Verkehrsunfälle sind die häufigste Todesursache für Kinder und junge Erwachsene im Alter von fünf bis 29 Jahren. Aus einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2018 geht hervor, dass 1,35 Millionen Menschen jährlich bei Unfällen im Straßenverkehr sterben.
Wer Erste Hilfe leistet, kann Leben retten. Die Zeit, bis der Notarzt eintrifft zu nutzen ist oft entscheidend. Viele haben Angst, etwas falsch zu machen und die Situation noch zu verschlechtern. Doch das Schlimmste, was Sie in einer Unfallsituation machen können, ist nichts zu tun. Fehler bei der ersten Hilfe sind grundsätzlich versichert. Unterlassene Hilfeleistung ist dagegen eine Straftat, die mit einer Geldstrafe, Freiheitsentzug bis zu einem Jahr und drei Punkten in Flensburg bestraft werden kann.
Das Wichtigste bei einem Unfall: Ruhe bewahren. Der Malteser-Hilfsdienst definiert fünf Schritte, wie Sie vorgehen sollten, um die bestmögliche Hilfe zu leisten.
1. Unfallort absichern
Als Erstes ist es wichtig, Folgeunfälle zu vermeiden und für den eigenen Schutz zu sorgen. Das heißt konkret: Warnblinkanlage einschalten, um den nachfolgenden Verkehr auf die Gefahrensituation aufmerksam zu machen. Als nächstes sollten Sie die Warnweste anziehen und das Warndreieck aufstellen. Als Abstand für das Warndreieck vom Unfallort gilt: innerorts 50 Meter, auf der Landstraße 100 Meter, auf der Autobahn 150 bis 400 Meter. Bei einem Unfall auf der Autobahn sollten Sie es vermeiden, die Fahrbahn zu betreten. Bleiben Sie, falls möglich, hinter der Leitplanke, um sich selbst zu schützen. Nehmen Sie den Verbandskoffer aus Ihrem Auto mit zur Unfallstelle und verschaffen Sie sich einen Überblick über die verletzten Personen. Falls andere Helfer vor Ort sind, teilen Sie sich die Aufgaben auf: Einer kümmert sich zum Beispiel um die Unfallopfer, während der andere den Rettungsdienst alarmiert.
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2. Notruf absetzen
Die Telefonnummer für den Notarzt kennt jeder. Wer die 112 wählt, wird mit der zuständigen Leitstelle verbunden. Dort wird entschieden, welche und wie viele Rettungskräfte zu dem Unfallort geschickt werden, dazu gehören auch Feuerwehr und Polizei. Sie sollten am Telefon unbedingt die fünf „W-Fragen“ beantworten.
Die fünf „W“ beim Notruf
- Wo ist der Unfall passiert?
- Was ist passiert?
- Wie viele Personen wurden verletzt?
- Welche Verletzungen liegen vor?
- Warten – auf Rückfragen
Auch wenn es heutzutage wohl kaum vorkommt – falls Sie Ihr Smartphone nicht zur Hand haben, gibt es an Autobahnen und Schnellstraßen alle 1,5 bis zwei Kilometer Notrufsäulen. Die kleinen schwarzen Pfeile auf den Leitpfosten zeigen an, in welcher Richtung sich die nächste Säule befindet.
3. Lebensrettende Sofortmaßnahmen
Als Erstes sollten Sie prüfen, ob die Person bei Bewusstsein ist. Dazu sprechen Sie den Betroffenen an und rütteln vorsichtig an den Schultern. Falls darauf keine Reaktion erfolgt, prüfen Sie die Atmung. Sie können beobachten, ob sich der Brustkorb des Unfallopfers hebt und senkt und Ihr Ohr über Nase und Mund des Betroffenen halten. Falls Sie keine Atemgeräusche wahrnehmen, ist der nächste Schritt eine Herz-Lungen-Wiederbelebung. Dazu drücken Sie 30 Mal hintereinander kräftig auf die Mitte des Brustkorbs, etwa zwei Stöße pro Sekunde. Um im richtigen Takt zu bleiben, können Sie einige Lieder vor sich hin summen, die etwa 100 Schläge pro Minute haben (siehe Kasten). Im Anschluss nehmen Sie zwei Mund-zu-Mund-Beatmungen vor. So geht es immer im Wechsel weiter, bis die Rettungskräfte eintreffen: 30 Mal drücken, zwei Mal beatmen.
Lieder zur Herz-Druck-Massage (je nach Musikgeschmack)
- Bee Jees: „Stayin‘ Alive“
- Queen: “Another One Bites the Dust”
- ACDC: „Highway to Hell“
- Karel Gott: „Biene-Maya-Titelsong“
- Helene Fischer: „Atemlos“
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4. Blutungen stillen
Wenn das Unfallopfer atmet, suchen Sie nach Verletzungen. Um Blutungen zu stillen benötigen Sie den Verbandskasten aus Ihrem Auto. Ziehen Sie Einmalhandschuhe an und legen Sie an größeren Wunden einen Druckverband an – bei kleineren Verletzungen reicht ein normaler Verband oder ein Pflaster. Für den Druckverband decken Sie die Wunde mit einer sterilen Wundauflage ab und fixieren sie mit einem Verband. Dann legen Sie ein zweites Druckpolster auf (etwa eine weitere Mullbinde) und umwickeln diese ebenfalls. Der Verband sollte zwar fest sitzen, aber die Blutzufuhr nicht abschnüren. Das verletzte Körperteil sollten Sie, wenn möglich, hochlegen.
5. Stabile Seitenlage
Mit wenigen Handgriffen können Sie eine Person vor dem Ersticken bewahren. In der stabilen Seitenlage soll der Mund des Betroffenen zum tiefsten Punkt des Körpers werden: So sind die Atemwege frei und zum Beispiel Blut oder Erbrochenes kann ablaufen. Winkeln Sie einen Arm des Verletzten an und kreuzen den anderen vor der Brust. Ziehen Sie einen Oberschenkel hoch und beugen das Bein, sodass Sie den Betroffenen zu sich hinüberziehen können. Nun müssen Sie nur noch leicht den Mund öffnen und den Kopf überstrecken, indem Sie die Hand des Patienten unter die Wange legen.
Achten Sie darauf, dass der Körper des Verletzten warm bleibt. Nutzen Sie dazu die Rettungsdecke aus dem Erste-Hilfe-Kasten oder alternativ eine Jacke. Bleiben Sie bei der verletzten Person, bis Hilfe eintrifft und kontrollieren Sie regelmäßig die Atmung.
Nicht zu unterschätzen: Trost spenden. Während Sie erste Hilfe leisten, sollten Sie mit der Person sprechen und ihr zum Beispiel über den Kopf streichen. Auch Bewusstlose können die Fürsorge spüren. Auch wenn es schwerfällt – versuchen Sie Ruhe zu bewahren und machen Sie sich bewusst, dass Hilfe schon unterwegs ist.