Zusammenfassung:
- Definition: Entzündung der Bindehaut des Auges, meist durch Viren oder Bakterien
- Ursachen: verschiedene, möglich sind infektiöse Ursachen durch Erreger (Bakterien oder Viren) oder nicht-infektiöse Ursachen wie Allergene oder Umweltreize (Staub, trockene Luft, Kontaktlinsen etc.)
- Symptome: unterschiedlich, z. B. häufig gerötete Augen, erhöhter Tränenfluss, ggf. eitriges Augensekret, Juckreiz oder Brennen sowie Schmerzen oder Fremdkörpergefühl im Auge
- Wann zum Arzt: bei den ersten Symptomen. Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, ein Augen- oder Kinderarzt, wenn Ihr Nachwuchs betroffen ist
- Behandlung: hängt von der Ursache ab, möglich sind Salben, Tropfen oder Gels, bei bakterieller Ursache kann ein Antibiotikum helfen; unterstützend können Hausmittel wie kalte Kompressen, Augentrost-Tropfen oder Ringelblumenumschläge zum Einsatz kommen
- Verlauf und Dauer: heilt meist nach zwei bis vier Wochen – meist von selbst, um einen Übergang auf andere Augenteile zu vermeiden aber besser zum Arzt gehen
- Vorbeugen: u. a. Hände häufig und gründlich waschen, nicht mit den Fingern in den Augen reiben, keine Hygieneutensilien, Kosmetikartikel o. Ä. mit anderen teilen
- Kind und Baby: Bindehautentzündung ist relativ häufig, immer zum Arzt gehen, v. a. wenn noch weitere Symptome andere Krankheiten wie Fieber, Husten oder Halsschmerzen auftreten
- Bindehautentzündung oder Gerstenkorn: Letzteres kann die Bindehaut reizen, sitzt aber am Ober- oder Unterlid, das anschwillt, sich rötet und schmerzt; bei Gerstenkorn außen am Lid ist es oft als kleiner gelblich-weißer Pickel zu sehen
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Was ist eine Bindehautentzündung?
Bei einer Bindehautentzündung ist das Auge entzündet, genauer: dessen Bindehaut, die sich an der Innenseite der Augenlider befindet und diese mit dem Augapfel verbindet. Diese dünne Schleimhaut gleitet bei jedem Lidschlag auf und ab. Ihre Funktion lässt sich mit einem Scheibenwischer vergleichen: Sie hilft dabei, das Auge zu schützen, indem sie infektiöse Mikroorganismen und kleine Fremdkörper wegwischt und den Tränenfilm aufrechterhält.
In der Bindehaut verlaufen zahlreiche Blutgefäße. Wirkt ein Entzündungsreiz auf die Bindehaut ein, wird sie verstärkt durchblutet und das Auge rötet sich. Je nachdem, welche Erreger die Entzündung auslösen, sprechen Mediziner von viraler oder bakterieller Bindehautentzündung. Auch durch allergische Reaktionen bedingte Bindehautentzündungen kommen vor. Eine Bindehautentzündung können Erwachsene ebenso bekommen wie Kinder. Aber – und das ist die gute Nachricht – eine Bindehautentzündung ist meist nicht gefährlich. Medizinisch heißt die Bindehautentzündung auch Konjunktivitis, von Tunica conjunctiva, dem lateinischen Begriff für Bindehaut.
Ursachen: Woher kommt die Bindehautentzündung?
Woher die Bindehautentzündung kommt, ist von Fall zu Fall verschieden. Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine Bindehautentzündung. Welche im individuellen Fall der Auslöser ist, kann nur ein Augenarzt herausfinden. Meist geschieht dies mittels Patientengespräch, Augenuntersuchungen wie einer Prüfung mithilfe einer sogenannten Spaltlampe, die einen schmalen Lichtstreifen aufs Auge wirft, oder einem Hochklappen der Lider, um nach Entzündungen oder Fremdkörpern zu suchen. Manchmal sind weitere Diagnostikmethoden notwendig, zum Beispiel ein Abstrich der Bindehaut, um den auslösenden Erreger genauer zu bestimmen.
Der Arzt unterscheidet zwischen infektiösen Ursachen, die durch Erreger wie Viren oder Bakterien hervorgerufen werden. Dann besteht bei der Bindehautentzündung Ansteckungsgefahr. Daneben gibt es nicht-infektiöse Ursachen, bei denen Reize aus der Umwelt, zum Beispiel Allergene, eine wesentliche Rolle spielen.
