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So unterscheidet sich COVID-19 von Erkältung und Grippe

Die Nase läuft, der Hals kratzt, muss jetzt gleich ein Coronatest her? Wie sich COVID-19, Grippe und Erkältung voneinander unterscheiden und wann Experten einen Corona-Abstrich empfehlen.

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Inhaltsverzeichnis

© Mauritius Images

Jedes Jahr, wenn die Temperaturen fallen, beginnt sie, die Erkältungszeit. Während eine laufende Nase und ein kratzender Hals im vergangenen Herbst kaum jemandem viel Kopfzerbrechen bereitet haben dürften, sieht es jetzt anders aus. Erkältung, Grippe (Influenza) und COVID-19 können sehr ähnliche Symptome verursachen. Dabei stellen sich sofort Fragen: Darf man mit leichten Erkältungssymptomen in die Arbeit gehen oder sein verschnupftes Kind in die Kita bringen? Bei welchen Anzeichen empfiehlt sich ein Corona-Test? Cornelius Remschmidt, Internist und Facharzt für Krankenhaushygiene, erklärt, ob und wie Sie die Erkrankungen voneinander unterscheiden können.

Unser Experte für Krankenhaushygiene und Chief Medical Officer bei Data4Life:

Cornelius Remschmidt, studierte Medizin an der Universität Marburg und der Freien Universität Berlin, wo er auch promovierte. Er ist Internist, Facharzt für Krankenhaushygiene und seit 2019 als Chief Medical Officer bei Data4Life tätig.
Cornelius Remschmidt

© Data4Life

 

Eine simple Erkältung, die echte Grippe (Influenza) und COVID-19 werden von unterschiedlichen Viren verursacht. Die Beschwerden, die sie auslösen können, reichen von Fieber über Husten bis hin zu Schnupfen. „Leider muss man sagen, dass es kein Symptom gibt, das eindeutig für die eine oder andere Erkrankung spricht“, erklärt Remschmidt. Klarheit kann nur ein Abstrich beim Arzt und ein nachfolgender Labortest liefern. Dennoch gebe es Beschwerden, die besonders häufig vorkommen:

Typisch Grippe

Momentan können wir eine Influenza bei uns in Deutschland noch mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, weil die Grippewelle in diesem Jahr noch nicht begonnen hat“, so Remschmidt. Aktuelle Informationen zu dem Stand der Grippewelle sind im Wochenbericht des Robert Koch-Instituts zu finden.

Typisch für eine Influenza seien ein plötzlicher Beginn, ein schweres Krankheitsgefühl, Fieber und Husten. „Allerdings kann eine echte Grippe bei jedem Menschen anders ablaufen. Nur etwa ein Drittel der Erkrankten entwickelt das typische Krankheitsbild mit Fieber, ein Drittel hat leichtere Symptome und ein Drittel hat gar keine Beschwerden. Das macht es unmöglich, ohne ärztliche Untersuchung eine eindeutige Diagnose zu stellen.“

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Typisch COVID-19

Leidet jemand jetzt, vor Beginn der Grippewelle unter hohem Fieber und Husten, dann könnte das ein Indiz für COVID-19 sein. Fieber kommt laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 38 Prozent der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten vor, Husten bei 45 Prozent der Erkrankten. Außerdem sind Kurzatmigkeit sowie Geruchs- und Geschmacksverlust typisch. „Doch nur bei fünf bis zehn Prozent der Erkrankten treten überhaupt starke Krankheitsanzeichen auf, beim Rest verläuft eine Coronavirus-Infektion entweder mild oder ganz unbemerkt“, sagt der Internist.

Typisch Erkältung (grippaler Infekt)

Eher für eine harmlose Erkältung spricht laut Remschmidt ein langsam ansteigendes Krankheitsgefühl, Niesen, Halsschmerzen und eine laufende Nase. Symptome wie Fieber, Kurzatmigkeit oder Geruchs- und Geschmacksverlust kommen bei grippalen Infekten selten vor.

Mit Erkältungssymptomen ins Büro, geht das?

