Aufruf-Störer Burda Digital Health

Werbung

Forscher übersetzen Gedanken in Sprache

Maschinen analysieren Gedanken und wandeln sie in Sprache um - Forscher haben bei der Realisierung dieser Vision einen weiteren Schritt geschafft. Der Algorithmus arbeitet ähnlich wie Apples Siri.

Werbung

Inhaltsverzeichnis
die Grafik zeigt ein gezeichnetes Gehirn mit verschiedenen weißen Strichen, die die Verbindung zwischen Nervenzellen darstellen sollen.

© SciencePhoto

Es wirkt wie die Szene aus einem Science-Fiction-Film: Ein Computer liest die Gedanken eines Menschen und spricht aus, was dieser denkt. Forscher der Columbia University sind der Realisierung dieser Zukunftsvision jetzt ein Stück näher gekommen. Dem Team um Nima Mesgarani, Professor für Elektrotechnik und leitender Forscher am Columbia Zuckerman Institut, ist es gelungen, Signale aus dem Hörzentrum des Gehirns in gesprochene Worte umzuwandeln.

Der Schlüssel zu dieser Entwicklung liegt in zwei Dingen: Einerseits der Messung von neuronalen Signalen, andererseits in Computerprogrammen, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten. Wenn ein Mensch spricht, entstehen spezifische Aktivitätsmuster in seinem Gehirn. Diese Muster zeigen sich ebenfalls – wenn auch in abgeschwächter Form – wenn man jemandem zuhört, der spricht, oder sich vorstellt zuzuhören. In einem ersten Versuch testeten die Wissenschaftler die Spektogramme, welche durch die analysierten Hirnsignale entstanden sind, mit einfachen Computerprogrammen in Sprache umzuwandeln. Diese Herangehensweise erwies sich jedoch nicht als erfolgreich.

Technik ähnelt Apples Siri

Im zweiten Anlauf nutzten sie stattdessen einen sogenannten Vocoder. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein Computer-Algorithmus, der künstlich Sprache erzeugen kann, nachdem er mithilfe von aufgezeichneten Gesprächen trainiert wurde. „Das ist die gleiche Technologie, die Amazons Echo und Apples Siri nutzen, um gesprochene Antworten auf unsere Fragen zu geben“, sagt Mesgarani. Um ihren Vocoder auf Hirnsignale zu trainieren, arbeitete Mesgaranis Team mit Epilepsie-Patienten zusammen. Diese müssen sich aufgrund ihrer Erkrankung regelmäßig Eingriffen am Gehirn unterziehen. Die Forscher nutzten eine solche Gelegenheit, um Muster neuronaler Aktivität aufzuzeichnen, die beim Hören bestimmter Sätze entstehen – die Trainingsgrundlage für den Vocoder war geschaffen.

Im Praxistest erkannte der Algorithmus eine gesprochene Folge verschiedener Zahlen und konnte diese gut mit seiner eigenen „Stimme“ wiedergeben. „In 75 Prozent der Fälle haben Versuchspersonen die Aussagen des Vocoders verstanden und konnten diese wiederholen – das übertraf unsere Erwartungen bei weitem“, so Mesgarani.

Werbung

Video: So spricht der Vocoder

Im nächsten Schritt planen die Forscher kompliziertere Wörter und ganze Sätze zu testen. Ihr großes Ziel ist, das System als Teil eines Implantats ins Gehirn einzusetzen und die Gedanken des Trägers direkt in Sprache zu übersetzen. „Das wäre ein wirklicher Game changer“, sagt Mesgarani. „Die Technik würde jedem, der die Fähigkeit zu sprechen verloren hat, eine neue Chance geben mit der Außenwelt zu kommunizieren.“
Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg. Erst müssen die Wissenschaftler von der Wiedergabe rein akustischer Signale zur Verbalisierung tatsächlicher Gedanken kommen. Denn der Vocoder hat bisher nur auf die Hirnaktivität reagiert, die beim Zuhören entsteht, – und keine unausgesprochenen Gedanken analysiert. Andere Forscher, welche in diesem Feld aktiv sind, haben es bisher geschafft „Ja“ und „Nein“ aus den Gehirnwellen Gelähmter herauszulesen, aber keine komplexeren Gedankengänge.

FOCUS-Gesundheit – Klinikliste 2025

© FOCUS-Gesundheit

Klinikliste 2025

FOCUS-Gesundheit 04/2024
Was die Computertomographie als neue Methode bei der Diagnose von Erkrankungen der Herzgefäße leistet. Wird bei Rückenschmerzen zu schnell operiert? So treffen Sie für sich die richtige Entscheidung. U.v.m. Plus: Deutschlands Top-Fachkliniken für 60 Krankheitsbereiche.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

Höchster Qualitätsanspruch: So arbeiten wir.

Fragen? Schreiben Sie uns!

Dr. Andrea Bannert

Redaktionsleitung DIGITAL FOCUS-Gesundheit

Facebook Logo Instagram Logo Email Logo
Fragen Bild
Redaktor Bild

Hinweis der Redaktion

Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir kontextbezogen jeweils die männliche oder die weibliche Form. Sprache ist nicht neutral, nicht universal und nicht objektiv. Das ist uns bewusst. Die verkürzte Sprachform hat also ausschließlich redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. Jede Person – unabhängig vom Geschlecht – darf und soll sich gleichermaßen angesprochen fühlen.

Weitere Online-Angebote:

Services der © BurdaVerlag Data Publishing GmbH, Deutsches Institut für Qualität und Finanzen