Ansteckende Bindehautentzündung
Die infektiöse Bindehautentzündung durch Viren, Bakterien und Pilze ist ansteckend! Meist verbreiten sich die Erreger durch eine Schmierinfektion, etwa beim Händedruck. Möglich ist außerdem eine Übertragung von einem Auge zum anderen, wenn Sie sich zum Beispiel mit den Fingern die Augen reiben. Auch über den Augenkontakt mit verunreinigten Gegenständen, Kosmetika oder Medikamenten ist eine Verbreitung möglich. Beispiele sind gemeinsam verwendete Augentropfen, Wimperntusche, Lidschatten, Handtücher, Ferngläser, Kameras oder Spielzeuge, an denen die Erreger haften.
Die häufigsten Auslöser der infektiösen Konjunktivitis sind:
- Viren: Meist stecken Adenoviren hinter der viralen Bindehautentzündung. Auch Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Husten sind möglich, da diese Viren eine Vielzahl an Erkrankungen, von Atemwegsinfekten bis Magen-Darm-Problemen, auslösen können. Ist zusätzlich die Hornhaut betroffen, heißt die Augenkrankheit im Fachjargon Keratokonjunktivitis epidemica. Der Volksmund spricht vereinfacht von Augengrippe. Diese Form der Horn- und Bindehautentzündung ist äußerst ansteckend und die Adenoviren verbreiten sich rasant. Oft kommt es zu regelrechten Epidemien. Auch Herpes-Viren (Herpes-simplex-Virus, Varizella-zoster-Virus bei Windpocken und Gürtelrose), Grippe- oder Masernviren verursachen mitunter begleitend eine Bindehautentzündung. Ein Corona-Symptom kann sie ebenfalls sein.
- Bakterien: Ist eine Bindehautentzündung bakteriell, sind Bakterien der Auslöser. Am häufigsten rufen Staphylokokken, Streptokokken oder Pneumokokken die bakterielle Bindehautentzündung bei Kindern und Erwachsenen hervor. Aber auch Haemophilus influenzae, Chlamydien, Pseudomonas aeruginosa oder Gonokokken (Tripper) sind mögliche Auslöser.
- Pilze: Der Hefepilz Candida albicans oder der Schimmelpilz Aspergillus können ebenfalls eine Konjunktivitis verursachen.
Nicht-infektiöse Bindehautentzündung
Bei der nicht-infektiösen Bindehautentzündung sind keine Keime im Spiel. Diese Form der Konjunktivitis ist nicht ansteckend. Folgende Ursachen kommen infrage:
- Fremdkörper wie Staub, Sand oder Schmutz
- Umweltreize wie trockene Luft, Zugluft, Rauch, reizende Flüssigkeiten/Chemikalien, grelles Sonnenlicht (UV-Licht)
- Verletzungen der Bindehaut, etwa nach einem Unfall
- Augenkrankheiten, zum Beispiel Hornhautentzündung, Lederhautentzündung oder Regenbogenhautentzündung – dann entzündet sich die Bindehaut oft gleich mit. Die Bindehautentzündung gilt in diesem Fall als Warnsignal!
- Sehfehler, die nicht ausreichend korrigiert sind
- Kontaktlinsen, die Sie zu lange tragen oder nicht ausreichend reinigen
- trockene Augen, zum Beispiel durch langes Arbeiten am PC oder bei der Autoimmunerkrankung Sjögren-Syndrom
Allergische Bindehautentzündung
Auch eine Allergie kann hinter brennenden, geröteten Augen stecken. Eine allergische Bindehautentzündung entsteht mitunter als Reaktion auf Pollen (Heuschnupfen), Tierhaare, Hausstaub oder Kosmetika.Anzeichen dafür sind:
- Es sind immer beide Augen gerötet.
- Die Augen sind geschwollen, tränen, brennen und jucken stark.
- Es besteht erhöhte Lichtempfindlichkeit (Lichtscheue).
- Es gibt weitere allergische Beschwerden wie Niesreiz, Schnupfen oder Juckreiz.
