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Siegel fürs Ehrenamt

Tinnitus-Beratung über Social Media, Hilfe für Eltern herzkranker Kinder oder unentgeltliche OPs für Terroropfer - die Stiftung Gesundheit zeichnet Ärzte aus, die sich ehrenamtlich engagieren.

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Inhaltsverzeichnis
Zwei Hände schütteln einander. Eine ist von einer jungen Ärztin, die andere von einem älteren Mann.

© All mauritius images

Freiwillige Feuerwehr, Sport- oder Musikverein: In Deutschland engagieren sich 31 Millionen Menschen ehrenamtlich, laut Freiwilligensurvey der Bundesregierung. Auch Ärzte setzen sich oft unentgeltlich für andere ein – trotz Überstunden, Bereitschaftsdienst und hoher Arbeitsbelastung im Klinik- und Praxisalltag.

Die Bandbreite der freiwilligen ärztlichen Aktivitäten ist groß: „Sie reicht vom ehrenamtlichen ärztlichen Einsatz in Entwicklungsländern über die kostenlose Behandlung von Obdachlosen bis hin zur unentgeltlichen ärztlichen Betreuung in Sportvereinen“, berichtet Jessica Hinteregger-Männel, Vorsitzende der Stiftung Gesundheit Fördergemeinschaft. Die Stiftung Gesundheit verleiht seit April 2018 das Siegel „Dr. Pro Bono“ an Ärzte, die sich ehrenamtlich mit ihrem Fachwissen für das Wohl der Gesellschaft einsetzen.

Ehrenamtlich tätige Ärzte, die sich für das Siegel interessieren, finden auf arzt-auskunft.de (Webcode: ProBono) weitere Informationen zur Vergabe. Mediziner dürfen das Siegel auf der eigenen Website nutzen, um auf ihr Engagement hinzuweisen.

Bisher wurden 765 Ärzte ausgezeichnet (Stand: März 2019). Etwa 28 Prozent von ihnen sind Chirurgen, die zweitgrößte Gruppe mit knapp 16 Prozent stellen Fachärzte für Innere Medizin. Regional ist die stärkste Resonanz auf das „Dr. Pro Bono“-Siegel bisher in München zu beobachten: 51 Ärzte in der bayrischen Landeshauptstadt tragen die Auszeichnung. Damit haben sich dort im Verhältnis zur Einwohnerzahl drei Mal so viele Mediziner für das Siegel registriert wie in anderen Metropolen. In absoluten Zahlen folgen Berlin mit 42 und Hamburg mit 24 Medizinern.

So engagieren sich die Ärzte – fünf Beispiele

Mit Social Media gegen Tinnitus

Uso Walter ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Duisburg. Er setzt auf digitale Kanäle, um Tinnitus-Patienten ehrenamtlich außerhalb seiner Praxis zu unterstützen.

Wie engagieren Sie sich?

Walter: Ich informiere und berate Patienten mit chronischem Tinnitus kostenlos über das Internet, da bei vielen chronischen Erkrankungen die Beratung in der Praxis aus Zeitgründen zu kurz kommt und im Internet seriöse und kompetente Beratungsangebote eher die Ausnahme sind. In einem E-Book erfahren die Betroffenen leicht verständlich alles, was sie über ihre Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten wissen müssen. In einer Tinnitus-Sprechstunde bei YouTube gebe ich außerdem wöchentlich Tipps im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe. Dort können Patienten auch anonym Fragen stellen, die ich zeitnah beantworte.

Warum engagieren Sie sich?

Walter: Ich habe in der Praxis immer das Gefühl gehabt, den Patienten in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht ausreichend helfen zu können. Dabei ist gerade die Beratung bei chronischen Beschwerden wie Tinnitus einer der wichtigsten Therapiebausteine. Um möglichst viele Patienten zu erreichen und ihnen eine regelmäßige Anlaufstelle für ihre Fragen zu bieten, bin ich dann auf die Idee für die Tinnitus-Sprechstunde bei YouTube und das E-Book gekommen.

Operationen für Terroropfer

Henning von Gregory ist Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie in Berlin. Er behandelt ehrenamtlich Kinder und Jugendliche, die in den Wirren bewaffneter Konflikte verletzt wurden.

Wie engagieren Sie sich?

Gregory: Ich engagiere mich seit 2014 im Plastisch-Chirurgischen Centrum für Terroropfer, placet e.V. Diese Initiative ermöglicht Kindern und Jugendlichen, die unter den Folgen von Terror, Krieg und Folter leiden, den Zugang zu dringend benötigter medizinischer Versorgung. Viele von ihnen haben schwerste Gesichtsverletzungen mit entsprechenden Entstellungen und Funktionsdefiziten, wie etwa Probleme beim Sprechen oder Essen. Zudem leiden sie häufig unter Schmerzen. Als Spezialist für Gesichtschirurgie nutze ich meine Expertise, um diesen jungen Menschen ein Stück Würde, Mut und Lebensqualität wiederzugeben.

