Spermiogramm
Ein Spermiogramm, auch Ejakulatanalyse genannt, ist eine mikroskopische Untersuchung des männlichen Spermas. Damit lässt sich einschätzen, ob ein Mann zeugungsfähig ist und welche Qualität sein Sperma hat. Erfahren Sie hier, wie ein Spermiogramm abläuft, was es kostet und wo Sie es machen lassen können.
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Was ist ein Spermiogramm?
Ein Spermiogramm ist eine Analyse des männlichen Spermas. Der Samen wird nach der Ejakulation aufgefangen und mikroskopisch analysiert. So lassen sich unter anderem Rückschlüsse ziehen auf:
- die Fruchtbarkeit des Mannes (anhand der Konzentration der Samenzellen)
- die Qualität der Spermien (Beweglichkeit, Anzahl, Form)
- diverse andere Werte der Spermaflüssigkeit (u. a. pH-Wert, Bakterienmenge, Konsistenz)
Spermiogramm-Kosten: Wann zahlt die Kasse?
Die Kosten für ein Spermiogramm übernimmt die Krankenkasse in bestimmten Fällen, bei sogenannter medizinischer Indikation. Das bedeutet, dass der behandelnde Arzt der Meinung ist, dass eine bestimmte Behandlung, in diesem Fall eben die Spermaanalyse, als Maßnahme notwendig bzw. angemessen ist. Ein Beispiel ist unerfüllter Kinderwunsch.
Die Kosten betragen ab 50 bis 60 Euro für ein Spermiogramm. Die Kostenübernahme erfolgt bei entsprechender Indikation (siehe oben) durch die Krankenkasse. Ansonsten können Sie ein Spermiogramm als sogenannte IGeL-Leistung (Individuelle Gesundheitsleistung) auf eigene Kosten durchführen lassen.
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Spermiogramm: Ablauf der Untersuchung
Eine Spermauntersuchung in einer Facharztpraxis oder einer Kinderwunschklinik erfolgt weitestgehend standardisiert. Der Ablauf ist prinzipiell meist folgender:
Spermiogramm: Vorbereitung
In den Tagen vor der Samenabgabe sollte der Mann möglichst normal leben, essen und schlafen, um das Ergebnis des Spermiogramms nicht zu verfälschen. Einzig auf Geschlechtsverkehr und Selbstbefriedigung muss er verzichten – beim Spermiogramm gilt eine Karenzzeit von einigen Tagen, für gewöhnlich zwischen drei und fünf. Der Grund: Durch die Enthaltsamkeit erhöhen sich die Spermienanzahl und das Volumen der Spermaflüssigkeit.
Spermiogramm: Durchführung
Um eine Spermaprobe für die Untersuchung im Labor abzugeben, masturbiert der Mann. Der gesamte Samen sollte dabei aufgefangen werden. In der Facharztpraxis oder Kinderwunschklinik gibt es für die Masturbation einen separaten Raum. Eventuell ist es hilfreich, wenn die Partnerin anwesend ist und dabei hilft, das Sperma zu gewinnen.
Männern, denen das unangenehm ist, können in Absprache mit dem Arzt unter Umständen für das Spermiogramm auch zu Hause eine Samenprobe abgeben. Allerdings ist diese Variante deutlich fehleranfälliger. Sie sollten sich dafür ein spezielles Transportgefäß in der Praxis oder Klinik geben lassen. Wichtig: Das Ejakulat darf nicht älter als eine Stunde sein, wenn es ins Labor geht, da sonst die Beweglichkeit der Spermien nachlässt.
