In den Jahren 2012 und 2013 machten Wissenschaftler in einer deutschen Kinderklinik einen überraschenden Fund: Sie wiesen bei vierzehn Neugeborenen Bakterien nach, die verschiedene gefährliche Krankheiten hervorrufen können, wie Magen-, Darm- und Atemwegserkrankungen oder eine tödliche Blutvergiftung. Glücklicherweise erkrankte keines der Kinder. Antibiotika wirkten nur sehr eingeschränkt oder gar nicht gegen die Erreger – es handelte sich also um antibiotika-resistente Keime.
Das Krankenhauspersonal konnte sich nicht erklären, wie sich die Bakterien verbreitet hatten. Die Mitarbeiter des Hygieneinstituts IHPH vom Uniklinikum Bonn untersuchten verschiedene mögliche Verbreitungsorte der Keime in der Kinderklinik. Dabei begutachteten sie auch die Waschmaschine. Im Waschmittel-Einschubfach und im Gummimantel der Tür konnten die Forscher die Mikroorganismen nachweisen. Diese waren über schonend gewaschene Babykleidung wie Söckchen und Mützchen zu den Säuglingen gelangt. Der Zusammenhang konnte bestätigt werden: Nur Kinder, die Wäsche aus dieser Waschmaschine getragen hatten, waren von den Bakterien besiedelt worden.
Wie konnten die Bakterien in einer Krankenhaus-Waschmaschine überdauern?
Die Forscher vermuten, dass die Erreger durch die Hände des Klinikpersonals oder die eingefüllte Wäsche in die Waschmaschine gelangten. Normalerweise sind in Krankenhäusern professionelle Waschmaschinen und Waschverfahren im Einsatz, die bei hohen Temperaturen und mit Desinfektionsmitteln waschen, oder ausgewiesene Wäschereien bereiten die Wäsche extern auf. „In der Frühgeborenen-Station handelte es sich um eine handelsübliche Waschmaschine“, erklärt Hygieneexpertin Ricarda Schmithausen vom IHPH. Es existieren in Deutschland Leitlinien zur Wäschebehandlung in Gesundheitseinrichtungen. Da der Fall bereits länger zurückliege, sei es höchst unwahrscheinlich, dass noch Haushaltswaschmaschinen für Patientenwäsche in Krankenhäusern gebräuchlich sind. Die Profi-Waschmaschinen wurden von Mitarbeitern des IHPH überprüft. Die Experten schlossen aus, dass Bakterien dort überdauern.
Ein erhöhtes Risiko, durch die multiresistenten Keime zu erkranken, besteht für Personengruppen mit einem geschwächten Immunsystem:
- Abwehrgeschwächte Menschen
- Schwerkranke, die chronische Wunden haben oder mit Dauerkathetern leben
- Personen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen
- Neugeborene Säuglinge
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Was sollte ein Normalverbraucher beim Wäsche waschen beachten?
Anscheinend reichte der Waschgang nicht aus, um die antibiotika-resistenten Keime abzutöten. Die meisten Menschen waschen ihre Kleidung bei Temperaturen von 30 oder 40 Grad. Diese Temperaturen überstehen viele Mikroorganismen ohne Probleme. Nur Bettwäsche, Handtücher oder Putzlappen werden standardgemäß bei 60 Grad gewaschen. Das liegt vor allem daran, dass viele Kleidungsstücke inzwischen die hohen Temperaturen nicht mehr unbeschadet überstehen.
Andere Gründe für Verbraucher sind Umweltschutz und Energiesparen. „Erst bei Temperaturen oberhalb von 60 Grad werden Mikroorganismen abgetötet“, warnt Hygieneexpertin Schmithausen. „Häufig stimmen aber auch die tatsächlichen Wassertemperaturen im Waschprozess mit den vorgewählten Temperaturen nicht überein, sondern liegen deutlich darunter“, erklärt sie weiter.
Schmithausen empfiehlt daher mindestens einmal im Monat ein Waschverfahren bei 90 Grad durchzuführen. Zusätzlich kann man – bei abwehrgeschwächten Personen im Haushalt (siehe Kasten) – eine Desinfektion der Gummidichtung wie auch des Einschubfaches vornehmen. Da die Bakterien Feuchtigkeit bevorzugen, sollte man darauf achten, dass diese Maschinenteile durch Offenstehen von Einschubfach und Tür trocknen können.
Hier finden Sie eine Liste mit geprüften Desinfektionsmitteln des Verbundes für angewandte Hygiene (VAH): https://vah-online.de/de/vah-liste4