathisch. Allerdings gibt es einige Faktoren, die die Augenerkrankung auslösen können:
Schädigung während der Schwangerschaft: Kommt es während der Schwangerschaft zu einer Schädigung des Fötus, etwa durch eine Infektionskrankheit der Mutter (Röteln, Eppstein-Barr-Virus, Varicella-Zoster-Virus) oder hat diese bestimmte Medikamente eingenommen, kann bereits das Neugeborene von einem Grauen Star betroffen sein.Genetische Ursachen: Durch eine genetisch bedingte Erkrankung wie dem Alport-Syndrom, dem Lowe-Syndrom oder dem Turner-Syndrom kann beim Kind ein Grauer Star entstehen. Auch eine ungenügende Augenreifung bei Frühgeborenen kann die Ursache sein.
Stoffwechselerkrankungen: Stoffwechselstörungen wie Galaktosämie (erblicher Enzymmangel), Hypokalzämie oder ein Diabetes mellitus der Mutter können ebenfalls kindlichen Katarakt auslösen.Werbung
Symptome: Welche Beschwerden macht der Graue Star?
Bei einem Grauen Star entsteht eine Trübung der Augenlinse. Dadurch wird das einfallende Licht im Auge diffus gebrochen. Betroffene sehen Konturen nicht mehr scharf, sondern wie durch einen Nebelschleier oder eine Milchglasscheibe, sie nehmen einen Lichtschein um Objekte wahr und das räumliche Sehen ist eingeschränkt. Viele Betroffene können in der Nähe und Ferne nicht mehr scharf sehen. Auch Doppelbilder können auftreten. Hinzu kommt, dass durch die Trübung die Blendempfindlichkeit stark ansteigt. Das Auge reagiert zunehmend sensibel auf direktes Licht, leuchtende Scheinwerfer bei Nacht blenden sehr. Ein erster Hinweis, dass eine Person an einem Grauen Star leidet, ist, wenn sie beim Autofahren abends oder bei schlechten Wetterbedingungen starke Sehprobleme bekommt.
Video: Grauer Star - Symptome
Siegfried Priglinger, ärztlicher Direktor der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, erläutert im Video, an welchen typischen Symptomen sich Grauer Star erkennen lässt, welche Ursachen hinter der Erkrankung stecken und wie Sie das Fortschreiten verlangsamen können.
Lesen Sie hier das Videotranskript
Jeder Mensch bekommt im Laufe des Lebens einen Grauen Star. Wir müssen nur alt genug dazu werden. Typischerweise tritt der Graue Star auf so um 65 bis 70. Bei manchen Menschen etwas früher, bei manchen Menschen tritt es erst später auf, beziehungsweise finden Sie es nicht so störend, wenn das Sehen langsam schlechter wird.
Die typischen Symptome des Grauen Stars sind zunächst Blendung. Zum Beispiel nach dem Autofahren, dass plötzlich das Licht mehr blendet als vorher. Wenn die Trübung sehr homogen ist, führt es dazu, dass die Menschen kurzsichtiger werden. Sie können plötzlich wieder in die Nähe sehen, was Sie vorher nicht mehr konnten wegen der Alterssichtigkeit. Und in späteren Stadien kommt es dann einfach zu einer Sehverschlechterung.
Das heißt, die Sehleistung wird insgesamt schlechter. Plötzlich kann man Dinge, die man früher erkennen konnte - den Schriftzug beim Fernseher - nicht mehr erkennen oder das Lesen wird schwieriger.
Ab und an ist es so, dass jemand zu uns kommt und sagt: "Ich kann jetzt wieder lesen, obwohl ich ja alterssichtig bin seit vielen Jahren." Dann ist das manchmal eine homogene Trübung des Linseninneren, die zu einer Brechkraftverstärkung führt und deshalb können die Menschen wieder in die Nähe besser sehen. Sie sind aber nur kurzsichtiger geworden. Insgesamt ist aber die Sehschärfe schlechter. Sie sehen zwar Dinge wieder in der Nähe, aber nur große Buchstaben. Wenn aber jetzt jemand sehr viel liest, viel zu Hause ist und gar nicht so viel in die Ferne sieht, nicht Auto fährt, dann merkt er das gar nicht mehr, dass er in der Ferne schlechter sieht
und freut sich plötzlich wieder näher sehen zu können.
