98 Prozent der Sportverletzungen sind Zerrungen oder Muskelfaserrisse. Das am häufigsten lädierte Gelenk ist – mit fast 30 Prozent der Schadensfälle – das Knie, gefolgt vom Sprunggelenk. Fünf bis acht Prozent der akuten Verletzungen betreffen die Schulter. Bei Verletzungen ist vor allem eins gefragt: Geduld. „Viele Sportler fangen aus Ehrgeiz zu früh wieder an, in vollem Umfang zu trainieren“, warnt Gerd Rauch, Präsident des deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2018 und Mannschaftsarzt des Handball-Bundesliga-Teams MT Melsungen. Wer seinem Körper nicht genug Ruhe gönnt und zu früh wieder ins Training einsteigt, der provoziert möglicherweise einen Rückfall oder gar chronische Beschwerden.
Wichtig für den Ernstfall: „PECH“
Die meisten Sportler-Blessuren – etwa Prellungen, Verstauchungen oder Zerrungen – lassen sich mit Kälte, Ruhe und einem entzündungshemmenden Medikament gut erstversorgen. „PECH-Regel“ heißt die wichtigste Maßnahme. Ein Akronym aus den Wörtern „Pause“, „Eis“, „Compression“ und „Hochlegen“. Dies verhindert ein Anschwellen und lindert die Schmerzen. Ergänzend können Sportsalben mit den Wirkstoffen Heparin, Diclo fenac oder Ibuprofen zum Einsatz kommen, letztere auch in Tablettenform. Trotz Selbstmedikation müssen statistisch 83 Prozent der Sportverletzten zum Arzt. Oft ist eine Operation nötig oder eine spezielle Physiotherapie.Sportunfälle vermeiden
- Spezialisieren Sie sich nicht auf eine Sportart, üben Sie unterschiedliche aus, z. B. Schwimmen und Laufen.
- Achten Sie nach dem Sport auf Regeneration und trainieren Sie nicht intensiv an zwei Tagen hintereinander.
- Tragen Sie Schutzkleidung, Orthesen und Ausrüstung, wenn dies nötig ist.
- Geben Sie Verletzungen Zeit zu heilen. Starten Sie erst wieder mit dem Trainig, wenn Sie belastbar sind.
- Halten Sie Ihr Körpergewicht, ernähren Sie sich richtig und achten Sie auf genug Flüssigkeitszufuhr.
Übertriebener Ehrgeiz ist unter Hobbysportlern einer der Hauptgründe für Verletzungen. „Wer Sport treibt, sollte den Grundsatz beherzigen, nicht zu viel in zu kurzer Zeit erreichen zu wollen“, sagt Sportmediziner Rauch. Wichtig seien genügend Ruhepausen. „Weniger ist mehr“, gelte auch beim Wiedereinstieg ins Training, wenn die Verletzung überstanden ist. „Schmerz sollte ein Warnsignal sein, das Training sofort zu unterbrechen“, betont Rauch.
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Trainieren wie Profis
Ein Bewusstsein der Sportler für den eigenen Körper ist auch beim Vorbeugen gefragt. „Viele Sportverletzungen lassen sich durch Prävention vermeiden“, sagt Tim Meyer, seit 2001 Mannschaftsarzt der Fußball-Nationalmannschaft. Der Sportmediziner empfiehlt Hobbysportlern das „FIFA 11+“ (PDF zum Download), das Präventionstraining des Weltfußballverbands. Es besteht aus 15 Aufwärmübungen, die in 26 Minuten erledigt sind und nachweislich das Verletzungsrisiko verringern. Seitgalopp, Sprints, Einbeinstand, Kniebeugen und Sprünge verbessern zwar Stabilität und Flexibilität des ganzen Körpers, wirken aber erst ab einer gewissen Dosis: „Das Programm nur einmal pro Woche durchzuführen reicht nicht aus“, sagt Meyer. „Zwei- bis dreimal sollte es schon sein.“ Grundsätzlich gilt: Je besser die Fitness ist, desto eher ist der Körper vor Verletzungen gefeit.
Dies ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in FOCUS-GESUNDHEIT „Schmerzfrei bewegen" – als Print-Heft oder als digitale Ausgabe.