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So gefährlich ist der Fuchsbandwurm wirklich

Niemals tiefhängende Früchte pflücken, denn sie können mit Fuchsbandwurm infiziert sein. Dieses ungeschriebene Gesetz haben viele Beerensammler im Kopf. Aber wie groß ist die Gefahr wirklich?

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Inhaltsverzeichnis
Eine Frau pflückt Brombeeren.

© Mauritius images

Brombeeren, Heidelbeeren, Pilze – im Spätsommer und Herbst halten Wälder und bewachsene Wegesränder einige Leckereien bereit. Die Beeren und Pilze sind aber natürlich nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere schmackhaft. Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm verzichten viele Sammler auf tiefhängende Früchte, an denen vielleicht ein Fuchs geschnuppert haben könnte. Dabei ist das Infektionsrisiko über diesen Weg sehr unwahrscheinlich.

Wie entwickelt sich der Fuchsbandwurm?

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist ein Parasit – das heißt, er braucht andere Tiere zum Überleben. Der maximal fünf Millimeter lange Wurm richtet sich im Dünndarm seines Wirts häuslich ein. Vor allem Füchse sind Endwirte, daher auch der Name Fuchsbandwurm. Gelegentlich wählt der Parasit andere fleischfressende Tiere, zum Beispiel Hund, Katze, Marder oder Dachs, als langfristige Bleibe aus. Ein erwachsener Fuchsbandwurm scheidet mehrere hundert Eier aus, die sein Wirt dann über den Kot an die Umwelt abgibt.

Kleine Nagetiere, z.B. Feld- oder Wühlmäuse, können sich durch Verschlucken der Eier infizieren – sie werden damit zu Zwischenwirten. Aus den Eiern schlüpfen im Darm der Nager Larven, die sich dann in die Leber aufmachen. Dort entwickeln sich die Larven weiter zu sogenannten Finnen. Jede Finne bildet ein schwammartiges Gewebe aus, in dem Anlagen für erwachsene Bandwürmer heranreifen. Das Finnengewebe kann mehrere Zentimeter groß werden und durchdringt die Leber wie einen Tumor. Frisst ein Fuchs die infizierten Mäuse, nimmt er auch die Bandwurmanlagen auf – und diese entwickeln sich im Fuchsdarm zu erwachsenen Parasiten. Danach beginnt der Lebenszyklus von neuem.

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Wieso ist der Fuchsbandwurm für den Menschen gefährlich?

Auch Menschen können sich mit dem Fuchsbandwurm anstecken. Sie fungieren dabei als Zwischenwirte, bei denen der Kreislauf allerdings endet: Zwar bildet sich Finnengewebe aus, es entwickeln sich aber weniger Anlagen für weitere Bandwürmer. Außerdem kann der Parasit nicht an den Endwirt, den Fuchs, weitergegeben werden.

Das Finnengewebe ist das, was dem Menschen Probleme bereitet. Die dadurch entstehende Erkrankung heißt Echinokokkose. In der Regel dauert es 10 bis 15 Jahre zwischen Infektion und ersten Symptomen. Die Beschwerden sind recht unspezifisch:

Wird das Finnengewebe nicht rechtzeitig entdeckt und eingegrenzt, kann das lebensgefährlich sein: Die Tierchen zerstören tumorartig das befallene Organ. Neben der Leber sind auch manchmal Lunge und Gehirn betroffen.

    Wo gibt es den Fuchsbandwurm?

    Der Fuchsbandwurm kommt nur auf der Nordhalbkugel vor. In Europa konzentriert sich die Verteilung auf Süddeutschland, den Norden der Schweiz, den Westen Österreichs und den Osten Frankreichs. Über 60 Prozent der Fälle, die es in den letzten Jahren in Deutschland gab, traten in der schwäbischen Alb, der Alb-Donau-Region, Oberschwaben sowie im Allgäu auf. Jährlich infizieren sich etwa 30 Menschen in Deutschland mit dem Parasiten.

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    Was hilft bei einer Infektion mit Fuchsbandwurm?

    Wird ein Befall mit Fuchsbandwurm rechtzeitig entdeckt, kann das Finnengewebe operativ entfernt werden. Das ist aber nur bei knapp einem Fünftel bis einem Drittel der Betroffenen möglich. Meist wird die Krankheit so spät entdeckt, dass das Finnengewebe bereits zu groß ist, um es herauszuschneiden. Patienten bekommen dann antiparasitär wirkende Medikamente (Albendazol). Diese hemmen das Finnenwachstum, können die Larven aber nicht abtöten. Deshalb ist oft eine lebenslange Therapie notwendig.

    Wie lässt sich eine Infektion verhindern?

    Es ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, auf welchem Weg sich Menschen mit dem Fuchsbandwurm infizieren. Zwar gab es mehrere Studien zu dem Thema, diese kamen jedoch zu uneinheitlichen Ergebnissen. Die gute Nachricht: Das Sammeln von Beeren oder Pilzen wurde in keiner der Untersuchungen als Risikofaktor für eine Ansteckung identifiziert. Damit die Bandwurmeier an den Früchten haften bleiben, müssten diese außerdem sehr vollgekotet sein - keine reizvolle Beute für Sammler. Auch die die Übertragung von einem Haustier an den Menschen wurde bisher weltweit noch nicht nachgewiesen.

    Solange die Ursachen für Fuchsbandwurm-Infektionen nicht eindeutig sind, lohnt es sich, vorsichtig zu sein. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit empfiehlt folgende Maßnahmen:

    • Waldfrüchte (Beeren, Kräuter, Pilze), Salat und Gemüse aus dem Garten und Fallobst immer gründlich waschen
    • Am sichersten ist die Erhitzung von Lebensmitteln über 60° Celsius
    • Kot von Hunden und Katzen, die unbeaufsichtigt streunen und Mäuse fressen, regelmäßig auf Bandwurmeier untersuchen lassen
    • Haustiere regelmäßig entwurmen
    • Tote und lebende Füchse nicht anfassen
    • Füchse, die in Gärten kommen, nicht füttern
    • Nach Gartenarbeit und Aufenthalt in der Natur immer Hände waschen
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