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Effektiver lernen

Wie lernt man am besten? Morgens, abends, mit Karteikarten oder Abfragen? Erfahren Sie es hier.

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Inhaltsverzeichnis
Finger auf einer Notebook-Tastatur

© Thitimauthaiburom / iStock

Zusammenfassung:

  • Was ist effektives Lernen? Methoden, mittels derer Lernstoff besser behalten wird und längerfristig abrufbar ist
  • Wie geht effektiver Lernen? Etwa mittels Techniken wie „unterteiltem Lernen“ (Spacing), Testfragen oder Wort-Bild-Kombinationen
  • Wann am besten lernen? Das ist individuell verschieden, tendenziell sind wir zwei bis vier Stunden nach dem Aufstehen am aufnahmefähigsten
Lernen ist eine Möglichkeit, Denkenergie zu sparen. Beim Lernen stimulieren wir unser Nervennetzwerk im Gehirn. Dadurch passen sich die Verbindungen zwischen den Nervenzellen an und wir können das Muster, also das Gelernte, das nächste Mal leichter abrufen.

Nicht jeder lernt jedoch gleich gut. „Der Lernvorgang ist zwar immer ähnlich, aber es gibt Menschen, denen es leichter fällt, Informationen so zu verankern, dass sie beim nächsten Mal darauf zugreifen können“, weiß Neurowissenschaftler Henning Beck, der Tipps und Strategien zum effektiveren Lernen unter anderem in seinem Buch „Das neue Lernen: heißt Verstehen“ zusammengefasst hat.

Dennoch lohnt es sich, besser lernen zu lernen. Denn selbst, wenn das persönliche Lernmaximum limitiert ist, kann jeder ein effektiverer Lernender werden. „Das ist wie im Sport: Ein Hobbyläufer wird wahrscheinlich nie zum 100-Meter-Weltrekordler. Mit dem richtigen Training kann er aber seine Laufleistung innerhalb seiner Möglichkeiten verbessern“, erklärt Gehirnexperte Beck. Und genau wie es Trainingspläne gibt, die die körperliche Fitness verbessern, gibt es Strategien, um erfolgreich zu lernen.

Henning Beck, Neurowissenschaftler und Buchautor. Er veröffentliche bereits mehrere populärwissenschaftliche Bücher zu den Themen Neurobiologie und Hirnforschung, u.a. "Das neue Lernen: heißt Verstehen“ oder "Irren ist nützlich. Warum die Schwächen des Gehirns unsere Stärken sind". Beck ist außerdem als Science Slammer bekannt.
Henning Beck – Neurowissenschaftler und Buchautor

© Hans Scherhaufer

Lerntipps: Wie lernt man am besten?

„Jedes Lernen an sich ist schon Training. Denn damit fordern wir das Gehirn mit neuem Wissen und es wird besser“, erläutert Henning Beck. Allerdings erfordert effektives Lernen eine gewisse Dosierung, damit wir das Gehirn nicht überfordern. Das braucht nämlich Gelegenheit, um das Gelernte zu verarbeiten. Und: Nicht alle Lernmethoden bringen uns überhaupt erst an den Punkt, etwas zum Verarbeiten zu haben, sprich, sie sind nicht sonderlich effektiv.

Aber wie kann man besser lernen? Einer amerikanischen Studie zufolge, die 2013 im Fachmagazin Psychological Science in the Public Interest erschien, erwiesen sich Techniken wie „den Lernstoff zusammenfassen“ oder „Schlüsselwörter hervorheben“ als wenig nützlich. Andere gelten dagegen nach aktuellem Kenntnisstand als effektive Methoden, darunter die folgenden:

Spacing: Stück für Stück effizienter lernen

Um schneller und effektiver zu lernen, wird der Stoff beim Spacing über einen bestimmten Zeitraum verteilt und auch stückchenweise wiederholt. „Fünf Teile Arbeit, ein Teil Pause“, generalisiert Henning Beck dieses Konzept, das auf viele kürzere Lernabschnitte setzt. Auf Tagesebene könnte das also so aussehen, dass auf 25 Minuten Lernen jeweils fünf Minuten Pause folgen.

