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Fettleber: Mit dem richtigen Lebensstil heilbar

Falsche Ernährung und zu wenig Bewegung machen die Leber krank. Nahezu jeder Typ-2-Diabetiker mit Übergewicht hat eine Fettleber, die Blutzucker, Blutdruck und Blutfette in die Höhe treibt. Wird die Leber gesund, bessert sich der gesamte Stoffwechsel.

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Inhaltsverzeichnis
Fettleber: Anatomische Darstellung der Leber

© Shutterstock

Wie entsteht eine Fettleber?

In unserem Bauch sitzt eine hoch spezialisierte Chemiefabrik, die selbst Wissenschaftler immer wieder aufs Neue erstaunt. Die Leber macht Gifte unschädlich, produziert Hormone und hilft, Fett zu verdauen. Sie versorgt den Körper mit Nährstoffen, kontrolliert den Blutzuckerspiegel und lehrt das Immunsystem, Freund und Feind zu unterscheiden. Mit über 500 verschiedenen Stoffwechselprozessen schützt die Leber den Organismus und hält ihn gesund. Stellt das Organ seine Tätigkeit ein, fällt der Mensch ins Koma. Stunden, höchstens Tage beträgt dann seine Überlebenszeit. Anders als bei Herz oder Nieren kann keine Maschine den anspruchsvollen, vielfältigen Job der Leber übernehmen.

An die Gesundheit unseres wichtigsten Stoffwechselorgans verschwenden wir kaum einen Gedanken – abgesehen vielleicht von vereinzelten Anflügen schlechten Gewissens nach einer durchfeierten Nacht. Die Leber macht es uns leicht, sie zu ignorieren, denn ihr fehlen Nerven, die Signale des Unwohlseins ans Gehirn senden. Wir spüren, wenn das Herz aus dem Takt gerät, der Magen zwickt oder der Darm grummelt. Die Leber leidet still – und zwar keineswegs nur bei Menschen, die regelmäßig über den Durst trinken. Anders, als viele vermuten, wird die häufigste Lebererkrankung der westlichen Welt nicht durch überhöhten Alkoholkonsum verursacht. Fast jeder dritte Erwachsene in den Industrieländern hat eine sogenannte nicht alkoholische Fettleber, kurz NAFLD, die durch falsche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel hervorgerufen wird. Von einer Fettleber sprechen Mediziner erst, wenn das Organ mehr als fünf Prozent Fett einlagert. Die Erkrankung ist eng mit Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes verknüpft und kann im schlimmsten Fall zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Medikamente, die das Leberfett reduzieren, gibt es nicht. Doch die Leber selbst ist eine Meisterin der Regeneration. Das Organ kann vollständig gesunden, wenn Patienten ihren Lebensstil rechtzeitig ändern.

25 Prozent der Erwachsenen weltweit haben eine Fettleber. Bei stark Übergewichtigen und Typ-2-Diabetikern sind es rund 70 Prozent.
(Quelle: Praxisempfehlungen DDG, Deutsche Diabetes Gesellschaft, 2018)

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Fettleber: Patienten sind oft ahnungslos

Viele Betroffene ahnen allerdings lange Zeit nichts von ihrer Erkrankung. So auch Moderatorin Andrea Ballschuh. Als Mediziner vor drei Jahren bei einer Routineuntersuchung in ihrer Leber massive Fetteinlagerungen fanden, fiel sie aus allen Wolken. Inzwischen kennt sie die Ursache: ihre Leidenschaft für Süßes. „Ich konnte an keinem Süßigkeitenregal vorbeigehen, ohne zuzugreifen“, erzählt sie. „Wenn ich an der Tankstelle zahlte, musste es immer noch ein Schokoriegel sein.“ Bevor die Kamera anging, aß sie schnell noch ein Stück Kuchen. „Ich war ein Zucker-Junkie“, gesteht Ballschuh.

Andrea Ballschuh

© Marko Priske für FOCUS-Diabetes

Andrea Ballschuh, 46,

Bei der Moderatorin führte der Hang zu Süßem zur Fettleber.

"In fast allen Lebensmitteln, die ich mochte, war Zucker enthalten."

Fettleber: Rasche Diagnose mit Ultraschall

„Zucker, insbesondere Fruchtzucker, führt zu einer vermehrten Fettspeicherung in der Leber“, erklärt Andreas Fritsche, Leiter des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin, Prävention und Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen. Als weitere Risiken nennt der Internist: zu viele gesättigte Fettsäuren, zu viele Kalorien, zu viel Gewicht und zu wenig Bewegung – die gleichen Faktoren also, die auch Typ-2-Diabetes begünstigen. Und noch etwas haben beide Erkrankungen gemeinsam: Sie verlaufen lange Zeit ohne Symptome und zeigen sich anfangs noch nicht einmal durch schlechte Laborwerte im Blutbild. „Im Unterschied zum Blutzucker kann man die Fettleber aber sichtbar machen“, freut sich Fritsche. „Zur Diagnostik genügt meist ein einfacher Ultraschall.“

Diese Untersuchung würden Experten am liebsten ins Vorsorgeprogramm für Risikopatienten aufnehmen. Hans-Ulrich Häring, Vorstand des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Tübingen, fordert: „Auf eine Fettleber sollten Personen mit einer dysproportionalen Fettverteilung untersucht werden, das heißt einem hohen Anteil an Bauchfett und/oder einem geringen Anteil an Fett um die Hüften und Beine.“ Auch für Menschen, die an einer Insulinresistenz bzw. an Typ-2-Diabetes leiden, wünschen sich die Spezialisten ein Fettleber-Screening.

