Das Tückische an Alzheimer: Wenn Symptome auftreten, ist die Krankheit oft schon fortgeschritten. Alzheimer-Demenz früh zu entdecken, ist daher seit Jahrzehnten Gegenstand der Forschung. Nun ist es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Schweden, Großbritannien, Brasilien und den USA gelungen, die Einführung eines Bluttests zur Früherkennung voranzutreiben – mit beeindruckenden Ergebnissen.
Test genauer als Ärzte
Der Test, der APS2 heißt, reagiert auf Biomarker im Blut. Er zeigt das sogenannte Tau-Protein, das die bei Alzheimer typischen Ablagerungen im Nervengewebe fördert, an – und jenen Eiweißkomplex, aus dem diese Ablagerungen bestehen, das Amyloid. Für Klarheit reicht schon eine Blutprobe: Im Rahmen der Studie mit mehr als 1200 Patientinnen und Patienten mit leichten Gedächtnisproblemen diagnostizierte APS2 Alzheimer mit einer Genauigkeit von rund 90 Prozent. Der Test war damit präziser als auf Demenz spezialisierte Ärztinnen und Ärzte, die die Erkrankung mit den üblichen Untersuchungen nur mit einer Sicherheit von 73 Prozent diagnostizierten. Allgemeinmediziner schnitten beim Vergleich „Bluttest gegen Mensch“ am schlechtesten ab: Sie kamen lediglich auf eine Treffsicherheit von 61 Prozent.
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Bei Vergesslichkeit kurz nachmessen
Den Bluttest, der als einfach, schnell und kostengünstig gilt, gibt es schon seit einigen Jahren. Dass er so zuverlässig funktioniert und präziser diagnostiziert als Fachleute, war bisher allerdings nicht klar. Auch steht APS2 nicht überall zur Verfügung. Ein flächendeckender Alzheimer-Test würde die medizinische Grundversorgung allerdings modernisieren, schreiben die Studienautoren. Vielleicht könnte sich in Zukunft, jede Person, die sich aufgrund von Vergesslichkeit Sorgen macht, erkrankt zu sein, in der Hausarztpraxis testen lassen. Manche Experten halten es gar für denkbar, bestimmte Bevölkerungsgruppen bald routinemäßig auf Alzheimer hin zu untersuchen.
Im Hinblick auf die alternde Gesellschaft ist APS2 ebenfalls interessant: Die Anzahl der an Demenz Erkrankten wird laut Robert Koch-Institut von aktuell 1,7 Millionen Menschen auf voraussichtlich drei Millionen im Jahr 2070 ansteigen. Je früher die Betroffenen von ihrer Erkrankung wüssten, desto schneller hätten sie Zugang zu Medikamenten, die den Gedächtnisverfall bremsen.
Quellen
- Palmqvist, S et al: Blood Biomarkers to Detect Alzheimer Disease in Primary Care and Secondary Care; JAMA: Journal of American Health Association; 2024; DOI: 10.1001/jama.2024.13855
- Brum, W S et al: A two-step workflow based on plasma p-tau217 to screen for amlyloid ß positivity with further confirmatory testing only in uncertain cases; Nature Aging; 2023; DOI: 10.1038/s43587-023-00471-5
- Online Informationen RKI Gesundheitsmonitoring: Journal of Health Monitoring: www.rki.de; Abruf: 06.08.2024