Verteilt wird der Lernstoff aber nicht nur auf mehrere Einheiten pro Tag. Er wird auch über mehrere Wochen oder gar Monate hinweg wiederholt und gefestigt, anstatt sich alles in einem Zwölf-Stunden-Lernmarathon vor der Prüfung in den Kopf zu prügeln.

Letzteres kann allein deshalb nicht funktionieren, weil unser Gehirn neu Gelerntes zunächst einmal verarbeiten muss. Überladen wir das Kurzzeitgedächtnis durch riesige Lernstoffmengen, kann es die Informationen nicht effektiv verarbeiten und sie gehen im schlechtesten Fall verloren. Das Spacing verhindert dies, indem wir das Gehirn mit kleinen Happen füttern und sie mit etwas Abstand – zum Beispiel mit einer Woche Pause zwischen erstem Lernen und erstem Wiederholen – nochmals durchgehen.

Testaufgaben lösen: Gelerntes anwenden

Eine Information, mit der wir nichts anfangen können, werden wir nicht im Gedächtnis behalten. Sie wird schlicht als „unnütz“ aussortiert. Deshalb ist eine Methode, um effektiver zu lernen, eigene Testsituationen zu schaffen, in denen wir uns selbst abfragen. Denn: „Bei Testaufgaben muss man Wissen abrufen, die Information wird damit abwandelbar“, sagt Lernexperte Henning Beck.

Das bedeutet: Wir geben im Zuge einer Testaufgabe das, was wir gelernt haben, nicht eins zu eins wieder, sondern so, wie es die Frage erfordert. Also leicht verändert, verkürzt oder ausführlicher. Um den Lernstoff dementsprechend „präsentieren“ zu können, müssen wir verstanden haben, was wir gelernt haben. Wir müssen ihm einen Sinn geben.

Dadurch erweitert sich das Wissen und festigt sich. „Eine Möglichkeit, eine Testsituation zu schaffen, wäre, sich von einer Künstlichen Intelligenz Fragen zu einem bestimmten Thema stellen zu lassen“, gibt Henning Beck einen Tipp zum besser Lernen. Das, was wir nicht beantworten können, wird in den Lernunterlagen nochmals durchgegangen, gegebenenfalls auf Karteikarten notiert und erneut abgefragt.

Schauen und schreiben: Notizen mit Skizzen versehen

„Die eigenen Notizen um Skizzen zu ergänzen, kann hilfreich sein, um effektiver zu lernen. Wir lernen besser mit Bildern, da ein Drittel unseres Gehirns für die Bildbearbeitung zuständig ist“, erklärt Henning Beck. Diagramme, Abbildungen und dergleichen veranschaulichen Prozesse, Verfahren oder einzelne Schritte. Wichtig: Bei Bildern ist die Nachvollziehbarkeit wichtiger als die Genauigkeit. So darf zum Beispiel ein menschliches Herz vereinfacht dargestellt sein, wenn das Kreislaufsystem durch die abstraktere Visualisierung klarer erkennbar wird.

Selbst eine Lösung finden: Neues mit Altem erschließen

Beim Antwort-Erschließen handelt es sich nicht direkt um eine Methode, um Lernstoff besser zu behalten. Eher hilft dieses Vorgehen dabei, Interesse und Spaß am Lernen zu finden oder zu erhalten. Denn: „Wenn man nicht neugierig ist, helfen die besten Lerntechniken nichts“, weiß Henning Beck. Deshalb empfiehlt er, die eigene Lust am Lernen zu wecken. Die kommt häufig, wenn wir uns ausprobieren und uns eine Aufgabe erst einmal selbst erschließen dürfen.