Siegfried Priglinger, ärztlicher Direktor der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, erklärt im Video, wie es zu einer Bindehautentzündung kommen kann, welche Ursachen für gerötete Augen an der Augenoberfläche oder im Augeninneren es gibt und wann Sie bei geröteten Augen zum Arzt gehen sollten.
Lesen Sie hier das Videotranskript
Video-Transkript: Gerötete Augen – Bindehautentzündung udn weitere Ursachen
Die Bindehaut ist die äußere Hülle des Auges und geht seitlich von der Hornhaut weg. Sie ist immer gut befeuchtet und ist auch für die Befeuchtung der Augen zuständig. An der Bindehaut findet auch die erste Immunabwehr statt, und die Bindehaut ist auch sehr gut mit Schmerzfasern versorgt. Das heißt, wenn irgendein Fremdkörper ins Auge fällt, dann würden Sie das sofort merken und entsprechend die Augen schließen und versuchen zu reiben, versuchen, möglichst den Fremdkörper zu entfernen.
Die Hornhaut ist das Organ mit den meisten Schmerznervenendigungen und wenn da nur ein kleines Teilchen geschädigt ist, ist das wahnsinnig schmerzhaft, und als Reaktion darauf ist die Bindehaut gerötet, also das wäre ein Klassiker für eine Bindehautentzündung, begleitend durch eine Hornhautveränderung.
Wenn jemand zu uns kommt und ein gerötetes Auge oder zwei gerötete Augen hat, dann kann das grundsätzlich eine Oberflächenveränderung sein. Wenn die Oberfläche betroffen ist, dann kann das eine Entzündung sein oder eine Infektion, es kann ein trockenes Auge sein, es kann eine Allergie sein und manchmal kann es auch eine Veränderung der Hornhaut sein.
Wenn die Ursache für ein gerötetes Auge eine Veränderung im Augeninneren ist, dann ist es meistens gefährlicher. Es kann eine Entzündung sein, das heißt dann Iritis, oder es kann zum Beispiel auch ein erhöhter Augendruck sein, dass wenn er ganz, ganz hoch ist, es zu einer Rötung der Augen führt, aber meistens auch zu Schmerzen.
Unabhängig davon, ob es die Oberfläche ist, oder ob es im Augeninneren ist, Sie sollten auf jeden Fall zum Augenarzt gehen. Es gibt natürlich Ausnahmen: Wenn jemand zum Beispiel eine Allergie hat und es genau kennt, dann weiß er, was für Tropfen er nehmen muss. Wenn jemand Kontaktlinsenträger ist und die Augen trocken werden, und es irgendwie ein Fremdkörpergefühl macht, dann kann er die Kontaktlinsen herausnehmen und sich selbst beobachten, ob es wieder besser wird. Tränenersatztropfen helfen da schon sehr gut.
Aber wenn es nicht besser wird, es kann ja mal eine Infektion sein, die auch die Hornhaut betrifft, dann unbedingt zum Augenarzt gehen. Lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig.
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Symptome: Wie erkennen Sie eine Bindehautentzündung?
Die Inkubationszeit einer Bindehautentzündung, also die Zeitspanne von der Ansteckung (bei der infektiösen Variante) bis zu den ersten Symptomen, beträgt rund fünf bis sieben Tage. Die Anzeichen einer Bindehautentzündung sind unterschiedlich. Sie können sich an einem oder beiden Augen zeigen. Bei folgenden Beschwerden am Auge sollten Sie an eine Bindehautentzündung denken:
- Bei einer Bindehautentzündung ist ein rotes Auge ein häufiges Symptom.
- Oft ist ein erhöhter Tränenfluss feststellbar, das Auge tränt ununterbrochen bei einer Bindehautentzündung. Trockene Augen sind dagegen eher Auslöser als Symptom.
- Mitunter bildet sich bei einer bakteriellen Bindehautentzündung Eiter (eitrige Bindehautentzündung); das weiß-gelbliche Sekret verklebt die Augen vor allem morgens nach dem Aufwachen. Sieht das abgesonderte Sekret eher wässrig aus, sind eher Viren die Verursacher der Bindehautentzündung.
- Sind die Augenlider geschwollen oder auch die Bindehaut selbst, ist das ebenfalls ein Anzeichen für eine Bindehautentzündung.
- Jucken und Brennen im Auge begleiten oft eine Bindehautentzündung.
