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Coronatests: Welche es gibt, wie sie funktionieren und wie zuverlässig sie sind

Die neuen Antigentests sollen rasche Resultate liefern. Doch Experten befürchten falsche Testergebnisse.

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2020-11-10T00:00:00+01:00 2020-11-10T00:00:00+01:00

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Inhaltsverzeichnis
Medizinischer Angestellter hät Corona-Schnelltest in der Hand

© Shutterstock

Symptome, Kontakt mit einem bestätigten Fall, Gewissheit vor einem Besuch im Pflegeheim - Gründe für einen Coronatest gibt es viele. Bislang war der sogenannte PCR-Test üblich. Nun hat die Bundesregierung eine neue, erweiterte Teststrategie angekündigt. Antigen-Schnelltests für Personal, Bewohner, Patienten und Besucher von Seniorenheimen oder Krankenhäusern sollen kostenlos zur Verfügung stehen.

Matthias Orth

© Matthias Orth

Matthias Orth

hat an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau studiert und promoviert. Seit 2004 ist er Ärztlicher Direktor des Instituts für Labormedizin, Marienhospital Stuttgart.

So läuft ein Coronatest ab

Um SARS-CoV-2 nachzuweisen, muss geschultes, medizinisches Personal zunächst mit einem Wattestäbchen den Nasen-/ Rachenraum abstreichen, denn dort vermehren sich die Viren. Um ein genaues Ergebnis zu liefern, muss der Abstrich aus dem tiefen Rachenraum entnommen werden. Das kann unangenehm sein und zu einem kurzen Würgereiz führen.

Der PCR-Test

Der sogenannte PCR-Test ist das Standardverfahren, um eine Coronainfektion nachzuweisen. Nach dem Abstrich müssen die Proben schnellstmöglich in ein Labor transportiert werden. Bei der PCR-Testung wird das Erbmaterial der Viren so stark vervielfältigt, sodass es auch noch nachgewiesen werden kann, wenn es nur in geringen Mengen vorkommt. Das Testverfahren selbst nimmt zwar nur vier bis fünf Stunden in Anspruch, der Transport zum Labor, die Vorbereitungen vor Ort sowie das derzeit sehr hohe Testaufkommen sorgen momentan oftmals für lange Wartezeiten.

Der Antigentest (Schnelltest)

Die Auswertung des Schnelltests kommt im Gegensatz zum PCR-Test ohne ein komplexes Verfahren im Fachlabor aus: Dazu wird eine Probe des Nasen-Rachenabstrichs auf einen Teststreifen mit Antikörpern aufgetragen. Ist das SARS-CoV-2-Virus in der Probe enthalten, färbt sich der Teststreifen nach etwa 15 bis 20 Minuten, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Das Problem: Nur wenn der Abstrich korrekt durchgeführt wird, kann der Test ein zuverlässiges Ergebnis liefern. „Es ist entscheidend, dass ein Arzt oder eine Person mit medizinischer Ausbildung wie ein Krankenpfleger den Abstrich durchführt.“, so der Labormediziner, „Deshalb halte ich es auch nicht für sinnvoll, in Zukunft vor Kinoeingängen oder Fußballstadien zu testen.“

Der Antikörpertest

Sie sind nicht zur Diagnose geeignet und sagen nichts über eine noch bestehende Infektion mit SARS-CoV-2 aus. Antikörpertests sollen lediglich nachweisen, ob das Immunsystem einer Testperson bereits Kontakt zum neuartigen Coronavirus hatte. Dringt das Virus in den Körper ein, bildet er nach einigen Tagen Antikörper, die sich über das Blut nachweisen lassen.

Doch Ärzte bemängeln die Zuverlässigkeit der Tests. Auch sei bislang noch unklar, ob und wie lange man gegen das neuartige Coronavirus überhaupt immun sei.

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PCR- oder Schnelltest: Welcher ist zuverlässiger?

Während der besonders präzise PCR-Test das Erbgut des Erregers SARS-COV-2 auch dann noch nachweisen kann, wenn der Infizierte kaum noch ansteckend ist, forscht der Antigen-Schnelltest nach bestimmten Eiweiß-Molekülen, die typisch für das Virus sind. „Damit ein Antigen-Test ein positives Ergebnis anzeigt, ist im Vergleich zur PCR-Testung eine größere Virusmenge notwendig“, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI). Grund dafür sei eine niedrigere Empfindlichkeit des Schnelltests.

Weiter heißt es: „Das bedeutet, dass ein negatives Antigen-Testergebnis die Möglichkeit einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht ausschließt.“ Im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ erklärt Virologe Christian Drosten, der Test könne nur Aufschluss darüber geben, ob jemand gerade an diesem Tag besonders ansteckend ist oder nicht.

„Der Test ist nicht mehr als eine Momentaufnahme“

In der niedrigen Sensitivität sieht Matthias Orth, Ärztlicher Direktor des Instituts für Labormedizin am Marienhospital Stuttgart, ein Problem. „Schwer an COVID-19 Erkrankte wird der Schnelltest sicherlich erkennen, weil ihre Viruslast meist sehr hoch ist. Aber bei Menschen ohne Symptome, die jemandem im Pflegeheim besuchen möchten, könnte der Test ein negatives Ergebnis liefern, obwohl sie eigentlich infiziert und ansteckend sind.“

Die Folge könne ein falsches Sicherheitsgefühl sein. „Es wäre fatal, wenn ein negativer Schnelltest als Freifahrschein für sorgloses Verhalten gesehen werden würde, denn der Test ist nicht mehr als eine Momentaufnahme. Masken und Abstandsregeln kann er nicht ersetzen.“

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Wem der kostenlose Abstrich zusteht

Die Schnelltests sind laut Bundesgesundheitsministerium aktuell für den Einsatz in Pflegeinrichtungen, Arztpraxen, Krankenhäusern und Reha-Zentren gedacht. Personal, Bewohner, Patienten und Besucher können dort getestet werden. Besucher von Personen in folgenden Einrichtungen sollen sich testen lassen können, wenn die Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen (Inzidenz) in der Region erhöht ist (7-Tage-Inzidenz >50/100.000):

  • Krankenhäuser
  • Rehabilitationseinrichtungen
  • stationären Pflegeeinrichtungen
  • Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen
  • Einrichtungen für ambulante Operationen
  • Dialysezentren

Kann ich den Schnelltest selber durchführen?

Für den Heimgebrauch sind weder PCR- noch Antigentests geeignet. Apotheken dürfen sie nicht Privatpersonen verkaufen. Im Internet gibt es dennoch verschiedene Angebote für Corona-Test-Kits für den Heimgebrauch. „Die sind illegal. Ich rate dringend davon ab, so etwas zu kaufen“, so Orth.

Das Testergebnis sei ohnehin nicht zuverlässig. Denn bei beim Abstrich müsse man so tief in Rachen oder Nase, sodass es schmerzhaft sei. „Das schafft man bei sich selbst nicht“, erklärt der Experte.

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Quellen
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut: www.rki.de; Abruf: 19.10.2020
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut: www.rki.de; Abruf: 19.10.2020
  • Online-Informationen Bundesministerium für Gesundheit (BMG). : www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 19.10.2020
  • Online-Informationen Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Die nationale Teststrategie - Coronatests in Deutschland: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 10.11.2020
  • Online-Informationen Bundes­ärzte­kammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) und Kassenärztliche Bundesvereinigung: www.aerzteblatt.de; Abruf: 10.11.2020
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