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Selbstdiagnose Glutenunverträglichkeit

Die Intoleranz auf das Klebereiweiß Gluten ist eine ernsthafte Erkrankung. Heute verzichten auch viele gesunde Menschen – freiwillig. Warum das gesundheitlich keinen Sinn macht, zeigt eine Studie

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Veröffentlicht: 2018-04-24T15:57:11+02:00

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© Shutterstock/ Fascinadora

Durchfall, Bauchschmerzen, andauernde Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen – das sind die typischen Symptome einer Zöliakie, der Intoleranz gegen das Klebereiweiß Gluten in Getreide. Die Krankheit ist selten. Nur einer unter 100 bis 200 Deutschen leidet an dieser Immunerkrankung. Trotzdem greifen etwa neun Prozent der Kunden zu glutenfreien Produkten im Supermarkt, wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen vor wenigen Jahren zeigte. Ein häufiger Grund dafür ist, dass einige sich selbst eine „Gluten-Unverträglichkeit“ diagnostizieren, obwohl ihr Arzt zumindest keine Zöliakie feststellen kann.

Forscher aus Norwegen haben sich kürzlich im Rahmen einer Studie dieser Menschen angenommen. An mehreren Tagen bekamen die Versuchsteilnehmer jeweils zwei Muffins zu essen – einen mit Gluten, den anderen ohne. Weder Forscher noch Teilnehmer wussten, welches Gebäck Gluten enthielt. Obwohl die Probanden zuvor bereits mehrere Wochen auf das Klebereiweiß verzichtet hatten, um ihre Verdauungsprobleme in den Griff zu bekommen, konnten sie in der Studie den glutenhaltigen Muffin nicht erkennen. Tatsächlich verspürten die meisten mehr Reizdarm-typische Symptome, nachdem sie die Variante ohne Gluten gegessen hatten.

Für Gesunde ist Gluten auf keinen Fall gesundheitsschädlich, wie auf manchen Internet-Seiten behauptet wird. Auch gibt es keine Belege dafür, dass eine glutenfreie Diät für Gesunde positive Effekte hat. Die Maßnahme ist nicht nur teuer, sondern sogar überflüssig: US-Forscher kamen nach einer Studie zu dem Schluss, dass ein Glutenverzicht für die Herzgesundheit negativ sein kann.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt vor einem übereifrigen Glutenverzicht: Die Veränderungen der Energie- und Nährstoffzufuhr durch Weglassen des Klebereiweißes und Ausweichen auf andere Lebensmittel seien nicht immer zugunsten des Verbrauchers, heißt es in einer Pressemitteilung. Wer langfristig keine Getreidearten wie Dinkel, Grünkern, Roggen oder Hafer verzehrt, nimmt möglicherweise zu wenig Ballaststoffe, B-Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen oder Zink zu sich. Einige glutenfreie Lebensmittel hätten zudem einen vergleichsweise höheren Fettgehalt.

Was ist Zöliakie?

Die Zöliakie ist eine Immunerkrankung. Das körpereigene Abwehrsystem betrachtet das Eiweiß Gluten, natürlicher Bestandteil der meisten Getreidesorten, als fremd und löst eine Abwehrreaktion in der Darmschleimhaut aus. Infolge dieser Entzündung bilden sich die Darmzotten zurück, worunter die Nährstoffversorgung des Körpers leidet. Dies betrifft vor allem Eisen, Zink, Folsäure, Calcium und Vitamin D. Zu den klassischen Symptomen zählen Durchfall, Bauchschmerzen, andauernde Müdigkeit sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Mittels eines Antikörpertests kann der Arzt die Krankheit diagnostizieren. Bei positivem Befund erfolgt zusätzlich eine Biopsie der Darmschleimhaut. Die Glutenintoleranz ist erblich bedingt, aber selten.

Die einzige Gegenmaßnahme ist eine Umstellung der Ernährung, d. h. ein Verzicht auf Getreide. Weil mittlerweile eine Vielzahl an Produkten zur Verfügung steht, ist eine Umstellung heute kein Drama mehr. Glutenfreie Produkte sind an der durchgestrichenen Ähre auf der Verpackung zu erkennen. Zudem gibt es mit Buchweizen, Hirse, Mais, Amaranth und Quinoa glutenfreie Alternativen.

Die sogenannte Glutensensitivität (GS) oder auch nicht-zöliakische Glutensensitivität ist bisher nicht als eigenes Krankheitsbild anerkannt und wird derzeit von Fachleuten kontrovers diskutiert. GS ist keine schwerwiegende Autoimmunerkrankung wie Zöliakie, auch die Darmschleimhaut verändert sich bei GS-Betroffenen nicht. Die Symptome sind unspezifisch, Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen können auftreten. Eine Selbstdiagnose ist nicht ratsam, bei entsprechendem Verdacht sollten Sie Ihre Beschwerden mit einem Arzt abklären.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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