- Schmerzen im Auge, vor allem wenn Sie die Augen bewegen, sind manchmal eine Begleiterscheinung der Bindehautentzündung.
- Ein Fremdkörpergefühl im Auge, wie Sandkörner, die bei jedem Lidschlag reiben, entsteht ebenfalls oft bei einer Bindehautentzündung.
Bindehautentzündung: Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Erster Anlaufpunkt kann bei Anzeichen einer Bindehautentzündung die Hausarzt-Praxis sein. Er überweist sie gegebenenfalls an einen Augenarzt weiter. Sie können diesem beziehungsweise dem Kinderarzt aber auch direkt einen Besuch abstatten – am besten bereits, wenn Sie erste Symptome bei sich oder Ihrem Nachwuchs bemerken. Zwar ist die Bindehautentzündung vergleichsweise harmlos, aber die Symptome können sehr unangenehm werden. Mit der richtigen Behandlung bekommen Sie die Beschwerden gut in den Griff.
Nur ein Augenarzt kann die Ursache der Bindehautentzündung aufdecken und sie von anderen Augenerkrankungen abgrenzen, die womöglich weitaus gefährlicher sind. Subjektiv äußern sich die Symptome nämlich bei allen Formen der Bindehautentzündung gleich oder sehr ähnlich. Ein Laie kann aus diesen keine Rückschlüsse auf die Ursache ziehen.
Hinter Symptomen, die wie eine harmlose Bindehautentzündung erscheinen, können auch ernsthafte Augenerkrankungen wie Grüner Star oder eine Hornhautverletzung stecken. Die Bindehautentzündung gilt dann als Alarmsignal. Suchen Sie immer sofort Ihren Augenarzt auf, wenn- sich Ihr Sehvermögen verschlechtert.
- Sie „tiefere“ Augenschmerzen verspüren.
- sich die Pupille einseitig verändert.
- die Bindehaut sich nur in einem begrenzten Bereich rötet.
- Sie besonders lichtempfindlich reagieren.
Behandlung: Was tun bei Bindehautentzündung?
Was hilft bei einer Konjunktivitis? Die Therapie der Bindehautentzündung hängt immer von der jeweiligen Ursache ab. So setzen Augenärzte bei infektiöser Konjunktivitis auf andere Behandlungsstrategien als bei der Bindehautentzündung, an der keine Keime beteiligt sind. Bei Bindehautentzündung können Antibiotika übrigens nur etwas ausrichten, wenn Bakterien die Verursacher sind. Sie sind machtlos im Kampf gegen Viren, Pilze und andere Erreger. Viren sind jedoch viel häufiger der Grund für die Konjunktivitis. Was hilft gegen Bindehautentzündung? Hier die wichtigsten Antworten:
Bindehautentzündung: Hausmittel
Sie haben Bindehautentzündung und möchten selbst was tun? Das geht, nicht jede Bindehautentzündung benötigt zwangsläufig eine Behandlung mit Medikamenten. Oft heilt sie nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Auch Hausmittel, um eine Bindehautentzündung natürlich zu behandeln, wirken mitunter unterstützend und lindern die Beschwerden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist allerdings oft nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht. Folgende Hausmittel sind bei Bindehautentzündung eventuell einen Versuch wert:
- Kalte Kompressen auf den Augen gelten als bewährtes Hausmittel gegen Bindehautentzündung. Sie kühlen und lindern die Schwellungen.
- Augentrost (Euphrasia) wenden Patienten seit Langem als Hausmittel gegen Bindehautentzündung an. Die pflanzlichen Inhaltsstoffe sollen Augenreizungen und Entzündungen lindern. In der Apotheke oder im Internetversandhandel gibt es fertige Augentropfen mit Augentrost, die eine sehr hohe Qualität besitzen. Ansonsten können Sie den Augentrost auch als Tee zubereiten. Hilfreich sind Augenspülungen mit dem abgekühlten Auszug. Alternativ tunken Sie ein Tuch in den Tee und legen es als Kompresse auf die entzündeten Augen.
- Ringelblume (Calendula) besitzt entzündungshemmende Wirkung. Brühen Sie einen Tee mit Ringelblume auf, lassen ihn abkühlen und platzieren Sie feuchte Umschläge auf den Augen.
Achtung: Von Kamillentee bei Bindehautentzündung unbedingt die Finger lassen! Kamille kann das Auge reizen und allergische Reaktionen auslösen.