Es gibt ganz wenige Dinge, die man tun kann um das Fortschreiten des Grauen Stars möglichst zu verzögern. Eine Sache, die auf jeden Fall eine Rolle spielt, ist die Sonne. Also extreme Sonnenlichtexposition, ständig ans Meer fahren, ständig in die Berge, ohne Sonnenbrille ist schlecht. Also Sie schützen sich mit Sonnenbrille, schützen dadurch die Netzhaut und auch die Linse.
Der Graue Star tritt in verschiedenen Schweregraden auf, deshalb sind die Symptome bei Betroffenen auch unterschiedlich stark. Die Symptome entwickeln sich zudem schleichend und erst, wenn der Sehsinn beeinträchtigt ist, wird die Erkrankung von dem Betroffenen bemerkt. Im fortgeschrittenem Stadium ist die Graufärbung der Linse deutlich von außen sichtbar und es kann zur Erblindung kommen.
Diagnose: Wie wird der Graue Star festgestellt?
Der Graue Star kann schon im Frühstadium bei einer augenärztlichen Untersuchung diagnostiziert werden, ohne, dass der Patient bereits Beschwerden verspürt. Der Augenarzt setzt dafür eine Spaltlampe ein, mit der er das äußere Auge und die Linse genau betrachten kann. Die Pupillen werden vor der Untersuchung meist mit Augentropfen erweitert. Dadurch kann der Arzt erste äußere Anzeichen wie weiße und strahlenförmige Pünktchen und Trübungen entdecken.
Im stark fortgeschrittenen Stadium des Grauen Stars ist die Linsentrübung bereits auf den ersten Blick erkennbar. Der Arzt kontrolliert dann mit Hilfe weiterer Untersuchungen, wie sehr das Sehvermögen beeinträchtigt ist und ob der Patient noch an anderen Augenerkrankungen leidet.
Um eine Augenerkrankung bei Kindern frühzeitig zu entdecken, wird bereits bei der U2, der zweiten kinderärztlichen Untersuchung, überprüft, ob bei einem Säugling ein Katarakt vorliegt. Bei einem Kleinkind sollten Eltern zudem darauf achten, ob eine Linsentrübung erkennbar ist oder ob der Nachwuchs eine starke Empfindlichkeit gegenüber blendendem Licht hat.
Therapie: Wie wird der Graue Star behandelt?
Die Trübung der Linse lässt sich nicht durch Medikamente aufhalten. Die einzig wirksame Therapie ist die Operation bzw. die Laser-Behandlung. Ob und zu welchem Zeitpunkt der Eingriff stattfindet, hängt von einigen Faktoren ab, etwa, wie stark die Sehbeeinträchtigung im Beruf, Privatleben und Straßenverkehr bereits ist.
Der operative Eingriff beim Grauen Star gehört zu den häufigsten OPs bei Erwachsenen. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 600.000 Eingriffe durchgeführt, so der Berufsverband der Augenärzte. Sie verläuft in der Regel sehr gut; über 90 Prozent der Operierten erreichen dadurch wieder eine Sehleistung zwischen 50 und 100 Prozent. Sie sehen schärfer und erkennen Kontraste genauer, die Kurz- und Weitsichtigkeit ist verbessert genauso die Sicht bei Dämmerlicht. Allerdings kann es einige Wochen oder Monate dauern, bis die bestmögliche Sehkraft eintritt. Es gibt eine Vielzahl an Operationstechniken, um eine trübe Augenlinse zu entfernen und eine Kunstlinse einzusetzen. Die Standardoperation heutzutage ist die sogenannte Phakoemulsifikation, bei der der Arzt die Linse mit Hilfe von Ultraschall zerkleinert und anschließend absaugt.Phakoemulsifikation: Ablauf der Operation
Die Operation findet in den meisten Fällen ambulant statt und dauert ca. 10 bis 30 Minuten. Vor dem Eingriff wird das Auge mittels Tropfen örtlich betäubt, viele Patienten erhalten außerdem zur Beruhigung eine Schlafbetäubung (Sedierung).
