Die Herbstwelle ist da – und die Corona-Zahlen in Deutschland steigen deutlich an. Damit beginnt für viele auch wieder ein gewohntes Prozedere: der tägliche Corona-Schnelltest. Gelegentlich ist der jedoch positiv, obwohl keine Infektion vorliegt. Um ein positives Ergebnis abzusichern und entsprechend zu handeln, wird daher meist ein PCR-Test veranlasst. Doch bis das Ergebnis der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction, PCR) da ist, vergehen nicht selten viele Stunden oder Tage. Für mehr Gewissheit muss man jedoch nicht zwingend das PCR-Ergebnis abwarten. Ein zweiter Selbsttest ist ähnlich effektiv und eben deutlich schneller. Das fand eine im Fachblatt Jama Open Network veröffentlichte Studie heraus.
Daten von 179.000 Antigen-Tests ausgewertet
Für die Untersuchung werteten die Forschenden zwischen November 2020 und Oktober 2021 die Daten von 179.127 SARS-CoV-2-Antigen-Tests aus – allesamt von Angestellten eines Dienstleistungsunternehmens in New York. Die Teilnehmenden waren im Mittel 36 Jahre alt. 58 Prozent gaben ihr Geschlecht als männlich an, 36 Prozent als weiblich und bei sechs Prozent gab es keine Angabe. Die Probanden hatten zum Zeitpunkt des Tests keine Krankheitszeichen. Die Schnelltests wurden per Nasenabstrich von einem geschulten Personal durchgeführt. Bei einem positiven Ergebnis wurde ein PCR-Test gemacht sowie ein zweiter Schnelltest angeboten.
62 Prozent der positiven Schnelltests lagen falsch
Insgesamt fielen 623 erste Antigen-Tests positiv aus (0,35 Prozent). 569 testeten freiwillig nochmal. Aber mehr als die Hälfte (62 Prozent) erhielt nun ein negatives Ergebnis. Das bestätigte sich bei fast allen (95 Prozent) auch in der PCR, die dann ebenfalls kein Virus feststellen konnte. Bei 224 Probanden war auch der zweite Schnelltest positiv – was bei 207 Personen mittels PCR bestätigt wurde. Durch den zweiten – positiven – Schnelltest erhöhte sich die Genauigkeit also von 38 auf 92 Prozent.
Zweiter Schnelltest erhöht Genauigkeit auf 94 Prozent
Die Gesamtgenauigkeit zweier Schnelltests erreichte den Forschenden zufolge insgesamt einen Wert von 94 Prozent – was ziemlich nahe am PCR-Ergebnis liegt, der in der Studie als Goldstandard mit 100 Prozent Genauigkeit als Vergleichswert angegeben wurde. „Ein zweiter Schnelltest kann für eine genauere Diagnose einer COVID-19-Infektion und für eine gezielte Intervention nützlich sein“, fasst Studienautor Bradley Conner vom biomedizinischen Forschungszentrum Cornell University (New York, USA) die Ergebnisse zusammen.
Die Studie hat jedoch eine Einschränkung: Die Teilnehmer waren symptomfrei. Nach einer im Juli 2022 von der Cochrane Library veröffentlichten Analyse von 155 Studien sind SARS-CoV-2-Antigen-Tests hier ohnehin anfällig für falsch-positive Ergebnisse. Zum Vergleich: Mit Symptomen haben im Schnitt elf Prozent ein falsch-positives Ergebnis. Ohne Symptome sind es 48 Prozent.
Weil die Frage auf der Hand liegt: Die Wahrscheinlichkeit ein falsch-negatives Ergebnis bei einem Schnelltest zu haben, ist dagegen sehr gering – mit Symptomen (1,0 Prozent) und ohne Symptome (0,2 Prozent).
Um all das und die Mathematik dahinter einfach zu übersetzen: Ist ein erster Schnelltest positiv, bringt ein zweiter Test mehr Gewissheit (weil falsch-positive Ergebnisse recht häufig sind). Ist der ebenfalls positiv, wird das sehr wahrscheinlich auch in einem PCR-Test bestätigt. Ist der zweite Test negativ, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch tatsächlich negativ zu sein (weil falsch-negative Ergebnisse recht selten sind).
Quellen
- Connor et al.; Comparative Effectiveness of Single vs Repeated Rapid SARS-CoV-2 Antigen Testing Among Asymptomatic Individuals in a Workplace Setting; JAMA Open Network; 2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.3073
- Dinnes et al.: Rapid, point‐of‐care antigen tests for diagnosis of SARS‐CoV‐2 infection; Cochrane Database of Systematic Reviews; 2022; DOI: 10.1002/14651858.CD013705.pub3