Ein Transport in einem handelsüblichen Kondom wäre kontraproduktiv, da dieses Verhütungsmittel darauf ausgelegt ist, Spermien abzutöten. Darüber hinaus sollten Männer kein Gleitgel verwenden und auch ein Coitus interruptus, also ein vorzeitiger Abbruch des Geschlechtsverkehrs, ist nicht geeignet, um eine Samenprobe für ein Spermiogramm zu gewinnen. Ersteres macht die Spermien weniger beweglich, Letzteres verfälscht das Untersuchungsergebnis, da das saure Vaginalsekret die Spermien schädigt.Abzuraten ist von Spermatests für zu Hause, die Sie zum Beispiel im Internet bestellen können. Sie versprechen zwar, schnell und unkompliziert die männliche Fruchtbarkeit zu analysieren. Allerdings sind sie für gewöhnlich nicht sehr aussagekräftig, da sie nur die Spermienmenge pro Milliliter Ejakulat ermitteln. Die ist aber nur eines von vielen Kriterien, die bestimmen, ob und wie fruchtbar ein Mann ist.
Spermiogramm: Auswertung
Die Samenprobe kommt in ein Labor. Dieses untersucht sie im Zuge des Spermiogramms auf verschiedene Werte und gleicht diese, wo vorhanden, mit Referenzwerten ab. Es gibt für Spermiogramme WHO-Kriterien, also Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation. Diese gelten als Spermiogramm-Normalwerte und umfassen unter anderem:
- Anzahl der Spermien (39 Mio. im gesamten Ejakulat, 15 Mio./ml)
- Beweglichkeit der Spermien (im Spermiogramm „Motilität“ genannt: schwimmen sie schnell, langsam, nur im Kreis/lokal, gar nicht; 40 % sollten sich generell bewegen, davon 32 % zielgerichtet)
- Vitalität (58 % der Spermien lebend)
- Form der Spermien (Kopf, Mittelstück, Schwanz; mindestens vier Prozent der Spermien gesund geformt); im Spermiogramm als Morphologie ausgewiesen
- Farbe des Ejakulats (gesundes Sperma ist milchig-weiß)
- pH-Wert der Samenflüssigkeit (zwischen 7 und 8)
- Zuckergehalt der Samenflüssigkeit (mind. 13 µmol im Ejakulat)
- Zähflüssigkeit der Samenflüssigkeit (verflüssigt sich innerhalb weniger Minuten bei Raumtemperatur)
Darüber hinaus kann das Labor das Ejakulat mittels sogenanntem MAR-Test (Mixed-Antiglobulin-Reaction-Test) auf Spermienautoantikörper untersuchen. Diese entstehen, wenn der Körper die eigenen Spermien als feindlich betrachtet und vernichten möchte. Dieser Test kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn Beweglichkeit und Anzahl der Spermien normal sind, dennoch aber eine Fruchtbarkeitsstörung besteht.
Um ein möglichst aussagekräftiges Spermiogramm-Ergebnis zu erhalten, sollte der Facharzt zwei Untersuchungen mit einem Abstand von ein bis drei Monaten durchführen. Der Grund: Da sich Samenzellen recht langsam entwickeln, kann sich die Spermaqualität innerhalb von bis zu 90 Tagen verändern.
Spermiogramm: Wo machen lassen?
Wer ein Spermiogramm erstellen lassen möchte, fragt sich, wo er dies machen kann? Gehen Sie in eine Facharztpraxis oder eine Kinderwunschklinik für die Durchführung eines Spermiogramms. Welcher Arzt Sie betreut, hängt davon ab, wo Sie sich untersuchen lassen. Klassischerweise führt das Spermiogramm ein Urologe (= Facharzt für Harn- und Geschlechtsorgane) oder ein Androloge (= Experte für Männerkunde) durch. Einen Ansprechpartner in Ihrer Nähe finden Sie zum Beispiel über die Focus-Arztsuche.
Quellen
- Nieschlag, E. et al: WHO Laborhandbuch zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulates. 5. Aufl. Springer; Berlin; 2012
- Online Informationen Amboss GmbH: www.amboss.com; Abruf: 14.9.2021
- Online Informationein Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.familienplanung.de; Abruf: 14.9.2021