Pulsierende, stechende Kopfschmerzen, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit – wenn Migräneattacken auftreten, sind Betroffene erst einmal außer Gefecht gesetzt. Das Gemeine: Die anfallartigen Kopfschmerzen kommen in unregelmäßigen Abständen, manchmal vergehen Monate, manchmal nur Tage.
Migräne-Prophylaxe
Migräne-Attacken stören den Alltag beträchtlich. In einigen Fällen ist es deshalb sinnvoll, schon im Vorfeld aktiv zu werden: Um Migräne vorzubeugen, gibt es verschiedene Ansätze. Einerseits helfen Arzneimittel, andererseits aber auch nicht-medikamentöse Verfahren wie Verhaltenstherapie und Entspannungstechniken. Sie sollten über eine Prophylaxe nachdenken, wenn Ihre Lebensqualität durch die Attacken stark beeinträchtigt ist oder einer oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen:
- Therapie-Maßnahmen sind nicht erfolgreich
- Mehr als drei Attacken pro Monat
- Zahl der Attacken nimmt zu
- Schlechte Verträglichkeit der Migränemedikamente
- Einnahme von Schmerz- & Migränemitteln an mehr als zehn Tagen im Monat
Eckdaten Migräne
Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Krankheiten in Deutschland.
- 12 bis 14 Prozent der Frauen sind betroffen
- 6 bis 8 Prozent der Männer sind betroffen
- 4 bis 5 Prozent der Klein- und Schulkinder bis zur Pubertät sind betroffen
Die ersten Attacken erleben Frauen meist in der Pubertät (12 bis 16 Jahre), Männer etwas später (16 bis 20 Jahre). Durchschnittlich erreicht die Krankheit zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr ihren Höhepunkt, was Häufigkeit und Schwere der Attacken angeht.
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Migräne-Prophylaxe: Verhaltenstherapie
Arzneimittel wie Betablocker oder Calcium-Antagonisten können Migräne-Attacken vorbeugen. Daneben gibt es aber auch Maßnahmen, die ohne Medikamente auskommen. In der S1-Leitlinie für Migräne-Patienten wird zur Prophylaxe etwa regelmäßiger Ausdauersport empfohlen, zum Beispiel langsamer Dauerlauf oder langsames Schwimmen. Weiter heißt es: „Die medikamentöse Therapie soll durch nicht medikamentöse Verfahren der Verhaltenstherapie (z.B. Entspannungsverfahren) ergänzt werden.“
Der Ansatz einer Verhaltenstherapie ist es, das aktuelle Verhalten und die Sichtweisen eines Menschen zu analysieren und bei Bedarf zu korrigieren. Gemeinsam mit dem Patienten werden Strategien zur Selbsthilfe erarbeitet. Dazu gehören etwa Entspannungstechniken, Biofeedback-Therapien oder Triggermanagement.
Migräne-Prophylaxe: Triggermanagement
„Migräne-Patienten reagieren stärker auf Reize, zum Beispiel Licht oder Geräusche, aber auch auf emotionale Belastungen und Stress“, erklärt Timo Klan, Psychotherapeut und Migräne-Forscher an der Universität Mainz. „Durch die erhöhte neuronale Reaktivität steigt auch der Energieverbrauch im Gehirn. Die Migräne-Attacke wirkt dann wie eine Notabschaltung – ähnlich wie bei einem Kraftwerk, das sich ausschaltet, bevor es überhitzt.“ An dieser Stelle setzen einige der verhaltenstherapeutischen Maßnahmen an: Entspannungstechniken fördern die Regeneration und verhindern, dass eine Überlastung eintritt. „Klassischerweise wird die progressive Muskelentspannung empfohlen“, so Klan. „Sie ist nicht unbedingt besser als andere Entspannungstechniken, lässt sich aber leicht erlernen.“
Beim sogenannten Triggermanagement beschäftigen sich die Patienten ausgiebig mit ihren persönlichen Migräne-Auslösern. Beispielsweise lange Bildschirmarbeit, schrille Klingeltöne oder generell Stressbelastungen können das Auftreten einer Attacke fördern – sie gelten als „Trigger“. „Die erste Idee wäre natürlich nun die Trigger zu meiden und das Gehirn zu schonen“, sagt Klan, der auch Regionalvertreter der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft von Rheinland-Pfalz ist. „Es gibt dabei aber auch Nachteile: Die Belastbarkeit des Gehirns kann nachlassen. Übermäßiges Vermeidungsverhalten kann außerdem die Lebensqualität zusätzlich beeinträchtigen. Deshalb versuchen wir die Patienten anzuregen, ihre Kopfschmerzauslöser nicht nur zu meiden, sondern sich bestimmten Triggern auch dosiert entgegenzustellen.“
Triggermanagement oder Entspannungstechniken – was besser wirkt, testet Klan gerade im Rahmen einer Studie. Im Frühjahr 2017 starteten die Therapiegruppen, mittlerweile ist man in der Nachbeobachtungsphase. Bis Mitte 2020 voraussichtlich sollen die Ergebnisse vorliegen, so Klan. „Wir hoffen, für Menschen mit Migräne noch bessere Strategien zur Prophylaxe zu finden.“