Der Eingriff erfolgt heutzutage oft minimalinvasiv, das heißt, dass der Chirurg mit dem Skalpell nur einen winzigen Schnitt (2–3 mm) in die Hornhaut setzt. Danach fügt er in der Vorderseite der Linsenkapsel ein kreisrundes Loch ein, öffnet sie und führt eine Hohlnadel in die Vorderkammer des Auges ein. Anschließend wird der Linsenkern mit Ultrastoßwellen und Operationsinstrumenten zerkleinert und abgesaugt. Die Linsenhülle verbleibt im Auge und kann nun als Halterung für die Kunstlinse dienen. Der Operateur setzt die gefaltete Kunstlinse (Intraokularlinse) dort ein und entfaltet sie im Auge vollständig. Anschließend platziert er sie exakt. Sie besitzt elastische Bügel und kann damit im Sehorgan fixiert werden. Bei einem minimalinvasiven Eingriff muss der kleine Einschnitt nicht genäht werden, sondern heilt von selbst.Auch wenn beide Augen vom Grauen Star betroffen sind, wird in der Regel zunächst nur dasjenige operiert, das am stärksten betroffen ist.Neue Behandlungsmethode: Femtosekundenlaser
Seit einigen Jahren gibt es eine Alternative zur klassischen Operation beim Grauen Star. Bei der Laser-Behandlung führt ein Femtosekundenlaser die Schnitte im Auge durch, zertrümmert die Linse und ersetzt somit das Skalpell. Das Absaugen und das Einsetzen der neuen Linse führt der Operateur dann noch per Hand durch.
Der Laser arbeitet mit ultrakurzen Lichtimpulsen (eine Femtosekunde sind 10–15 Sekunden). Dadurch kann das Gewebe durchtrennt werden, ohne dass eine größere Verletzung entsteht oder Nachgewebe Schaden nimmt.
Welche Linsenmodelle gibt es?
Bei der Operation des Grauen Stars wird die trübe Linse entfernt und durch eine künstliche Linse (auch Intraokular-Linse (IOL) genannt) ersetzt. Vor dem Eingriff muss sich der Patient entscheiden, welche Kunstlinse platziert werden soll. Dabei kann er zwischen mehreren Varianten auswählen. Wichtig zu wissen ist, dass Kunstlinsen nicht akkomodationsfähig sind, das heißt, man kann nach der OP damit nicht automatisch wieder in die Nähe und in die Ferne scharf sehen, sondern der Patient muss sich bei Standardlinsen zwischen Nähe oder Ferne entscheiden. Viele entscheiden sich für das Sehen in der Ferne und verwenden für die Nahsicht eine Brille.
Darüberhinaus gibt es Linsen mit Zusatzfunktionen, die zum Beispiel mehrere Brennpunkte besitzen und daher für das Sehen in Nähe und Ferne geeignet sind. Die Gesetzliche Krankenversicherung übernimmt allerdings nur die Kosten für Standardlinsen, andere Varianten werden nicht oder nur anteilig bezahlt.
Monofokale Linse: Die Monofokallinse (auch Einstärkenlinse genannt) verfügt über einen einzigen Brennpunkt und ermöglicht nur für einen Entfernungsbereich ein scharfes Bild: in der Nähe oder in der Ferne. Unabhängig von dem gewählten Sehbereich benötigt der Patient für spezielle Tätigkeiten wie Lesen oder Computerarbeit eine Lese- oder Gleitsichtbrille. Die Linse besitzt außerdem einen UV-Schutz.
Monofokale torische Linse: Die Linse kann eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ausgleichen. Bei einem Astigmatismus, der auch durch einen Grauen Star verursacht sein kann, weicht die Krümmung der Hornhaut von der normalen Kugelform ab, wodurch eintreffende Lichtstrahlen verschieden stark gebrochen werden. Das Auge kann sie nicht in einem Punkt auf der Netzhaut bündeln. Betroffene sehen dadurch weder in der Nähe noch in der Ferne scharf.
Monofokale Blaufilterlinse: Sie bündelt die Lichtstrahlen auf einen bestimmten Punkt und ermöglicht dadurch meist ein natürlicheres Farbsehen und bessere Kontraste. Außerdem bietet sie durch den Blaufilter einen zusätzlichen UV-Schutz für die Augen.