Bindehautentzündung: Medikamente
Kommen Medikamente zum Einsatz, um eine Bindehautentzündung zu kurieren, sind Salben, Augentropfen oder Gelsmeist die Mittel der Wahl. Einige sind frei erhältlich, für andere benötigen Sie ein Rezept von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Auch bei einer Schwangerschaft können Sie eine Bindehautentzündung medikamentös behandeln. Sprechen Sie aber vorher mit Ihrem Frauenarzt, welche Präparate unbedenklich für das ungeborene Kind sind.
Bindehautentzündung durch Viren: Symptome behandeln
Oft lösen Adenoviren die besonders ansteckende Augengrippe (Keratoconjunctivitis epidemica) aus. Augenärzte versuchen, die Symptome wie Juckreiz oder Brennen im Auge zu lindern. Eine spezielle Behandlung, die direkt an den Viren ansetzt, gibt es nicht. Augentropfen oder Augensalben befeuchten trockene Augen und sorgen für einen ausreichenden Flüssigkeitsfilm. Dagegen raten Augenärzte von Augentropfen ab, die Wirkstoffe gegen Bakterien (Antibiotika) oder Viren (Virostatika) enthalten. Sie schützen meist nicht vor weiteren Infektionen und verkürzen auch nicht die Krankheitsdauer. Vielmehr erhöhen sie das Risiko für Komplikationen.
Antibiotika und Tropfen gegen Bakterien
Sind Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken oder Pneumokokken die Auslöser, behandeln Augenärzte die Bindehautentzündung mit Antibiotika. Wirksam sind zum Beispiel Aminoglykoside, Fluorchinolone oder Makrolide, die als Augentropfen oder Augensalben auf dem Markt sind. Patienten träufeln die Augentropfen bei Bindehautentzündung lokal direkt ins Auge, um die Bakterien an Ort und Stelle zu bekämpfen. Lokale Antibiotika verkürzen die Dauer der Bindehautentzündung. Manchmal setzen Ärzte Antibiotika als Tabletten ein, die im gesamten Körper wirken, etwa im Kampf gegen Chlamydien oder Gonokokken (Tripper). In diesem Fall muss sich auch der Sexualpartner behandeln lassen.
Mittlerweile rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft beim Einsatz von Antibiotika gegen Bindehautentzündung zur Zurückhaltung. Denn die Bakterien, welche die Bindehautentzündung auslösen, werden zunehmend unempfindlich gegenüber Antibiotika. Die bakterielle Bindehautentzündung heile in etwa 60 Prozent der Fälle auch ohne Behandlung ab, so die Fachgesellschaft.
Ärzte könnten bis zur Verschreibung von Antibiotika drei Tage abwarten und beobachten, ob sich die Symptome bessern. Erst dann sollten sie Antibiotika verordnen. Die Hälfte der Patienten kommt ganz ohne Antibiotika aus. Eine Möglichkeit ist es, die Beschwerden der Bindehautentzündung mit Tropfen zu lindern, die Tränenersatzflüssigkeit enthalten.
Tipp für Kontaktlinsenträger! Lassen Sie Ihre Kontaktlinsen weg, bis die Bindehautentzündung abgeklungen ist. Reinigen Sie die Kontaktlinsen gründlich, bei einer bakteriellen Entzündung am besten mit einer Peroxidlösung, die gegen Pilze und Bakterien wirkt, beziehungsweise nehmen Sie neue Kontaktlinsen nach der Bindehautentzündung und tauschen Sie den Behälter aus. Vor allem weiche Kontaktlinsen sind anfällig für Verunreinigungen und Ablagerungen.
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Bindehautentzündung: Verlauf und Dauer
Eine unbehandelte Bindehautentzündung heilt meist nach wenigen Wochen von selbst. Da jedoch die Gefahr besteht, dass die Entzündung auf andere Augenteile übergeht und dauerhafte Schäden am Auge entstehen, suchen Sie schon am Anfang einer Bindehautentzündung, also bei den ersten Symptomen, Ihren Augenarzt auf. Er spürt die Ursache auf und behandelt sie gegebenenfalls ausreichend. Dann stehen die Chancen gut, dass Sie keine schweren Folgen der Bindehautentzündung erleiden.
