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Kann man Leitungswasser bedenkenlos trinken?

Leitungswasser oder Mineralwasser – ist beides gleich gesund? Wie hoch ist die Leitungswasserqualität in Deutschland wirklich? Und wie ist es im Ausland?

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Ein Glas wird an einer Spüle mit Leitungswasser gefüllt

© Nico de Pasquale / Photography / Gettyimages

Leitungswasser ist superpraktisch: Anstatt Wasserkästen schleppen, einfach den Hahn aufdrehen und lostrinken. Auch für die Umwelt tut man etwas Gutes. Bleibt die Frage: Ist Leitungswasser genauso gesund wie Mineralwasser? Wie ist es um die Leitungswasserqualität in Deutschland tatsächlich bestellt? Und kann man Leitungswasser auch auf Reisen konsumieren?

Leitungswasser, Mineralwasser, Tafelwasser – wo liegt der Unterschied?

Zunächst eine kurze Definition: Mineral- und Tafelwasser gibt es in Flaschen und Leitungswasser ist eben leitungsgebunden – so einfach. Das bedeutet auch: „Trinkwasser aus der Leitung unterliegt der Trinkwasserverordnung und fällt unter den Gesundheitsschutz, während Mineral- und Tafelwasser rechtlich als Lebensmittel gelten“, sagt Dr. Thomas Rapp, Fachgebietsleiter für Trinkwasserverteilung des Umweltbundesamtes.

Während Leitungswasser aus Grund- oder Oberflächenwasser gewonnen wird, muss natürliches Mineralwasser aus Tiefenwasser stammen, das heißt aus unterirdischen Quellen. Beim Tafelwasser dürfen zusätzliche Mineralstoffe beigemischt werden. Am Ende sind die Qualitätsanforderungen aber sehr ähnlich. „Lediglich die Überwachung ist unterschiedlich geregelt“, so Trinkwasserexperte Rapp. Denn Leitungswasser ist nicht nur Lebensmittel, sondern wird auch zum Duschen oder Wäschewachen verwendet.

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Kann man Leitungswasser in Deutschland trinken?

Auch wenn man an Duschwasser sicherlich geringere Ansprüche stellt als an das Wasser, von dem man täglich 1,5 Liter trinkt, gilt: „Das Leitungswasser, das in Deutschland von den Wasserversorgern geliefert wird, kann man bedenkenlos konsumieren“, sagt Rapp, „wenn man auf ein paar Kleinigkeiten achtet.“

Grundsätzlich gilt: Unser Leitungswasser wird streng überwacht. Grundlage dafür ist die EU-Trinkwasserrichtlinie. Sie schreibt bestimmte Qualitätsstandards und regelmäßige Prüfungen vor.

99 Prozent der Messwerte in deutschem Trinkwasser genügen den Güteanforderungen der Trinkwasserverordnung oder übertreffen diese sogar.

Quelle: Umweltbundesamt, Broschüre: "Rund um das Trinkwasser"

Trinkwasser muss vor allem frei von Krankheitserregern sein. Darüber hinaus gibt es Grenzwerte für bestimmte Substanzen, die schädlich sind, zum Beispiel Blei, Chrom oder Pestizide. Die Konzentrationen im Leitungswasser müssen so niedrig sein, dass sie der Gesundheit auch bei lebenslangem Konsum keinesfalls schaden. „Je weniger über eine Substanz bekannt ist, desto strenger ist auch erstmal der Wert, um auf Nummer sicher zu gehen“, erklärt Rapp. Eine dritte Anforderung zahlt auf den Genuss ein: Trinkwasser darf keinen unangenehmen Bei- oder Nachgeschmack haben.

Leitungswasser gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland.

Dr. Thomas Rapp

Fachgebietsleiter für Trinkwasserverteilung des Umweltbundesamtes

In seltenen Fällen kommt es zu Problemen mit der Wasserqualität. Und die entstehen in aller Regel in den hauseigenen Leitungen. Mit ein paar einfachen Regeln kann aber nichts schiefgehen.

1. Stagnationswasser ablaufen lassen

Steht Wasser zu lange in den Leitungen, wird es muckelig warm und Mikroorganismen vermehren sich. Das kann gesundheitliche Risiken bergen. „Wir empfehlen, das Wasser kurz ablaufen zu lassen, wenn es mehr als vier Stunden nicht genutzt wurde“, sagt Rapp. Bei Kaltwasser können Sie eine Fingerprobe durchführen. Ist das Stagnationswasser durchgelaufen, kommt deutlich kühleres Wasser nach. Tipp: Das Stagnationswasser zum Blumengießen nutzen.