Multifokallinse: Da die Multifokallinse (auch als Mehrstärkenlinse bezeichnet) mit mehreren Brennpunkten ausgestattet ist, kann der Patient damit in der Nähe und in der Ferne scharf sehen. Sie besitzt ebenfalls einen Blaufilter zum Schutz der Augen. Allerdings wird auch bei der Multifokallinse für den dichten Nahbereich, insbesondere beim Lesen und bei der Computerarbeit, meist eine Brille benötigt.
In der Regel hält eine künstliche Linse ein Leben lang und muss nicht mehr ausgetauscht werden. Es besteht allerdings das Risiko, dass sich nach der Operation oder Laser-Behandlung ein sogenannter Nachstar entwickelt und sich die Sehfähigkeit wieder verschlechtert.
Video: Grauer Star-OP - Ablauf und mögliche Komplikationen
Siegfried Priglinger, ärztlicher Direktor der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, erläutert im Video, welche Möglichkeiten der Grauen Star-OP es gibt und erklärt, wann eine Operation notwendig ist.
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Bei der Grauen-Star-Operation wird - vereinfacht ausgedrückt - die getrübte Linse durch eine klare Linse ersetzt. Dabei bleibt ein Teil der eigenen Linse, nämlich die Linsenkapsel, erhalten, die ist nämlich durchsichtig, und in diese Linsenkapsel kann man dann die Kunstlinse einbringen. Die Linse wird eingerollt, durch diese kleine Öffnung in das Auge eingebracht und öffnet sich dann und im Kapselsack kann sie sich dann ausbreiten und wird dann dort stabilisiert.
Heute gibt es zwei Möglichkeiten die Graue-Star-Operation durchzuführen:
Die eine Option ist die sogenannte Femto-Kataraktoperation, die andere ist die klassische Kataraktoperation. Beiden gemeinsam ist, dass am Schluss der Linsenkern mit dem Ultraschall zertrümmert werden muss und abgesaugt werden muss. Was der Femto-Laser kann, ist die Öffnungen durch die Hornhaut an der Kapsel zu schneiden und dann gibt es die Möglichkeit, dass man auch den Kern selber in kleinere Stücke teilt und damit weniger Ultraschallenergie braucht, um den Linsenkern komplett zu entfernen.
Nicht bei jedem Menschen kann eine femtolaserunterstützte Graue-Star-Operation durchgeführt werden. Wenn zum Beispiel die Pupille nicht weit wird, dann bleibt letztlich nichts anderes über, als dass man mit der Hand, also manuell, die Linsenkapsel öffnet und dann auch den Linsenkern entsprechend mit dem Ultraschall zertrümmert. Ich kann aber diejenigen Personen beruhigen, die keinen Laser zur Verfügung haben. Der Unterschied, gerade was die Ultraschallenergie betrifft zwischen Femtolaserbehandlung und ohne Femtolaser ist relativ gering.
Mit der Operation des Grauen Stars kann man natürlich auch jede Fehlsichtigkeit korrigieren. Denn die neue Linse, die eingesetzt wird, die wird genau so berechnet, dass dann eine Weitsichtigkeit oder eine Kurzsichtigkeit ausgeglichen ist.
Bevor der Augenarzt Sie operiert, wird er mit Ihnen besprechen, welche Linse denn für Sie die ideale Linse ist. Da gibt es unterschiedlichste Modelle: Sie haben die Möglichkeit eine monofokale Linse sich einsetzen zu lassen. Da kann man eine bestimmte Distanz auswählen, in die man scharf sieht und die andere Distanz wird dann durch eine Brille korrigiert. Dann haben Sie sicher auch schon gehört von sogenannten trifokalen Linsen. Diese trifokalen Linsen haben den Vorteil, dass sie in alle Distanzen, nämlich die Ferne, Computerabstand und Nähe, Sie korrigieren. Aber, man erkauft sich diese Vorteile auch mit zwei, drei kleinen Nachteilen: Das eine wären sogenannte Halos, also Streulichtphänomene, eine geringe Reduktion des Kontrastsehens und letztlich auch die fehlenden Möglichkeiten mit einer Brillenkorrektur das wieder komplett auszugleichen.