„Generell sollte man wissen, dass alle drei Erkrankungen ansteckend sind. Nur wer im Zweifelsfall zuhause bleibt, kann andere vor einer Infektion schützen“, so der Mediziner. Deshalb rät er, aus Rücksicht auf die Kollegen nicht zur Arbeit zu gehen. „Sich mit Schnupfen und Husten ins Büro zu setzen, das war immer schon kontraproduktiv und momentan ist es erst recht keine gute Idee“, so Remschmidt.

Auch ins Wartezimmer Ihres Hausarztes sollten Sie bei entsprechenden Krankheitsanzeichen nicht einfach kommen. „Rufen Sie lieber an und klären Sie telefonisch, was zu tun ist“, rät der Internist. Am Wochenende oder abends ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter 116117 die richtige Wahl.

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COVID-19 bei Kindern – wie verhalten sich Eltern richtig?

Bei kleinen Kindern sind Husten und Schnupfen im Winter besonders häufig. Gleichzeitig tun sie sich noch schwer darin, ihre Symptome genau zu benennen. „Eltern von Säuglingen und Kleinkindern rate ich ohnehin, lieber einmal mehr beim Kinderarzt anrufen, wenn sie unsicher sind. Nicht nur in Corona-Zeiten“, sagt Remschmidt. Manchmal lässt sich bereits am Telefon klären, ob Sie abwarten können oder Ihr Kind unmittelbar testen lassen sollten.

Im NDR Podcast „Coronavirus-Update“ empfiehlt Virologin Sandra Ciesek, das verschnupfte Kind einen Tag zuhause zu beobachten und abzuwarten, ob noch weitere Symptome dazukommen. Aus den Zahlen, die das Robert Koch-Institut im Rahmen der sogenannten Kita-Studie veröffentlicht hat, geht hervor, dass Schnupfen bei an COVID-19-Erkrankten Kindern häufig mit anderen Symptomen wie Fieber und Husten auftritt. Schnupfen als alleiniges Krankheitsanzeichen kommt laut Studie nur bei 3,4 Prozent der Null- bis Fünfjährigen vor. Ob der Nachwuchs mit Schnupfen noch in die Schule darf, das ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt. In den meisten Bundesländern dürfen Kinder auch mit laufender Nase in den Unterricht.

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Test, ja oder nein? Die Antwort kommt per App

Wenn die Nase in den Wintermonaten ständig läuft, fällt es schwer einzuschätzen, ob Arztbesuch und Test wirklich nötig sind. Letztlich muss jedoch immer ein Mediziner abwägen, ob ein Coronavirus-Test sinnvoll ist. Entscheidungshilfe soll die sogenannte CovApp geben, eine ärztliche Behandlung ersetzen kann sie nicht.

Die CovApp ist ein detaillierter Online-Fragebogen. Nutzer können Informationen zu Vorerkrankungen, Symptomen und Kontakt zu Verdachtsfällen oder bestätigten Coronafällen eingeben. Um den Fragebogen anonym am Internet-Browser (Die CovApp ist nicht in App-Stores erhältlich.) zu beantworten, müssen Nutzer weder die Mailadresse noch den Namen angeben. Die Daten werden nur auf dem eigenen Rechner, Tablet oder Handy gespeichert und nicht an einen anderen Server weitergeleitet oder an Dritte weitergegeben.

Die Berliner Charité hat die App bereits im vergangenen März gemeinsam mit der gemeinnützigen Organisation Data4Life entwickelt. „Wir haben die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zum richtigen Vorgehen im Verdachtsfall gemeinsam mit der Charité digital umgesetzt“, erklärt Remschmidt, der als Chief Medical Officer bei Data4Life an der Entwicklung der App beteiligt war.

Wer den Online-Fragebogen ausfüllt, bekommt von der App eine konkrete Handlungsempfehlung.

 Beispielsweise kann die App raten:

  • Es besteht kein besonderer Handlungsbedarf für Sie.
  • Lassen Sie sich testen.
  • Bleiben Sie zu Hause (zum Beispiel bei Menschen, die Kontakt mit einem bestätigten Corona-Fall hatten, aber keine Krankheitssymptome zeigen).
  • Sie geben an unter Atemnot zu leiden, bitte melden Sie sich telefonisch bei Ihrem Hausarzt oder dem Ärztlichen Bereitschaftsdienst.

