Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse ist jeder zweite Deutsche mit seiner Figur unzufrieden. „Viele haben verlernt, was sie im Kleinkindalter mühelos konnten – auf ihren Körper und dessen Signale zu hören“, sagt die Ökotrophologin Julia Bollwein, die in München das Institut für Achtsames Essen gegründet hat. Ihre Klienten sind Menschen, die die Verantwortung für ihre Ernährung an Kalorientabellen, Low- Fat- oder Atkins-Diäten abgegeben haben. Sie schlingen weiter, auch wenn der Hunger längst weg ist, und nehmen ihre Mahlzeiten unter Zeitdruck im Gehen oder während der Arbeit zu sich, sodass sie gar nicht bemerken, was sie da in sich hineinschaufeln. Bollwein will ihren Schützlingen beibringen, alte Muster zu durchbrechen. Sie sollen beginnen, fürsorglich mit ihrem Körper umzugehen, und lernen, ihn wie ein Buch zu lesen.
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Achtsamkeit schult das Urvertrauen in den eigenen Organismus und verbessert die Beziehung zu Lebensmitteln. „Beobachten Sie sich beim Essen, ohne zu urteilen“, rät Bollwein. Empfindungen und Gedanken sollen uneingeschränkt wahrgenommen werden. Der Fokus liegt darauf, was in Hirn und Bauch während der Mahlzeit passiert. „Durch die freundliche Kommunikation mit dem eigenen Körper lernen wir unsere Verhaltensmechanismen besser kennen und übernehmen selbstbewusst Verantwortung für unsere Nahrungsaufnahme“, erklärt die Ökotrophologin. Das helfe Menschen, die Gewichtsprobleme haben oder unachtsam essen.