Von der einen auf die andere Sekunde passiert es – der Muskel zieht sich schmerzhaft zusammen und krampft. Vor allem ältere Menschen, Schwangere und Sportler, die ihren Körper stark beanspruchen, sind häufig von Muskelkrämpfen betroffen. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. Eins wird jedoch immer wieder als Heilmittel gehandelt: Magnesium. Zurecht?
Wahrscheinlich verantwortlich: Elektrolyte
Erst einmal: Muskelkrämpfe sind nichts Schlimmes. Häufig liegt ein Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt vor. Elektrolyte sind in Flüssigkeit gelöste Teilchen, zum Beispiel Natrium, Kalium, Calcium oder Magnesium. An jeder Körperzelle gibt es eine optimale Teilchenkonzentration, damit die Zellfunktionen alle reibungslos ablaufen. Ist das Gleichgewicht gestört, kann es etwa zu Problemen bei der Weiterleitung von Nervensignalen kommen. Muskelfasern können aktiviert werden, obwohl das nie beabsichtig war – ein Krampf entsteht.
Auch bei Sportlern, die ihre Muskeln zu sehr beanspruchen, treten Krämpfe auf, vor allem in den Waden. Schwangere und ältere Menschen berichten ebenfalls häufig von Wadenkrämpfen, besonders nachts. Erstere haben durch die Schwangerschaft einen erhöhten Bedarf an Mineralien; ältere trinken meist zu wenig. Das führt zu Störungen des Wasser- und Mineralstoffhaushalts und macht Krämpfe wahrscheinlicher.
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Studien zu Magnesium und Krämpfen
Die Einnahme von Magnesium soll dagegenwirken und den Elektrolythaushalt wieder ausgleichen. Aber halten die Präparate auch die versprochene Wirkung? Dieselbe Frage stellten sich Wissenschaftler der Cochrane Library, einem Informationsportal für Ärzte, Patienten und Wissenschaftler, bei dem alle Informationen auf wissenschaftlicher Evidenz, also wissenschaftlich belegten Fakten, beruhen. Die Forscher recherchierten qualitativ hochwertige Studien, die den Einfluss von Magnesium auf Muskelkrämpfe untersuchten. Sie fanden vier Studien über ältere Menschen und drei Studien über Schwangere mit Muskelkrämpfen. Über Sportler gab es keine belastbaren Ergebnisse.
Die Ergebnisse
Insgesamt wurde anhand von 322 Testpersonen untersucht, ob Magnesiumpräparate Krämpfe bei älteren Menschen verhindern kann. Die vier Studien kamen zu einem übereinstimmenden Ergebnis: Magnesium bringt in diesem Fall wahrscheinlich keinen positiven Effekt.
Bei den Schwangeren waren es 202 Probandinnen. Die drei Studien hatten allerdings kein einheitliches Ergebnis vorzuweisen: Einer Studie zufolge lindert Magnesium sowohl die Häufigkeit von Krämpfen als auch den Krampfschmerz, während die anderen beiden überhaupt keinen positiven Effekt feststellen konnten. Den Cochrane-Experten zufolge wäre an dieser Stelle noch mehr Forschung notwendig, um eine eindeutige Aussage zu treffen.
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Und jetzt?
Magnesium, ja oder nein? Betrachtet man die Einnahme des Mittels aus wissenschaftlicher Sicht, würde man verneinen. Einerseits gibt es nur wenige Studien von ausreichender Qualität, andererseits kommen diese zu keinem Ergebnis, das für die Gabe von Magnesium spräche. Aber: Das Mittel schadet nicht. Wer sich subjektiv besser fühlt, wenn er Magnesiumpräparate einnimmt, kann das weiterhin tun. Denn wie bei vielen Stoffen, ist auch bei Magnesium ein Placeboeffekt möglich.