Der Verlauf und die Dauer der Bindehautentzündung hängen davon ab, welcher Auslöser zugrunde liegt. Sind Fremdkörper wie Sand, Staub und Schmutz oder trockene Luft und UV-Strahlung die Ursache, klingt die Bindehautentzündung meist schnell ab, wenn Sie den Auslöser beseitigt haben.
Wie lange eine Bindehautentzündung ansteckend ist, hängt davon ab, wie lange Erreger nachweisbar sind. Stecken hinter der Bindehautentzündung Adenoviren, müssen Sie zum Beispiel mit einer Dauer von zwei bis vier Wochen rechnen. Solange noch Viren im Augensekret nachweisbar sind, können Sie andere anstecken. Augenärzte geben für diese Bindehautentzündung eine Ansteckungszeit von mindestens zwei Wochen an. Wegen der hohen Infektionsgefahr dürfen Sie nicht arbeiten. Wie lange Sie mit Bindehautentzündung krankgeschrieben sind, hängt von deren Ursache und Ausprägung ab (siehe unten). Kinder müssen ebenfalls auf den Besuch der Kita, des Kindergartens oder der Schule verzichten. Und auch Schwimmen ist mit Bindehautentzündung tabu. Das Chlor kann die Symptome verschlimmern.
Manchmal wird die Bindehautentzündung chronisch. Dann dauert sie länger als vier Wochen. Sehr selten sind die Folgen der Bindehautentzündung ernster, nämlich wenn die Hornhaut in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Sehvermögen kann sich dauerhaft verschlechtern. Meist verläuft die Bindehautentzündung jedoch harmlos und heilt ohne Komplikationen wieder aus – weder das Auge noch die Sehfähigkeit sind anschließend beeinträchtigt.
Darf man mit Bindehautentzündung arbeiten?
Ob Sie mit einer Bindehautentzündung arbeiten dürfen, hängt von deren Ursache und Ausprägung ab. Ist sie allergisch bedingt oder durch eine mechanische Reizung, und fällt sie so mild aus, dass das Sehvermögen nicht eingeschränkt ist, können Sie zur Arbeit gehen. Bei schweren Symptomen oder wenn die Bindehautentzündung durch Viren oder Bakterien verursacht wurde, schreibt Sie der Arzt für gewöhnlich krank. Zum einen, weil sie mit eingeschränkter Sicht Ihrer Tätigkeit nicht richtig nachgehen können. Zum anderen, weil Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen anstecken könnten. Die Krankheitserreger übertragen sich über Kontakt, zum Beispiel beim Händeschütteln oder auch über verunreinigte Oberflächen wie Türgriffe.
Bindehautentzündung vorbeugen
Einige Verhaltensregeln können vor Bindehautentzündung schützen:
- Waschen Sie Ihre Hände häufig und vor allem gründlich mit Seife und Wasser.
- Pflegen Sie keinen engen Kontakt zu anderen Menschen, wenn Sie an Augengrippe erkrankt sind. Vermeiden Sie das Händeschütteln, selbst wenn es unhöflich erscheinen mag.
- Reiben Sie sich nicht mit den Fingern die Augen, weil Bakterien und Viren an den Händen haften bleiben; so infizieren Sie entweder Ihr zweites Auge oder geben die Erreger an andere Personen weiter, etwa über das Händeschütteln.
- Teile Sie keine Hygieneutensilien (Waschlappen, Handtücher), Kosmetika (Wimperntusche, Augencreme, Lidschatten), Medikamente (Augentropfen), Kameras, Sonnenbrillen, Ferngläser oder Spielzeug (Kaleidoskop) mit anderen.
- Sagen Sie vor dem Augenarztbesuch in der Praxis Bescheid, dass Sie den Verdacht auf Augengrippe hegen. Die Praxis isoliert Sie, um das Personal und andere Patienten vor einer Ansteckung zu schützen.
- Freiverkäufliche Desinfektionsmittel für die Hände oder den Haushalt wirken oft nicht gegen Adenoviren. Sie benötigen ein spezielles Desinfektionsmittel aus dem Wirkungsbereich B, das die Kennzeichnung „viruzid“ besitzt. Fragen Sie in Ihrer Apotheke oder beim Gesundheitsamt nach.
