Praktika, Präsenzveranstaltungen, Bibliotheksbesuche und Lerngruppen sind nur mehr vage Erinnerungen – die Universitäten und Hochschulen bleiben aufgrund des Infektionsschutzes derzeit geschlossen. Für Studierenden eine neue Erfahrung. Statt der gewohnten Diskussionen mit Dozenten und Kommilitonen sind sie auf sich alleine gestellt. Bruno C. Huber und Kollegen von der Ludwig-Maximilians-Universität in München untersuchten die psychischen Auswirkungen des Lockdowns auf Studenten.
Im Rahmen der Studie beantworteten 1.943 Studierende aus Bayern einen ausführlichen Online-Fragebogen. Darin berichteten sie nicht nur über ihr psychisches Befinden, sondern auch wie sie ihre Zeit verbrachten, etwa wie viel Bewegung sie in den Tagesablauf integrierten oder wie stark sie auf ihre Gesundheit achteten.
Mehr als ein Drittel der Studierenden (39,6 Prozent) fühlte sich durch die neue Situation psychisch belastet. 41,3 Prozent stellten keine Beeinträchtigung durch den Lockdown fest und 17,3 Prozent ging es sogar besser als im Präsenzunterricht.
Frauen sind stärker gefährdet
Die Zerreißprobe setzte Männern und Frauen unterschiedlich stark zu. Während der Lockdown 43,9 Prozent der Studentinnen auf die Psyche schlug, fühlten sich lediglich 29 Prozent der jungen Männer mental nicht wohl. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Als mögliche Gründe nannten die Studentinnen fehlende soziale Kontakte in den Vorlesungen und Pausen.
Auf soziale Interaktion zwischen den Studierenden müsse bei der Unterrichtsplanung geachtet werden, schreiben die Schweizer Forscher. Sobald die COVID-19-Maßnahmen es zulassen, sollten Online-Kurse zumindest mit Angeboten vor Ort kombiniert werden, so die Empfehlung der Soziologen.
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Serienschauen schlägt auf das Gemüt
Bewegung wirkte sich dagegen positiv auf die Psyche der Studenten im Lockdown aus. Wer anstatt Binge-Watching neuster Filme und Serien Sport trieb, fühlte sich besser. 43 Prozent der Bewegungsmuffel gaben an oft schlecht gelaunt und bedrückt zu sein, unter den Sportlern waren es nur 36 Prozent. „Es ist bekannt, dass körperliche Aktivität das psychische Wohlbefinden positiv beeinflusst“, so Studienautor Huber. Schon eine halbe Stunde körperliche Aktivität an fünf Tagen in der Woche reicht aus, laut der Weltgesundheit Organisation (WHO).