Meistens merkt man es erst an einem grauen Novembertag, wenn die Sonne den ganzen Tag nicht hinter den Wolken hervorschaut: Wir sind antriebslos und müde. Das Licht fehlt uns. Licht ist ein sogenannter abiotischer Faktor, der sich auf verschiedene Arten bemerkbar macht – nicht nur die Psyche lässt sich von Licht(-mangel) beeinflussen, auch der Körper reagiert nachweisbar. Zwar nicht so unmittelbar wie beispielsweise auf Nahrungs- oder Sauerstoffentzug, aber dennoch kann langer Lichtentzug krank machen.
Die Rachitis ist Folge eines solchen Lichtmangels. Die Krankheit tritt bei Kindern auf und führt zu einer Demineralisation der Knochen. Das heißt, die Knochen sind in ihrem Auf- und Umbau gestört, was zu Schmerzen führt und im schlimmsten Fall sogar zu Skelettverformungen. Bei Erwachsenen kann es ebenfalls zu solch einem Krankheitsbild kommen, es nennt sich dann jedoch Osteomalazie. Hauptursache für beide Erkrankungen ist ein Mangel an Vitamin D – dem Vitamin, das durch Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet wird. Gefährdet sind beispielsweise ältere Menschen, die sich nicht mehr oft im Freien aufhalten.
Lichtmangel in Herbst und Winter
Nicht nur Vitamin D entsteht als Folge von Sonnenstrahlung. Auch die Produktion verschiedener Hormone ist lichtabhängig. Werden die Tage im Herbst kürzer, bildet der Körper mehr Melatonin. Denn die Melatonin-Produktion ist an die Lichtmenge gekoppelt, die ins Auge fällt: Viel Tageslicht ergibt weniger Melatonin, Dämmerung und Dunkelheit mehr. Das sogenannte Schlafhormon beeinflusst auf diese Weise den Schlaf-Wach-Rhythmus und signalisiert dem Körper abends, dass es nun Zeit zum Ruhen ist und etwa Energieverbrauch und Blutdruck gesenkt werden müssen.
Der Lichtmangel wirkt sich auf ein weiteres Hormon aus: Die Produktion von Serotonin, auch bekannt als das Glückshormon, sinkt. In der Folge fühlen wir uns müde, niedergeschlagen und antriebslos. Das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren führt dazu, dass in der dunklen Jahreszeit viele Menschen einen Herbst- oder Winter-Blues verspüren; manche entwickeln sogar eine sogenannte saisonal abhängige Depression.
Blaues Smartphone-Licht
Neben der Menge hat auch die Farbe des Lichts einen Einfluss auf Körper und Geist. Seitdem Smartphones und Tablets häufig bis spät abends in den Händen ihrer Nutzer sind, steht vor allem blaues Licht in der Diskussion. Die Displays der mobilen Geräte haben einen hohen Blauanteil, um ein helles, farbstarkes Bild erzeugen zu können. Das blaue Licht wirkt allerdings negativ auf den Körper. Es stört den Tag-Nacht-Rhythmus und erzeugt Probleme beim Ein- und Durchschlafen.
Wen das noch nicht überzeugt hat, das Handy nicht mit ins Bett zu nehmen, für den folgt noch ein Grund: In einer Studie haben Forscher der University of Toledo, Ohio, Hinweise darauf gefunden, dass das blaue Licht sogar bleibende Schäden im Auge verursachen kann. Es soll einen Prozess in der Netzhaut anstoßen, der langfristig in einer Makuladegeneration endet – eine nicht heilbare Augenkrankheit, die zur Erblindung führt. „Einige Handyhersteller fügen ihren Displays einen Blaulicht-Filter hinzu und ich denke, das ist eine gute Idee“, sagte John Payton, einer der beteiligten Forscher, gegenüber der Universität. Ein Tipp um die Augen zu schützen: Vermeiden Sie die Nutzung von Smartphones und Tablets im Dunkeln.