Herpesviren als Verursacher der Bindehautentzündung lassen sich eventuell mit Virostatika behandeln. Oft setzen Ärzte den Wirkstoff Aciclovir als Augentropfen oder Augensalben ein. Für schwere Fälle oder wenn die Krankheit immer wieder aufflammt, gibt es den Wirkstoff auch als Tabletten.
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Bindehautentzündung bei Kindern und Babys
Bindehautentzündungen sind bei Babys und Kleinkindern relativ häufig. Ihre Augen reagieren oft sehr empfindlich auf Einflüsse aus der Umwelt oder Fremdkörper gelangen ins Auge, zum Beispiel beim Spielen. Darüber hinaus fassen sich Babys und Kinder oft mit schmutzigen Händen ins Gesicht oder reiben sich die Augen. So übertragen Bakterien und andere Keime sofort auf die Augen. Entsprechend geht eine Bindehautentzündung bei Kindern und Kleinkindern meist auf eine Infektion mit Bakterien oder Viren zurück. Da bei Säuglingen und Kleinkindern das Immunsystem noch nicht ausgereift ist, sind sie besonders anfällig.
Neben Viren und Bakterien kommen folgende Ursachen für die Bindehautentzündung bei Kleinkindern und Babys infrage:
- Fremdkörper, zum Beispiel Sandkastensand, geraten bei Kindern schnell ins Auge und lösen eine Bindehautentzündung aus.
- Manchmal steht die Bindehautentzündung bei Kindern in Zusammenhang mit einer Allergie, zum Beispiel Heuschnupfen (eine Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber Pollen). Mediziner bezeichnen diese Form als allergische Bindehautentzündung.
- Bei Kindern sind die Tränenkanäle noch sehr eng und verstopfen schnell – die Tränenflüssigkeit fließt nicht von den Augen in die Nase ab. Gestaute Tränenflüssigkeit ist ein Eldorado für Bakterien, die eine Entzündung verursachen können.
- Bei manchen Kindern sind die Wimpern fehlgestellt und wachsen nach innen; dann reizen sie die Bindehaut.
Die Symptome der Bindehautentzündung bei Kindern und Babys erstrecken sich nur aufs Auge. Sind andere Krankheiten beteiligt, kommen andere körperliche Beschwerden hinzu. Bei einer Erkältung sind das neben der Bindehautentzündung Fieber, Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten am Hals. Bei den Kinderkrankheiten Masern und Röteln entwickeln sich neben der Bindehautentzündung wiederum Symptome, die für die jeweilige Krankheit typisch sind.
Eine unkomplizierte bakterielle Bindehautentzündung heilt bei ungefähr 60 Prozent der Betroffenen innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab, auch ohne Behandlung. Die Bindehautentzündung bei Kleinkindern dauert ebenfalls nur wenige Tage und klingt dann ab.
Achtung! Suchen Sie mit Ihrem Baby oder Kind immer einen Arzt auf, wenn es Anzeichen einer Bindehautentzündung oder anderen Infektionskrankheit zeigt!
Bindehautentzündung oder Gerstenkorn?
Bindehautentzündung und Gerstenkorn sind nicht das Gleiche. Ein Gerstenkorn kann zwar die Bindehaut reizen, ist aber eine Drüsenentzündung am Ober- oder Unterlid. Das Lid ist geschwollen, gerötet, es schmerzt und ist druckempfindlich. Hat sich eine Drüse außen am Lid entzündet, ist diese als kleiner, gelblich-weißer „Eiterpickel“ zu sehen.
Eine Bindehautentzündung macht sich mit roten, brennenden, juckenden Augen, einem Druckgefühl im Auge und oft auch mit verklebten Augen bemerkbar.
Quellen
- Online Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.infektionsschutz.de; Abruf: 29.07.2024
- Online Informationen Augenärzte informieren: https://augeninfo.de; Abruf: 29.07.2024
- Online Informationen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen: www.kinderaerzte-im-netz.de; Abruf: 07.08.2024
- Online Informationen Universitätsspital Zürich: www.usz.ch; Abruf: 07.08.2024
- Online Informationen Artemis – Augenkliniken und med. Versorgungszentren: www.artemiskliniken.de; Abruf: 21.10.2024
- Online-Informationen Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AKDAE): www.akdae.de; Abruf: 21.10.2024
- Online-Informationen Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. Bindehautentzündung (Konjunktivitis): www.augeninfo.de; Abruf: 21.10.2024
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