Heizung rauf, zu heiß. Wieder aus, Fenster auf. Zu zugig, Fenster wieder zu. Solche Spielchen sind typisch für Großraumbüros – sobald mehrere Menschen mit verschiedenen Temperaturvorlieben in einem Zimmer sitzen, gibt es Diskussionen. Einer neuen Studie zufolge könnte die wärmeliebende Fraktion bald die Oberhand haben: Höhere Gradzahlen sollen die Leistungsfähigkeit von Frauen steigern.
Frauen frieren leichter. Das ist kein althergebrachtes Vorurteil, sondern hat tatsächlich biologische Ursachen. So besitzen Männer mehr Muskelmasse, im Schnitt liegt ihr Muskelanteil bei 40 Prozent. Frauen kommen auf etwa 25. Die Muskeln wirken wie eine innere Heizung – sie produzieren Wärme. Zusätzlich haben Frauen eine dünnere Haut als Männer. Der Wärmeverlust über die Oberfläche der Haut ist also größer.
Die Studie
Mehrere Studien belegen, dass Frauen dementsprechend höhere Innentemperaturen bevorzugen als Männer. Ein Team von Wissenschaftlern aus Berlin und Los Angeles hat nun untersucht, ob die Temperatur über den Wohlfühlfaktor hinausgeht: Wirkt sie sich auch auf die geistige Leistungsfähigkeit aus?
An der Untersuchung nahmen 543 Studenten in Berlin teil. Sie mussten verschiedene Denkaufgaben lösen:
- Rechenaufgaben ohne Taschenrechner
- Wörter bilden aus einer bestimmten Anzahl von Buchstaben
- Reflexionsaufgaben, bei denen sich die naheliegende Lösung als falsch erweist
Pro richtig gelöster Aufgabe wurde den Probanden eine finanzielle Belohnung versprochen. Während der Tests erhöhten die Forscher die Raumtemperatur allmählich von 16 Grad Celsius auf knapp 33 Grad.
Werbung
Die Ergebnisse
Die Studie wurde im Wissenschaftsmagazin „Plos One“ veröffentlicht. Bei der ersten Analyse der Ergebnisse zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Temperatur und der Test-Performance der Versuchspersonen. Unterschied man jedoch nach Geschlecht, ergab sich ein anderes Bild: Bei den Rechenaufgaben und Worträtseln brachten Männer die besten Leistungen bei niedrigen Temperaturen, Frauen hingegen bei höheren Gradzahlen. Stieg die Anzeige auf dem Thermostat, sank die Leistung der Männer. Bei den Reflexionsaufgaben ließ sich geschlechterübergreifend kein Temperatureffekt erkennen.
Um die Leistung des eigenen Teams im Büro zu steigern, könnte also die Raumtemperatur helfen: Je nach Zusammensetzung der Gruppe müsste die Heizung höher oder niedriger gedreht werden. Ob sich die Effekte im Alltag wirklich 1:1 wiederholen lassen, ist nicht klar – die Tests fanden in einem Versuchs-Umfeld statt und es nahmen nur jüngere Menschen teil.