Um einen eigenen Weg für eine Fragestellung zu finden, eine Lösung für eine mathematische Aufgabe oder eine Erklärung für eine Reaktion oder ein Gesetz, kann es helfen, sich selbst Fragen und Gegenfragen zu stellen. Wir nutzen in den Antworten oftmals das Wissen, das wir bereits haben, um uns an eine neue Problemstellung heranzutasten.

Ein Beispiel:

Fragestellung: „Wenn ich in einem Meeting/einer Vorlesung sitze, werde ich nach einer Weile müde, obwohl ich ausgeschlafen bin. Woran liegt das?“

Vorhandenes Wissen: „Beim Autofahren passiert mir das auch. Da hilft es, wenn ich die Klimaanlage aufdrehe oder das Fenster herunterkurble.“

Mögliche Lösung: „Vielleicht liegt die Müdigkeit daran, dass im Raum zu wenig Sauerstoff ist. Die Lösung könnte sein, ab jetzt regelmäßig zu lüften.“

Mit diesem Vorgehen verankern sich neue Ideen in vertrauten Szenarien. „Die eigenen Lösungen müssen dabei nicht unbedingt richtig sein, dazu gibt es ja die Auflösung in den Lernmaterialien. Aber man lernt, sich mit Fragestellungen zu beschäftigen und die Neugier bleibt erhalten“, rät Lernexperte Henning Beck.

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Wann ist die beste Zeit zum Lernen?

Es gibt tatsächlich eine optimale Tageszeit zum Lernen – und doch auch nicht. Pauschal lässt sich nicht sagen, ob morgens oder abends lernen effektiver ist. Wann jemand aufnahmefähig ist, hängt von individuellen Faktoren ab, unter anderem dem Chronotyp. Der bezeichnet, wie unsere innere Uhr tickt, ob wir also morgens oder abends leistungsfähiger sind.

Aber: „Generell ist es so, dass Menschen zwei bis vier Stunden nach dem Aufwachen die höchste Leistungsfähigkeit erreichen“, erläutert Henning Beck. Die meisten von uns können also vormittags effektiver lernen.

Um die Mittagszeit durchlaufen wir ein Tief von einer bis zwei Stunden, während dem der Körper runterfährt. Hier ist lernen nicht sehr effektiv. Danach lohnt es sich, nochmal die Lernmaterialien herauszukramen: Etwa fünf bis sechs Stunden nach dem ersten Lerndurchgang ist ein guter Zeitpunkt, um schon einmal Gelerntes zu wiederholen und im Langzeitgedächtnis zu speichern. Dann hat das Gehirn die Verbindungen der Nervenzellen neu organisiert und die Zellaktivität ist wieder stabil.

Die Umgebung ist fürs effektive Lernen dagegen nicht so wichtig: „Ablenkung und Hintergrundgeräusche sind nicht das Problem, wenn der Lerninhalt spannend genug gestaltet ist“, sagt Henning Beck. „Aber natürlich würde auch niemand zum Lernen in ein voll besetztes Fußballstadion gehen.“

Quellen
  • Dunlosky, J et al.: Improving Students' Learning With Effective Learning Techniques: Promising Directions From Cognitive and Educational Psychology; Psychological Science in the Public Interest; 2013; DOI: 10.1177/1529100612453266
  • Karpicke, J D et al.: Metacognitive strategies in student learning: do students practise retrieval when they study on their own?; Memory; 2009; DOI: 10.1080/09658210802647009
  • Kornell, N et al.: The promise and perils of self-regulated study; Psychonomic Bulletin & Review; 2007; DOI: 10.3758/bf03194055
  • Rawson, K A  et al.: The Power of Successive Relearning: Improving Performance on Course Exams and Long-Term Retention; Educational Psychology Review; 2013; DOI: 10.1007/s10648-013-9240-4
  • Schäfer, Cornelia: So lernst du effektiv; Georg Thieme Verlag KG; 2015
  • Online-Information US Department of Education: https://ies.ed.gov; Abruf: 09.04.2024
  • Online-Informationen Department of Psychology der UC San Diego: https://psychology.ucsd.edu; Abruf: 09.04.2024
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