Wie geht es dem Patienten während und nach der Behandlung? Hat sich sein Zustand verbessert? Wirkt das verordnete Medikament? Diese Fragen stellt sich wohl jeder Arzt von Zeit zu Zeit.
Ein Tool, das helfen kann, diese Wissenslücke zu schließen: Patient-Reported Outcome Measures (kurz: PROMS). Auf deutsch spricht man von der systematischen und standardisierten Erfassung von patientenberichteten Behandlungsergebnissen.
Was sind PROMS?
PROMS sind standardisierte Fragebögen, die Patienten ausfüllen, um ihre eigene Sicht auf ihre Gesundheit und Lebensqualität zu dokumentieren. Das Besondere daran: Die Informationen kommen ungefiltert und direkt von den Patienten, ohne dass ein Arzt oder eine Pflegekraft die Antworten interpretiert.
In den Fragebögen geben Patienten zum Beispiel an, ob sie Schmerzen oder Ängste haben, wie mobil sie sind, ob sie sich selbst versorgen und alltägliche Aufgaben bewältigen können. Die Inhalte variieren je nach Einsatzgebiet – so gibt es zum Beispiel spezifische Fragebögen für Krebserkrankungen oder psychische Leiden.
Was macht PROMS so relevant?
Während klinische Messungen objektive Daten wie Blutdruck, Cholesterinwerte oder Röntgenbilder liefern, bieten PROMs eine subjektive Sichtweise. Sie zeigen, wie sich der Patient fühlt und wie er seine Gesundheit erlebt.
Die Fragebögen geben Patienten eine aktive Rolle in ihrer Gesundheitsversorgung. Das kann nicht nur die Motivation der Patienten erhöhen, sich an Behandlungspläne zu halten, es steigert auch die Qualitätssicherung und verbessert die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten.
Ärzte erhalten Einblicke in die Lebensqualität und die spezifischen Herausforderungen ihrer Patienten, die in einem kurzen Arztgespräch möglicherweise nicht zur Sprache kommen.
Außerdem können Patienten während der Behandlung direkt Feedback geben, wenn sich ihre Symptome verschlechtern oder sie unerwartete Nebenwirkungen haben. Der Arzt kann reagieren, indem er den Patienten erneut einbestellt und die Behandlungsstrategie individuell anpasst. Durch die frühzeitige Reaktion auf Beschwerden und mögliche Risiken, können im Extremfall sogar Leben gerettet werden – etwa wenn der Patient ein Medikament nicht verträgt oder Komplikationen nach einer Operation auftreten.
Werden PROMS in Deutschland eingesetzt?
In Deutschland ist der Einsatz von PROMs nicht verpflichtend vorgeschrieben. Dennoch gaben in einer Befragung des Rechercheinstituts FactField für die FOCUS-Gesundheit-Klinikliste 2025 57 Prozent der 1.800 Kliniken an, Informationen über den Gesundheitszustand ihrer Patienten mittels eines Fragebogens zu erheben.
30 Prozent der Kliniken gaben sogar an, einrichtungsinterne PROMS zu verwenden. 11 Prozent verwenden Fragebögen des International Consortium of Outcome Measurements (ICHOM), einer Organisation die standardisierte PROMS entwickelt.
Doch Fragebögen sind nicht die einzigen Tools, die Kliniken einsetzen, um herauszufinden, wie es Patienten nach der Behandlung geht. Laut der FactField-Befragung setzen Krankenhäuser in Deutschland auch andere Methoden ein:
- 81% der Kliniken bestellen Patienten wieder ein
- 68% der Kliniken binden Patienten in Studien ein, in denen sie beispielsweise ein neues Medikament testen oder an Umfragen teilnehmen
- 61% der Kliniken befragen Patienten telefonisch
- 59% der Kliniken nutzen fachspezifische Datenbanken, also zentrale Informationssammlungen zu Krankheiten (z.B. enthält das Krebsregister alle wichtigen Daten zur Häufigkeit, Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen)
Die Wahl einer Klinik kann für den Genesungserfolg entscheidend sein. Die FOCUS-Gesundheit-Klinikliste 2025 mit 1.800 empfohlenen Kliniken für 60 Fachbereiche und Erkrankungen: www.focus-gesundheit.de/top-nationale-fachklinik/suche
Patient Empowerment: Der Schlüssel zum Behandlungserfolg
Die Stärkung der Patientenrolle ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Wenn Patienten gut informiert und aktiv in ihre Gesundheitsentscheidungen eingebunden sind, verläuft die Therapie oft besser und Patienten halten sich eher an Empfehlungen ihres Arztes. PROMs sind ein wichtiger Baustein dieses Empowerments, aber es gibt noch weitere Ansätze.
Dazu gehören zum Beispiel digitale Gesundheitsanwendungen, also Apps und Online-Tools, die Patienten selbst aktiv nutzen können, um die Behandlung ihrer Krankheit zu unterstützen.
Eine weitere Form von Patient Empowerment ist Shared Decision Making. Das bedeutet: Arzt und Patient entscheiden gemeinsam über die passende Therapie. Im Podcast „Auf Herz und Nieren“ erklärt Serap Tari, Psychoonkologin und Leiterin des Projekts „Bayern goes SDM“, welche Vorteile und Herausforderungen es beim Shared Decision Making gibt.
Shared Decision Making: Warum Mitbestimmung von Patienten den Unterschied macht (Podcast #67)
Zu Gast im Podcast: Serap Tari, Psychoonkologin und Leiterin des Projekts Bayern goes SDM am Bayerischen Zentrum für Krebsforschung
Mehr Infos zur Folge
Die Zeit der “Götter in Weiß” neigt sich dem Ende zu – Patienten wünschen sich heute oft mehr Aufklärung über ihre Erkrankung und fordern Mitbestimmung bei der Therapieentscheidung. Denn auch die individuelle Lebenssituation, Zukunftspläne, Risikobereitschaft und ganz persönliche Prioritäten sind wichtige Faktoren für die Auswahl der passenden Behandlung.
Hier setzt Shared Decision Making an. Arzt und Patient treffen gemeinsam die Entscheidung über die passende Therapie. Serap Tari ist Psychoonkologin und leitet das Projekt “Bayern goes SDM”. Sie ist dafür verantwortlich, Shared Decision Making in den Praxis- und Klinikalltag zu implementieren. Wir sprechen mit ihr darüber, welche Vorteile Shared Decision Making hat, wo Herausforderungen liegen und wie das Konzept aktuell schon in Deutschland umgesetzt wird. Außerdem gibt sie praktische Tipps, was Patienten selbst tun können, um einbezogen zu werden.
Diese Folge ist eine Aufzeichnung unseres Live-Podcasts beim Health Lab im Bergson Kunstkraftwerk in München vom 19. September. Bei diesem Event mit dem Motto “Mapping the patient journey” haben wir auch Gäste auf die Podcast-Bühne geholt und mit ihnen über Shared Decision Making diskutiert.
Quellen
- Online-Informationen Bundesgesundheitsministerium: www.bundesgesundheitsministerium.de; Abruf: 19.11.2024
- Online-Informationen Bertelsmann Stiftung: www.bertelsmann-stiftung.de; Abruf: 19.11.2024
- Online-Informationen Heartbeat Medical: www.heartbeat-med.com; Abruf: 19.11.2024