 Wie die App Ihren Risiko-Score ermittelt:

 Ob ein Test nötig ist, ergibt sich aus der Kombination der einzelnen Antworten. „Manche Angaben führen dazu, dass die CovApp zu einem Abstrich rät. Wer unter Atemnot leidet, bekommt auf jeden Fall den Rat schnell einen Arzt zu kontaktieren“, so Remschmidt.

Diese Fragen stellt die CovApp:

  • Alter des App-Nutzers: Zum einen erkranken ältere Menschen häufiger, zum anderen sind bei ihnen schwere Verläufe wahrscheinlicher. Höheres Alter bedeutet höheres Risiko.
  • Welche Konsequenzen hätte ein positiver Test: Bei einer Person mit häufigen Kontakten zu Kranken oder Alten sollte lieber einmal mehr getestet werden, da die Folgen einer unbemerkten COVID-19-Erkrankung weitreichend wären. Deshalb fragt die App nach dem Arbeitsplatz und auch nach privaten Kontakten zu Senioren.
  • Wohnsituation: Ob jemand in einer Wohngemeinschaft oder alleine lebt, ist für die Risikobewertung relevant, denn im häuslichen Umfeld ist das Infektionsrisiko hoch. Wer ein Single-Apartment hat, hat ein geringeres Infektionsrisiko und kann dort auch keinen Mitbewohner anstecken.
  • Gab es Kontakt zu einer positiv getesteten Person und wenn ja wann: Liegt der Kontakt zu einem COVID-19-Patienten mehr als 14 Tage zurück, und der Nutzer hat beziehungsweise keine Symptome, ist es unwahrscheinlich, dass er erkrankt und somit ansteckend ist. Ist das Treffen aber erst zwei Tage her, können sich Symptome noch in den nächsten fünf bis sechs Tagen entwickeln.
  • Symptome, die bei COVID-19 häufig vorkommen: Fieber (ab 38 Grad), aber auch Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Geschmacks- und Geruchsverlust können Anzeichen für eine Infektion sein und gehen in die Risikobewertung ein.
  • Wenig spezifische Symptome: Schnupfen oder Halsschmerzen werden zusätzlich abgefragt, sprechen aber nicht eindeutig für eine COVID-Infektion.
  • Krankheitsanzeichen, die ein schnelles Handeln erfordern: Atemnot sollte immer zügig medizinisch abgeklärt werden.
  • Vorerkrankungen: Lungenvorerkrankung, Diabetes, Herzerkrankung und Adipositas (Fettsucht) machen einen schweren Verlauf bei COVID-19 wahrscheinlicher.
  • Medikamente: Wer Cortison oder Immunsuppressiva (Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken) einnimmt, gehört zur Gruppe der Risikopatienten und sollte daher im Zweifelsfall einen Test machen.
  • Grippeimpfung: Wenn ein Nutzer angibt, hohes Fieber zu haben und gegen Grippe geimpft zu sein, dann erhöht das die Wahrscheinlichkeit für eine COVID-19 Erkrankung. Allerdings muss bedacht werden, dass die Grippeimpfung nicht zu 100 Prozent wirkt.

FOCUS-Arztsuche: Corona-Teststellen finden

Arztsuche
Finden Sie mit Hilfe der FOCUS-Gesundheit Arztsuche den passenden Mediziner.
Quellen
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI): COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2): www.rki.de; Abruf: 08.10.2020
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI): Influenza: www.rki.de; Abruf: 08.10.2020
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI): Corona-KiTa-Studie: www.rki.de; Abruf: 08.10.2020
  • Online-Informationen NDR Info: Coronavirus-Update Folge 55 (08.09.2020): www.ndr.de; Abruf: 08.10.2020
  • Online-Informationen NDR Info: Coronavirus-Update Folge 58 (29.09.2020): www.ndr.de; Abruf: 08.10.2020

 

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt finden Sie über unser Ärzteverzeichnis.

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