Die Graue-Star-Operation ist eine extrem sichere Operation, also wirklich sehr selten, dass Komplikationen entstehen. Die Häufigsten sind reversible Veränderungen, wie zum Beispiel eine Erhöhung des Augendrucks, der oftmals gar nicht von den Patienten bemerkt wird. Kann man ganz leicht mit Augentropfen oder Tabletten behandeln. Manchmal kann es sein, dass die Ultraschallenergie zu stark war und die Hornhaut dadurch vorübergehend geschädigt wird. Das heißt, das Endothel der Hornhaut kann die Flüssigkeit nicht mehr herauspumpen aus der Hornhaut und die ist dann nicht mehr klar, sondern etwas getrübt. Das führt dazu, dass es ein paar Tage mehr dauert, bis das Sehen dann ganz klar ist.
Die Entscheidung zu einer Grauen-Star-Operation fällt in den meisten Fällen der Patient selbst. Manchmal ist es so, dass eine Sehschärfe von 60 Prozent für die Patienten ausreichend ist, die sagen: "ich komme wunderbar zurecht, ich will noch nicht operiert werden." Ist auch medizinisch dann nicht notwendig, in den allermeisten Fällen. Sie ist eine sehr sichere Operation, sie dauert nicht lange heutzutage. Wir haben eine sehr schnelle Erholungsphase, die meisten Patienten sehen bereits am nächsten Tag wieder deutlich besser als am Vortag vor der Operation. Also insgesamt muss man sich auf diese Operation sicher nicht fürchten, geschweige denn lange vorbereiten.
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Wenn der Nebelschleier wiederkommt: Nachstar
Bei ca. 25 bis 50 Prozent der Patienten bildet sich auf der verbliebenen Hinterkapsel im Auge eine trübe Membran. Diese Trübung bezeichnen Ärzte als Nachstar. Bei den Betroffenen lässt infolgedessen die Sehleistung langsam wieder nach und sie nehmen erneut einen Nebelschleier wahr. Solch ein Nachstar lässt sich jedoch gut mit einem Lasereingriff behandeln.
Nachbehandlung: Was ist nach der Operation wichtig?
Nach der Operation bekommt der Betroffene einen Salbenverband für das behandelte Auge, um dieses vor äußeren Einwirkungen zu schützen. Nach Absprache mit dem Arzt kann der Verband am Tag nach der OP tagsüber abgenommen werden, sollte aber nachts eine Woche lang weiterhin getragen werden. Der Patient sollte zudem in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff in Begleitung sein. Um zu verhindern, dass nach der Operation eine Entzündung entsteht, kann es notwendig sein, dass der Arzt steroidhaltige Augentropfen verschreibt, manchmal auch kombiniert mit antibiotischen Tropfen. Die erste Kontrolluntersuchung beim Augenarzt findet bereits am Tag nach der Operation statt. In den folgenden Tagen und Wochen kontrolliert der Arzt regelmäßig, wie der Heilungsprozess verläuft.
Häufige Nachwirkungen der Operation sind ein Fremdkörpergefühl oder Jucken im Auge und eine erhöhte Blendempfindlichkeit. Außerdem sieht der Patient unmittelbar nach der Operation erst einmal verschwommen.
Während der ersten Wochen nach dem Eingriff sollten sich die Patienten körperlich nicht schwer anstrengen, keine Sportarten mit erhöhter Verletzungsgefahr ausüben und keine Tätigkeiten durchführen, bei denen vermehrt Schmutz und Staub anfällt. Duschen und Baden ist möglich, jedoch sollten weder Seife, Shampoo noch Wasser ins Auge gelangen. Außerdem sollten Betroffene es vermeiden, am operierten Auge zu reiben oder zu drücken. Schwimmbad- und Solariumbesuche sind ebenfalls in der ersten Zeit tabu. Wer wieder Autofahren möchte, sollte mit seinem Arzt Rücksprache halten. Patienten sollten zudem ihre Augen in der ersten Phase nach dem Eingriff sehr gut vor UV-Strahlung schützen und unbedingt eine gute Sonnenbrille tragen.
Quellen
- Online-Informationen Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG): www.dog.org; Abruf: 27.04.2022
- Online-Informationen Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA): www.augeninfo.de; Abruf: 27.04.2022
- Online-Informationen Bundesverband Medizintechnologie (BVMed): www.initiativegrauerstar.de; Abruf: 27.04.2022
- Online-Informationen DocCheck: https://flexikon.doccheck.com; Abruf: 27.04.2022
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