Warum engagieren Sie sich?

Gregory: Wir haben das große Glück, in Sicherheit, Freiheit und Wohlstand zu leben. Für mich als überzeugten Christen ist es nicht zuletzt ein Gebot der Nächstenliebe, alles zu tun, um denen zu helfen, die dieses Glück nicht haben und noch dazu unverschuldet Leid ertragen müssen.

Einsatz für junge Mediziner und Kinder mit Herzfehler

Lale Rosenthal ist Fachärztin für Herzchirurgie in München. Sie hat gleich zwei Ehrenämter: Neben ihrem Einsatz für junge Mediziner ist sie für Kinder mit Herzfehler da.

Wie engagieren Sie sich?

Rosenthal: Ich engagiere mich auf verschiedene Arten. Zum einen fördere ich die Ausbildung junger Kollegen aus Entwicklungsländern. Mir ist es wichtig, dass sie zu uns kommen und hier eine Ausbildung machen, um später ihre Patienten in der Heimat besser versorgen zu können. Zum anderen bin ich auch außerhalb meiner Dienstzeiten für Kinder mit angeborenem Herzfehler da. Oft sprechen mich die Eltern an, weil sie eine zweite Meinung einholen möchten, ohne ihre Kinder in unserem Krankenhaus behandeln zu lassen.

Warum engagieren Sie sich?

Rosenthal: Weil ich die Eltern und das Kind unterstützen möchte. Wenn Eltern hören, dass ihre Entscheidung aus medizinischer Sicht richtig ist, nimmt das viel Druck von der Familie. Sie haben mehr Zeit für sich und ihre gesunden Kinder.

Krankenhaus-Hygiene in Nepal

Tobias Renkawitz ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Bad Abbach. Er engagiert sich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich in verschiedenen Projekten. Aktuell hilft er, mit Hygiene in Nepal Leben zu retten.

Wie engagieren Sie sich?

In unserem aktuellen Projekt „Hygiene rettet Leben“ entwickeln wir zusammen mit unseren Partnern am Dhulikhel Hospital in Kathmandu ein spezielles Hygieneprogramm. Zusammen wollen wir es schaffen, dass Menschen dort zukünftig nicht mehr an vermeidbaren Wundinfektionen nach Routine-Operationen sterben müssen.

Warum engagieren Sie sich?

Renkawitz: Mit meinem Engagement versuche ich der besonderen Verantwortung für unsere Gesellschaft, die ich als Arzt zweifelsohne habe, ein Stück weit gerecht zu werden. Dabei setze ich auf die Themen, in denen ich als orthopädischer Knie- und Hüftspezialist, Sportmediziner und hygienebeauftragter Arzt die größte Expertise habe.

Betreuung für Flüchtlingskinder

Rainer Holm-Hadulla ist Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und lehrt an der Universität Heidelberg. Er leitet seit drei Jahren ehrenamtlich ein Projekt zur „Frühen Entwicklungshilfe für Flüchtlingskinder“. Bis zu 100 Kinder haben in einem Ankunftszentrum ganztags die Gelegenheit, in Sicherheit und mit freundlicher Zuwendung miteinander zu spielen.

Wie engagieren Sie sich?

Holm-Hadulla: Nachdem ich mich seit Jahren ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche engagiert habe, beschloss ich vor drei Jahren an der Spielstunde für Flüchtlingskinder mitzuwirken. Derzeit konzentriere ich mich darauf, Studierende im Projekt „Frühe Entwicklungshilfen für Flüchtlingskinder“ anzuleiten. Es ist berührend zu sehen, wie spontan ein elementarer menschlicher Kontakt zwischen den Kindern und den Studierenden zustande kommt. Über die Sprachbarrieren hinweg lässt sich durch das gemeinsame Spiel und die Körpersprache ein Gefühl von Sicherheit, Vertrauen und sogar Heiterkeit vermitteln. Die Studierenden sind anfangs meist verunsichert, aber nach kurzer Zeit überrascht, wie leicht sich auch bei Kindern, die ein schweres Schicksal erlitten haben, eine menschliche Beziehung herstellen lässt. Wir besprechen die Erfahrungen in Zusammenarbeit mit Professorin Sabina Pauen mit den Studenten.

Warum engagieren Sie sich?

Holm-Hadulla: Jenseits der politischen Diskussionen empfand ich, dass auch die Geflüchteten menschliche Zuwendung verdienten. Selbst wenn sie später in ihre Heimatländer zurückkehren, scheint es mir wichtig, dass sie hier anständig und freundlich behandelt werden. Diese menschliche Zuwendung werden sie nicht vergessen und als positive Botschafter weitertragen. Für mich ist es ein großes Privileg, etwas dazu beitragen zu können.

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Klinikliste 2025

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Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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