Was ist Immunglobulin E?
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Arbeit nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip
Zu einem Antigen passen immer nur Antikörper, die sich spezifisch gegen dieses besondere Antigen richten. Vergleichbar ist dieser Mechanismus mit dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Der Antikörper verbindet sich mit dem Antigen. Durch diese Bindung bremst er Krankheitserreger aus oder neutralisiert schädliche Substanzen. Außerdem locken Antikörper weitere Immunzellen an, etwa die Fresszellen des Immunsystems. Auf diese Weise helfen sie dabei mit, die Keime zu zerstören.
Ganz allgemein unterscheiden Mediziner zwei verschiedene Arten von Reaktionen (Immunantworten in der Fachsprache) des Immunsystems auf fremde Organismen oder Substanzen:
- Wenn Antikörper durch B-Lymphozyten gebildet werden, nennen Ärzte dies „humorale Immunantwort“ (lat. humor = Flüssigkeit), weil die Antikörper ins Blut abgegeben werden. Deren Menge lässt sich somit im Blutserum bestimmen – und das machen sich Mediziner bei der Diagnostik zunutze. Im Vergleich zu den anderen Immunglobulinen kommt IgE jedoch nur in geringen Mengen im Blut vor: nur 0,1 Prozent der Immunglobuline sind IgE.
- Spielen dagegen bei der Immunantwort Zellen eine Rolle, sprechen Experten von zellulärer Immunantwort. Besonders wichtig sind hier die sogenannten T-Killerzellen, die zum Beispiel gegen Krebszellen vorgehen.
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Immunglobulin E: Aufgaben
Das Immunglobulin E hat verschiedene Aufgaben im Körper:
- Der Antikörper spielt bei der Bekämpfung von Infektionen (insbesondere durch Parasiten) eine wichtige Rolle.
- Immunglobulin E ist auch – gemeinsam mit den Mastzellen – entscheidend an einer Allergie vom Soforttyp beteiligt. Bei diesem Allergietyp setzt die allergische Reaktion sofort nach dem Kontakt mit dem Allergieauslöser ein. Beispiele dafür sind Pollenallergien (Heuschnupfen), Tierhaarallergien, Nahrungsmittelallergien oder Hausstaubmilbenallergien.
- Zudem ist das Immunglobulin E ein Mitspieler beim allergischen Asthma bronchiale und der Neurodermitis (atopische Dermatitis, atopisches Ekzem).
Immunglobulin E-Werte
Ärzte können die Immunglobulin E-Werte im Blutserum bestimmen. Ist der IgE-Wert erhöht, ist dies ein Hinweis darauf, dass das Immunsystem verstärkt reagiert hat. Am häufigsten sind Infektionen und Allergien die Gründe dafür. Der IgE-Wert lässt sich also zur Diagnostik von Allergien nutzen, weil der Körper beim Kontakt mit dem Allergieauslöser (Allergen) vermehrt IgE ausschüttet.
Immunglobulin E-Werte – das sagen sie aus
Es gibt zwei IgE-Werte, die Ärzte messen können:
- Immunglobulin E gesamt (Gesamt-IgE): Dieser Wert besagt, wie viel Immunglobulin E im Blut zirkuliert. Eine Erhöhung kann zum Beispiel auf eine Allergie vom Soforttyp oder eine Infektion mit Parasiten hindeuten.
- Spezifische IgE-Antikörper: Diese richten sich gegen ganz bestimmte Allergieauslöser. Solche Stoffe und Strukturen können beispielsweise Pollen, Tierhaare, Nahrungsmittel oder Chemikalien sein. Ärzte können anhand der spezifischen IgE-Antikörper genauer erkennen, um welche Allergie es sich womöglich handelt, etwa gegen Pollen von Gräsern und Blüten oder Insektengift. Zudem lassen sich IgE-Antikörper gegen Einzelbestandteile von Allergenen bestimmen. Bei diesen Komponenten handelt es sich um bestimmte Eiweiße, etwa in Gräsern, Kuhmilch oder Tierhaaren.
Die Menge der nachgewiesenen IgE-Antikörper geben Laborärzte auch in „Klassen“ an, etwa als RAST-Klasse. Die Abkürzung „RAST“ steht für „Radio-Allergo-Sorbent-Test“. Es gibt bei diesem Test die Klassen 0 bis 4. Diese Einstufung erlaubt eine grobe Einteilung von „negativ“ (0), was keine Allergiebereitschaft auf das betreffende Allergen bedeutet, bis „stark positiv“ (=4). Dann liegt eine Sensibilisierung vor und die Allergiebereitschaft ist erhöht. Nach einem ähnlichen System funktionieren die sogenannten CAP-Klassen von 1 bis 6. CAP ist die Abkürzung für „Carrier Polymer System“. Hier gibt es sechs Stufen von 0 (keine Allergiebereitschaft) bis 6 (starke Allergie).
Ein positives Ergebnis im IgE-Test zeigt an, dass ein Mensch eine erhöhte Allergiebereitschaft besitzt. Er ist dann gegenüber einer Substanz sensibilisiert. Die Sensibilisierung ist aber noch keine Allergie. Sie besagt nur, dass sich das Immunsystem mit dem fremden Stoff auseinandersetzt, aber noch keine Symptome auftreten. Frühestens beim nächsten Kontakt mit dem Allergen können Allergiesymptome entstehen – erst dann handelt es sich um eine Allergie. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in einer Studie herausgefunden: Fast die Hälfte aller Erwachsenen sind gegen mindestens eine Substanz sensibilisiert.
Auch wenn der IgE-Test noch keine genauen Rückschlüsse darüber zulässt, ob und wann eine Person allergische Beschwerden entwickelt – er ist ein wichtiges Diagnose-Instrument für Ärzte.
