Viele Menschen sehen in Antibiotika ein Allheilmittel – selbst wenn es sich nur um einen leichten Schnupfen oder einen kratzenden Hals handelt. Bronchitis, Grippe und Erkältung gehören laut einer Erhebung der europäischen Kommission zu den häufigsten Gründen, warum Deutsche ein Antibiotikum einnehmen. Dabei können die Medikamente oft gar nichts gegen die Krankheiten ausrichten: Haben Erkältungs- oder Grippeviren einen Infekt ausgelöst, sind Antibiotika machtlos. Denn die Mittel töten ausschließlich Bakterien ab.
Im Falle eines Virusinfekts bleibt den Betroffenen meist nur, ihre Symptome zu bekämpfen. Bei Schnupfen helfen etwa Nasensprays, bei Fieber und Gliederschmerzen fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel wie zum Beispiel Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Wann solche Medikamente am besten eingesetzt werden, darüber geben Ärzte und Apotheker Auskunft.
Wieso kommen Antibiotika trotzdem manchmal bei Erkältungen zum Einsatz?
Das Stichwort lautet in dem Fall: Zweitinfektion. Ist der Körper durch einen Virus geschwächt, dringen Bakterien leichter ein, die beispielsweise zusätzlich eine Halsentzündung verursachen. Diese könnte dann mit einem Antibiotikum bekämpft werden. Experten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen empfehlen aber, immer die Vor- und Nachteile der Behandlung gut abzuwägen. Denn die Medikamente lösen häufig Nebenwirkungen aus, vor allem Durchfall, Übelkeit und andere Magen-Darm-Beschwerden.
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Warum überhaupt vorsichtig sein im Umgang mit Antibiotika?
Bei Lungenentzündungen oder Wundinfektionen können Antibiotika lebensrettend sein. Oft werden die Medikamente jedoch zu sorglos oder großzügig verabreicht: Experten der kassenärztlichen Bundesvereinigung schätzen, dass in Deutschland rund 30 Prozent der Antibiotika unnötigerweise verschrieben werden.
Bekommt ein Mensch oder ein Tier ein Antibiotikum, werden die meisten Erreger im Körper getötet, die resistenten aber bleiben übrig – und können sich vermehren. Je öfter das Mittel nun in der Bakterienwelt wütet, desto häufiger haben die resistenten Keime eine Chance auf ungestörte Vermehrung. Die langfristige Folge: Antibiotika-Resistenzen nehmen weltweit zu. Sie führen dazu, dass bisher leicht behandelbare Infektionen nur noch schwer oder überhaupt nicht mehr therapiert werden können.
Die Weltgesundheits-Behörde WHO hat deshalb 2015 einen Globalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen verabschiedet, auch in Deutschland werden entsprechende Maßnahmen umgesetzt.