„Fast jeder übergewichtige Typ-2-Diabetiker, der zu mir kommt, hat auch eine Fettleber“, erzählt Andreas Fritsche. „Und je mehr Fett in der Leber ist, desto schlechter senkt das Insulin den Blutzucker – egal, ob das körpereigene oder das von außen zugeführte.“ Wie sich Leberfett, Insulinresistenz und Blutzucker gegenseitig beeinflussen, ist im Detail noch nicht erforscht. „Sicher ist aber: Es handelt sich um ein Syndrom, das zusammengehört“, sagt Fritsche. Zudem haben Fettleber-Patienten häufig auch schlechte Blutfettwerte – und damit alles in allem ein erhöhtes Risiko für Gefäßschäden und deren Auswirkungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Fritsche erklärt seinen Patienten die Fettleber ganz genau: „Schauen Sie, die Leber ist auf den Ultraschallbildern größer als normal, und was da so heller leuchtet, das ist eingelagertes Fett in den Zellen.“ Die optische Beweisführung zeigt Wirkung: Die meisten sind bereit, ihren Lebensstil zu ändern. „Hohe Blutzuckerwerte sind nur Zahlen“, sagt Fritsche. „Wenn Patienten ihr Gesundheitsproblem sichtbar vor Augen haben, erkennen sie eher: Ah, da muss ich was tun!“

Licht-Mikroskop-Aufnahmen von gesunder und kranker Leber

Zu jeder Fettleber-Diagnostik gehört auch ein Blutbild. Es zeigt, ob sich in der Leber eine Entzündung entwickelt hat. Mediziner sprechen dann von einer nicht alkoholischen Steatohepatitis, kurz „NASH“ (sprich: Näsch). Aus dieser kann sich eine Fibrose entwickeln, eine bindegewebsartige Vernarbung des Gewebes. Experten gehen davon aus, dass die NAFLD bei etwa 30 Prozent der Menschen in die entzündliche Form NASH übergeht. Bei stark erhöhten Entzündungswerten entnehmen Ärzte eine Gewebeprobe, um die Leber auf Zellveränderungen zu untersuchen, die auf Leberzirrhose oder Leberkrebs hinweisen.

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Fettleber-Therapie: So schmilzt das Leberfett

Das wirksamste Mittel gegen eine einfache Fettlebererkrankung heißt: abnehmen. Schon wenig hilft viel. „Bereits fünf Prozent weniger Gewicht, zum Beispiel eine Reduktion von 100 auf 95 Kilo, können ausreichen, das Leberfett um 20 bis 30 Prozent zu reduzieren“, weiß Fritsche aus Studien, die er mit seinem Kollegen Norbert Stefan am Universitätsklinikum Tübingen durchgeführt hat. Hungern ist unerwünscht, Mediziner raten heute vielmehr zum „qualifizierten Abnehmen“: Mit einer langfristigen Ernährungsumstellung, bei der man auf Fruchtzucker, rasch resorbierbare Kohlenhydrate und gesättigte Fettsäuren weitgehend verzichtet, schmelzen die Pfunde langsam, aber dauerhaft.

Patienten mit Diabetes unterstützt Fritsche mit Blutzuckermedikamenten, die auch beim Abnehmen helfen. „Wenn Diabetes und Fettleber zusammenkommen, verschreiben wir bevorzugt Wirkstoffe, die die Gewichtsabnahme unterstützen, wie GLP-1-Analoga und SGLT-2-Inhibitoren“, so der Experte.

Ernährung bei Fettleber: Nüsse statt Kuchen, Gemüse statt Schokoaufstrich

Gesundet die Leber, kann das Organ seine Stoffwechselaufgaben wieder uneingeschränkt erfüllen. Davon profitiert der gesamte Organismus: Die Leber reagiert stärker auf Insulin, der erhöhte Blutzucker sinkt, die Blutfette verbessern sich. Auch Andrea Ballschuh erlebte diesen Genesungsprozess. „Im Januar 2016 gab ich mir genau 90 Tage Zeit, um von meiner Zuckersucht loszukommen“, erzählt die Moderatorin, die ihre Erfahrungen gemeinsam mit ihrer Freundin Fabienne Bill in dem Buch „Zucker is(s) nicht!“ (Books4success) verarbeitet hat. Gelüste nach Schokolade und Kuchen stillte sie mit Espresso und Nüssen, Fertigprodukte und Nutella-Brote ersetzte sie durch Reis und Gemüse. Der Anfang war hart. „In der ersten Woche war mir oft schwindlig“, sagt die 46-Jährige, „meine Hände haben gezittert.“

Doch es lohnte sich. Im August 2016 hatte es die Moderatorin schwarz auf weiß: Ihre Blutzuckerwerte waren im regulären Bereich, der Ultraschall der Leber zeigte ein gesundes Bild. „Heute kann ich eine zweistündige Live-Moderation konzentriert durchhalten, ohne das Gefühl zu haben, im Unterzucker zu sein“, freut sie sich.

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Fettleber: Auswirkungen des Lebensstil auf Leber und Blutzucker

Die Grafik zeigt die Auswirkungen von gesundem und ungesundem Lebensstil auf Leber und Blutzucker.

Die Leber und der Lebensstil

© FOCUS-Diabetes

Links der reguläre Zuckerstoffwechsel bei ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung; rechts der gestörte Prozess mit Fettleber, Insulinresistenz und dauerhaft erhöhtem Blutzucker, verursacht durch Fehlernährung und Bewegungsmangel

Dies ist eine gekürzte Fassung. Den vollständigen Text finden Sie in FOCUS-DIABETES „Leben ohne Verzicht" – als Print-Heft oder als digitale Ausgabe.

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