Einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung zufolge würden vier von zehn Deutschen einer Person mit Schuppenflechte nur ungern die Hand geben.
Fachärztin für Psychosomatik und Leiterin der Abteilung für psychosomatische Dermatologie der Hautklinik PsoriSol in Hersbruck.
Gemeinsam mit ihrem Team behandelt sie Patienten, die durch ihre Psoriasis-Erkrankung großen psychischen Belastungen ausgesetzt sind. In Hersbruck sind dermatologische und psychologische Therapien eng verzahnt.
Wie Schuppenflechte entsteht
Leben mit Schuppenflechte
Für Betroffene ist das soziale Stigma auf Dauer extrem belastend. „Manche meiner Patienten zeigen eine starke soziale Angst und meiden jeglichen Kontakt, um Verurteilung zu entgehen“, erzählt Expertin Eisenberg. Sie berichtet von einem 40-jährigen Patienten, der an einem heißen Sommertag schweißüberströmt in ihr Sprechzimmer kam.
Soziales Stigma
88% | der Psoriasis-Patienten schämen sich im Alltag für ihr Aussehen |
45% | wurden schon einmal gefragt, ob sie ansteckend seien |
23% | erlebten Mobbing im Beruf |
17% | berichten von abweisenden Reaktionen etwa beim Einkaufen oder beim Friseur |
Trotz der hochsommerlichen Temperaturen trug er langärmelige Kleidung, um seine mit Schuppenflechte übersäten Arme zu verstecken. Immer wieder erlebte er beschämende Situationen – so etwa jüngst bei einem Freibadbesuch mit seinen Kindern, als zwei Mütter bei seinem Anblick aufgebracht das Becken verließen. Der Familienvater zog sich mehr und mehr zurück und erfand immer neue Ausreden, das Haus nicht verlassen zu müssen. Eine Situation, unter der die gesamte Familie litt. Schließlich bat ihn seine Frau, professionelle Hilfe aufzusuchen. Eine Liste mit Hautkliniken samt psychosomatischem Angebot gibt es auf der Website des Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie. Für die ambulante Versorgung zu Hause können sich Betroffene bei ihrem Hautarzt nach Angeboten zur psychosomatischen Dermatologie erkundigen.
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Neues Behandlungskonzept
In Hersbruck nahm sich ein interdisziplinäres Team aus Dermatologen, Psychologen, Sozial-, Ergo- und Tanztherapeuten sowie spezialisierten Pflegekräften des Patienten an. Gleich zu Beginn der Behandlung setzte sich dieser das Ziel, an Sonntagen wieder etwas mit seinen Kindern zu unternehmen. „Um das zu erreichen, braucht man ein Arrangement mit der Krankheit, denn sie wird sehr wahrscheinlich das ganze Leben bleiben“, sagt Andrea Eisenberg, die den Familienvater gemeinsam mit ihren Kollegen rund sechs Wochen intensiv begleitete. In dieser Zeit lernte der Psoriasis-Patient seine Ausgehangst zu bewältigen, seine tägliche Pflegeroutine zu verbessern und selbstbewusster mit seinem Äußeren umzugehen. Zum Behandlungspaket der Klinik zählen Gruppentherapien, in denen Patienten ihre Erfahrungen teilen, genauso wie Tanz- und Sportangebote, um den Körper wieder kraftvoll und positiv zu erleben.
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Nach der Behandlung: Wieder rundum stark für den Alltag
„Die wahre Bewährungsprobe kommt aber erst im Alltag.“ Fünf bis acht Wochen dauert eine Behandlung in Hersbruck. Wenn möglich werden die Patienten zum Ende für ein Wochenende von der Klinik beurlaubt, um zu Hause umzusetzen, was sie im geschützten Therapierahmen gelernt haben. Der Familienvater ging dafür mit seinen Kindern auf den Spielplatz und konnte den Ausflug zum ersten Mal wieder genießen. Starrende Blicke störten ihn kaum noch, und er registrierte nun auch das ein oder andere freundliche Gesicht. Auch seine Familie freute sich über die Verwandlung. „Es ist unser Ziel, die Patienten so gestärkt zu entlassen“, meint Andrea Eisenberg.