2. Temperaturen prüfen – Achtung, Legionellen!

Legionellen sind Bakterien, die natürlicherweise in feuchten Biotopen und Gewässern vorkommen. Bei bestimmten Temperaturen können sie sich in Wasserleitungen vermehren und beispielsweise beim Duschen über kleine Wassertröpfchen in die Lunge gelangen. Das Gefährliche: Legionellen lösen beim Menschen Lungenentzündungen aus, man spricht dann auch von der sogenannten Legionärskrankheit.

„Zwischen 25 und 50 Grad wachsen Legionellen am besten“, erklärt Rapp. Deshalb sollte die Reglertemperatur am Leitungswassererwärmer auf mindestens 60 Grad eingestellt sein. Bei Temperaturen über 55 Grad bilden sich keine erhöhten Legionellen-Konzentrationen. Achten Sie außerdem darauf, dass das Kaltwasser im Sommer nicht zu warm wird. In der Regel entsteht kein Problem, wenn die Kaltwasserleitungen wärmeisoliert sind und regelmäßig genutzt werden. In größeren Mietshäusern und gewerblichen Gebäuden muss das geprüft werden. „Vermieter sind verpflichtet, Auskunft zu geben, ob die Untersuchung durchgeführt wurde und wie das Ergebnis ausfiel“, so Rapp. Wer das Wasser mit einem Boiler oder Durchlauferhitzer in der Wohnung erwärmt, ist selbst verantwortlich.

3. Bleirohre in alten Häusern checken

Im Grunde sollten in Deutschland längst keine Bleirohre mehr für Trinkwasserleitungen verbaut sein – durch eine Grenzwertänderung von 2013. „Fakt ist aber, in manchen alten Häusern, die bis Anfang der 70er Jahre gebaut wurden, gibt es immer noch welche – insbesondere in Nord- und Ostdeutschland“, sagt Rapp.

Blei im Trinkwasser ist besonders für Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder bedenklich, weil es die Intelligenzentwicklung verzögern kann. Sie sollten kein Leitungswasser konsumieren, wenn es aus Bleirohren kommt.

Mit ein paar Tricks können Sie Bleirohre erkennen: Sie lassen sich einfach einritzen und sind meist nicht gerade verlegt. Bevor das Eckventil angesetzt ist, kommen sie oft ein Stück aus der Wand heraus. Im Zweifel beim Vermieter nachfragen.

Wie bedenklich ist Chlor im Trinkwasser?

Gechlortes Trinkwasser ist in manchen europäischen Ländern Usus, etwa in Kroatien oder Italien. Auch in Deutschland kommt es ab und zu vor, dass Gemeinden das Trinkwasser vorübergehend oder dauerhaft mit Chlor versetzen. Aber ist Chlor im Trinkwasser auch gesundheitlich unproblematisch?

„Chlor ist ein zugelassenes Desinfektionsmittel für Trinkwasser“, erklärt Rapp. Es tötet Mikroorganismen und damit potenzielle Krankheitserreger ab. Für die Desinfektionsnebenprodukte, die durch Chlor entstehen – und die übrigens auch den Geruch nach Chlor verursachen – gibt es Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung. „Werden sie eingehalten, ist Chlor nicht gesundheitsgefährdend“, sagt Rapp.

Wie lange kann man abgefülltes Leitungswasser trinken?

Mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag sollte jeder trinken, so der grobe Richtwert. Um das zu schaffen, kann eine Flasche mit abgefülltem Leitungswasser hilfreich sein, die man stets griffbereit hat. Theoretisch ist dieses Wasser lange haltbar, sofern nichts von außen hineingelangt. In der Praxis sieht das allerdings anders aus. Wer aus der Flasche trinkt, bringt Nahrungsreste und Speichel hinein. In eine offene Karaffe fallen Partikel aus der Luft. Und selbst in geschlossenen Behältnissen, aus denen man nur ausgießt, können Substanzen aus der Flasche in das Wasser gelangen. „Gerade bei Gummidichtungen merkt man manchmal bereits nach einem halben Tag, dass das Wasser einen gewissen Geruch annimmt“, sagt Trinkwasserspezialist Rapp.

Deshalb gilt: auf den eigenen Geruchs- und Geschmackssinn verlassen. Wenn es komisch schmeckt oder riecht, das Wasser lieber wechseln. Und wenn Substanzen von außen hineingelangen können, was meistens der Fall ist, das Wasser nur etwa einen Tag stehen lassen und am nächsten Tag ein frisches abfüllen.

16,4 Milliarden Einwegplastikflaschen fallen deutschlandweit jährlich an. Das entspricht 430.000 Tonnen Abfall! Leitungswasser hilft diesen Abfall zu reduzieren.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Stecken im Mineralwasser mehr Mineralien als im Leitungswasser?

