Interview zum Weltkrebstag
Unser Experte für Onkologie
Prof. Dr. Dr. Ulrich Keilholz, Onkologe und Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center in Berlin. Er appelliert daran, zur Krebsvorsorge zu gehen. Denn so könne die Erkrankung oft folgenlos behandelt werden.Herr Professor Keilholz, haben Sie Angst, selbst an Krebs zu erkranken?
Nein. Natürlich kann es jeden treffen, aber ich bin niemand, der sein Leben in Angst verbringt. Und wenn eine Krebserkrankungen auftreten sollte, dann muss man sehen, wie man damit umgeht. Außerdem sollte man natürlich die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen machen, damit man das möglichst verhindern kann.
Gibt es noch andere größere Einflussfaktoren?
Die erbliche Belastung. Manchmal ist es offensichtlich, dass Krebserkrankungen in der Familie auftreten und dann sind gezielte Vorsorgeuntersuchungen oder Eingriffe erforderlich. Die anderen Dinge betreffen das sogenannte „gesunde Leben“: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung gehört sicherlich dazu – sowie das Vermeiden von zu viel Alkohol.
Wie sie vorhin sagten, hat der Lebensstil einen großen Einfluss auf Krebserkrankungen. Doch kaum etwas ist schwieriger als ihn zu ändern. Gibt es auch leichtere Stellschrauben, um ein gesünderes Leben zu führen?
Nach dem Rauchen kommen die Punkte Bewegung und ausgewogene Ernährung. Die Schwierigkeit ist nur: Was ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung? Jemand, der zum Beispiel ganz viel Fleisch isst, isst wenig Gemüse. Aber ob jetzt das viele Fleisch oder das wenige Gemüse mit einer Krebserkrankung assoziiert ist, kann man methodisch kaum herausbekommen. Letztlich ist es immer die Einseitigkeit, die der Gesundheit schadet. Man weiß ja ungefähr, was einem gut tut an Nahrungsmitteln und was nicht. Wenn man dann noch regelmäßig etwas Sport treibt und wenig Alkohol trinkt, ist man eigentlich schon auf der richtigen Seite.
Weil Sie beim Thema Rauchen so beharrlich sind. Für Betroffene ist der Rauchstopp ein schwieriger Schritt. Wie kann das klappen?
Gar nicht mit dem Rauchen anzufangen. Seit der Pandemie hat die Zahl der Jugendlichen, die mit dem Rauchen anfangen, zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder etwas zugenommen – das ist für mich ein Alarmzeichen.
Und wenn man nun doch schon mit dem Rauchen angefangen hat – als Jugendlicher vor 20 Jahren. Wie geht man das an?
Die besten Beispiele, die ich kenne, das sind immer die Menschen, die sich überlegt haben „Okay, rauchen ist schlecht für mich, ich höre jetzt einfach mal auf“. Wenn der Antrieb tief aus dem Innersten kommt, funktioniert das am besten. Und: die Wahrscheinlichkeit, an Krebs-Erkrankungen zu sterben ist, wird dadurch mit jedem Jahr deutlich niedriger.