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Übermäßiges Schwitzen: Was Sie dagegen tun können

Schwitzen ist lebenswichtig. Bei Hitze, Fieber oder Anstrengung entsteht ein wässriges Sekret, das auf der Haut verdunstet. So kühlt der Körper ab. Doch was ist, wenn der Schweiß unabhängig von Situation und Temperatur in Strömen läuft? Dermatologe Syrus Karsai erklärt im Interview, wann Betroffene einen Arzt aufsuchen sollten und welche Hausmittel helfen.

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Eine Frau bekommt eine Infektion in die Achselhöhle

© Shutterstock

Syrus Karsai - Dermatologe

© privat

Syrus Karsai arbeitet seit 2017 als Facharzt am Dermatologikum, einer Hamburger Praxis und Tagesklinik, die für Kompetenz in der Behandlung dermatologischer, allergologischer und vaskulärer Erkrankungen sowie dermatologischer Labormedizin steht.

 

Karsais Schwerpunkte sind unter anderem allgemeine klinische Dermatologie, Dermatochirurgie und Lasermedizin. Er studierte Humanmedizin an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und der Harvard Medical School in Boston, USA.

 

Wieviel Schwitzen ist normal?
Schwitzen ist ein biologischer Vorgang, der sehr wichtig ist. Denn darüber kann der Körper, zum Beispiel beim Sport, die Temperatur selbst regulieren. Das funktioniert wie eine eingebaute Klimaanlage: Der Schweiß bildet einen Film auf der Haut und verdunstet. Durch die entstandene Kälte kühlt er ab. Von diesem natürlichen Prozess muss man die Hyperhidrose unterscheiden. Mediziner sprechen davon, wenn Betroffene mehr schwitzen, als es für die Abkühlung nötig ist. Dieses übermäßige Schwitzen sollte grundsätzlich vom Hausarzt abgeklärt werden.

Welche Ursachen können für krankhaftes Schwitzen verantwortlich sein?Zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Zuckerkrankheit (Diabetes), chronische Infekte oder Medikamente. Wird das Problem erkannt und behandelt, lässt auch das übermäßige Schwitzen wieder nach. Was wir als Dermatologen behandeln, ist ein „kosmetisches“ Schwitzen, das genetisch bedingt ist. Es handelt sich hierbei um eine Fehlregulation der Schweißdrüsenaktivität. Die starke Schweißproduktion tritt meist nur lokalisiert auf, zum Beispiel an den Händen, Füßen oder Achseln.

Das übermäßige Schwitzen (Hyperhidrose) kommt in zwei Varianten vor:

  • Pathologisches Schwitzen: Hier ist eine Grunderkrankung (etwa eine Schilddrüsenüberfunktion) die Ursache. Diese muss ärztlich behandelt werden.
  • Kosmetisches Schwitzen: Ist genetisch bedingt und aus medizinischer Sicht harmlos. Dennoch ist es für viele Betroffene sehr belastend und sie wünschen sich eine Behandlung. Die kann ein Dermatologe vornehmen.

Macht eine Therapie nur bei Menschen Sinn, die aus medizinischer Sicht übermäßig schwitzen?
Nicht jeder, der gesund ist und viel schwitzt, muss vom Arzt behandelt werden. Aber, was den einen stört, kann für den anderen völlig belanglos sein. Menschen, die ohne medizinischen Grund vermehrt schwitzen, können sich beim Dermatologen behandeln lassen. Dieses „kosmetische“ Schwitzen ist zwar harmlos, kann aber für die Betroffenen sehr belastend sein.

Das Problem ist, dass sie schon bei geringster körperlicher Aktivität verschwitzt sind, etwa schon morgens nach dem Duschen. Zudem leiden sie auch unter unangenehmem Körpergeruch, großen Schweißflecken unter den Armen und pitschnassen Händen oder Füßen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn sie sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurückziehen.

Welche Therapiemöglichkeiten kommen ohne Operation aus?
Bei übermäßigem Schwitzen stehen uns eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die wir Mediziner in der Regel stufenweise einsetzen. Eine der Therapien, die am häufigsten zum Einsatz kommen, sind Aluminiumchlorid- oder Aluminiumlaktathaltige Lösungen, die die Betroffenen abends selbst auftragen. Dann sind die Poren relativ trocken und die Lösung wird nicht gleich wieder aus den Schweißdrüsenausführungsgängen „herausgewaschen“. Dort bildet das Aluminium mit den Eiweißstoffen kleine Klumpen und der Schweiß kann nicht mehr an die Oberfläche austreten. Anfangs müssen die Patienten die Lösung einige Nächte in Folge auftragen. Später nur noch bei Bedarf. 

Eine zweite Möglichkeit ist das Botulinumtoxin. Das kennen die meisten als Botox zur Behandlung von Falten. Aber auch bei der Hyperhidrose wirkt es sehr effektiv. Es muss in die betroffenen Hautareale gespritzt werden. Dort hemmt es die Signale von den Nerven auf die Schweißdrüsen. Die Wirkung hält ungefähr sechs Monate an.

Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Leitungswasser Iontophorese: Über kleine Wasserbäder für Hände oder Füße wird ein ganz schwacher Gleichstrom durch die Haut geleitet, der die Schweißdrüsenaktivität hemmt. Diese Therapie muss regelmäßig wiederholt werden, um den Anti-Schwitz-Effekt aufrechtzuerhalten.

Gibt es auch operative Methoden, die Sie bei vermehrtem Schwitzen empfehlen?Ja, wobei wir diese wirklich nur als letztes Mittel einsetzen, wenn alle anderen Therapieoptionen ausgereizt wurden. Als operative Methode kommt zum Beispiel die Schweißdrüsenkürettage zum Einsatz. Dabei macht der Chirurg im Bereich der Achselhöhlen kleine Einschnitte, durch die er eine Saugkanüle einführt, ähnlich wie bei einer Fettabsaugung. Über die Kanüle werden die Schweißdrüsen abgesaugt.

Ein noch invasiveres Verfahren ist die Sympathektomie. Dabei schalten speziell ausgebildete Chirurgen den Teil des vegetativen Nervensystems aus, der insbesondere für die Schweißdrüsenaktivität an den Händen und Füßen verantwortlich ist.

Aber je invasiver die Verfahren sind, desto häufiger können auch Komplikationen vorkommen. Bei der Sympathektomie kann ein Ausgleichsschwitzen an anderen Körperstellen auftreten.  Werden beim Eingriff spezielle Nervenfasern verletzt, kann es zu einem hängendem Oberlid kommen. Auch schwerwiegendere Komplikationen sind möglich. Dieser Eingriff muss deshalb in spezialisierten Fachkliniken durchgeführt werden und ist nur besonders schweren Fällen von Hyperhidrose vorbehalten.

Transthorakale Sympathektomie:

Bei diesem Eingriff durchtrennen Chirurgen die für das Schwitzen verantwortlichen Nervenfasern.

Wie behandelt man krankhaftes Schwitzen?

Behandlung von krankhaftem Schwitzen: Welche operativen Methoden gibt es?

Wie können Betroffene selbst durch Kleidung und frei verkäufliche Produkte wie Deos Schweiß und unangenehme Gerüche eindämmen?
Es macht Sinn, Deos und Antitranspirantien zu kombinieren. Deos übertünchen den unangenehmen Geruch, sie hemmen aber nicht die Schweißbildung. Antitranspirantien hingehen dämmen das Schwitzen selbst ein. Beide sind in der Drogerie erhältlich. Allerdings spielt bei den Antitranspirantien die Konzentration des Aluminiumchlorids eine entscheidende Rolle. Produkte mit einer ausreichenden Wirkstoffkonzentration müssen in der Regel vom Arzt verordnet und in der Apotheke angefertigt werden.

Auch Salbei kann viel bewirken, denn er enthält ätherische Öle, die austrocknend wirken und die geruchsbildenden Bakterien abtöten. Helfen können zum Beispiel Salbeiextrakte in Form von Dragees, Tinkturen oder Tee.

Kleidung ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Achten Sie darauf, dass Sie keine zu enganliegende Kleidung tragen. Am besten sollte sie aus Baumwolle sein, denn die ist atmungsaktiv. Zudem können sogenannte Achselpads sinnvoll sein. Das sind Einlagen, die Sie in Hemden oder Oberteile legen können und die nichts anderes machen, als den Schweiß aufzusaugen und damit indirekt auch den Geruch eindämmen.

Kann man aluminiumhaltige Deos bedenkenlos verwenden?In den letzten Jahren wurde immer wieder darüber diskutiert, weil es im Zusammenhang mit bestimmten Erkrankungen stehen soll. Allen voran Brustkrebs bei Frauen und Demenz vom Alzheimer-Typ.

Wir wissen, dass Aluminium eines der häufigsten Erdkrustenmetalle ist und dass wir es täglich ohne gesundheitliche Risiken zu uns nehmen. Zum Beispiel über die Nahrung, etwa in Form von Obst, Getreide, Kakao oder Wasser. Es ist allerdings auch erwiesen, dass es gesundheitsschädlich sein kann, wenn wir über eine lange Zeit zu viel Aluminium aufnehmen.

Laut wissenschaftlichem Ausschuss für Verbraucherschutz der EU, ist die Menge, die in Antitranspirantien enthalten ist, aus gesundheitlicher Sicht vernachlässigbar. Somit ist ihr zielgerichteter Einsatz sicher, zumindest bis zu einer Konzentration von zehn bis elf Prozent. Grundsätzlich sollte immer so wenig Antitranspirant wie möglich aufgetragen werden, denn die Menge macht das Gift. Es ist beispielweise nicht notwendig, die Lösung im Bereich der gesamten Achselhöhle zu verteilen, sondern lediglich zentral. Dort ist das Schwitzen am stärksten. Auch sollte das Antitranspirant nicht auf frisch rasierter Haut aufgetragen werden, um über die verletzte Haut eine unnötige Aufnahme in den Körper zu vermeiden.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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Dr. Andrea Bannert

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