Die Bestimmung des Immunglobulin E-gesamt beziehungsweise der spezifischen IgE-Antikörper kann hilfreich sein, um die Ergebnisse eines Hauttests (zum Beispiel Prick-Test) zu vervollständigen. Die Blutuntersuchung auf IgE ist zudem eine gute Diagnose-Möglichkeit, wenn ein Haut- oder Provokationstest auf eine Allergie kein aussagekräftiges Ergebnis geliefert hat oder Ärzte ihn nicht durchführen konnten. Die Gründe dafür können beispielweise Hautveränderungen, akute Krankheiten oder die Einnahme von Medikamenten gegen Allergien (Antiallergika) sein.
Immunglobulin E-Normalwert
Der Normalwert für das Gesamt-IgE liegt für erwachsene Männer und Frauen sowie Kinder ab zehn Jahren bei bis zu 100 IU/ml. Die Abkürzung steht für Internationale Einheiten pro Milliliter Blutserum. Bei Kindern, die zwischen sechs und neun Jahren alt sind, liegt der Wert bei bis zu 90 IU/ml, bei Kindern, die zwischen einem und fünf Jahren alt sind, liegt der Wert bei bis zu 60 IU/ml, bei noch Jüngeren liegt er bei bis zu 12 IU/ml. Zu beachten ist jedoch, dass die Klassen und Referenzwerte je nach Labor und Messmethode variieren können.
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Immunglobulin E erhöht
Suchen Sie immer einen Arzt auf, wenn Sie eine Allergie oder eine Infektion bei sich vermuten. Eine Blutuntersuchung zeigt, ob Ihr IgE erhöht ist. Es gibt verschiedene Ursachen, warum das Immunglobulin E zu hoch sein kann. Dazu gehören unter anderem:
- Pollenallergie (Heuschnupfen)
- Tierhaarallergie
- Hausstaubmilbenallergie
- Nahrungsmittelallergie
- Allergisches Asthma
- Neurodermitis (atopische Dermatitis, atopisches Ekzem) – eine Erkrankung, bei der die Haut überschießend auf bestimmte Auslöser reagiert
- Der IgE-Wert kann bei Parasitenbefall erhöht sein, beispielsweise bei einer Infektion mit Amöben, Würmern (Band-, Spul oder Fadenwürmer), Toxoplasmen oder dem Malaria-Erreger Plasmodium falciparum
- HIV-Infektion
- Autoimmunerkrankungen, etwa Systemischer Lupus Erythematodes (SLE) oder rheumatoide Arthritis
- Angeborene Immundefekte, z.B. Wiskott-Aldrich-Syndrom, Hyper-IgE-Syndrom oder DiGeorge-Syndrom
Ein hoher Alkoholkonsum schwächt das Immunsystem auf verschiedene Weise. So sind zum Beispiel die Fresszellen, die Krankheitserreger bekämpfen und abwehren, nicht mehr schlagkräftig genug. Spanische Forscher hatten schon vor einigen Jahren nachgewiesen, dass das Immunglobulin E auch durch Alkohol erhöht sein kann. Schon moderates Trinken ließ die IgE-Werte klettern. Allerdings lässt sich daraus nicht schließen, dass Alkoholkonsum das Risiko für Allergien steigert. Und umgekehrt müssen Allergiker Alkohol nicht strikt meiden.
Neben erhöhten IgE-Werten gibt es auch zu niedrige Immunglobulin E-Werte im Blut. Die Ursachen können zum Beispiel Nierenerkrankungen (Nephrotisches Syndrom) oder eine gestörte Produktion von Immunglobulinen sein.
Immunglobulin E-Wert bestimmen
Der Immunglobulin E-Wert lässt sich aus dem Blutserum bestimmen. Ärzte entnehmen eine Blutprobe und lassen das Blut dann im Labor untersuchen. Der Blutwert für IgE besagt jedoch nur, ob er erhöht, erniedrigt oder im Normalbereich liegt. Die Ursache für einen erhöhten oder erniedrigten Wert können Ärzte nicht aus dem Blut ablesen. Hier müssen weitere Untersuchungen zur Diagnostik folgen. Denn es können Infektionen mit Parasiten, eine Allergie oder andere Erkrankungen dahinterstecken. Bei der Frage, welcher Arzt den Immunglobulin E-Wert messen kann, lautet die Antwort: der Hausarzt. Besteht der Verdacht auf eine Allergie, leitet er Sie an einen entsprechenden Facharzt weiter.
Quellen
- Gonzalez-Quintela A, Vidal C, Gude F: Alcohol, IgE and allergy; Addiction Biology; 2006; DOI: 10.1111/j.1369-1600.2004.tb00533.x
- Online-Informationen Helmholtz Zentrum München; Labortests zur Allergiediagnose; hwww.allergieinformationsdienst.de; Abruf: 4.12.2020
- Online-Informationen Helmholtz Zentrum München; Aufbau und Funktion des Immunsystems; www.allergieinformationsdienst.de; Abruf: 4.12.2020
- Online-Informationen ECARF www.ecarf.org; Abruf: 4.12.2020
- Online-Informationen Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB); Allergie und Diagnose; www.daab.de
- Online- Informationen Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB); Das hilft Ihnen bei der Diagnose; www.daab.de; Abruf: 4.12.2020
- Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten e.V.; www.internisten-im-netz.de; Abruf: 5.12.2020
- Online-Informationen Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs; www.gesundheit.gv.at; Abruf: 05.12.2020
- Online-Informationen DocCheck; flexikon.doccheck.com; Abruf: 5.12.2020