„Paradoxerweise beschweren sich Menschen oft, das Leitungswasser sei zu hart. Aber sie kaufen Mineralwasser, um mehr Mineralien über das Trinken aufzunehmen“, sagt Rapp. „Dabei bedeutet hartes Waser nichts anderes, als dass viele Mineralien enthalten sind.“ Grundsätzlich gibt es bei Mineralwässern große Unterschiede bezüglich des Mineralstoffgehalts und das ist ebenso bei Leitungswasser der Fall. Ein Mineralwasser zu kaufen, ist also noch lange keine Garantie für mehr Mineralien beim Trinken. Wichtig dabei zu wissen: Die Mineralien, die man mit dem Wasser aufnimmt, spielen so oder so eine untergeordnete Rolle. Denn der Großteil wichtiger Mineralstoffe gelangt über die Nahrung in den Körper.

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Wasser mit oder ohne Kohlensäure – was ist gesünder?

Die einen lieben das sprudelige Gefühl beim Trinken von Wasser mit Kohlensäure, die anderen schwören auf stilles Wasser. „Das ist reine Geschmackssache“, sagt Rapp. Gesundheitlich mache es keinerlei Unterschied. Ist Kohlensäure im Wasser enthalten, wurde unter Druck CO2-Gas zugesetzt – auch Leitungswasser lässt sich zu Hause mit einer Gaskartusche aufsprudeln. Kohlenstoffdioxid ist Bestandteil der Luft und kann deshalb auch natürlicherweise ins Leitungs- oder Mineralwasser gelangen, etwa durch mikrobielle oder vulkanische Aktivität im Untergrund.

In anderen Ländern: Wo kann man Leitungswasser trinken?

Je nach Land, lohnt es sich im Urlaub oder bei sonstigen Auslandsaufenthalten durchaus aufzupassen, welches Wasser man trinkt. 80 Prozent aller Reiseerkrankungen gehen auf verunreinigtes Trinkwasser zurück. Die Gründe, warum das Wasser schwer verträglich ist, sind vielfältig. Verunreinigungen mit menschlichen oder tierischen Fäkalien, Pestizide aus der Landwirtschaft, Abwässer aus der Industrie oder andere chemische Substanzen verbleiben im Wasser, wenn es nicht ausreichend aufbereitet wird. Aber auch lange Standzeiten in Brunnen, Zisternen, Hochbehältern oder kontaminierte Hausleitungen können ein Problem sein.

„In der EU gilt überall die gleiche Trinkwasserrichtlinie“, sagt Rapp. „Vorsicht kann trotzdem manchmal in kleinen Siedlungen geboten sein, wo Wasser lokal aufbereitet wird.“

Die beste Wasserqualität gibt es in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Norwegen und Frankreich. Leitungswasser kann man auch in Australien, Japan und Kanada trinken. In vielen Ländern ist aber Vorsicht geboten. Auskunft zur Wasserqualität in einzelnen Ländern finden Sie auf der Website des Auswärtigen Amtes oder des Centers for Disease Control and Prevention (CDC). 

Wenn das Wasser sichtbare Partikel enthält oder sogar trüb ist, moderig oder nach faulen Eiern riecht, sollte man es keinesfalls trinken. Das reicht allerdings als alleiniges Kriterium nicht aus. Schwermetalle sind beispielsweise völlig unauffällig und trotzdem gesundheitsschädlich.

Abkochen für mindestens drei Minuten tötet Bakterien ab. Auch das Filtern durch einen Kaffeefilter oder ein Tuch macht das Wasser sauberer, aber Chemikalien wie Pestizide oder Schwermetalle lassen sich so nicht entfernen. Im Zweifel im Ausland also lieber auf Trinkwasser in Flaschen zurückgreifen.

Quellen
  • Online-Informationen Bundesinstitut für Risikobewertung: www.bfr.bund.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: www.bvl.bund.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Bundesministerium für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Umweltbundesamt. Wie Sie Bleileitungen erkennen und welche Rechte Sie haben: www.umweltbundesamt.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Umweltbundesamt. Trinkwasser aus der Leitung: nachhaltig, gesund, günstig: www.umweltbundesamt.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Bundesgesundheitsministerium: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Auswärtiges Amt: www.auswaertiges-amt.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen United Nations Children’s Fund (UNICEF) and World Health Organization: www.unicef.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Yale Center for Environmental Law & Policy, Center for International Earth Science Information Network Earth Institute, Columbia University: https://epi.yale.edu; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Centers for Disease Control and Prevention. Water Disinfection with Chlorine and Chloramine: www.cdc.gov; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Centers for Disease Control and Prevention. Making Water Safe in an Emergency: www.cdc.gov; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale.de; Abruf: 17.01.2025
  • Online-Informationen Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG): www.infektionsschutz.de; Abruf: 20.03.2025
  • Pressemeldung Umweltbundesamt: Neue Trinkwasserverordnung sichert hohe Qualität unseres Trinkwassers; 23.06.2023
  • Pressemeldung Bundeszentrum für Ernährung: Trinkwasser kommt in Topqualität direkt aus dem Hahn; 05.07.2023
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